Die Suche nach einem passenden Wein für die 4. Wein-Rallye stellte sich schon zu Beginn als eine große Herausforderung dar. Bei der Suche im Internet und in den Geschäften hat sich offenbart, dass selbst Fachverkäufern nicht bekannt war, auf welchem Boden die von Ihnen verkauften Weine gewachsen sind.
Die ganze Weinwelt spricht von Terroir, aber auf Nachfrage, ob der eine oder der andere namhafte Wein auf Vulkangestein gewachsen ist, mussten alle passen.
Die Suche brachte mich nach Chile, Argentinien, Spanien, Italien (insbesondere Sizilien und Kampanien) und natürlich Deutschland. Durch Anlesen hatte ich mir eine Liste von bestimmten Weinen ausgesucht, die jedoch in Berlin seltsamerweise nicht aufzutreiben waren. So wollte ich z.B. vom Deutzerhof von der Ahr den Wein Balthasar C. Spätburgunder erwerben. Deutzerhof-Weine werden zwar im KaDeWe verkauft, der Gewünschte jedoch nicht. Ebenso gab es gerade mal einen Wein aus Kampanien...und der ist nicht auf Vulkangestein gewachsen. Welcher sizilianische Wein auf Vulkangestein gewachsen ist, konnte mir auch nicht beantwortet werden.
Die unqualifizierten Verkäufer wollten mir daraufhin weiss machen, ich solle doch einen chilenischen Wein kaufen, da diese Weine alle auf Vulkangestein gewachsen seien. Ich bin vor soviel Wein-Unwissenheit fast explodiert.
Den Rücken dem KaDeWe kehrend bin ich ich dann bei Karstadt gelandet.
Ich weiss, das sind nicht unbedingt Fachhandlungen, aber nach der Suche in kleineren Weinhandlungen, die noch nicht einmal etwas mit Vulkangestein anfangen konnten, dachte ich, dass ich wenigstens bei den doch gut sortierten Lebensmittelabteilungen der Warenhäuser fündig würde.
Auch bei Karstadt stiess ich erst auf Unverständnis und Unkenntnis. Nachdem ich allerdings zuletzt etwas verzeifelt nach einem italienischen Taurasi gefragt habe, leuchteten dann doch die Augen des Verkäufers auf. "Ja, einen Taurasi haben wir. Ich wusste ja gar nicht, dass der auch auf vulkanischem Gestein gewachsen ist. Da lerne ich noch was von Ihnen!" Daraufhin bot ich ihm an, mich einzustellen, wenn ich anscheinend kompetenter bin, als er. Wohlweislich hat er dann doch abgelehnt.
Nun aber zum wichtigsten. Ich hatte endlich meinen Wein, obwohl ich einen Kompromiss eingehen musste. Der von mir erworbene DOCG Taurasi Dei Feudi di San Gregorio 2002 aus Kampanien ist nämlich nicht von dem von mir favorisierten Produzenten Mastroberardino. Auch ist der Wein nur auf einem Mischboden gewachsen. Der Boden hat Anteile von tiefreichenden Schichten vulkanischer Asche des Vesuvs mit lehmigen, sandigen und alluvialen Elementen unter einer humusreichen Oberflächenschicht. Der Wein ist also nicht auf rein vulkanischer Erde gewachsen. Aber das war ein Kompromiss, den ich eingehen musste. Ausserdem war ich neugierig auf den Wein, von dem ich schon einiges gehört hatte.
Der Wein besteht aus der Traube Aglianico und wird 18 Monate in Barriques mittlerer Toastung ausgebaut. Der Alkoholgehalt beträgt 13,5 % vol.
Step2: Passendes Essen
Nun war ich bereit für eine zweite Überlegung. Welches Essen passt zu so einem - mir unbekannten - Wein?
Ich habe mich für ein Rinderfilet an einer reduzierten Madeirasauce mit karamellisierten Möhren, leicht in der Pfanne geschwenkte Zucchini und Kartöffelchen in einer leichten Salzkruste entschieden. Die Wahl war absolut perfekt.
Step3: Das Ergebnis
Bei der Öffnung der Weinflasche strömte mir eine Duft von Brombeere, Schokolade und Vanille entgegen. Der erste Eindruck versprach einen absolut phantastischen Wein. Entgegen der Nase war dann der Wein am Gaumen säuerlich und sehr tanninhaltig. Eine rechtzeitige Öffnen der Flasche war in jedem Fall Voraussetzung für den perfekten Ess- und Weingenuss.
Das Rinderfilet war zart angebraten und im Backofen fertig gegart, die Zucchini waren in Butter geschwenkt und leicht gesalzen und die Mören karamellisiert. Die Kartöffelchen habe ich auf die spanische Art zubereitet. Die Kartoffeln in Salzkruste passten mit dem zarten, im Gaumen fast schmelzenden Fleisch, hervorragend zu dem tanninhalten, säurereichen Wein. Der Wein entfaltete beim Essen ein reifes Schattenmorellenaroma. Auch Johannisbeeren konnte man hervorragend herausschmecken. Das vom Produzenten erwähnte Zimt, Muskat und Anis-Aroma blieb mir aber verschlossen. Lag es am Essen? Oder an meinem Gaumen? Vorerst werde ich diese Frage wohl nicht klären.
Fragt sich nun zuletzt, was unterscheidet diesen Wein von anderen, auf "normalem" Boden gewachsenen Wein?
Vermutlich ist das Vulkangestein an der reichen Mineralität des Weines schuld. Der Wein ist körperreich und hat eine Kraft, für die wohl entscheidend der Ausfluss des Vesuvs ist.
Danke, Herr Scheuermann, für die so erfolgte Lehrstunde über Vulkanweine! Von alleine wäre man sicherlich nicht darauf gekommen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.
Ich freue mich schon auf die nächste Wein-Rallye! Es gibt doch keine bessere und schönere Möglichkeit mehr über Weine zu lernen. Nur weiter so!
Die ganze Weinwelt spricht von Terroir, aber auf Nachfrage, ob der eine oder der andere namhafte Wein auf Vulkangestein gewachsen ist, mussten alle passen.
Die Suche brachte mich nach Chile, Argentinien, Spanien, Italien (insbesondere Sizilien und Kampanien) und natürlich Deutschland. Durch Anlesen hatte ich mir eine Liste von bestimmten Weinen ausgesucht, die jedoch in Berlin seltsamerweise nicht aufzutreiben waren. So wollte ich z.B. vom Deutzerhof von der Ahr den Wein Balthasar C. Spätburgunder erwerben. Deutzerhof-Weine werden zwar im KaDeWe verkauft, der Gewünschte jedoch nicht. Ebenso gab es gerade mal einen Wein aus Kampanien...und der ist nicht auf Vulkangestein gewachsen. Welcher sizilianische Wein auf Vulkangestein gewachsen ist, konnte mir auch nicht beantwortet werden.
Die unqualifizierten Verkäufer wollten mir daraufhin weiss machen, ich solle doch einen chilenischen Wein kaufen, da diese Weine alle auf Vulkangestein gewachsen seien. Ich bin vor soviel Wein-Unwissenheit fast explodiert.
Den Rücken dem KaDeWe kehrend bin ich ich dann bei Karstadt gelandet.
Ich weiss, das sind nicht unbedingt Fachhandlungen, aber nach der Suche in kleineren Weinhandlungen, die noch nicht einmal etwas mit Vulkangestein anfangen konnten, dachte ich, dass ich wenigstens bei den doch gut sortierten Lebensmittelabteilungen der Warenhäuser fündig würde.
Auch bei Karstadt stiess ich erst auf Unverständnis und Unkenntnis. Nachdem ich allerdings zuletzt etwas verzeifelt nach einem italienischen Taurasi gefragt habe, leuchteten dann doch die Augen des Verkäufers auf. "Ja, einen Taurasi haben wir. Ich wusste ja gar nicht, dass der auch auf vulkanischem Gestein gewachsen ist. Da lerne ich noch was von Ihnen!" Daraufhin bot ich ihm an, mich einzustellen, wenn ich anscheinend kompetenter bin, als er. Wohlweislich hat er dann doch abgelehnt.
Nun aber zum wichtigsten. Ich hatte endlich meinen Wein, obwohl ich einen Kompromiss eingehen musste. Der von mir erworbene DOCG Taurasi Dei Feudi di San Gregorio 2002 aus Kampanien ist nämlich nicht von dem von mir favorisierten Produzenten Mastroberardino. Auch ist der Wein nur auf einem Mischboden gewachsen. Der Boden hat Anteile von tiefreichenden Schichten vulkanischer Asche des Vesuvs mit lehmigen, sandigen und alluvialen Elementen unter einer humusreichen Oberflächenschicht. Der Wein ist also nicht auf rein vulkanischer Erde gewachsen. Aber das war ein Kompromiss, den ich eingehen musste. Ausserdem war ich neugierig auf den Wein, von dem ich schon einiges gehört hatte.
Der Wein besteht aus der Traube Aglianico und wird 18 Monate in Barriques mittlerer Toastung ausgebaut. Der Alkoholgehalt beträgt 13,5 % vol.
Step2: Passendes Essen
Nun war ich bereit für eine zweite Überlegung. Welches Essen passt zu so einem - mir unbekannten - Wein?
Ich habe mich für ein Rinderfilet an einer reduzierten Madeirasauce mit karamellisierten Möhren, leicht in der Pfanne geschwenkte Zucchini und Kartöffelchen in einer leichten Salzkruste entschieden. Die Wahl war absolut perfekt.
Step3: Das Ergebnis
Bei der Öffnung der Weinflasche strömte mir eine Duft von Brombeere, Schokolade und Vanille entgegen. Der erste Eindruck versprach einen absolut phantastischen Wein. Entgegen der Nase war dann der Wein am Gaumen säuerlich und sehr tanninhaltig. Eine rechtzeitige Öffnen der Flasche war in jedem Fall Voraussetzung für den perfekten Ess- und Weingenuss.
Das Rinderfilet war zart angebraten und im Backofen fertig gegart, die Zucchini waren in Butter geschwenkt und leicht gesalzen und die Mören karamellisiert. Die Kartöffelchen habe ich auf die spanische Art zubereitet. Die Kartoffeln in Salzkruste passten mit dem zarten, im Gaumen fast schmelzenden Fleisch, hervorragend zu dem tanninhalten, säurereichen Wein. Der Wein entfaltete beim Essen ein reifes Schattenmorellenaroma. Auch Johannisbeeren konnte man hervorragend herausschmecken. Das vom Produzenten erwähnte Zimt, Muskat und Anis-Aroma blieb mir aber verschlossen. Lag es am Essen? Oder an meinem Gaumen? Vorerst werde ich diese Frage wohl nicht klären.
Fragt sich nun zuletzt, was unterscheidet diesen Wein von anderen, auf "normalem" Boden gewachsenen Wein?
Vermutlich ist das Vulkangestein an der reichen Mineralität des Weines schuld. Der Wein ist körperreich und hat eine Kraft, für die wohl entscheidend der Ausfluss des Vesuvs ist.
Danke, Herr Scheuermann, für die so erfolgte Lehrstunde über Vulkanweine! Von alleine wäre man sicherlich nicht darauf gekommen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.
Ich freue mich schon auf die nächste Wein-Rallye! Es gibt doch keine bessere und schönere Möglichkeit mehr über Weine zu lernen. Nur weiter so!
2 Kommentare:
Hallo Swetlana,
die Problematik mit den inkompetenten Verkäufern, speziell in Kaufhäusern, kenne ich sehr gut. Im Karstadt Freiburg fragte ich anläßlich der 1. Weinrallye nach Inselweinen, da fiel der Verkäuferin nur Sizilien ein. Dann entdeckte ich im Sortiment reihenweise andere Inselwein und klärte die Verkäuferin über ihr Sortiment auf. Anschließend wollte sie mir doch tatsächlich einen Wein aus Chile verkaufen (!?!). Die wären alle echt günstig, weil die Löhne dort so niedrig lägen! Ich konnte kaum glauben, was ich erlebte und zog natürlich ab ohne einen Wein zu kaufen...
Dein Beitrag ist übrigens klasse, hat Spaß gemacht ihn zu lesen.
Herzliche Grüße aus dem Südwesten, Lars.
Hallo Lars! Freut mich sehr, dass Dir mein kleiner Beirag gefallen hat!
Seit wann gibt es in Freiburg Karstadt??? Ich merke, dass ich wirklich lang nicht mehr bei den Bobbele war.
Gut zu lesen, dass ich nicht die Einzige mit derartigen seltsamen Erfahrungen bin.
Mich wundert es sehr, dass gerade in den grossen Warenhäusern die Kompetenz der Verkäufer nicht grösser ist. Die Preise mancher Weine sind gerade bei den namhaften Ketten um ein vielfaches höher als z.B. im Fachhandel. Jedenfalls ist es im KaDeWe in Berlin so. Ich finde dafür kann man dann auch eine kompetente Verkaufskraft erwarten.
Mit besten herbstlichen Grüssen aus Berlin
Swetlana
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