Donnerstag, 27. November 2008

Palazzo - Das Gourmettheater

Man sollte ehrlich sein.
Man tut sich als Berliner schwer mit kommerziellen kulturellen Veranstaltungen. Gerade in Berlin, wo unzählige Amuesementmöglichkeiten existieren. Kommerziell, freischaffend kreativ oder auch nur laienhaft...Soviel gibt es in Berlin, soviel möchte man erleben. Man hat hier eben die Qual der Wahl. Ausserdem ist jeder immer auf der Suche nach dem innovativen, aussergewöhnlichen und ultimativen Event, dass keiner kennt und doch jeder danach davon redet.
Aber das sollte einen nicht davon abhalten an einen Ort zu gehen, der bisher nicht unbedingt durch kulturelle Highlights bekannt war: den stattlichen und modernen Berliner Hauptbahnhof. Nein, nicht direkt in das Gebäude hinein. Blicken Sie ein ein wenig daneben. Da entdecken Sie neben diesem monströsen central station - vis-à-vis zum Bundeskanzleramt - ein kleines Zelt, welches in sein ein wenig burlesquese Innenleben einlädt: das Palazzo.
Im Stil der Zwanziger, gemischt mit der Cabaret- und Varietéatmosphäre der Gegenwart, bietet das Palazzo eine wunderbare Unterhaltungsshow mit Musik, Akrobatik, Komik und singenden Kellnern - und nicht zuletzt mit wunderbarem Dinner an.
Michael Davis nimmt die Zuschauer - Bowlingkugeln schwingend - mit seinem komödiantischen Talent und seinem charmantem breiten amerikanischen Akzent für sich ein.
Die Truppe Hakuna Matata aus Tansania überzeugt nicht nur durch ihre ansteckende Begeisterung, sondern auch durch ihr Können, Stangen quasi hochzulaufen.
Petr Spatina spielt mit Glas, als ob es eine Harfe wäre. Grandios.
Die jungen Mädchen Yulia & Natalia singen zum Glück nicht wie Tatu, sind aber umwerfend biegsam und faszinieren die Gäste mit ihrer erotischen Akrobatik.
Dennis Yo-Yo Schleussner erstaunt nicht nur durch sein studenten- und jungenhaftes flippiges Aussehen, sondern auch durch seine Yo-Yo-Künste.
Aber das ist noch nicht alles: Starkoch Hans-Peter Wodarz, der im Münchener Sternerestaurant Tantris gearbeitet hat und durch sein eigenes Restaurant "Die Ente vom Lehel" bekannt wurde, verführt die Gäste vor, während und nach der Show kulinarisch aufs Feinste. Es wird weder mit den Portionen gegeizt noch mit der Anzahl der Gerichte, die auf dem Tisch aufgefahren werden.
Die Tische biegen sich förmlich vor Essen. Wunderbare Speisen aus Fleisch, Fisch und Gemüse erfreuen nicht nur optisch, sondern füllen auch den Magen - entgegen der gegenteiligen Ansicht über sternenahe Küche.
Wenn das Dessert dann naht, ahnt man, dass der wunderbare Abend bald vorbei ist. Ein letzter süsser und üppiger Gruss begleitet den Gast nach einer fast vierstündigen Show wieder in die Berliner Dunkelheit hinaus.
Au revoir und bis bald!

Palazzo
vom 10.10.2008 bis zum 8.2.2009
Katharina-Paulus-Straße
10557 Berlin

Montag, 24. November 2008

Weinrallye # 17 Der vinologische Beitritt ist ein voller (Teil-)Erfolg

Mittlerweile sind wir schon bei der 17. Weinrallye gelandet.
Das siebzehnte Mal treffen sich virtuell Weinblogger, Weinbegeisterte, Weinprofis, Weinlaien, Weinjournalisten, Weinmacher, Weinverkäufer und Weintrinker, um über eigenst ausgesuchte Weine zu einem monatlich wechselnden und vorgegebenen Thema zu berichten.
Dieses Mal war das Thema:


Ein spannendes Thema, das anscheinend auf grosses Interesse gestossen ist....auch wenn einige Teilnehmer einige Probleme hatten, ensprechende Weine zu erwerben.
Nichtsdestotrotz sind insgesamt 18 Beiträge veröffentlicht worden.
Acht der zwölf beigetretenen Länder waren bei dieser Weinrallye vertreten. Definitiv eine beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, dass Weinbau in Estland, Lettland und Litauen definitiv momentan kaum existent ist und daher auch bei dieser Rallye nicht vertreten war. Allerdings fehlte auch Malta in der Teilnehmerliste, wenn auch sicherlich auf der kleinen Insel Wein angebaut wird.
Insgesamt waren Weine aus Bulgarien und Ungarn jeweils vier mal Thema von Beiträgen. Slowakei, Tschechien und Rumänien wurden jeweils drei Mal besprochen. Artikel zu polnischen und slowenischen Weinen wurden je zweimal veröffentlicht und Zypern wurde einmal mit einem Beitrag bedacht.

Als Resultat kann man festhalten: es gab die eine oder andere Überraschung, sowohl negativer als auch positiver Art. Erfreulicherweise gab es eine Anzahl von osteuropäischen Weinen, die wohl nicht nur trinkbar waren, sondern auch den Anreiz gaben, sich auch in Zukunft vielleicht mehr mit unseren Nachbarländern weinglasweise auseinanderzusetzen.

I. Polen:
Allein, dass es tatsächlich jemand geschafft hat, Wein aus Polen aufzutreiben, bedarf einer Sonderehrung und gehört daher an erster Stelle erwähnt!!!
1. Polnische Weine werde aber wohl definitiv in naher Zukunft noch nicht der Renner sein. Matthias vom Viva-Vino Biowein Blog hat zwar tatsächlich einen polnischen Wein aufgetrieben, war aber nicht begeistert, wohl eher sprachlos.
2. Nicht direkt einen Wein aus Weintrauben, aber polnischen Wein aus Aronia-Trauben hat Bernd vom Biowein-depot angesprochen. Wenn schon kein gescheiter Wein in Polen angebaut wird, dann muss eben ein Aronia-Wein herhalten.

II. Slowakei:
1. Martin von berlinkitchen versprach sich viel von einem slowakischen Wein, der einstmals auf ungarischem Boden wuchs und von deutschen Winzer hergestellt wurde und nun wieder wird. Das Gut hat eine spannende Geschichte, aber der Wein ist wohl nur was für fortgeschrittene Weinliebhaber, die sich gerne mit einem Wein sensorisch auseinandersetzen wollen. "Kein easy-drinking Wein"! Oder vielleicht doch schon zu alt?
2. Matthias vom Viva-Vino Biowein Blog war dagegen von seinem slowakischen Wein sehr angetan. Jedenfalls hat er nun Lust auf mehr slowakische Weine.
3. Mario vom The Drink Tank hat sich ebenfalls für den gleichen Wein wie Martin von berlinkitchen entschieden (jedoch für einen jüngeren Jahrgang!). Allerdings sind die sensorischen Beschreibungen der Weine mehr als unterschiedlich. Nun kann man sich entscheiden....will man Gummi und Teer oder doch lieber Ananas und Aprikose schmecken?

III. Zypern:
1. Lars von Schreiberswein macht nicht nur Iris mehr Lust auf zypriotischen Wein. Auch andere Leser sind von Lars Artikel, Wein und Fischsuppe begeistert. Immerhin ist Zypern eines der "spannendsten Weinquellen für Neuentdeckungen". Zu einem Drei-Gänge-Menü werden Weine aus autochtonen Trauben (Xynisteri, Maratheftiko, Mavro) getrunken! Ein Beitrag ganz in meinem Sinne. Und lecker noch dazu.
Fortsetzung der zypriotioschen Berichterstattung wird in den nächsten Wochen folgen und mit grosser Spannung erwartet!

IV. Slowenien:
1. Die liebe Iris vom Weingut-Lisson: Ein Winzertagebuch hatte im südlichen Frankreich Probleme, entsprechende Weine aufzutreiben. Aus der Not machte sie eine Tugend und engagierte einfach einen Ghostwriter, der eine spannende Abhandlung über slowenische Weine schrieb. Mike Tommasi, der Mitbegründer von Slow Food France ist, berichtete über eine stattliche Anzahl hervorragender slowenischer Weine, die z.T. aus autochtonen Weinsorten gemacht wurden. Dieser Artikel zeigt, wie bedeutend die Weinproduktionen in unseren Nachbarländern sind und wie schade es ist, dass diese Weine nur schwerlich bzw. fast gar nicht in Westeuropa zu erwerben sind. Diese Marktlücke müsste man doch wohl schliessen können!
2. Markus vom weintagebuch ("beta") war leider nicht ganz so begeistert, was die slowenischen Weine anging. Lag's an der Winzergemeinschaft, die den Wein produziert hat? Oder ist der Riesling einfach keine Traube für Slowenien? Jedenfalls fehlte ihm ein wenig die Säure und Schlankheit der deutschen Rieslinge.

V. Bulgarien:
1. Robert von lamiacucina staunte über einen bulgarischen Melnik und will sogar die restlichen Weine bei seinem Händler zum Auslaufpreis erwerben. Auch wenn das dazugegessene Gericht Sarmi aus Weinblättern ihn nicht vollständig überzeugte. Also, am besten beides getrennt geniessen! So ist beides durchaus geschmackvoll - genauso wie beide verfasste Artikel!
2. Wolf von Hausmannskost setzte sich mit dem Zaren und dem Realsozialisten auseinander und ist von beiden nicht vollständig begeistert: dem einen fehlt die Strenge, dem anderen Eleganz und Reinheit. Da muss wohl noch einiges getan und an der Produktion gefeilt werden! Oder sich vielleicht doch mehr am momentanen Regierungssytem orientieren?
3. Thomas vom winzerblog ging in die Weingeschichte Bulgariens und offenbarte die Weinbeziehungen zur DDR. Was so spannend olfaktorisch begann, endete leider mit einer Ernüchterung. Ein zwanzig bis dreissig Jahre alter Wein aus den alten sozialistischen Zeiten konnte den EU-Beitritt nicht überleben. Jedenfalls kam er leider nur noch stumpf aus der Flasche: "Grosse Klappe, nichts dahinter!" Aber die Wein-Erste-Hilfe-Maßnahmen waren mehr als spannend! Hätte man doch immer so ein kleines Köfferchen dabei! ;-)
4. Mario vom Planet Bordeaux tat dagegen ein spannendes Joint-venture in Bulgarien auf, auch wenn der vorgestellte Enira von Bessa Valley Winery mit Bordeaux-Weinen noch nicht konkurrieren kann. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

VI. Ungarn:
1. Mario hat sich natürlich auch mit einem ungarischen Wein, einem Schaumwein auf seinem blog alles Schampus! beschäftigt! Der Tokaji ist demnach nicht nur für den bekannten Wein gut, sondern kann hervorragend auch als Schampus herhalten, auch wenn er vielleicht etwas eigenwillig erscheint. Die beschriebenen Aromanoten wecken aber das Interesse, mal einen Tokaji-Sekt zu probieren. Sylvester ist ja bald. Und wer weiss, vielleicht kann man ja bald auf den Beitritt oder vielleicht auch Austritt eines EU-Landes anstossen?
2. An seinen ungarischen Wein konnte sich Harald von Weingut Steffens-Keß nicht mehr erinnern. Vielleicht ist es auch besser so.
3. Iris vom Weingut-Lisson: ein Winzertagebuch war vom Weinrallye-Thema als überzeugte Europäerin so begeistert, dass sie doch noch mehrere Ungarn auftrieb. Auch wenn es nur Erinnerungen sind, so machen sie dennoch neugierig auf die leckeren Tokajier!
4. Auch vinissimus beschäftigte sich mit dem Tokajier und sprach ihm auch international viel Potential zu.

VII. Rumänien:
1. Thomas von weinverkostungen hatte allerdings mit Rumänien nicht so viel Glück. Der Pinot Grigio aus dem Supermarkt war geschmacklich so schwer verdaulich, dass Döner-Chips und Kaffee herhalten mussten, um das ausgeprägte Aroma zu übertünchen.
2. Bernhard von Bernhard Fiedlers We(in)blog hatte dagegen mit Ovid einen Weinrallye-Volltreffer gelandet. Jedenfalls überzeugte er voll, auch wenn der Wein opulent und exotisch ist.
3. Harald von Weingut Steffens-Keß genoss nach harten interkulturellen Auseinandersetzungen einen rumänischen tropen- und eiswüstengeeigneten Sekt. Und welch' Wunder!....auch dieser überraschte durch seine belebende Art, auch wenn er ein wenig zu süss war. Man sollte sich tatsächlich wohl mehr mit dem rumänischem Weinbau beschäftigen. Es erwarten einen wohl noch einige Überraschungen.

VIII. Tschechien:
1. Von seinem tschechischen Riesling war Harald vom Weingut Steffens-Keß jedoch nicht ganz so begeistert und hüllte sich lieber in den Mantel des Schweigens.
2. Matthias von Viva-Vino Biowein Blog war dagegen von allen drei beschriebenen tschechischen Weinen angetan...nicht mehr und nicht weniger. Sogar einen Biowein aus einer Neuzüchtung hat er auftreiben können. Das zeigt wohl, dass Tschechien allmählich Anschluss an den europäischen Weinmarkt sucht. Jedenfalls wäre es eine Bereicherung und Belebung des westeuropäischen Marktes, wenn auch mal gute tschechische Weine im Supermarktregal stehen würden.
3. Und zu guter Letzt: Auch mein bescheidener Beitrag setzt sich mit böhmischen Weinen auseinander. Ebenso wie Matthias bin ich von den tschechischen Weinen angetan. Potential gibt's. Der Wettbewerb mit dem Ausland muss angetreten werden, damit auch die momentan noch schwierigen Weine sich sensorisch glätten und perfektionieren können.
Mit ein wenig mehr Toleranz der westeuropäischen Weintrinker haben auch die osteuropäischen Kollegen eine gute Chance sich auf dem hart umkämpften Weinmarkt zu positionieren. Wert wären es viele allemal!

Ich danke allen Weinrallye-Teilnehmern für die ausnahmslos interessanten Beiträge und hoffe, dass jeder auf seine Art und Weise etwas von dieser Reise in sein reales Leben mitnehmen konnte.
Auf ein baldiges Wiedersehen bei der nächsten von Nikos Weinwelten ausgerufenen Weinrallye # 18 freue ich mich jedenfalls jetzt schon sehr!

Dienstag, 18. November 2008

Weinrallye # 17 Letztes Schäfchen gefunden....und Staffelstabübergabe!

Und noch ein Beitrag ist mir entgangen:
Marios alles Schampus! blog goes to Hungary and trinkt ungarischen Schampus!

So... ich hoffe, alle Schäfchen sind nun eingesammelt. Nun kann man sich Gedanken um eine Zusammenfassung machen.

Bevor das geschieht, wird darauf verwiesen, dass die Weinrallye # 18 (Dezember 2008) von Nikos Weinwelten und die Weinrallye # 19 (Januar 2009) von vinissimus ausgerichtet wird.

Weinrallye # 17 Nachtrag...

Da ist mir doch glatt ein Weinrallye-Beitrag entschlüpft: Mario's Drink Tank berichtet noch kurz vor Mitternacht über einen slowakischen Riesling mit ungarischen und deutschen Wurzeln.

Und Iris vom blog Weingut- Lisson: Ein Winzertagebuch war so vom Weinrallye-Thema begeistert, dass noch ein zweiter Beitrag zu Ungarn heute nachgeschoben wurde. So werden auch die international bekanntesten Weine Ungarns, die Tokaji-Weine, bei dieser Weinrallye gewürdigt! Sehr gut, liebe Iris!

Weinrallye # 17 Problemlos die letzte Zeitkurve gekratzt...

Kaum hat sie begonnen, schon ist sie wieder vorbei!
Die 17. Weinrallye fand ihr schönes Ende vor einigen Minuten.
Bis Mitternacht haben noch einige treue Weinblogger die Kurve gekratzt und präsentierten sehr schöne und lustige lesenwerte Artikel:

1. Thomas von Weinverkostungen kombinierte Rumänien mit der Türkei. Problematisch, Problematisch, Problematisch.

2. Markus vom weintagebuch ("beta") hatte mit der Dechiffrierung ein Problem. Hat er auch ein Problem mit Slowenien?

3. Bernhard vom österreichischen Bernhard Fiedlers We(in)blog hat im Gegensatz zu Weinverkostungen kein Problem mit Rumänien. Liegt's an Ovid?

4. Matthias vom Viva-Vino Biowein Blog hat einen mehr oder weniger problematischen Überblick über Tschechien, Polen und die Slowakei.

5. Mario vom Planet Bordeaux taucht problemlos im französischen Bulgarien unter.

6. Meine Wenigkeit von myexperience4u wandert auf zugewachsenen Pfaden durch Tschechien und hofft wie Dornröschen auf den alte Weinwege erlösenden Prinzenkuss. Na, ob das ein Problem ist?

Das war's, wer bisher nicht genannt wurde, sollte sich schleunigst melden! In den nächsten Tagen kommt die Gesamtzusammenfassung.

Bon nuit!

Montag, 17. November 2008

Weinrallye # 17 Auch in Böhmen gibt es Wein!

I. Einleitung
Meine persönliche Weinrallye # 17 geht mit zwei Weinen aus Tschechien an den Start.
Besser gesagt mit Weinen aus einem uralten Weinbauangebiet, welches in Vergessenheit geriet; nämlich mit böhmischem Wein. In Böhmen wurde schon seit dem 11. Jahrhundert Weine angebaut.
Mittlerweile ist diese Region besser durch sein Bier bekannt als durch seinen Wein. Wen wundert's, wenn die Bauanbaufläche von 3336 ha (1756) auf 392 ha (1995) in Böhmen gesunken ist. Zu den Zeiten, als der Weinanbau noch unter dem Schutz der österreich-ungarischen Monarchie stand, wurde hauptsächlich aus dem Burgund eingeführter Pinot Noir angebaut. Neben dem Spätburgunder wurde ferner Wein aus den Rebsorten Heunisch weiß, Kleinweiß, Traminer, Elblig weiß, Rachenputzer, Gohér und Běloocko (Quelle: Der Wein in Mähren und Böhmen, geografische Karte von 1996, Herausg.: Vadal P.F. Art, Cejl 67, Brno) hergestellt.
Heute sind die grössten Weinanbaugebiete Böhmens Litoměřice und Mělník.
Vorgestellt werden allerdings zwei Weine aus anderen böhmischen Untergebieten.

II. Die Weine
1. Der erste Wein ist ein Riesling, der aus dem Anbaugebiet Roudnická stammt, welches nordöstlich von Prag am Fluss Labe liegt. Es gibt in dieser Gegend momentan wohl nur sechs Weinorte mit steilen Hanglagen. Die schönsten Hanglagen liegen allerdings momentan brach. Der Familie Lobkowicz gehört der grösste weinbautreibende Betrieb, zu dem auch eine Schlosskellerei gehört.
Insbesondere Sylvaner und Rotweine wurden und werden auf dem schweren Lehmboden angebaut (Quelle: Der Wein in Mähren und Böhmen, geografische Karte von 1996, Herausg.: Vadal P.F. Art, Cejl 67, Brno).

Tschechien
Böhmen - Roudnická
Lobkowiczké zámecké vinařství Roudnici nad Labem
Ryzlink Rýnský (Rheinriesling)
Pozdní sber, suché (Spätlese trocken)
Rocník 2003
12,6 vol.

Farblich
zeigt der Wein schwache gelbliche bis leicht grünliche Töne. Beim ersten Schnüffeln zeigt der Wein die typisches Rieslingbukett: Apfel und Zitrusaromen.
Am Gaumen fehlt dann aber die erwartete Komplexität. Ein einfach gestrickter Wein, der eine leichte Bitterkeit und Rauchigkeit zeigt. Frage mich, ob das so sein muss, oder ob er einfach schon zu alt ist.
Von einem feinen Abgang ist leider auch kein Spur zu merken.
Im Grossen und Ganzen ist das wohl ein ziemlich simpler Wein.
Wen wundert's. Aber das muss ja nicht grundsätzlich schlecht sein. Hauptsache ist, man besinnt sich auf seine Traditionen und baut fleissig weiter Wein an.Jedenfalls hat der Wein, so ungewöhnlich er für den westeuropäischen Gaumen ist, regen Zuspruch bei der Bevölkerung. So ist es üblich, mit leeren Plastikwasserflaschen zum örtlichen Weinvertrieb zu fahren und sich dort die Dinger mit heimischem Wein füllen zu lassen. Und dabei kann man dann auch noch ein Gläschen Wein trinken und mit der Verkäuferin ein Schwätzchen halten. Quasi der Tante-Emma-Laden und Friseur in einem.

2. Der zweite Wein ist ein Rulandské modré (Spätburgunder), der aus einer anderen böhmischen Gegend stammt, in der es zu Hochzeiten 53 Weinorte gab. Heute sind wohl in der Region Most ebenfalls nur noch sechs Weinorte übrig geblieben. Erste urkundliche Erwähnungen auf den Weinbau weisen aber schon auf das Jahr 1209 zurück. Auf dem Basaltboden wachsen heute Rheinriesling, Ruländer, Müller-Thurgau, Spätburgunder, Sankt Laurent und Zweigeltrebe (Quelle: Der Wein in Mähren und Böhmen, geografische Karte von 1996, Herausg.: Vadal P.F. Art, Cejl 67, Brno).
Bekannt ist die Gegend aber auch für die Herstellung von kosherem Wein, der insbesondere aus der Gegend um Chrámce kommt.

Tschechien
Böhmen - Most
České vinařství Chrámce
Rulandské modré (Spätburgunder)
Pozdní sber, suché (Spätlese trocken)
2002, 11,44 % vol.

Der aus Chrámce stammende Spätburgunder hat im Glas eine kräftige leicht ins Braun gehende Färbung.
Das Bukett erinnert an Sauerkirschen, Schokolade und Leder. Aber in einer Zusammenstellung, die nicht ganz so harmonisch wirkt, sondern eher ein wenig muffig ist.
Am Gaumen ist er dann säuerlich und klar und hat eine leicht bittere Fruchtnote. Der Abgang ist ebenfalls unspektakulär einfach, wobei hier die Frucht ein wenig stärker zur Geltung kommt als beim Riesling.Im grossen und ganzen ist es ein trinkbarer Wein, bei dem man merkt, dass er vielleicht auch mehr könnte. Allerdings kann er mit seinen Kollegen aus dem Burgund noch nicht konkurrieren.


III. Das Essen
Neben Wein und Bier ist Böhmen allerdings auch für sein deftiges Essen bekannt. Um dem Abend einen komplett böhmischen touch zu geben, kommt ein böhmischer Sauerbraten mit Rotkohl und Knödel auf den Tisch.Das Rind zerfällt förmlich, so zart ist es nach stundenlangem Garen. Und die Knödel haben zum Glück ebenfalls eine perfekte feste, aber nicht trockene Konsistenz. Der Rotkohl bietet mit seiner leichten Süsse eine wunderbare sensorische Brücke zwischen Knödel und Sauerbraten.

1. Zusammen mit dem Sauerbraten kombiniert spielt der Ryzlink ein wunderbares match. Die Kraft, die dem Riesling für sich genommen fehlt, wird durch die Säure der Bratensoße gefördert und ergänzt. Die Bitterkeit und Rauchigkeit ist verschwunden. Die Frucharomen fehlen leider aber immer noch.

2. Der Spätburgunder überzeugte zusammen mit dem Sauerbraten hingegen nicht vollständig. Die Fruchtigkeit des Wein geht mit der Sauerbratensoße verloren. Zusammen mit dem Braten wirkt der Wein fast wässrig. So, als ob man eine Weinschorle trinken würde.
Die Schwere des Weins fehlt vollständig. Aber gestört hat der Wein zum Essen auch nicht. Besser schmeckt der Wein jedoch, wenn man ihn "solo" trinkt.


IV. Zum Schluss
Eins ist durch diese Weinrallye deutlich geworden. Das Potential schönere Weine herzustellen hat Böhmen. Es fehlt den Weinen allerdings noch an Finesse und Eleganz...jaja...auch bei einfacheren Weinen ist das möglich!
Das böhmische Dornröschen muss nur noch mit viel Kraft, Wissen und Investitionen wachgeküsst werden. Dann lebt die Geschichte wieder auf und man kann auch aus dem Osten Deutschlands wunderbare Kurzausflüge in Weingebiete mit Steillagen machen und eine Brotzeit im Hang essen. Denn attraktiv ist die Gegend und den passenden Boden und ein weinförderndes Klima hat dieser Part Tschechiens.
Auf die Weinproduktion Böhmens sollte in jedem Fall ein Augenmerk geworfen werden, auch wenn die Weine bisher noch nicht hundertprozentig überzeugen können.

Weinrallye # 17 ein kleiner Schritt für die Weinrallye, ein grosser Schritt für die Nachbarweine...

Ein kleiner weiterer Zwischenstand zu den bisher erschienen Beiträgen zur Weinrallye # 17:

1. Am Morgen schmuggelte sich noch Lars von Schreiberswein mit einem Wein aus Zypern ein! Iris wunderbarer Kommentar war schlicht und einfach: Auf nach Zypern!

2. Niko von Nikos Weinwelten entschuldigt sich höflichst, weil ihm aufgrund Zeitmangel eine Teilnahme diesmal nicht möglich ist. Er verweist aber auf die Beiträge zur Weinrallye. Vorbildlich und Entschuldigung angenommen!

3. Wolf von Hausmannskost hat sich in adlige bulgarische Gefilde begeben.

4. Thomas vom Winzerblog taucht zwar nicht in adlige, aber in kuriose alte DDR-Bulgarien Beziehungen ein.

5. Martin von berlinkitchen begibt sich dagegen in eine andere spannende europäische Region: in die Slowakei.

6. Vinissimus aus Österreich hat dagegen mit einem ungarischen Wein viel Spass.

Die Spannung wächst, wer in die letzten Runden dieser Weinrallye das Mitternachtsziel noch erreicht!

Weinrallye # 17 startet am Morgen mit spannenden Beiträgen....

Der Morgen startet erst einmal mit dem Hochfahren des Rechners. Haben tatsächlich einige Weinrallye #17 - Beiträge ins Netz gestellt? Sollten sich einige Hartgesottene tatsächlich dem experimentellen Thema gestellt haben?
Und wirklich.....der Morgen fängt ganz europäisch und sehr themenreich an:

1. Der wunderbare schweizer blog Lamiacucina geht mit einem bulgarischen Wein und einem bulgarischen Essen an den Start.

2. Die liebe Iris aus dem französischen Languedoc ist auf ihrem blog weingut-lisson: Ein Winzertagebuch diesmal mit einem Ghostwriter und dem slowenischen Wein dabei.

3. Auch Harald vom blog Bildergeschichten aus dem Weingut Steffens-Keß schreibt über ein Potpourri osteuropäischer Weine.

Der Anfang ist schon einmal vielversprechend.....

Samstag, 15. November 2008

Weinrallye # 17 steht in den Startlöchern.....

es ist wieder soweit.
Am Montag, den 17. November 2008 geht die 17. Weinrallye an den Start.
Thema sind Weine der letzten 12 beigetretenen EU-Staaten. Bisher war das Feedback auf das Thema sehr positiv. Mal sehen, ob tatsächlich ein lustiges Sammelsurium an wunderbaren polnischen, tschechischen, slowenischen, estnischen, litauischen, lettischen, bulgarischen, ungarischen, zypriotischen, maltesischen, slowakischen oder rumänischen Weinen auf den Tisch und ins Glas kommt!
Jeder ist willkommen, bei dem munteren Weinrallye-Tasting mitzumachen.
Am Montag ist der entsprechende Beitrag zu posten und an die email myexperience4u@gmail.com ein Hinweis darauf zu senden.
Zum Wohl!

Samstag, 8. November 2008

Thermalsolewasser, Sandlichtbad und französische Delikatessen

Ins Auto und ab Richtung Bad Saarow!
Das ist der beste Tip, den man geben kann, wenn man vom Novemberblues befallen wird.
Eine Stunde von Berlin entfernt liegt die SaarowTherme in dem kleinen historischen Kurort Bad Saarow, in dem schon Max Schmeling lebte und der russische Dichter Maxim Gorki sich erholte.
Das Schwimmen im 34 - 36 ° C warmen Solewasser tut nicht nur dem Körper gut, sondern ist auch für die Seele reinster Balsam. Im Strömungskanal, von Wasserstrahlen und Massagedrüsen bestrahlt oder auch einfach in Mulden im Whirlpool sitzend, kann man bestens entspannen und die angenehme Wassermassage geniessen.
Manuelle Massagen, Relax-Bäder, Packungen etc. muss man leider im Voraus und rechtzeitig buchen und am besten mehrmals telefonisch bestätigen lassen. In der Organisation und Terminvergabe bestehen leider einige Schwachpunkte der Therme.
Kurzfristig sind Sandlichtbäder möglich. Mehrere Personen können in einem "Ruheraum" auf warmem Sand liegend innerhalb von 50 min. den Tag musikalisch und optisch an sich vorbeiziehen lassen. Ein herrlicher Ort, um ein Nickerchen zu machen.
Einen weiteren Minuspunkt erhält die Therme leider auch wegen des Angebots des Thermenrestaurants. Die Speisekarte erinnert mehr an das übliche Essen in Schwimmbädern: Backkartoffeln, Nudeln, Gulasch, etc. Leichtere und gesündere Küche würde in das Thermalbad viel besser passen und würde vermutlich von den Besuchern mit grösserem Dank angenommen werden. Auch an der Schnelligkeit sollte der Service noch ein wenig feilen. Schliesslich will man sich mehr im Wellnessbereich aufhalten als im kleinen Thermenrestaurant.
Und dennoch.
Man kann nicht anders.
Einen Tag im Solewasser tut Geist und Körper gut und lässt allen Stress verschwinden und stärkt das Wohlbefinden.

SaarowTherme
Am Kurpark 1
15526 Bad Saarow


Um den Hunger nach einem ansonsten wunderbaren Wellnesstag in Bad Saarow zu stillen ist es nicht erforderlich, wieder zurück nach Berlin zu fahren.
Wenige Schritte von der Therme entfernt befindet sich eine kleine kulinarische Perle des Ortes.
Jean-Pierre und Anne-Katrin Pothier bieten in ihrer Feinkostinsel feinste Delikatessen an.Neben Kaffee, Tee und einem kleinen feinen Angebot an selbstgemachtem Kuchen werden auch zahlreiche Speisen wie Fischsuppe, Kalbsniere und Austern im Bistro angeboten. Dazu empfiehlt es sich, einen Wein aus dem feinen Sortiment zu wählen. Neben Weinen aus dem Burgund oder Bordeaux werden auch zahlreiche Rhoneweine und eine schöne Auswahl an deutschen Weinen angeboten.
Der empfohlene Tous les Jours von Castel war eine gute Wahl und zeigte, dass der Inhaber nicht x-beliebige Wein im offenen Ausschank anbietet.
Der Wein "für alle Tage" ist sicherlich kein überaus komplexer Tropfen. Der Abgang war simpel. Und dennoch überzeugte die Cuvée aus Spätburgunder, Dornfelder und Sankt Laurent durch eine feine, blumige Nase und fruchtige rote Beerenaromen am Gaumen. Der Wein passte im übrigen auch hervorragend zum angebotenen Schokoladenkuchen.

Deutschland
Pfalz
Peter Castel
Tous les Jours, 2007

Und wer immer noch nicht genug hat, der kann eine Auswahl aus der grossen Käse- und Fischtheke, Pasteten oder ähnliches mit nach Hause nehmen.
Monsieur Pothier steht dabei gerne mit Rat zur Seite.
Die Liebe zu dem kleinen, schön gelegenen Delikatessenladen ist Jean-Pierre und Anne-Katrin anzumerken. Jedes kleine Detail ist im Laden ästhetisch durchdacht. Mit Herzlichkeit wird jeder Gast begrüsst. Egal, ob man nun Stammgast oder nur zufälliger Gast ist. Das Essen wird zügig gebracht, schmeckt hervorragend und der Service glänzt durch grosse Aufmerksamkeit.
Der Besuch der SaarowTherme wird auch in Zukunft immer von einem Besuch bei Jean-Pierre und Anne-Katrin umrahmt werden.

Feinkostinsel
Seestraße 9
15526 Bad Saarow

Mittwoch, 5. November 2008

Berliner Kunstherbst: Hunde, Schädel und Britney Spears

Kunstherbst, Freitag abend und der Wahnsinn ist vorprogrammiert.
Trotz - oder eventuell auch wegen - der Finanzkrise lassen sich die Menschen nicht davon abschrecken und strömen wie eh und je in die Galerien. Fleissig werden Kauflisten geführt und Sekt oder Wein getrunken.

I. Upstairs berlin
Die Galerie ging mit der Guasch-Preisträgerin des Jahres 2008 Marisa Favretto an den Start. Die aus Alaska stammende Künstlerin überraschte mit 17 animalischen Bildern, die alle mal mehr oder weniger wilde Tiere zum Thema haben. Mal einzeln, mal in Rudeln tummeln sich Katzen, Hunde, Wölfe, Hasen, wobei ein stiller, friedlicher Moment eingefangen wird.
Dann schaute man sich das nächste Bild an und dachte "Ach, das ist doch das Gleiche wie zuvor!". Und dann schaute man noch einmal genauer hin und dachte "Nee....der eine Hund schaut doch woanders hin und das Licht ist heller, und....." Und plötzlich erkannte man, wie unterschiedlich die Bilder waren, abhängig davon, aus welchem Blickwinkel sie gemalt worden sind und wie das Bild farblich erstrahlte. Die Tiere verloren dabei mit jedem weiteren Hinschauen ihre animalischen Züge. Menschliche und vertraute Wesenszüge erschienen in dem Verhalten und dem Blick der Tiere.
Am liebsten würde man sich unter die Tiere begeben und selber ein Teil dieser friedlichen Gesellschaft sein.

Marisa Favretto

"mood shift"

1.11.2008 - 20.12.2008
upstairs berlin
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


II. Klosterfelde
Die sich im Hinterhof befindenden Galerieräume zeigten ganz andere wilde Szenen, nämlich Bilder einer vermeintlichen Britney Spears. Allerdings war wohl die Künstlerin Vibeke Tandberg weniger als Fan, denn als provozierende Seelenforscherin aktiv. Tandberg posierte selber als Spears oder fügte Gesichter eines jungen Mannes oder einer alten Frau hinzu und verzerrte ihre Äusserlichkeiten so weit, bis das wahre - zumeist hässliche - Innere der einstigen Popgröße zum Vorschein kam. Keine unangenehme persönliche Situation wurde dabei ausgelassen, um die die innere Zerrissenheit dieser tragischen Gestalt künstlerisch zu gestalten. Sie ging sogar soweit, dass der photographische Moment festgehalten und auf einer Wandtapete als riesige Show-Girls-Chorus-Line projeziert wird, als Britney Spears verzweifelt und verweint aus dem Gericht ging. Sie hatte ihren Sorgerechtsstreit verloren.
Und ausnahmsweise ist es keine nachgestellte Fotografie. Es ist eine Blossstellung einer Person, die die Aufmerksamkeit sucht und gleichzeitig vor ihr flieht. Tausendfach vervielfältigt.
Erschreckende Paparazzo-Collagen.

Vibeke Tandberg
"A piece of me"
31.10.2008 - 19.12.2008
Klosterfelde
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


III. Galerie Michael Werner
Sigmar Polkes "Linsenbilder" zogen handverlesene Gäste an. Neugierig betrachtete man in mehr oder weniger grossen Grüppchen die Bilder, lachte, trank und schaute neugierig um sich herum, ob man nicht den einen oder anderen Bekannten sah. Zwischen den Beinen lief ein kleiner exquisiter Hund herum. Dekadent, aber schön. Mindestens genauso interessant wie die Gäste waren allerdings auch Polkes Bilder. Die Collagen des 1941 geborenen Polke leuchteten farbenprächtig in ihrem postmodernen Realismus. Wie durch eine Linse schauend, leuchteten verzerrt märchenhafte und phantasievolle Szenarien und Geschichten aus der Vergangenheit. Fast wie durch ein Okular mit Blick auf eine Schaustellergesellschaft aus dem 19. Jahrhundert.
Im wahrsten Sinne des Worte handelte es sich daher um Linsenbilder, die sich je nach Standpunkt und Blickwinkel des Betrachters aufgrund der welligen Oberflächenstruktur verändern.
Quasi eine optische Täuschung. Mit Hilfe der Kunst.

Sigmar Polke
Linsenbilder
1.11.2008 - 20.12.2008

Galerie Michael Werner
at Julius Werner Berlin
"Kochstr. 60"
Rudi-Dutschke-Str. 26
10969 Berlin


IV. Galerie Michael Janssen
Die Ähnlichkeit mit Damien Hirst's Totenschädel ist unübersehbar. Allerdings wird der ausgestellte mit Spiegelsteinchen übersähte Schädel von Christoph Steinmeyer wohl keine 75 Mio. € wert sein.
Es ist ein anderer Schädel.
Er dreht sich still und leise. Er verbindet Todessehnsucht und Todesrealität mit der Sinneslust und Extase einer Disko-Ära, in der man auch körperlich bis zum Exzess ging.
Sich drehend symbolisiert der Schädel eine Diskokugel, die Lichtreflexe in den Raum werfend immer wieder zum Ausgangspunkt zurückkommt. Wie ein nie endender Kreislauf. Back to the roots. Aus dem Nichts ist die Menschheit gekommen und dorthin geht sie auch wieder. Mit oder auch ohne Glamour.

Christoph Steinmeyer

Disco Inferno, 2008
Galerie Michael Janssen
Rudi-Dutschke-Str. 26
10969 Berlin

Sonntag, 2. November 2008

WeinSensorium

Während in Frankreich über Weinwerbeverbote, insbesondere über Verbote, die die Weinblogger betreffen würden, diskutiert wird, schlägt das Deutsche Weininstitut (DWI) mitten im Zentrum am Hauptbahnhof die Werbefässer für den deutschen Wein.
In einem eigenst aufgestellten großen Pavillon auf dem Washingtonplatz, vis à vis zum Regierungsviertel, präsentiert sich das Institut mit dem WeinSensorium.
Aufwendig inszeniert begibt sich der Besucher, ein "Weinfass" betretend, eine Weinreise, die in einem Flugzeug mit einem Glas Kallfelz-Riesling startet. Wer das nicht versteht, der muss zum WeinSensorium gehen.
Auf der Reise lernt der Besucher ein wenig über die 13 Weinanbaugebiete Deutschlands und erfährt, dass einen Großteil der deutschen Weinproduktion sowohl auf den Riesling als auch auf den Spätburgunder fällt. In die Hand kann man ausgestellten Muschelkalk und den Schiefer, der gute Nahrung für noch bessere Weine ist, nehmen. Die olfaktorischen Sinne für die unterschiedlichsten Weintrauben werden geschärft, in dem von Schokolade, Honig und Äpfeln alle möglichen Geruchsrichtungen ausgestellt sind.
Und alles Gelernte kann dann bei einem Glas Wein aus den dreizehn Weinanbaugebieten testen.
Die Idee des WeinSensoriums ist grossartig, denn es gibt die Möglichkeit, sich der Diversifizierungen und Feinheiten des deutschen Weins bewusst zu werden.
Allerdings erfährt der etwas versiertere Weintrinker wenig Neues über Wein. Auch die angebotenen Tropfen sind zwar in Ordnung, aber nicht unbedingt überragend.
Das WeinSensorium ist nur noch heute geöffnet.

WeinSensorium
Washingtonplatz
Berlin