Sonntag, 10. Februar 2013

Große Gewächstour 2013 in Berlin

Zu Jahresbeginn hatte wieder der VDP zur Tour Grosses Gewächs 2013 Mosel-Nahe-Pfalz-Rheinhessen ins Berliner Palace Hotel geladen.
Am 27. Januar 2013 waren 10 Weingüter aus dem Gebiet Mosel-Saar-Ruwer, sieben von der Nahe, 23 aus der Pfalz und 10 aus Rheinhessen in diesem Berliner Luxushotel dabei. Insgesamt insofern 50 Weingüter. Und jeder Repräsentant hatte wiederum durchschnittlich drei Weine vorgestellt. Für rund 150 Weine hatte man vier Stunden Zeit, sie zu verkosten und auch noch das eine oder andere Gespräch zu führen. Wenn man sich nicht ablenken lassen und sich nur auf die Weine konzentrieren würde, dann hätte man rund 1 1/2 Minuten Zeit pro Wein. 
Konjunktive sind was schönes. Denn meistens stellen sie einen Wunschzustand dar, der nicht realisierbar ist.
So auch bei dieser Verkostung, die sehr gut besucht war. Manchmal auch ein wenig zu gut, da es zum Teil um die Tische recht eng wurde.
Mir ist es gelungen, in der Zeit nur rund die Hälfte der Weine zu probieren. Aber ich bin ja auch kein Profi und die Rotweine habe ich auch außen vor gelassen.
Insgesamt war mein Eindruck, dass alle Weine auf hohem Niveau wunderbar waren. Es gab allerdings leider wenige sensorische Ausschläge nach oben und zum Glück auch nicht nach unten.
In besonderer Erinnerung sind mir jedoch zwei Weingüter geblieben: das Weingut Wagner-Stempel aus Rheinhessen und das Weingut Karl Schaefer aus der Pfalz. 
Warum? 
Das Weingut Wagner-Stempel präsentierte mit seinem Heerkretz 2011 und Höllberg 2011 zwei Top Weine, die ein besonderes Aroma aufwiesen. Beide Weine haben eine wunderbare Säure und Kräuterigkeit, die viel Spass beim Trinken gemacht haben. Dass beide darüberhinaus eine harmonische Mineralik und Frucht aufweisen, braucht man da überhaupt nicht erst zu erwähnen.
Das zweite interessante Weingut war Karl Schaefer, der seine grosse Gewächs Weine im Gegensatz zu den anderen Produzenten vor allem nur noch in Magnumflaschen abfüllen möchte. Zu der Verkostung wurde in Magnumflaschen der 2011 Michelsberg, 2010 Michelsberg, 2011 Herrenberg und 2008 Pechstein mitgebracht. Genau in der Reihenfolge steigerten sich auch die Weine in der Aromatik. Es waren wunderbare Weine, zum Teil mit einer nussigen Note, und einer ausgewogenen Balance, die viel Spaß machen. Hiervon möchte ich auch gerne mal hin und wieder eine Flasche trinken.

Sonntag, 3. Februar 2013

Kleine Barbeito Verkostung und Madeira-Menü im Nau

Vinhos Barbeito Verkostung
 
Kurz bevor es bei uns wieder Richtung Madeira geht, kam passend Ricardo Diogo Vasconcelos de Freitas von Vinhos Barbeito nach Berlin. Die Weingalerie nahm es gleich zum Anlass, und hat eine schöne kleine öffentliche Weinverkostung am 30. Januar 2013 in ihren Räumen mit Ricardo Freitas organisiert. Wir - nichts wie hin ... eine bessere mentale Vorbereitung kann man sich ja nicht vorstellen.
Präsentiert wurden 14 verschiedene Madeira Weine. Sechs gehörten zu den 5jährigen, vier waren 10jährige, ein Signature wine, zwei Colheita und ein Frasqueira.

5 years
Delvino Reserva Dry (80% Tinta Negra, 20 % Sercial). Der Wein hat Aromen von Honig, Sirup, Rosenblättern. Er ist sehr ätherisch. Der Wein wirkt voll.
Rainwater Reserva Medium Dry (80% Tinta Negra, 20% Verdelho). Hier gings eher in Richtung Himbeere, auch sehr ätherisch. Im Gegensatz zum Delvino ist der Rainwater strenger und frischer.
Sercial: Dieser Wein wird nicht mehr produziert. Kräftige Aromen von Pekannuss, Karamell, Kaffee.
Verdelho: Auch dieser Wein wird nicht mehr hergestellt. Der Wein erscheint recht leicht mit Aromenen von Schokolade, Nuss, Kaffee, aber auch Beeren sind dabei. Eventuelle auch ein wenig Banane?
Boal: Ricardo Freitas erzählte, dass der Boal und der Malvasia zwar weiter hergestellt werden, aber nur noch in halben Flaschen. Der Boal ist aus unserer Sicht ein wenig zu  kurz, allerdings mit einer feinen Süsse. Auch hier sind wieder Nussaromen vertreten.
Malvasia: Der Malvasia sticht extrem mit seinen grünen Noten, der Kräuterigkeit, Johannisbeere und etwas Holz hervor. Ein wenig erinnert der Wein auch an ein leeres Whiskeyglas.
Der Abgang ist rund und leicht brennend, aber toll.

10 years
Sercial: Der Wein ist voll. In der Nase dominieren Honig, Kräuter, Kaffee und ätherische Düfte, ein wenig auch Politur. Am Gaumen ist er schlank und elegant und hat eine schöne Säure, die die 5jährigen noch nicht haben.
Verdelho: Der Verdelho ist blumig und karamellig mit Nussaromen und einer wunderbaren Säure und eher von der Struktur schlanker.
Boal: Dieser Wein hat wiederum extrem Noten von gebackenem Brot, Karamell, Birne, Holz, Pflaumen. Er hat eine schöne Säure und ist im Abgang feurig.
Malvasia: Der "süsseste" Wein ist extrem medizinisch kräuterig mit einem Hauch von noch grüner Banane und Holz.
Am Gaumen hat er eine gute Balance, Säure und dunkle, volle Süsse. Er wirkt fast honigartig ölig und voll. Sehr schön.

Signature Wine
VB Reserva Lote 3
Verkostet  wurde die Flasche Nr. 1824 von insgesamt 2478 Flaschen, die von diesem Wein existieren. Der Wein ist ein Cuvée aus Verdelho und Boal von verschieden Weinbergen. Verdelho ist aus der Region um São Vicente und der Boal kommt aus der Gegend um Prazeres.
Die Nase ist nicht extrem intensiv. Der Wein hat rauchige Noten mit Karamell vermischt. Am Gaumen wirkt er schlank und elegant.

Colheita
1997 Boal
Auch hier haben wir die Flasche Nr. 0184 von insgesamt 1198 verkostet. Top! Er hat beerige und leicht ätherische Aromen und riecht auch wieder ein wenig nach frischem Brot. Er ist wieder sehr schlank und elegant im Abgang.
 
2000 Malvasia
Von dem Malvasia gibt es insgesamt 1116 Flaschen. Nach Berlin hat die Flasche Nr. 1050 ihren Weg gefunden.
Von der Nase sticht wieder die extreme Kräuterigkeit hervor gemixt mit Orangenzesten. Der Abgang ist sehr rund und angenehm.

Vintage/Frasqueira
1988 Sercial
Der älteste, der präsentierten Weine bietet in der Nase Aromen von Kräutern, Kaffee, Politur und Nuss. Der Sercial ist sehr schlank mit einer tollen Säure. Klasse Stoff!

Es ist faszinierend, wie intensiv und wie unterschiedlich gleichzeitig die Weine sind. Am auffälligsten ist, daß der Malvasia eine prägnante Kräutrigkeit und "Grünheit" in der Nase hatte, egal ob er nun 5, 10 oder ein Jahrgangswein ist.


Madeira Menü

Die kleine Verkostung hat uns gut auf den folgenden Abend vorbereitet. 
Erstmals in Deutschland wurde am 31.1.2013 im Restaurant Nau im portugiesischen Hotel Sana in Berlin ein Menü serviert, zu dem nur verstärkte Madeira Weine von Barbeito getrunken wurden. Äusserst spannend! Auch hier war wieder Ricardo Freitas dabei und hat mit der Weingalerie die rund 20 Gäste durch den Abend begleitet.
Ich war mehr als begeistert von dem Essen, da die ausgewählten Speisen tatsächlich hervorragend zu den Weinen passten.  Vor ein paar Monaten hatten wir selber mal zu Hause ein Madeiramenü konzepiert und es war gar nicht so unähnlich den Speisen, welche wir im Nau genüsslich verzehrten. Wir hatten vor allem deutsche Gerichte mit Madeiraweinen kombiniert. Einverstanden, Foie Gras und die Austern waren nicht unbedingt deutsch und auch der Käse war eher europäischer Art. Aber dazu vielleicht ein anderes Mal. Zurück zum Madeira-Menü im Nau.
Das Restaurant selber war sehr dunkel, aber elegant eingerichtet. Die Stühle sind allerdings nicht die bequemsten. Der Tisch war schön gedeckt. Damit es am Anfang nicht zu langweilig wird, gab's frische kleine Brötchen aus dem Beutelchen, Oliven und eine Schaumpaste, die ich nicht identifizieren konnte.
Als Gruß aus der Küche gab es eine Kleinigkeit vom Hirsch. Es war ok, aber nicht besonders aufregend. Hierzu wurden noch keine Weine serviert. 
Da waren dann die folgenden Gänge spannender. 
Der erste offizielle Gang war eine Gänseleberterrine mit geräuchertem Müritz-Aal, zu dem ein 5 Jahre alter Boal und ein 10 Jahre alter Boal eingegossen wurden. Ricardo Freitas war selber sehr gespannt, was ein Koch in Berlin zu seinen Weinen zaubert. Man kann sagen, dass die Kombinationen fast immer top waren. 
Zu der Gänseleber und dem Aal passte aus unserer Sicht der 10 Jahre alte Boal besser als der jüngere, da er rauchigere Aromen hatte. Der 5 Jahre war einfach ein wenig zu kräftig. 
Der zweite Gang war eine geschäumte Madeira-Fischsuppe mit Jakobsmuscheln und Garnele, zu der wir Delvino (Reserve) & Rainwater (Reserve) tranken. Die Suppe war der Hammer! Ich war begeistert. Sie hatte eine wunderbare Würzigkeit, Frische und Säure. 
Gekocht wurde die Suppe wohl mit einfacherem Madeirawein. Zu der Suppe passte der Delvino besser als der Rainwater. Delvino wirkte aus unserer Sicht präziser und verstärkte noch die Aromen. Rainwater schmeckte eher zu süss und überdeckte die Aromen der Suppe.
Als Hauptgang verzückte uns eine geschmorte und superzarte Lammbrust mit Topinambur und gebackenen Schwarzwurzeln mit VB Lote 3  und 10 Jahre altem Verdelho. Das Fleisch war so zart, dass man noch nicht mal ein Messer hätte benutzen müssen. Großes Kino. Der VB, der im Jahr 2010 gefüllt wurde, passte ein wenig besser, da er etwas geschmeidiger und spielerischer war. Der 10 Jahre alte Verdelho wirkte aus unserer Sicht etwas zu kräftig. Aber da kann man sicherlich gerne auch anderer Meinung sein, wie immer beim Geschmack.
Nach diesem ersten Höhepunkt des Menüs gingen wir zu einem süssen Gang über.
Zu einer Mousse und Eis von Kaffee und Schokolade wurde ein 10 Jahre alter Malvasia und ein Malvasia aus dem Jahr 2000 gereicht. Zur Mousse hat uns der zehnjährige etwas besser gefallen, zum Eis eher der 2000er. Beim Eis waren wir uns aber nicht einig, sondern wechselten die Meinung jeweils mit jedem Löffelchen. Wunderbar. So hätte es den ganzen Abend weitergehen können. 
Der Koch eröffnete uns, dass es für ihn die größte Herausforderung war, einen passenden Gang zu einem Dessert zu fabrizieren. Es ist ihm wunderbar gelungen.
Den Schluss dieses delikaten Menüs bildete dann eine Käseauswahl von Dörmanns Bio-Hof, mit Honigbrot und Kürbismarmelade und einem 1997er Boal und einem Boal aus dem Jahre 1982. Ich persönlich finde es am schwierigsten, Käse und Madeirawein zu kombinieren. Das verwunderte mich am Anfang sehr, da normalerweise Süssweine hervorragend zu Käse gehen. Hier beißt sich oft das Zusammenspiel. Auch hier war die Kombination in Ordnung, war aber nicht umwerfend. Am besten passte noch das würzige Honigbrot zum 1997er Boal. Die Kürbismarmelade harmonierte dagegen gut mit dem 1982er Boal.
Der Boal 1997 ist ein Single Cask und kommt von einem Weinberg. Der Boal 1982 wurde von Ricardo Freitas nochmal "überarbeitet". Er hatte ihm Anfangs nicht gut gefallen. Er wollte eine höhere Säure erhalten und hat den Wein, der zuerst in Demijohns war, in  Fässer gefüllt und ganz nach oben unter das Dach gestellt. Dort verdunsteten dann rund 8 % Wein pro Jahr! Dadurch hat der Wein eine schöne Säure erhalten. Kaffee, Röstaromen, Bittertöne und eine verhaltene Süße prägen den Wein.
Das umwerfende Finale dieses Abends bildete aber ein sehr spezieller Wein aus dem Haus Barbeito. 
Ricardo Freitas hat noch eine besondere Flasche zu Hause abgefüllt für diesen Abend: einen Verdelho aus dem Jahr 1885! Der Wein hatte eine wunderschöne Bernsteinfarbe. In der Nase war er allerdings fast scharf. Als erstes stachen einem ätherische Gerüche und fast sowas wie Aceton entgegen. Dann dominierten aber noch weitere Aromen wie Honig, Nuss, Tabak, Teer, Kaffee und Walnuss.
Der Wein ist überraschend elegant und sehr fein und war ein voller Genuss. Gerne hätte ich noch einen oder anderen Schluck mehr davon getrunken.
Insgesamt war der Abend wunderbar. Ich kann nur jedem empfehlen, sich dem Thema "Madeira Wein" zu widmen. Dieser Wein kann viel mehr, als nur als Dessertwein zu Schokolade gereicht zu werden. Es ist ein äusserst vielfältiger Wein, dem man aber seine Aufmerksamkeit widmen muss. Nichtbeachtung straft er mit Plumpheit und vielleicht auch einfacher Süsse ab.

Freitag, 25. Januar 2013

Weinrallye #59: Exotische Weine von der Krim



An einer Weinrallye habe ich schon lange nicht mehr teilgenommen. Nach nun fast schon jahrelanger Abstinenz habe ich mir als guten Neujahrsvorsatz vorgenommen, wieder öfter bei einer Weinrallye mitzumachen.


Da passte mir die 59. Weinrallye unter der Überschrift „Exotische Weine“ hervorragend. Den einen oder anderen exotischen Wein hatten wir ja noch im Kühlschrank. Die meisten warten nämlich darauf, endlich mal geköpft zu werden. Ausserdem sind die Temperaturen so frostig, dass man sich auf einen kräftigen Wein sehr freut.


1. Zu einem in Zuckerrohrsirup marinierten Hühnchen und Tomaten-/Auberginensalat gab es dann endlich einen Wein, den wir zu unserer Hochzeit geschenkt bekommen haben.


Ukraine, Krim

Сонячна Долина (Sun Valley)
Портвейн Кримський (Krim Portwein)
 
Rebsorten: Weißer Kokur und andere autochtone und europäische Rebsorten.

Alkohol:  17.50 % vol.
Farbe: bernsteinfarben

Aromen:  Honig, Lakritz, nussig, Vanille, am Anfang roch er flüchtig unrein. Das hat sich dann aber sofort gegeben.

Am Gaumen ist dann der Wein sehr voll und rund. Fast erinnert er an einen Madeira. In einem direkten Vergleich mit einem einfachen dry Madeira von Barbeito mit 19 % vol. ist der Unterschied interessanterweise gar nicht so groß. Sehr spannend.


Der Krimportwein ist laut der Internetseite 20 Jahre im Eichenfass in den Kellern von Golyzina gelagert worden. Für denjenigen, der Weine im Madeirastil mag, wäre dieser Wein eine exotische Variante. Übrigens passte der Wein zum einfachen Essen hervorragend!

2.  Im direkten Vergleich gab es dann einen portweinartigen ukrainischen Wein zu flambierten Kaninchennieren.


Ukraine, Krim
Rebsorten: Ekim-Kara (Эким-Кара), Dzhevat-Kara (Джеват-Кара) und Kefesija (Кефесия)
Alkohol: 16 % vol.
Farbe: tiefes Bordeauxrot mit dunklen violetten Reflexen
Aromen: Dunkle Beeren, Eukalyptus, Gewürznelke, Himbeere, Vanille
Am Gaumen war er sehr voluminös süss, hat eine leichte Säure und sehr viele Gerbstoffe. 

Dem Wein, bzw. den Trauben wird laut der Internetseite sogar eine heilsame Wirkung zugeschrieben. Der Wein habe einen hohen Anteil an Vitamin B. Vielleicht wäre das ja mal ein Wein, für den in einer Apothekenzeitschrift geworben werden kann? Ich sehe schon vor mir: auf der einen Seite Werbung für das doppelte Herz und auf der anderen Seite für den geschwärzten Doktor.

Scherz beiseite, der Wein ist sehr schön, sofern man portweinartige Wein mag. Ein kleiner Exot aus Trauben, die in unseren Breitengraden weniger bekannt sind. Auf der Krim sind sie  jedenfalls verbreitet.

Übrigens die mit Gin flambierten Nierchen in einer Sauce aus Schwarzem Doktor passten ebenfalls hervorragend zum Wein.