Mittwoch, 29. Oktober 2008

Die Wolke am Schlossplatz - oder Superstar gesucht

Es gab gestern abend in Berlin drei places to be:
  • bei der Preview Berlin im Hangar II, in dem nun geschlossenen Flughafen Tempelhof,
Bei der letzteren Eröffnung in Gerwald Rockenschaub's "Wolke" konnte man ganz unkompliziert neben den Sponsoren, Förderern, Organisatoren, prominenten Gästen auch den Berliner Bürgermeister, Mr. "Big" Wowereit begrüssen. Nach ordnungsgemässer Unterschriftleistung erhielt er bei der Feierlichkeit symbolisch den Schlüssel zur Halle. Und das, obwohl er gar nicht Hausherr der Halle ist.
Auch wenn die zentral - quasi auf der Museumsinsel - gelegene Halle nur zwei Jahre an diesem Ort bestehen soll, ist aber schon jetzt klar, dass an dieser Stelle ein riesengrosse Loch gerissen wird, wenn die Halle erst wieder abgebaut wird, um dem "Schloss" zu weichen.
Die historische und klassizistische Kulisse des Schlossplatzes mit der Museumslandschaft lechzt förmlich nach Gegenwart und Zukunft in Form von Kunst junger Gegenwartskünstler und architektonisch moderner i-Tüpfelchen. Die Kunsthalle kann diesen Bedarf zwar nicht ausreichend stillen, aber gibt schon mal einen Vorgeschmack auf das, was hier einmal sein könnte.
Den ersten mutigen Schritt hat zusammen mit der Kunsthalle die Südafrikanerin Candice Breitz mit ihren drei Installationen gewagt.
Sie präsentiert drei aufwendige Videoinstallationen, die den "Musik-Fan" als solchen voll und ganz beleuchten.
Die Installation "Working Class Hero (A Portrait of John Lennon), 2006" zeigt auf 25 Bildschirmen die Gesichter von John Lennons Fans, die alle gleichzeitig, und doch jeder für sich alleine, John Lennons Musik 40 Minuten lang singen. Die gnadenlose Beleuchtung und die "Normalheit" der gefilmten Gesichter zeigt das Innerste dieser Menschen, die sich mit Haut und Haaren für John Lennons Musik begeisterten.
Die Installation "Queen (A Portrait of Madonna), 2005" zeigt auf 30 TV-Bildschirmen die Gesichter von den verschiedensten Madonna-Fans, die 74 Minuten lang ihre Songs singen und in Gedanken dabei zu der Musik tanzen. Im Vergleich zur John Lennon-Installation erschienen diese Fans jedoch in ihrer Extrovertiertheit fast normal. Die MTV-Musikvideo-Filmung der Gesichter begeisterte die Kunsthalle-Besucher, die sich zum Teil die gesamte "Albumzeit" vor die Bildschirme hinsetzten und enthusiastisch den "Fans" zuschauten und sich nicht scheuten, in der lockeren Vernissage-Stimmung mitzusingen.
Am schrägsten sind die Fans von Michael Jackson in der dritten Installatioan "King (A Portrait of Michael Jackson), 2005". Auf 16 Bildschirmen singen und tanzen die z.T. verkleideten Fans 42 Minuten lang zu Jacksons Alben. Die einen identifizierten sich innerlich und äusserlich vollständig mit Michael Jackson, die anderen trauen sich nicht, ihre Begeisterung nach Aussen zu transportieren und singen nur bewegungslos die Lieder mit. Ihren Augen, die fast wie verrückt glühen, sieht man aber ihre Vernarrtheit in Michael Jackson's Musik an. Unglaublich, was Musik und Verliebtheit aus Menschen machen kann.
Noch bis zum 27.11.2008 kann man diese schrägen Vögel in der Kunsthalle optisch und akustisch geniessen.

Temporäre Kunsthalle Berlin
Candice Breitz / Inner + Outer Space
Schlossplatz,
Berlin-Mitte

Dienstag, 28. Oktober 2008

DREI SEKUNDEN SERBIEN

Noch bevor am 31. Oktober 2008 wieder zahlreiche Galerien einen Exhibition-Opening-Marathon starten und sich feiern werden, hat die Galerie upstairs berlin schon mal eine Woche zuvor mit der Ausstellung DREI SEKUNDEN SERBIEN einen Vorgeschmack auf diese ereignisreiche Woche geliefert.
In den Galerieräumen werden innerhalb einer Gruppenausstellung Werke von vier jungen serbischen Künstlern, die durchschnittlich dreissig Jahre alt sind, ausgestellt.
Marija Stanković überrascht mit grossformatigen Bildern (Öl und Ölkreide), die nicht die zunächst erwartete politische Auseinandersetzung offenbarten. Die zwei Leinwände strahlten eher eine unglaubliche Ruhe aus. In mehrere Farbschichten und unterschiedlichen Weisstönen kristallisierten sich erst Blick für Blick Landschaften und Tiere. Spannend, was man alles mit "Nichtfarben" machen kann.
Ivan Bošković erfüllte dann aber das erwartete Klischee und setzte sich in seiner Videoinstallation und seinen Zeichnungen mit dem eigenen Land, der EU und der politischen Situation auseinander. Leise Kritik wurde in seinen schwarzweissen Bildern deutlich, in denen Zahlen und Symbole, wie die Taube mit dem Olivenzweig oder die EU-Sterne, dominierten.
Ivan Zupanc Fotografien waren im Vergleich zu Ivan Bošković Werken klarer und weniger subtil. Neben Strassenszenen mit Autos und Landschaft fotografierte Zupanc auch den Himmel, wobei in der linken unteren Ecke ein orthodoxes Kreuz einer Kirche hell und golden glänzt. Ob hierbei Kritik ausgeübt wird oder ob die Fotos im Stile einer Reisewerbebroschüre das geheimnisvolle Serbien zeigen sollen, hat der Betrachter für sich selbst zu entscheiden.
Der vierte Künstler in diesem dreisekündigen Bündnis ist Petar Mirković. Seine "Kohle auf Papier"- und "Polyester"-Bilder sind von einem Thema geprägt: Autos. Auch hier wird die erwartete politische Auseinandersetzung nicht geliefert. Aber vielleicht ist gerade das Nichtpolitische das Politische unserer Generation. Eine Generation, die allmählich mehr und mehr müde von der Politik und dem Staat wird und sich zum Individuellen und Heimeligen zurückzieht und für die das eigene Wohlbefinden wichtiger ist, als staatliche Interessen. "Liebe den Nächsten wie Dich selbst" - der Staat kann nur existieren, wenn das auf sich selbst konzentrierende Individuum mit sich selber glücklich ist.
Noch bis zum 6. Dezember 2008 sind die dreisekündigen serbischen Werke der vier durchschnittlich dreissig Jahre alten und in den letzten 30 Jahren vier Mal die Staatsangehörigkeit wechselnden Künstler zu sehen.


DREI SEKUNDEN SERBIEN
24.10.2008 - 6.12.2008
upstairs berlin
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin

Montag, 27. Oktober 2008

Tales of Flames

Mitten im multikulturellen und genderübergreifenden Kreuzberg steht einsam und allein ein grosses Gebäude: das Künstlerhaus Bethanien.
Als Verwirklichungsstätte für viele Künstler bietet das Haus zahlreiche Räume, in denen sowohl gefällige als auch kontroverse Kunst sein zu Hause findet.
Vom 18. Oktober bis zum 2. November 2008 findet im Erdgeschoss im Projektraum I des Kunstraums Kreuzberg/Bethanien die Ausstellung Tales of Flames statt.
Die sieben Künstler Angelika Arendt, Sebastiaan Bremer, Jérôme Chazeix, Anna Genger, Dirk Lange, Ute Litzkow und Uta Siebert haben sich zusammengefunden, um ihre Ideen von Papierarbeiten künstlerisch umzusetzen und zu präsentieren.
Neben klassischen Zeichnungen auf Papier werden auch raumgreifende Installationen sowie hängende Collagen aus Papier ausgestellt.
Auffällig ist, dass es keinen einheitlichen Stil gibt, der sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung zieht. Eher interpretiert jeder Künstler auf seine eigene individuelle Art die Arbeit mit Papier.
Dirk Langes grossformatige Arbeiten heben sich insbesondere durch die offensichtlichen japanischen klassischen und popkulturellen Einflüsse hervor.
Sebastiaan Bremers Tuschezeichnungen auf Fotografien sind dagegen düster und ein wenig todesfasziniert. Durch psychedelische Muster soll der Betrachter in den Bann gezogen werden.
Angelika Arendts Bilder zeichnen sich durch eine äusserst filigrane Schwarzweisstechnik aus.
Die Installationen von Jérôme Chazeix zeugen von der Geschichte und den wissenschaftlichen Erkenntnissen von Marie Curie. Das Interessante dabei ist, dass die Arbeiten sowohl dreidimensional als auch zweidimensional die polnische Seite der Maria Sklodowska-Curie beleuchten.
Anna Genger brilliert mit monströsen dreidimensionalen Collage-Skulpturen, die mal von der Decke hängen oder aus der Wand herauswachsen. Der kleine nur mit den Werken grosszügig bestückte Raum, erweckt Assoziationen eines geheimnissvollen bunten Waldes, in dem fabelhafte Wesen leben.
Auch Ute Litzkow ist von der japanischen Kultur fasziniert und verarbeitet insbesondere phantasievoll Landschaften, die im dezenten Farbrausch sich auch mit der Werbe- und Alltagswelt Japans auseinandersetzen.

Künstlerhaus Bethanien
Tales of Flames
18.10.2008 - 2.11.2008
Atelier und Projektwerkstatt für
künstlerische und kuratorische
Projekte
Mariannenplatz 2
10997 Berlin

Samstag, 25. Oktober 2008

Breakfast, culture & Adria house in Edinburgh

Ei auf vier verschiedene Arten mit gebratenem Speck, baked beans, Tomaten, Würstchen, HP-Sauce, Orangensaft, Tee, Toastbrot mit Orangenmarmelade, Porridge und Corn Flakes.So ungefähr sieht ein Frühstück auf unserer britischen Nachbarinsel aus und so gesättigt kann man in den Morgen starten, wenn man in einem Guesthouse in Edinburgh übernachtet.
Und das Beste ist: Die Übernachtung ist auch noch verhältnismässig billig und man fühlt sich nicht wie ein Fremdling in einem unbekannten Universum, sondern taucht als eine Art Heimischer in die britische Umgebung sofort ein. Quasi, als ob man zu Besuch bei Freunden ist.So ungefähr kann man das Gefühl beschreiben, wenn man im familienbetriebenen Adria House am malerischen Calton Hill in Edinburgh absteigt. Nicht nur das Gebäude ist historisch eindrucksvoll, auch die Zimmer sind persönlich eingerichtet.
Schwere massive antike Möbel, die mit modernen Möbeln kombiniert werden, zeugen davon, wie die Gastgeber britische Tradition mit der Gegenwart verbinden möchten. Die Zimmer werden jeden Tag gründlich geputzt und zur Erfrischung steht ein Wasserkocher bereit, mit dem man den bereitgestellten Tee oder Kaffee im Zimmer zubereiten kann.
Zur allgemeinen Verfügung steht ein Laptop mit Internetanschluss in dem wunderschönen Wohnzimmer, das den wunderbaren britischen Charme der 20er Jahre ausstrahlt.
Der einzige kleine Nachteil ist, dass nur die Hälfte der Zimmer über ein eigenes Bad verfügen. Die restlichen Gäste müssen sich die Bäder auf dem Gang teilen. Aber das stellt kein grosses Hindernis dar, da ausreichend grosse und schöne Bäder zur Verfügung stehen und diese immer aufs Gründlichste gereinigt sind. Es ist eben wie zu Hause. Denn da hat man ja auch nicht unbedingt im Schlafzimmer noch ein Bad, sondern muss über Flure aufs Örtchen gehen. Ausserdem ist im Zimmer eine Waschbecken vorhanden, so dass man nicht für jedes Händewaschen gleich ins Bad rennen muss. Sehr praktisch.
Spätestens am Morgen beim Frühstück, wenn man freundlichst von den Gastgebern begrüsst wird, ist diese kleine Unbequemlichkeit schon Vergangenheit und man freut sich auf einen wunderschönen Tag in der zauberhaften Stadt Edinburgh.

Adria House
11-12 Royal Terrace
Edinburgh, EH7 5AB,
Scotland, U.K.
Tel.: +44 (0) 131 556 7875

Sonntag, 19. Oktober 2008

Weinrallye # 17 Weine der letzten EU-Beitrittsstaaten

Die Herstellung von Weinen erscheint oftmals für Aussenstehende als eine romantische Angelegenheit.
Aber auch die romantischste Sache der Welt basiert auf harter Arbeit und ganz vielen Regularien. Im europäischen Fall auf EU-Verordnungen, wie die VERORDNUNG (EG) Nr. 479/2008 DES RATES vom 29. April 2008 über die gemeinsame Marktorganisation für Wein, zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 1493/1999, (EG) Nr. 1782/2003, (EG) Nr. 1290/2005, (EG) Nr. 3/2008 und zur Aufhebung der Verordnungen (EWG) Nr. 2392/86 und (EG) Nr. 1493/1999. Diese Verordnung dient vor allem als Stützung und Regulierung des Weinmarktes in der EU und gilt für alle europäischen Staaten, die der EU beigetreten sind.
Momentan umfasst die Europäische Union 27 Staaten. Viele Länder wie Deutschland, Frankreich, Österreich, Spanien und Italien sind zweifellos als bedeutende Weinproduzenten bekannt.
Viel spannender ist es jedoch herauszufinden, was die Weinproduktion in den neuesten EU-Beitrittsstaaten macht. Den besten Ruf hatten insbesondere die Weine aus dem ehemaligen "Ostblock" ja nicht gehabt.
Es wäre daher mal an der Zeit, hinter die Weinfassade der seit 2004 der Europäischen Union zugehörigen Staaten zu blicken und quasi die neue Konkurrenz zu begutachten.
Das Thema der Weinrallye # 17 soll daher

Weine der letzten EU-Beitrittsländer
sein.

Im Jahr 2004 und 2007 sind insgesamt 12 Länder der EU beigetreten, die zum Teil nicht erst seit gestern Wein produzieren. Hierzu gehören die Staaten Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Republik Zypern, Bulgarien und Rumänien.

Es sind alle Interessierten aufgerufen, ihren Senf....ähm....Weinbeitrag zu diesem Thema am 17.11.2008 zu veröffentlichen. Eine Benachrichtigung per email an myexperience4u [at] gmail.com wäre wunderbar, damit der Beitrag dann auch in der dann darauffolgenden Zusammenfassung berücksichtigt werden kann.
Die simplen, unkomplizierten und lesenwerten Regeln, finden sich beim winzerblog und sollten berücksichtigt werden.
Ich freue mich schon sehr auf zahlreiche Beiträge, die vielleicht mal einen exotischen polnischen Wein rezensieren oder auch die bulgarischen und ungarischen Klassiker, die mittlerweile zahlreich im Supermarkt zu erwerben sind, auseinandernehmen.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Weinrallye # 16 Fischers Fritz fischt frische Fische....

Diesmal fischt nicht Fritz, sondern die Weinrallye # 16 Fische. Und das nicht im Trüben, sondern auf wunderbar angerichteten Tischen im The Regent in Berlin. Der Blog Notizen für Geniesser treibt die fleissigen Weinrallyeteilnehmer in die Restaurants und möchte gerne erfahren, welche Weine zum Essen getrunken werden:

Weingenuss im Restaurant

Das Thema ist wie für diesen Blog geschaffen!

Mein Weg führt in das Restaurant Fischers Fritz, welches als einziges Berliner Restaurant erst kürzlich mit zwei Michelinsternen für Christian Lohses Kreationen geehrt wurde.
Hier lunchen oder dinieren diejenigen, die elegant und separat sich zu internationalen Geschäftsmeetings treffen und dabei aber nicht auf gutes Essen und ein hervorragendes Glas Wein verzichten möchten. Manchmal trifft man aber auch den einen oder anderen prominenten Hotelgast. Aber das ist bei dem wunderbaren Essen eigentlich Nebensache.
Als Lunch bietet Fischers Fritz neben der regulären Menukarte eine exquisite Lunchkarte, die entweder aus einem, zwei oder drei Gängen besteht. Die Weinkarte hat die Ausmaße einer in wunderbarem Leder eingebundenen Bibel. Einer Bibel für Gourmet- und Weinpassionierte.

1. Amuse-Gueule
Bevor der erste Gang serviert wurde, kam ein kleiner Gruss aus der Küche. Eine kleine Ansammlung von Zucchini, Shitake-Pilzen und Thunfisch erfreute das Auge. Am Gaumen war der Gruss dann etwas zurückhaltender und überzeugte nicht vollständig. Es fehlte ein wenig an geschmacklichem Pfiff.

Hierzu wurde ein Glas
Deutschland
Nahe
Weingut Hermann Dönnhoff
Weissburgunder "S" trocken
, 2006
gereicht.

Goldgelb glänzte dieser Wein im Glas. In die Nase wehten intensivste Aromen von Pfirsich, Lychee und Blumen. Traumhaft!
Den Gaumen umspielte der Wein elegant mit karamelligen Noten, wobei sich die intensiven Geruchsaromen nicht eins zu eins wiederholten.
Der Abgang war lang, rund und äusserst harmonisch.
Gerade weil der Wein am Gaumen nicht die gleiche Power wie in der Nase hatte, ergänzte er sich zu dem leicht marinierten Thunfisch hervorragend.
Eine wunderbare Wahl.


Hauptgang

Als Hauptgang kam ein Filet vom Bachsaibling mit Maronenpilzen und Sauce Choron. Vorab sei gesagt, es war sehr schmackhaft. Das Auge aß mit und erfreute sich an dem wunderbaren Ranken-Salat mit dem Bachsaibling. Das einzige, was verbesserungswürdig wäre, ist der Bachsaibling, dessen Haut etwas kräftiger und zäher und daher schwerer zu zerteilen war. Das dazugereichte Kartoffelpüree war zart und schmolz geradezu am Gaumen.Zu dem Saibling, Salat und Kartoffelpüree ergänzte sich der Weißburgunder auf exzellente Weise. Gerade die buttrigen Aromen des Weins kamen verstärkt zur Geltung und harmonierten rund und elegant. Weder beim Essen noch beim Wein traten unpassende Noten hervor.
Insgesamt waren Wein und Essen ein schönes Gesamtkunstwerk.

2. Amuse-Gueule
Der äusserst charmante und höfliche Service erfreute den Gast daraufhin mit einem weiteren, diesmal goldenen Gruss aus der Küche: Cassis Macaron auf Birnenschaum mit einem goldenen Häubchen.
In dem Schaum, der tatsächlich sehr aromatisch nach Birne schmeckte, waren kleine "Krokant"-stückchen herauszuschmecken, die ein wenig an feste süsse Brausepulverkügelchen erinnerten und die nach Cassis schmeckten.
Das Macaron war locker und leicht und erinnerte an die wunderbaren Ladurée Macarons, die es leider nicht mehr in Berlin zu kaufen gibt. Leider, leider, leider.
Ein kleiner wolkiger, himmlischer Gourmetgruss aus der Küche!

Dessert

Als Dessert wurde eine Kaltschale von Nektarinen und Pfirsichen mit geeister Buttermilch und Basilikum gereicht.
Ein erfrischendes, leichtes und leckeres Dessert, dass insbesondere durch die wunderschöne Dekoration und das zarte Aroma der Maracuja und des Buttermilchsorbets herausstach.

Auf meine Bitte, mir einen passenden Wein zum Dessert zu bringen, verwies mich der Service an den Sommelier Arno Steguweit, der mittlerweile auch Restaurant Manager im Fischers Fritz ist. 2007 war er der Sommelier des Jahres.
Meine Entschuldigung, dass mir bewusst sei, dass ein Wein zu einer Kaltschale nicht unbedingt die beste Kombination sei, wies er charmant zurück.
Herr Steguweit schlug freundlicherweise zur Kaltschale ein Glas
Deutschland,
Pfalz
Weingut Dr. Bürklin-Wolf
Wachenheimer Gerümpel
Beerenauslese Scheurebe,
1992
vor.
Schon die Farbe des Weines sprach Bände. Gold! Gold! Gold!
Olfaktorisch dominierten intensive Petrol- und Butteraromen. Am Gaumen ergänzten die starken Geruchsaromen auch nussige Noten. Der Abgang war überaus lang, rund und harmonisch. Ein Wein zum Reinlegen!
Und welch' Wunder! Der Wein passte auch tatsächlich zur Kaltschale. Zwar wurde weder das Dessert noch der Wein in der Kombination besser, aber harmonieren taten beide aufs Vorzüglichste.
Fin
Zum perfekten Lunchabschluss kam eine kleine Tasse Espresso. Zur Auswahl stand ein würziger oder milder Espresso.
Der Würzige war sehr kräftig, dickflüssig und grandios lecker. So wie er einfach sein sollte. Da braucht man kein Wort mehr zu verlieren.

Résultée
Der Besuch des Fischers Fritz kann nur empfohlen werden. Schon weil Arno Steguweit mit seiner Sommelier-Kompetenz vollständig überzeugte und dennoch nicht arrogant auf seine Gäste zuging. Ein kleines Wein-Flirtschwätzchen mit ihm vervollständigte das sympathische Bild vom Restaurant, dem Essen und dem Service. Auf die Frage, ob man denn wiederkommen möchte, konnte man daher getrost und wahrheitsgemäss dies mit einem klaren JA beantworten.
Immer wieder gerne.
Solange alles so bleibt und noch besser wird.
Herzlichsten Dank für die Gastfreundschaft.

Fischers Fritz
The Regent Berlin
Charlottenstraße 49
10117 Berlin
E-mail Info.Berlin@Rezidorregent.com

Montag, 13. Oktober 2008

Top Secret sollte auch Top Secret bleiben - oder wie ein 4 Sterne-Hotel als 5 Sterne-Hotel verkauft wird

London Heathrow airport. Dieser Flughafen ist ein riesiger menschlicher Umschlagplatz.
Und hin und wieder bleibt man entweder gezwungen oder auch freiwillig am oder in der Nähe des Flughafens, um ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, bevor man weiterreist.
Allerdings ist dies meist keine kostengünstige Angelegenheit, wenn man nicht gerade die Wartesessel im Airportbereich als Übernachtungsmöglichkeit in die Überlegungen miteinschließt.
Die Internetseite des Flughafens Heathrow ist bei der Hotelsuche eine grosse Hilfe. Die Seite listet eine grosse Zahl von Hotels auf. Ganz einfach kann daher von der Internetseite ein passendes Hotelzimmer buchen.
Eine praktische und bequeme Sache.
Und wenn man wagemutig ist, dann geht man auch auf das angeblich unschlagbare Angebot "Top secret hotel" ein, bei dem man bis zum Abschluss der Buchung nicht erfährt, in welchem Hotel man tatsächlich übernachtet. Allein die Sternekategorie mit einer allgemeinen Beschreibung des Hotels wird vorerst mitgeteilt.
Im vorliegenden Fall sollte es sich sowohl laut Internetseite als auch entsprechend der Buchungsbestätigung um ein luxuriöses 5-Sterne Hotel handeln.
Es war das Hotel Radisson Edwardian, welches in der Nähe vom Terminal 3 liegt.
Vom Terminal 5 muss man einen Shuttle nehmen, der one-way 4 £ kostet. Obwohl das Hotel direkt am Flughafen liegt, braucht der Shuttle fast eine halbe Stunde. Also ist in jedem Fall eine entsprechende An- und Abreisezeit bei der Reiseplanung zu berücksichtigen.
Schon beim Einchecken im Hotel wird klar, dass es sich definitiv nicht um ein 5-Sterne Hotel handeln kann, was auch bei einem späteren Blick auf die "Facts" der Hotelseite bestätigt wird. Tatsächlich handelt es sich um bescheidene 4 Sterne. Da fragt es sich, ob Radisson auf derartige Aussagen angewiesen ist.
Beim Einchecken wurde einem dann auch weder das Gepäck abgenommen noch gar ins Zimmer getragen. Auch die überreichte Schlüsselkarte öffnete nicht die Zimmertür. Bis jemand einen Ersatzschlüssel brachte, dauerte es eine Viertelstunde. Eine aufschlussreiche Zeit, die man samt Gepäck auf dem Flur verbringen durfte.
Der zweite Schreck folgte beim Betreten des Zimmers im Erdgeschoss. Die Fenster im Zimmer waren mit schwarzer Folie verklebt und liessen sich nicht öffnen. Die Einrichtung des Zimmers hatte jedenfalls auch schon bessere Zeiten erlebt. Weder ein Fön, Körperlotion noch andere kleine Annehmlichkeiten waren im Bad und im Zimmer zu finden.
Das einzig bemerkenswerte an diesem Zimmer waren die antiken Schränke, die aufgrund der Verzierung das Highlight und tatsächlich auch sehr schön waren.
Allerdings hilft dies nicht über die entstandene Enttäuschung hinweg.
Auf eine entsprechende Rückfrage und Beschwerde per email sowohl beim Hotel selber als auch bei der Hotelbuchungsseite des baa Heathrow kam weder ein Kommentar noch eine Entschuldigung.
Muss man dazu noch etwas sagen?

Freitag, 3. Oktober 2008

Food in the sky

Mittlerweile kennt man es nicht anders. Jedenfalls dann, wenn man keine utopischen Preise zahlen möchte und auch keinen grosszügigen Arbeitgeber im Hintergrund hat.
Flugreisen haben sich für den Otto-Normalverbraucher zu einer Geduldprobe und zumeist Einbüssung jeglicher Bequemlichkeit entwickelt. Es fängt schon beim Check-in und den Personen- und Gepäckkontrollen am Flughafen an. Mit nackten Füssen trampeln tausende von Menschen auf nacktem Fussboden oder flausigen Vorlegern herum. Und dann beginnt das Boarding, bei dem sich hunderte von Passagieren drängeln, als ob es einen ersten Platz für denjenigen gibt, der als erster ins Flugzeug stürmt.
Und dann gibt es meistens auch nichts mehr im Flugzeug zu essen oder nur gegen Bezahlung und Zeitungen werden vielfach auch nur noch in der Businessclass verteilt. Auch die Auswahl an Getränken wird immer bescheidener.
Aber es gibt auch lustige Ausnahmen.
British Airways serviert auch auf Kurzstrecken morgens ein typisch britisches warmes Frühstück. Eier, Würstchen, Speck, Pilze, Orangensaft und eine Schokobrötchen. Quasi als gute Einstimmung auf die angelsächsische Insel. Obwohl das Frühstück nicht unbedingt appetitanregend aussieht, speckt es besser als es scheint. Ei ist saftig, Schinken nicht zu salzig, nur die Pilze waren ein wenig geschmacklos. Insgesamt ein guter und sättigender Start in den Tag.Auch mittags gibt es für den Hunger zwischendurch einen Snack in Form von typisch britischen sandwiches in sämtlichen Formen: mit Schinken, mit Käse, Huhn, etc. Und dazu gibt es einen leckeren kleinen Schokoladenriegel. Der Anhänger vom pappigen Toastbrot hat an diesem Essen seine Freude. Die restlichen Reisenden schlingen das sandwich ohne grosse Reflexion herunter. Besser ist so. Und wer auf den Flug, einen erfolgreichen Geschäftsabschluss oder einfach mit Freunden anstossen möchte, der muss nicht auf ein Glässchen Wein verzichten.
Die netten Damen von BA servieren gerne - allerdings nur im Plastikbecher - einen französischen Wein. Schade, denn britischer Wein wird ja auch immer interessanter.

Frankreich
Beaujolais
Georges DuBoeuf
Beaujolais-Villages
2007, 12,5 %vol.

Der Produzent Georges DuBoeuf ist wohl der grösste Weinproduzent Frankreichs, der ca. 30 Millionen Flaschen Wein pro Jahr produziert. In diesem Sinne ist der BA-Wein tatsächlich ein Massenwein. Und so schmeckt er auch.
Farblich, soweit man es im trügerischen Licht des Flugzeugs und in einem Plastikbecher erkennt, ist der Wein rubinrot bis schwarz.
Nasal bietet der Traubensaft beerige Aromen. Am Gaumen ist er dann etwas kirschig-marmeladig, ohne pappig süss zu sein. Eher schmeckt er wie eine Rotweinschorle mit Kirscharomen. Der Abgang ist dann ziemlich nichtssagend.
Im Ergebnis kann man festhalten, dass der Wein sauber und trinkbar, aber auch langweilig ist. Man muss ihn nicht, aber man kann ihn trinken.
Zum Wohl und auf einen guten Flug!

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Luxury Tower Lunch

Der Besuch eines Museums hat selten den Zweck, allein das Museumsrestaurant aufzusuchen. Meist sind dort keine kulinarischen Höhenflüge zu erwarten.
Anders ist die Lage jedoch im Tower Restaurant im National Museum of Scotland in Edinburgh.
Das Restaurant im Turm des Museums wird sowohl mittags als auch abends weniger von Museumsgästen frequentiert als von denjenigen gerne besucht, die in eleganter Atmosphäre mit Blick über die Stadt einfach sehr gut essen wollen.
Luxury Edinburgh bezeichnete das Restaurant als "one of the hottest tickets in town".
Und da ist wohl auch was dran.
Nicht nur die warme Ausstattung in violetten Farben, mit Holz und Mosaik gemixt spricht das ästhetische Empfinden an, sondern auch der servierte Lunch.
Und angeboten wird nicht nur à la carte, sondern auch ein 2 Gänge-Menue zur Mittagszeit für £12,95.
Als erster Gang wurde ein leckeres duck confit gebracht. Auf einem Mix aus u.a. Gurken, Schalotten, Tomaten und Kapern thronte das frittierte Enten-Confit mit saftigen Kapernäpfeln. Obwohl die Ente etwas trocken war, schadete dies dem Essen gar nicht. Der lecker gewürzte Rohkost-"pie" gab dem Entenconfit die nötige Saftigkeit.
Dazu gab es ein Glas südafrikanischen Chenin blanc.
Südafrika
Stellenbosch
Jordan
Chenin Blanc, 2007

Farblich war der Chenin blanc hellgelb. In die Nase strömten Aromen von Vanille, Nelken und einem riesigen dicht bewachsenen Blumenfeld. Am Gaumen dominierten typisch südafrikanisch und typisch "barrell fermented" die Vanille-, Karamell- und Honigaromen. Ein wenig erinnerte der Wein an Pudding, der mit einer angenehmen pfeffrigen Citrussäure gemixt ist. Dies gab dem Wein eine schöne Leichtigkeit.
Der Wein und die Kapern ergänzten sich hervorragend, da der Wein die Säure der eingelegten Kapern milderte und trotzdem aromatisch nicht einknickte. Lecker, lecker, lecker.
Als zweiter Gang wurde ein Spiced mince (Gehacktes mit asiatischen Gewürzen und einem Mango-Chutney) serviert.
Das Chutney hatte eine anregende Süsse und Schärfe und war mit Chili, Rosinen, Kardamom und Mandeln gewürzt.
Als Ergänzung gab es einen Rühreifladen, den man aber auch getrost hätte weglassen können.

Insgesamt war der Eindruck vom Lunch, dass das Essen definitiv keine mediterrane Leichtigkeit, sondern eine interessante europäisch-asiatische crossover-Komponente besass, die sehr sättigend war.
Ansonsten ist anzumerken, dass die Bedienung angenehm unaufdringlich aufmerksam war. Verschiedene Brotsorten standen zur Auswahl und es war kein Problem eine Karaffe Leitungswasser zu bestellen. Die Weinliste ist zwar übersichtlich, aber gut sortiert und präsentiert auch eine schöne Auswahl an deutschen Rieslingen.
Kein Wunder, dass laut Internetseite vom Tower neben J.K. Rowling u.a. auch Sean Connery und Catherine Zeta Jones dort verköstigt wurden.
Man ist quasi in guter Gesellschaft im Tower.

TOWER RESTAURANT
MUSEUM OF SCOTLAND
CHAMBERS STREET
EDINBURGH
EH1 1JF
Tel: +44 (0) 131 225 3003