Sonntag, 13. Februar 2011

Duck, Kutteln und Chinese Circumstances

Eine liebe Nachricht von Iris aus dem fernen Languedoc hat sowohl mich als auch meinen in letzter Zeit sehr stiefmütterlich behandelten Blog aus dem winterlichen Tiefschlaf geweckt. Ich will noch nicht wagen zu behaupten, dass bei mir ein zweiter Blog-Frühling begonnen hat. Jedoch die eine oder andere Knospe in Form eines Artikels schlägt sich kräftig durch.

Ein wunderbarer Abend in dem Restaurant "Peking Ente" hat den Ausschlag gegeben, den virtuellen Pinsel in die Hand zu nehmen und eine kleine Hommage per Tastatur zu verfassen.

Mein erster Besuch der Peking Ente liegt nun schon Jahre zurück. Ich war nicht ganz so begeistert, liess mich ein wenig von der ollen und bürgerlichen Inneneinrichtung im Berliner Plattenbau zurückschrecken.

Jahre später bin ich wieder auf die chinesische Ente neugierig geworden.
An der Inneneinrichtung hat sich nichts geändert. Die Einrichtung ist die gleiche geblieben. Die zeitgenössische chinesische Kunst an den Wänden war und ist ein Eyecatcher, der die typische Chinese-Restaurant-Einrichtung aufpeppt. Dank Berlinale war das Restaurant gut gefüllt, von den Tischen schallten mal chinesische, mal britische Wortfetzen.

Nachdem man kundgegeben hat, dass man die Ente Pekings zu essen wünsche, wurden wir gleich vom kleinen Katzentisch an einer Säule zum stattlichen Tisch am Fenster geleitet.
Kleiner Tip am Rande: Man sollte gleich bei der telefonischen Reservierung seine Speisenwunsch äussern, damit man an einen vernünftigen Tisch gesetzt wird!
Neben einer kleinen Sauerscharfsuppe zum Aufwärmen und verschiedenen gedämpften Dim Sum war eine Rindfleisch/Kuttelnvorspeise der absolute Hit, die wir gleich zum Nachtisch zur ungläubigen Überraschung des Services noch mal bestellten, diesmal aber besonders spicy. Dezent mit Koriander, Chiliöl, Sesam und Erdnüssen verfeinert hat diese Speise tatsächlich Suchtpotential.
Die gebratene und in feinen, kleinen Scheiben geschnittene Peking Ente wurde uns vor dem Zerlegen vorgeführt und dann wieder in die Küche entführt, um uns paar Minuten später kunstvoll aufgebäumt auf dem Tisch serviert zu werden. Nach einer kurzen Einführung des Einrollens und Essens der Ente in einen zarten Pfannkuchenteig, stürzten wir uns auf das Hauptgericht. In kürzester Zeit waren die Teller leer und Mägen hervorragend gefüllt. Die knusprige Haut hat es mir da besonders angetan.
Kleiner Tip am Rande: Auf jeden Fall die Ente zu dem heissen Preis bestellen und essen! Und vorher die Kuttelnvorspeise nicht vergessen!
Einen traurigen Wehrmutstropfen hatte der Abend auf Pekings Boden: die Weinliste ist mehr als eindimensional und passt sich den Speisen überhaupt nicht an.
Restsüsse Weine, die hervorragend zu der asiatischen Schärfe passen würden, sucht und erfragt man vergeblich.
Als Wein wurde zur pekinesischen Ente ein Cabernet Sauvignon empfohlen - aus unserer Sicht kein guter Rat. Mangels tauglicher Alternativen wurde er aber wahrgenommen. Wenn man sich schon so experimentierfreudig zeigt, ist der Schritt zum chinesischen Cab Sauf...ähh... Cab Sauv.. auch nicht mehr weit.
Wenig überzeugend zeigte sich der Vinisuntime International 2006 vom Yili River aus der Region Xinjiang. Kaum Frucht, flacher Abgang. Auch wenn auf der Flasche behauptet wird, dass das Gebiet sich auf dem gleichen Breitengrad befindet wie Ligurien und Bordeaux, ist der Vergleich mit den europäischen Weinen etwas unangemessen.
In dieser Hinsicht gibt es auf jeden Fall noch Potential zur Nachbesserung.
Ein bekanntes chinesisches Restaurant im Westen Berlins hat dies schon vorbildlich vorgeführt und präsentiert zum chinesischen Essen eine stattliche Liste an Rieslingen. Hieran sollte man sich auch hier spotartig orientieren. Sofern beim Aufpeppen der Weinkarte Hilfe benötigt wird, wird von dieser Seite gerne Unterstützung geleistet!

In unser Herz hat sich abseits vom leckeren Essen vor allem der Service geschlichen. Ungewöhnlich humorvoll und schlagfertig zeigten sich die pfiffigen Jungs, die diesen Abend zu einem unvergesslichen Ereignis machten.

Danke vor allem Dir, Ji!


Restaurant Peking Ente
Voßstraße 1
10117 Berlin