Montag, 30. Juni 2008

Mit Wildschwein, Samba und Guarana ins Finale

Noch bevor ganz Deutschland das tragische Ende des EM-Finalspiels Deutschland gegen Spanien verarbeiten musste, konnte man sich in Berlin auf zahlreichen Strassen- und Hoffesten in froher Hoffnung auf das Spiel einstimmen. Dass es nun zu dem finalen EM-Sieg nicht gereicht hat, wird wohl nicht an der Stimmung der Fans und sonstiger Zuschauer gelegen haben. Denn diese haben sich an allen public-viewing Plätzen ihre Seele aus dem Leib geschrieen und um jede einzelne Flanke gebangt.
Und dennoch....
Auf den erfolgreichen Sieg beim finalen Fußballspiel der Spanier haben sich die Iberophilen anscheinend besser vorbereitet als die Fans der Deutschen.
Jedenfalls war die Stimmung beim brasilianischen Hoffest am Mehringdamm vor dem Spiel hoffnungsvoll und mehr als tropisch, heiss und musikalisch. Mit phantasievollen, brasilo-rhythmischen, bunten Klängen und Performances präsentierte sich das Tanzstudio und die Künstleragentur Tangará Brasil von seiner schönsten, lautesten und buntesten Seite.
Neben Schülern und Lehrern tanzten bis zum Beginn des Finales alle, die dazu Lust und Spass an der lateinamerikanischen Musik hatten.
Und wer bei dem schönen Wetter kulinarisch auf seine Kosten kommen wollte, der war bei diesem Hoffest auch nicht falsch. Ein ganzes Wildschwein wurde auf offenem Feuer gebraten. Und dazu konnte man ein frisch gemixten Caipirinha trinken oder locker auch eine Dose brasilianischer Guarana - Limo zischen.
So protein- und koffeingestärkt konnte das Fussballspiel der Spanier einfach nicht mehr schief gehen - zum Leidwesen der deutschen Fans!

Tanzstudio Tangará Brasil
Mehringdamm 33
10961 Berlin-Kreuzberg

Grotes tödliches Business in Bordeaux

Die Welt der französischen Winzer und der Weine ist seit je her romantisch verklärt. Wer würde nicht gerne durch seinen eigenen Weinberg gehen und auch noch die selbstverständlich eigenst hergestellten Weine erfolgreich weltweit vertreiben?
Aber so leicht ist das Leben der Winzer nicht.
Das erkennt auch im Wein-Krimi von Paul Grote Tod im Bordeaux der deutsche Weinhändler Martin, der in Frankfurt französische Spitzenweine vertreibt. Um allerdings auch finanziell erfolgreich sein zu können, kommt er nicht darum herum, illegal französische Spitzenweine einzuführen. Jedoch ist nicht nur seine Tätigkeit lebensgefährlich, sondern auch die Winzertätigkeit und die Kooperation seines besten Freundes und Winzers Gaston. Schlussendlich fällt dieser den Intrigen und der Geldgier einiger Bordeauxwinzer zum Opfer. Weshalb dies geschehen musste, wollte Martin mit seinem Riecher, der nicht nur zum Degustieren hervorragend geeignet ist, unbedingt herausfinden. Das ist er einfach seinem besten Freund und der hinterbliebenen Familie schuldig.
Gerade im Rückblick auf den letzten italienischen "Weinpansch"skandal ist dieses Buch nicht nur hochaktuell, sondern zeigt auch wie hart das Weinbusiness ist und mit welchen Mitteln man um Marktpositionen kämpft.
Im Gegensatz zu Grotes Krimi Rioja für den Matador liest sich Tod in Bordeaux um einiges flüssiger und angenehmer. Der Leser muss sich nicht unbedingt mit dem Vokabular eines Weinprofis auskennen, um den Krimi zu verstehen und von der Geschichte gepackt zu werden.
Dieser Schreibstil, die Aktualität des Themas und die Beschreibungen der Bordeauxgegend machen dieses Buch nicht nur zu einem mal etwas anderen Reiseführer, sondern auch zu einem Buch, das einem die Bordeaux-Weine nahebringt. Auch wenn die hier beschriebenen Haut-Bourton oder Moulin de la Vaux Weine ausgedacht sind. Leider... könnte man fast sagen. Denn man würde doch glatt gerne mal den einen und den anderen Tropfen wie Martin parallel verkosten. Aber nur, wenn es kein tödliches Ende nimmt.

Paul Grote
Tod in Bordeaux
1. Auflage 2004
Rowohlt Taschenbuch Verlag
Reinbek bei Hamburg

Sonntag, 29. Juni 2008

Studio 6 & Paradies

Nachdem das erste Buch von Liza Marklund "Olympisches Feuer" auch im Rückblick als ein spannender Krimi im Gedächtnis geblieben ist, war klar, dass ihre Folgebücher ebenfalls gelesen werden mussten.
Genauso wie Olympisches Feuer sind auch Studio 6 und Paradies Krimis um die Journalistin Annika Bengtzon, die bei der Stockholmer Zeitung "Abendblatt" arbeitet und dabei immer wieder auch persönlich in Kriminalfälle verwickelt wird.
Während im ersten Buch Olympisches Feuer Bengtzon schon Chefin der Polizeiredaktion ist, wird in den später geschriebenen Büchern ihr Weg von der Sommervertretung zur Journalistin des Abendblattes beschrieben. Diese "Achronologie" der Bücher verwirrt zu Beginn. Schlussendlich ist es allerdings wie im wahren Leben: man lernt Menschen kennen und erst Schritt für Schritt kommen zu dem ersten Eindruck die einzelnen Stückchen Vergangenheit hinzu und das Bild des Menschen, den man kennengelernt hat vervollständigt und verändert sich.

Im Buch Studio 6 ist Annika Bengtzon noch eine hoffnungsvolle Sommervertretung, die mit anderen Kollegen um eine Festanstellung konkurriert. Engagiert wirft sie sich in den mysteriösen Todesfall um eine Stripteaseclubtänzerin, deren Leiche auf einem jüdischen Friedhof nackt gefunden wird.
Dass Politiker in diese Geschichte verwickelt sind wird relativ schnell klar.
Dass Annika Bengtzon zum Schluss aber selber über diese Geschichte nicht nur beruflich stolpert, ist ein typischer Zug von Marklund. Gekonnt und natürlich verknüpft sie die oft verschwiegenen körperlichen und geistigen Vergewaltigungen in Beziehungen mit der persönlichen Geschichte der Journalistin Bengtzon und macht so dieses heikle Thema in Form eines leicht und spannend zu lesenden Krimis zu einem der Hauptthemen dieses Buches.

In dem darauffolgenden Buch Paradies widmet sich Marklund einem anderen heiklen und oft verschwiegenen Thema.
Annika Bengtzon, die nun in die Nachtredaktion eingeteilt ist, wird durch einen zufälligen Anruf mit einer Stiftung Paradies konfrontiert, die Personen, die andauernden Morddrohungen unterliegen und so kein angstfreies Leben geniessen können, unter ihren Schutz nimmt. Zusätzlich soll die jeweilige Person und ihre Angehörigen aus allen Melderegistern gelöscht werden und eine neue Identität im Ausland annehmen können.
Soweit so gut. Dass hierbei auch osteuropäische Mafiageschichten und Korruption eine erhebliche Rolle spielen, macht diesen Krimi zu einem spannenden Fall, an dem Annika Bengtzon zwar zum Teil an ihre Grenzen geht, aber auch zeigen kann, was in ihr steckt. Hierbei findet sie auch ihr persönliches Glück was diesem Krimi eine ganz persönliche Note gibt und Bengtzon sehr sympathisch und natürlich erscheinen lässt.


Liza Marklund
Studio 6
Titel der Originalausgabe: Studio sex
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann übersetzt
1999 Ordupplaget, Stockholm
2001 Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg


Liza Marklund
Paradies
Titel der Originalausgabe: Paradiset
Aus dem Schwedischen von Paul Berf übersetzt
2000 Piratförlaget, Stockholm
2002 Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg

Mittwoch, 25. Juni 2008

Weinrallye # 13 Auf zur weltweiten Bordeauxsuche

Spät, aber nicht zu spät kommt das Thema für die nächste und 13. Weinrallye-Etappe. Nachdem wir nun bei der 12. Weinrallye den göttlichen Segen erhalten haben, geht's nun zum Gott in Frankreich, besser gesagt zum planet Bordeaux.
Dieser schickt uns aber postwendend gleich weiter in die weite Welt und lässt uns bis zum
15. Juli 2008
die verschiedensten Bordeaux Plagiate in der Welt suchen, auftreiben, verkosten und beschreiben. Hauptsache der Wein stammt nicht aus dem Bordeaux und seinen angrenzenden Appellationen, ist im Barrique ausgebaut und beinhaltet mindestens drei der üblichen 5 Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet franc, Merlot, Petit Verdot und Malbec. Ein Blend aus Cab. Sauv. und Merlot genügt hierbei nicht den Ansprüchen der 13. Weinrallye!
Die Regeln zur Weinrallyteilnahme findet man wie immer übersichtlich und gut erklärt beim winzerblog.
In diesem Sinne....auf zur Suche nach Bordeaux Blends outside Bordeaux!

Dienstag, 24. Juni 2008

Sandbüchse goes to Beachtown

Fussball ist zwar momentan in aller Munde und Geiste, aber man sollte sich schon auf die kommende fussballfreie Zeit einstellen und sich anderweitige Beschäftigungen suchen.
Da kommt es wie gerufen, dass mitten in Berlin soviele Brachflächen vorhanden sind und das Wetter mehr der Riviera als einer norddeutschen Stadt entspricht. Diese zum Teil noch zu bebauenden Flächen der "Sandbüchse Berlin" werden vorübergehend von pfiffigen Jungunternehmern in attraktive Freizeitstätten umgewandelt. Ein derartiger Ort ist die riesige Sandfläche des Beachpark61 mitten im Bezirk Kreuzberg in unmittelbarer Nähe der Yorkstraße. Dort kann man auf ungewöhnliche Weise vom Alltag abschalten, indem man mit Freunden auf einem der zahlreichen Beachvolleyballfelder eine mehr oder weniger ruhige Kugel wirft.
Und wenn man in der strahlenden Sonne selber keine Lust hat aktiv zu sein, dann schaut man den begeisterten Volleyballern von der überdachten improvisierten Strandbar im Beachholzstil zu.
Und falls dann doch noch ein wichtiges Sportereignis, wie die Finalspiele der Fussball-EM oder die Olympischen Meisterschaften in China, im Fernsehen gesendet wird, dann entgeht einem auch das nicht. Für das obligatorische public-viewing sorgt eine speziell installierte Großbildleinwand. So verpasst man nichts und kann trotzdem in Gedanken fern von Berlin abschalten.
Allein das Meeresrauschen und die Palmen fehlen. Aber letzterem Problem kann man sicherlich bei den momentan tropischen Temperaturen abhelfen. Warm und humid genug ist es ja.

Beachpark61
Möckernstr. 44
10965 Berlin

Sonntag, 22. Juni 2008

200 Jahre Rixdorf in 48 Stunden Neukölln

Dieses Wochenende bietet sowohl dem Berliner als auch dem Besucher, dem Jungen als auch Alten, dem Alternativen oder auch Traditionellen Veranstaltungen je nach Geschmack. Wer sich akustisch beschallen lassen möchte, ist auf der Fete de la Musique, die in der ganzen Stadt auf verschiedene Openair- und Indoor-Stätten verteilt ist, richtig.
Wer sich eher beschaulich literarisch mit Gleichgesinnten unterhalten möchte, ist auf dem Berliner Bücherfest auf dem Bebelplatz zwischen der Staatsoper und der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität gut aufgehoben.
Die Fussball-EM-Spiele "Russland-Niederlande" und "Spanien-Italien" des Wochenendes sind sowieso Pflichtprogramm und allgegenwärtig.
Und wer sich eher mit den künstlerischen neueren Strömungen beschäftigen möchte, der sollte den Weg nach Neukölln nicht scheuen. Das Kunst- und Kulturfestival "48 Stunden Neukölln", das nun schon zum 10. Mal stattfindet, ist eine gute Möglichkeit Neukölln mal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Der leicht verrufene und problematische Bezirk, ist ein sehr lebhafter Stadtteil, der von den vielen Kulturen, die hier leben, partizipiert und auch profitiert. Er ist zum Kreuzberg der 80er/90er Jahre geworden. Während Kreuzberg allmählich gutbürgerlich und ruhig wird, pulsiert allerdings das Leben in Neukölln - im postiven und negativen Sinne.
Während der 48 Stunden Neukölln kann man sich von Aktion zu Aktion spaziergehend oder shuttlebusnutzend hangeln. Insgesamt ist der Bezirk in sechs Quartale von den Organisatoren aufgeteilt worden: Reuterkiez, Flughafenstraße, Schillerpromenade, Körnerkiez, Passage und Richardplatz.
Neben den vielen kleinen Galerien, die durch das Festival die Möglichkeit haben, ein wenig auf sich aufmerksam zu machen, sind insbesondere die Installationen an öffentlich begehbaren Plätzen sehenswert.
So sind auf dem 6. und offenen Parkdeck der Neukölln Arkaden verschiedene Kunstinstallationen zu sehen.
Eine Holzbox, genannt "Die Hütte #3" lädt zum Besuch ein und erwartet einen mit einer Performance unter Scherenschnitten. Eine alte Schreibmaschine sendet Bit für Bit seine Signale über den Neuköllner Himmel und ein Retro-Pärchen sitzt im Oldtimer-Cabrio und unterhält sich banal vor einer Landschaftskulisse.
Den Konsum hinter sich lassend, blickt man dann mitten im Samstagnachmittageinkaufskampf durch eine gelbe Blase auf die Karl-Marx-Straße und seine Nebenstrassen. Dass diese Installation "Karl Marx Park - Der Blumentopf" einen überdimenisonalen Blumentopf darstellen soll, aus dem der sich innerhalb der Blase befindende Baum herauswächst, wird einem erst nach Erklärungen klar. Eine witzige Idee, die allerdings erst aus der Vogelperspektive Sinn macht.
Weniger exquisit war dann das Neukölln Exquisit in der Alten Post. Das Gebäude verspricht von aussen eine sowohl innenarchitektonisch interessante Ausgestaltung als auch künstlerisch bereichernde Werke. Immerhin präsentieren auf 1000 qm ausgewählte Künstler ihre Werke.
Enttäuschend war dann der Blick in das Gebäude. Innen erwartete einen der Mief der 80er Jahre mit Röhrendecke und heruntergekommenen, dreckig wirkenden Räumen. Auch die Kunst kam dadurch überhaupt nicht zur richtigen Geltung, da die Räume die Wirkung drückten. Auch war die Zusammenstellung der Werke verwirrend und lieblos überladen. Vieles sah nach einer Schülerausstellung aus. Auch wenn man zugestehen muss, dass manche Kunstwerke gar nicht so schlecht waren, wie zum Beispiel der gesellschaftskritische und nicht verkäufliche Stuhl.
Aus den dunklen Räumen will man sich allerdings dann schnell verabschieden und ist positiv überrascht, wenn man den Hof der Alten Post betritt und einen eine sterbende Tier-Glasskulptur "Die Eselei" erwartet.
Der Glasesel von Erik Tannhäuser will seine negativen "Eselsattribute" loswerden, schüttelt sich und verliert somit Glasscherbe für Glasscherbe. Ob der Esel allerdings dadurch klüger wird, indem er seine Extremitäten verliert, bleibt dem Zuschauer verborgen.
Nicht verborgen sollte allerdings bei dem Neuköllner Spaziergang der Innenhof der Neuköllner Oper, genannt die Passage, bleiben. Über dem Jobpoint, Lernladen, Brot und Brötchen und der Passage schwebt ein überdimensionales Windspiel. Die Künstlerinnen Jacqueline Pehlemann und Tanja Meyle von JAC & Meylenstein vermitteln durch das Windspiel /I/I eine Utopie des schützenden Daches. Angenehm geschützt kann man sich unter diesem fiktiven Dach im Cafe ausruhen und stärken, um sich für das ruhigere und alte Neukölln-Rixdorf zu rüsten.
Bevor man sich jedoch auf dem sonst idyllischen und historischen Richardplatz in das laute und bunte Treiben mit Stepptanznummern, indischem Tanz und 20er Jahre- Rixdorfer Polka stürzt, ist ein Blick in die aktive katholische St. Clara Kirche in der Briesestr. empfehlenswert. Dort erwarten einen neben einer Pflanzen-Glas-Klanginstallation auch Holzschnitzereien von Mira Bergmüller, die einen aufstutzen lassen. Mitten im Kirchraum ist eine Gruppe von 35 Holzfiguren auf Holzstehlen platziert. Obwohl man von fern religiöse Motive erwartet, ist von Nahem klar, dass die Figuren die Vielfalt der menschlichen Gesellschaft darstellen. Auch ihre Holzkinder, mal wie Putten oder wie neuzeitliche Babys aussehend und ihr Gewand-Anzug aus Holz beeindrucken und regen zum Nachdenken gerade in Bezug auf den kirchlichen Ausstellungsort an.
Geistig gestärkt kann man sich so die historischen und ruhigen Seiten Neuköllns rund um die Richardstrasse und Kirchgasse zu Gemüte führen.
Hier ist auch das Böhmische Dorf gelegen, welches 1737 von protestantischen Flüchtlingen aus Böhmen gegründet wurde. Neben den vielen alten kleinen Häuschen, zeugt noch das älteste Schulgebäude Rixdorfs von dieser Zeit. Das Gebäude in der Kirchgasse 5 wurde 1753/54 gebaut und beherbergt heute das Museum im Böhmischen Dorf. Es ist ein sehr kleines, aber feines Museum, in dem gezeigt wird, wie die Böhmer Rixdorfer früher lebten, spielten und wie sie sich anzogen.....ein kleines idyllisches Kleinod, in dem sonst so lauten Neukölln.
Auf dem Richardplatz werden dann weitere Zeugen dieser Zeit sichtbar. In der alten Rixdorfer Schmiede wird noch geschmiedet und man riecht den Mix zwischen offenem Feuer und dem Holz, aus dem das Gebäude errichtet wurde. Man fühlt sich gleich um hundert Jahre in dem dunklen und kleinen Gebäude zurückversetzt.
Historisch spannend ist dann auch der Blick in den Hof des traditionellen Fuhrunternehmens Gustav Schöne auf dem Richardplatz. Dort kann man neben dem alten Pferdestall mit Pferden auch alte Kutschen begutachten, die sowohl zu Hochzeiten, Trauerzügen und anderen Anlässen herausgeholt werden.
Gerade dieser Gegensatz zwischen der Historie Neuköllns und der zeitgenössischen Kunst im urbanen Teil des Bezirks, macht dieses Festival zu einer sehenswerten Einrichtung für Berliner und Touristen.
Denn Berlin ist eben nicht nur Gendarmenmarkt, Unter den Linden, Schloss Charlottenburg oder Gedächtniskirche, sondern eben auch Rixdorf mit Karl-Marx-Strasse...und das nicht nur für 48 Stunden.

Freitag, 20. Juni 2008

EM-Viertelfinalssieg und der Reichsgraf zum Anstossen

Der vollkommen unerwartete Viertelfinalssieg der grandiosen deutschen Fußballmannschaft gegen die heiß favorisierten Portugiesen bei der Europameisterschaft 2008 in Basel wurde sowohl in der Schweiz als auch naturgemäss in Deutschland lautstark und feucht-fröhlich vom Großteil der Bevölkerung begossen.
Die einen begnügten sich mit dem Fussball-Fan-Getränk Nr. 1, dem guten deutschen Bier.
Die anderen nahmen es sportlich und begossen den Viertelfinalssieg - wie Günter Netzer bei der After-Spiel-Sendung in der ARD resolut erklärte - mit einem Glas Wasser.
Und noch ganz andere stiessen einfach mit einem guten deutschen Glas Wein an.
Was bietet sich da an? Im Hinblick darauf, dass der Torkönig der primären EM-Spiele Lukas Podolski seine ersten Fussball-Schritte in der Umgebung Kölns getätigt hat, wäre ein Riesling von der Mosel nicht falsch am und auf dem Platze.

Der

Deutschland
Mosel
Reichsgraf von Kesselstatt
Wiltinger Riesling 2006
trocken, 12 % vol.

ist mit einem einfachen und praktischen Schraubverschluss verschlossen. Ideal für Picknicke oder anderweitige Take-away-from-home-Aktionen wie z.B. ein Fussballspiel.
Farblich ist der Wein klar, aber schwach gelblich mit grünlichen Reflexen.
In der Nase duftet der Wein sehr blumig und aromatisch mit einem feinen Tick Säure. Ein Hauch reifer Grapefruit mit Pfirsichen und Mandeln ist im Bukett zu erahnen.
Am Gaumen ist der Wein dann typisch rieslingartig saftig und säureintensiv, lässt allerdings ansonsten das erwartete geschmackliche "Feuerwerk" vermissen. Er ist flach und nicht knackig. Gut gekühlt ist es ein netter Partywein, dem allerdings die Finesse fehlt. Am Gaumen kommt noch ein wenig das Pfirsicharoma zur Geltung.
Der Abgang ist dann weniger lang und bemerkenswert.
Der Wiltinger Riesling ist es ein angenehmer Wein, der sicherlich nicht umwerfend ist, aber definitiv eine gute Alternative zu einem mehr oder weniger profanen Bier darstellt. Insbesondere wenn "nur" der Sieg im Viertelfinale gefeiert werden soll.
Zu einem Sieg im Halbfinale bzw. sogar einem Sieg im EM-Finale sollte dann allerdings ein EM-würdigerer Tropfen auf den Tisch kommen bzw. ins Glas fliessen.
Mal sehen, ob es überhaupt dazu kommt.

Freitag, 13. Juni 2008

Weinrallye # 12 Der, der die Zusammenfassung schrieb...

....ist der "Weinrallye-Verursacher" Thomas Lippert vom Winzerblog.
Seit heute morgen kann man seine wunderbare "Complet-Fassung" der "12. göttlichen Weinrallye" mit allen notwendigen und mehr als schmeichelnden Worten und Links lesen.
Herzlichen Dank auch von hier für die lobenden Worte und die zuverlässige und hervorragende "männliche" Hintergrundbetreuung ohne die das alles nicht funktionieren würde!
In diesem Sinne: MEHR, MEHR, MEHR Weinrallyebeiträge und MEHR, MEHR, MEHR Weinrallyeteilnehmer!!!!

Dienstag, 10. Juni 2008

Weinrallye # 12 In Gottes Namen - Weinweit!

I. Einleitung
Derjenige, der den Weinrallye-Stein ins Rollen gebracht hatte, führt nun die 12. Weinrallye an. Thomas vom Winzerblog ist der Wegbereiter für eine immer grösser werdende Anzahl an Bloggern und Emailern, die sich monatlich in Rahmen einer Internet-Weinrallye mit einer thematisch vorgegebenen Weinart auseinandersetzen. Und dies mit einer immer grösser werdenden Begeisterung. Mittlerweile machen mehr oder weniger professionelle Weinblogger aus der ganzen Welt bei diesem Ereignis mit.
Für den Monat Juni hat sich der Winzerblog ein ganz besonderes Thema ausgedacht.

Der Wein spielt schon seit Jahrtausenden eine erhebliche Rolle in den unterschiedlichen Religionen. Die christliche und jüdische Religion zelebriert gar den Wein in der Messe oder beim Shabbat. Die moslemische Religion setzt sich ebenfalls mit dem Wein auseinander, betrachtet ihn aber als ein Werk Satans (Koran, Sure 5, 90). In Sure 2, 219 des Korans wird allerdings auch der Nutzen des Weins hervorgehoben.
Da wird die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und um der Spannung Willen sowohl ein israelischer kosherer Cabernet Sauvignon mit einem deutschen Riesling Kabinett eines ehemaligen Klosters verglichen. Gegensätzlicher können Weine wohl kaum sein.



II. Shabbes mit einem israelischen Cabernet Sauvignon
Es gibt drei Dinge, die man nach der Binyamina Winery beachten soll, wenn man den maximalen Trinkgenuss erhalten möchte:
- einen gescheiten Korkenzieher benutzen,
- den Wein nicht mit Eis verdünnen, so heiss es auch sein mag und
- den Wein nicht in der Mikrowelle erhitzen, so kalt er auch sein mag.
Well, das ist schon mal einfach und es stellt auch kein gravierendes Problem dar, die Voraussetzungen zu erfüllen. Dem optimalen Weingenuss sind somit keine Grenzen gesetzt.
Die Binyamina winery ist ein israelischer Weinproduzent, der in ganz Israel, von den Golanhöhen bis zum Ramat Hanegev im Süden, Weinberge besitzt.
1952 wurden die Binyamina Wine Cellars in der Stadt Binyamina gegründet. Baron de Rothschild hatte seine Finger hier schon vorher im Spiel, und errichtete schon 1925 das Hauptgebäude, das mittlerweile das Besucherzentrum ist. Wein wurde zu Rothschildes Zeiten allerdings nicht hergestellt. Das Gebäude diente wohl zunächst als Parfümfabrik.
1992 wurde die Produktion von einer Gruppe privater Investoren gekauft.
Etwa 2 Millionen Flaschen Wein (Rot- und Weißweine als auch trocken, halbtrocken und süss) werden jährlich unter drei verschiedenen Labels produziert.
Cabernet Sauvignon, Merlot, Shiraz, Tempranillo, Cabernet Franc, Zinfandel, Malbec, Pinot Noir, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Viognier, Emerald Riesling, Sémillon, Muscat und Gewürztraminer sind im Sortiment dieser riesigen Weinfabrik.
In einem kleinen deutsch-israelischen Laden namens "Plätzl" konnte man einen dieser Weine, einen kosheren Cabernet Sauvignon des Labels TEVA aus dem Jahre 2007, erwerben.
Was ist eigentlich koscherer Wein? Das wichtigste ist wohl, dass ein Rabbiner den Entstehungsprozess beobachtet hat, der Wein nur in speziell gereinigten Tanks abgefüllt worden ist, wenn vorher nicht kosherer Wein 'drin war und jedes siebente Jahr dem Rebstock ein Ruhejahr - ein Shabbatjahr- gegönnt wurde. Und schlussendlich durften dem Wein keine Zusätze im Keller hinzugefügt werden.
Weinrallyetauglich ist der Wein entsprechend Punkt 5 der vom winzerblog vorgegebenen Kriterien, da er kosher ist, und daher von orthodoxen Juden sowohl zum Shabbat als auch sonst getrunken werden darf.


1. Der Wein

Israel
Unteres Galiläa

Binyamina Winery
Cabernet Sauvignon, 2007
95 % Cabernet Sauvignon, 5 % Merlot,
12 % vol.

Im Glas ist der junge Wein farblich tiefrot mit einem leichten Violettstich.
In die Nase steigen Aromen von Plaumen, reifen Kirschen, etwas Eukalyptus, Leder und Erde.
Am Gaumen sind dann erstaunlich wenig Tannine zu ertasten. Vermutlich ist der Wein nicht dazu gedacht, lange im Keller zu liegen. Er ist ein schnell gereifter Wein, der viel marmeladige Frucht und Würze, insbesondere Pfeffer am Gaumen und beim Abgang hinterlässt. Der Wein ist angenehm fruchtig, ohne penetrant zu sein. Man merkt ihm definitiv die israelische Sonne an, unter der er reifte. Und obwohl er so kräftig im Aroma ist, hat er erstaunlich wenig Prozente!
Im Grossen und Ganzen ist der Cabernet Sauvignon ein ordentlich gemachter Wein, der sowohl wunderbar alleine als auch in Kombination mit Essen getrunken werden kann. Er ist sicherlich kein komplexer und feingliedrieger Wein. Aber das muss er ja auch nicht sein, da seine angenehme Frucht den Wein einfach nur lecker macht und Freude bereitet.


2. Shabbes-Essen
Der Shabbat beginnt am Freitag abend mit der Segnung, dem Kiddusch, bei dem ein "Becher" Wein gesegnet und getrunken und das Brot Challah gebrochen wird und jeder ein Stückchen davon isst.
Das Brot, aus Mehl, Wasser, Hefe, Zimt, Ei und Zucker frisch gebacken, duftet und schmeckt intensiv und lecker.
Zu einem Cab. Sauv. gibt es m.E. allerdings nichts leckereres als eingelegten Ingwer. Eines der typischen Shabbatessen ist Hühnchen in allen Variationen. Daher kommt eine marrokkanisch-jüdische Variante des Hühnchen zum Shabbatessen auf den Tisch. Ein kosheres Hühnchen mit Zitronen, Ingwer, Knoblauch und Oliven, garniert mit Safranbasmatireis und einem israelischen Salat mundete zu dem Cab. Sauv. hervorragend. Die Säure des im Ofen gegarten Hühnchen ergänzte sich perfekt zu dem vollen und fruchtigen israelischen Wein und verursachte am Gaumen eine angenehme süsse Säure, die lautstark nach MEHR, MEHR, MEHR! schrie.
Der Reis, der mit Safran und Berberitzen gewürzt war, brachte die nötige Balance und Verbindung zwischen dem Wein und dem Hühnchen.
Allein der israelische Salat, der hauptsächlich aus Tomate, Gurke, Paprika, Frühlingszwiebeln bestand, schadete noch förderte das Aroma des Weines. Er ergänzte sich einfach wunderbar und erfrischend vitaminreich zum Fleisch.
Mit so einem Essen und so einem Wein kann man in den Shabbat hervorragend starten und dabei Gott für seine wunderbaren Gaben danken. Religionsübergreifend.



III. Deutscher Klosterwein
Als Kontrapunkt - in farblicher, geographischer und religiöser Hinsicht - wurde ein deutscher "Klosterwein" betrachtet, geöffnet, eingegossen, gerochen und verkostet. Wir befinden uns wieder auf dem Weg vom heissen Israel zurück ins heisse Deutschland, besser gesagt ins flüssige Hessen und ins süsse Bayern.


1. Der Wein

Deutschland
Rheingau
Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach
Steinberger
Riesling Kabinett 2007
8,0 % vol.

Das Kloster Eberbach ist zwar kein aktives Kloster mehr, die Weinproduktion befindet sich in der Hand der Hessische Staatsweingüter GmbH Kloster Eberbach und der Gebäudekomplex wird u.a. seit 1998 von der Stiftung Kloster Eberbach genutzt.
Ursprünglich war das Kloster seit dem 12. Jahrhundert von Zisterziensern betrieben, die die Weinproduktion des "Goldes" zu einem Exportschlager machten. 1803 endete das Klosterleben. Die Weinproduktion fiel u.a. in die Hand des Herzogs von Nassau, ab 1866 dem Königreich Preußen und seit 1945 dem Land Hessen.
Der vorliegende Riesling Kabinett stammt von Trauben, die auf dem "Hausberg" der Zisterzienser, dem Steinberg gewachsen sind. Er gehört mit seinen 33 ha wohl zu den ältesten und ersten Lagen der Hessischen Staatsweingüter.
Farblich ist der Steinberger Riesling Kabinett im Glas schwach goldgelb mit grünlichen Reflexen.
In der Nase ist er blumig und versprüht einen Duft nach grünen, säuerlichen Äpfeln mit einem Hauch Honig.
Gut gekühlt ist der Steinberger am Gaumen erfrischend mineralisch ohne unangenehm säuerlich zu sein. Die elegante Frucht ermöglicht es dem Wein sowohl alleine als auch mit Essen getrunken zu werden.


2. Das Essen
Der Shabbat ist vorbei. Zum Mittagessen zu Wochenbeginn kommt ein leichter Rucolasalat mit Bananen, Ingwer und Chili, garniert mit kurz angebratenen Shrimps auf den Tisch.
Zum Shrimpssalat passte der Riesling Kabinett hervorragend. Die leichte Säure und elegante Frucht ergänzte sich hervorragend zu den leicht angebratenen Shrimps und der Schärfe der Chili. Am Gaumen hinterliess der Wein zusammen mit dem Essen eine wunderbare harmonische und erfrischende Säure.
Eine Bayerische Creme, die ähnlich wie der italienische Bruder Panna Cotta, hauptsächlich aus gesüsster Milch/Schlagsahne besteht, sollte als krönender Mittagessen-Abschluss zu einem Kabinett Riesling passen. Jedenfalls, wenn man sich an den Rat auf der Internetseite der Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach für den Steinberger Riesling Kabinett 2006 hält.
Wir haben hier allerdings einen 2007er. Aber auch für diesen jungen Jahrgang erweist sich der Rat als ein guter Tip.
Die angenehme Säure des Weins hamoniert angenehm mit der vanilligen Süsse der Creme. Sehr lecker und sehr gehaltvoll. Ein Spaziergang ist nach dem Dessert definitiv von Nöten.



IV. Vergleichsergebnis
Wie könnte es anders sein. Das Ergebnis war schon von Anfang an klar. Beide Weine kann man eigentlich gar nicht vergleichen.
Und dennoch haben sie einiges gemeinsam.
Der Riesling ist auf einem ehemaligen Klostergut gewachsen, der schon zu Klosterzeiten zu einem hervorragenden und prämierten Wein gekeltert wurde. Nicht nur die Mönche haben diesen Wein getrunken, auch wenn Kloster Eberbach-Wein ursprünglich als Messwein gedacht war.
Der koshere Cabernet Sauvignon ist zwar nicht von Rabbinern hergestellt, aber immerhin wohl unter deren Beobachtung und nach religiösen Vorschriften. Und getrunken wird er wohl gern sowohl zum Shabbat als auch so mal zwischendurch.
Beide Weine kann man hervorragend solo oder auch mit einer passenden Speise trinken.
Beide Weine sind für sich gesehen sehr fruchtig und aromatisch.
Und schlussendlich: beide Weine sind einfach nur lecker!
Gott sei dank!

Samstag, 7. Juni 2008

Die liebestollen Verwicklungen eines Witwers und seine Traktorengeschichte

Schon die ersten Seiten über die Geschichte des ukrainischen Traktors und die Liebesverwicklungen eines Exilukrainers in Grossbritannien ziehen einen belustigt in den Bann. Eine Story über einen alten Mann, der den blonden und gut gebauten Reizen einer Ukrainerin liebestoll verfällt und dabei vollkommen immun gegen die vernünftigen Ratschläge seiner erwachsenen Töchter und seiner Umgebung ist, zieht wohl nicht nur in der regelmässig donnerstags erscheinenden bunt bebilderten Klatschpresse die Leser magnetisch an.
Dieses Buch ist jedoch weit mehr als nur die komische Geschichte eines Witwers, der kaum noch für sich selbst sorgen kann, aber unbedingt mit einer berechnenden und kaltherzigen jungen Blondine "aus Mitleid" eine neue Familie gründen will. Man erfährt auch nebenbei viel über das schwere Schicksal von Exilukrainern in Grossbritannien, die Geschichte der Traktoren in der Ukraine und das schizophrene Leben der zweiten Generation der Flüchtlinge fern der Heimat der Eltern.
Nach den ersten 50 Seiten fängt das Buch aber leider an langatmig zu werden. Gerade die zuerst witzigen historischen und technischen Hintergründe zu Traktoren werden mit der Zeit langweilig und man überliest gerne den einen oder anderen Absatz. Eine Pointe und eine kürzere Fassung hätten dem Buch ein wenig mehr Pfiff gegeben. So plätschert die Geschichte nur so vor sich hin. Der Verlauf der Geschichte und dessen Ende ist schnell vorhersehbar.
Und dennoch ist das Buch lesenswert. Es stellt klar und herrlich ironisch die Sehnsucht älterer Menschen nach ein wenig menschlicher Wärme, d.h. nach sexueller Bestätigung dar - ohne sich darüber lustig zu machen. Denn eines wird schlussendlich klar. Egal, in welchem Alter man sich verliebt, man benimmt sich in diesem rosaroten und fluffigen Zustand irrational, blind und ist bereit für die Liebe alles zu tun.

Marina Lewycka
Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch
Titel der englischen Originalausgabe: A Short History of Tractors in Ukrainian
Vikin, London 2005
deutsche Erstausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München,
Oktober 2006

Donnerstag, 5. Juni 2008

2007er deutsche Weine

Die Weinhandlung Hardy im schönen Berliner Dahlem lud heute zu einer Weinprobe der deutschen 2007er Weine ein. Es standen zwölf Weißweine aus Rheinhessen, Mosel, Nahe, Franken, Saale-Unstrut und Baden, ein Rotwein von Saale-Unstrut und ein Roséwein von der Nahe, der eigentlich kein Rosé ist, zur Verkostung bereit.
Zur Weinprobe im Garten der Weinhandlung wurden folgende Weine aufgetischt:

Weiss
1) Rheinhessen, Weingut Landgraf, Weißwein QbA trocken
2) Mosel, Weingut Max Ferd. Richter, Mülheimer Riesling QbA trocken
3) Mosel, Weingut Max Ferd. Richter, Brauneberger Juffer Riesling Kabinett trocken
4) Mosel, Weingut Max Ferd. Richter, Mühlheimer Sonnenlay Riesling Kabinett feinherb
5) Mosel, Weingut Max Ferd. Richter, Veldenzer Elisenberg, Kabinett
6) Nahe, Weingut Tesch, Riesling Unplugged Kabinett trocken
7) Nahe, Weingut von Racknitz, Gutsriesling QbA trocken
8) Franken, Weingut Hans Wirsching, Iphöfer Kronsberg Silvaner Kabinett trocken
9) Saale-Unstrut, Weingut Herzer, Naumburger Steinmeister Gutedel QbA trocken
10) Saale-Unstrut, Weingut Herzer, Naumburger Steinmeister Weißburgunder Kabinett trocken
11) Saale-Unstrut, Winzerhof A. Gussek, Naumburger Göttersitz Grauburgunder Kabinett trocken
12) Baden, Weingut Stigler, Ihringer Winklerberg Weißburgunder & Chardonnay Kabinett trocken

Rosé
1) Nahe, Weingut Tesch, Deep Blue Spätlese trocken

Rot
1) Saale-Unstrut, Winzerhof A. Gussek, Naumburger Göttersitz Portugierser QbA trocken

Überraschend war der einfache trockene Weißwein QbA vom Weingut Landgraf. Er besteht hauptsächlich aus Rivaner und Silvaner und einem 10%-Teil Bacchus und ist in der Nase sehr würzig und blumig mit Stachelbeeren vermischt. Gerade diese Intensität des Weines überraschte positiv.
Etwas langweilig gestaltete sich dagegen der Unplugged Teschwein, der in der Nase sehr blumig intensiv, aber am Gaumen zu säurebetont war.
Diese verschlossene Säure machten auch den Mühlheimer Riesling von Richter und den Gutsriesling vom Weingut von Racknitz und den Naumburger Steinmeister Weißburgunder nicht gerade zu einem unkompliziert trinkbaren Wein.
Langweilig und fade waren sogar der Iphöfer Kronsberg Silvaner, der Naumburger Steinmeister Weißburgunder, der Naumburger Steinmeister Gutedel und der Deep Blue von Tesch. Letzterer sollte eigentlich ein Roséwein (Weißburgunder, Spätburgunder und Silvaner) sein, war aber von der Farbe so durchsichtig, dass er noch nicht mal als Weisswein durchgehen würde, sondern eher als Wasser. In der Nase war er zwar sehr angenehm, aber am Gaumen langweilig und nichtssagend.
Allein der Ihringer Winklerberg Weißburgunder & Chardonnay waren nicht nur in der Nase aromatisch (leicht nussig), sondern umspielte auch den Gaumen leicht und elegant.
Angenehm aromatisch waren denn auch der grosse Name Max Ferd. Richter, der einen wunderbaren Brauneberger Juffer Riesling und Mülheimer Sonnenlay Riesling Kabinett feinherb und den Veldenzer Elisenberg Riesling Kabinett hergestellt hat. Der Brauneberger Juffer ist noch der Säuerlichste von allen, er hat jedoch schon ein leicht butterigen angenehmen Abgang. Der Mülheimer Sonnenlay erinnerte gar in der Nase an Ananas und war am Gaumen angenehm säuerlich mineralisch. Der Veldenzer Elisenberg war der "süsseste" von allen, der auch die komplexesten Aromen, wie Stachelbeere und Pfirsich, in sich vereinte.
Langweilig bis nichtssagend war dann auch der Portugieser, der zwar in der Nase Aromen von Johannisbeeren und Waldbeeren hatte, am Gaumen aber verdünnt wirkte.

Im Ergebnis kann man festhalten, dass keine grossen Überraschungen präsentiert wurden und die meisten Weine noch relativ säurebetont und verschlossen waren. Vielleicht sollte man noch ein wenig warten, bis man die deutschen 2007er trinkt. Auch wenn alle allemal trinkbar waren.

Sale e Tabacchi architektonisch wertvoll

Im Gegensatz zu Restaurants in anderen Gegenden hält sich eine Institution in der ehemaligen Kochstraße am Checkpoint Charlie in Berlin schon seit Jahren zu Recht, konkret seit 1992. Das innearchitektonisch schlicht, aber elegant gestaltete Restaurant Sale & Tabacchi ist in der sonst gastronomisch rar gesäten Gegend ein wunderbarer Blickfang, in dem man sowohl schnell seinen Espresso trinken kann, oder auch etwas ausgiebiger lunchen oder dinnieren darf. Neben den zufällig hereinfallenden Touristen findet man hier sowohl Geschäftsleute aus der Umgebung als auch die Mitarbeiter der taz, dessen Verlagsräume sich genau über dem Sale e Tabacchi befinden. Gern verbringen auch mal italienische Promis wie Gianna Nannini hier einen schönen Abend oder die schönen hohen Räume werden von Herrn Diekmann als Buchpräsentationslocation genutzt.
Den Restaurantausbau hatte der Schweizer Architekt Max Dudler in Auftrag bekommen, der 1996 auch den ersten Preis für das Auswärtige Amt erhalten hatte.
Mittags bietet das Sale e Tabacchi eine regelmässig wechselnde Menükarte an. Man hat die Auswahl zwischen vier verschiedenen Menüs, die aus einer Vorspeise und einer Hauptspeise bestehen und zwischen 10 und 18 € kosten.
Die Weinliste des Restaurants ist zwar mehr als stattlich und gut sortiert, aber die offenen Weine konnten bisher selten überzeugen, da sie geschmacklich nicht sehr spannend waren. Jedenfalls betraf es diesmal den kampanischen weissen Falanghina Beneventano der Coop. La Guardiense aus Guardia Sanframondi. Es fehlte jede Spritzigkeit und Frische.
Das Essen war da schon um einiges besser und pfiffiger.
Als erstes wurde eine Selleriecremesuppe mit Koriander und Sesam serviert. Sie war etwas zu dickflüssig und einen Tick zu würzig und salzig. Hoffentlich war der Koch nur zu verliebt. Ansonsten war gerade die Mischung aus Koriander, Sellerie und Sesam sehr lecker und exotisch, so dass man gerne der Teller leer aß.
Der zweite Gang bestand aus Tagliatelle con pollo e asparagi. Dieses Gericht war nun im Gegensatz zur Suppe sehr schwach gewürzt, obwohl sowohl der Spargel als auch die Tagliatelle für ein wenig mehr Salz sehr dankbar gewesen wären.
Die Nudeln waren aber genau richtig gekocht, nicht zu weich und nicht zu hart. Der weisse als auch grüne Spargel ergänzte sich zu dem Hühnerfleisch nicht nur farblich gut.
Im Service arbeiten auch bei sommerlicher Hitze korrekt gekleidete Italiener, die typisch italienisch distanziert, aber sehr aufmerksam über das Wohl der Gäste achten.
Im Grossen und Ganzen ist das Sale e Tabacchi ein sehr grossstädtisches italienisches Restaurant, dass glücklicherweise nichts mit den muffigen Trattorien zu tun hat, die man sonst mit italienischen Restaurants assoziiert.
Gerade die Gegend um den Axel-Springer Verlag und den Checkpoint Charlie bereichert das Restaurant sehr. Denn wohin sollte man wohl sonst essen gehen, wenn am Wochenende sämtliche "Businnes"-Restaurants 'rundherum geschlossen haben?!

Sale e Tabacchi
Rudi-Dutschke-Str. 23
10969 Berlin
täglich geöffnet

Mittwoch, 4. Juni 2008

Live-Weinrallye verschoben!!!

Das erste für Ende Juni 2008 geplante Treffen der Weinrallye-Teilnehmer hatte zwar grossen Zuspruch erhalten, wird jedoch auf einen späteren Termin verschoben. Schlussendlich war nur eine Handvoll Weinrallye-Fahrer bereit gewesen, den nahen und weiten Weg nach oder in Berlin auf sich zu nehmen.
Bei dem nächsten Planungsanlauf kann man dann den Vorschlag von Thomas vom winzerblog in die Organisation mit einbeziehen und das Treffen zeitlich mit der Internet-Weinrallye abstimmen.
Auf ein Neues!
Der dritte Versuch wird dann wohl hoffentlich klappen!

Montag, 2. Juni 2008

Jin Lie's viele Gesichter

Im Jahr der sommerlichen und diesmal chinesischen Olympischen Spiele ist es in, China medial kontrovers zu zerreissen, wenn es sich um politische Fragen handelt, oder das Land zu hypen, wenn man den Wirtschaftsboom bzw. die Import-/Exportzahlen diskutiert. Es vergeht kein Tag in den Medien, an dem China nicht Thema ist, leider auch wegen furchtbarer Naturkatastrophen, die das Land momentan heimsuchen.
Noch bevor der gesamte Medienrummel um China losging, war der 1969 in der Provinz Shanxi geborene chinesische Künstler Jin Lie einer der ersten Künstler, den die Galerie upstairs berlin unter Vertrag genommen hat: wohlweislich das Potential, was in ihm schlummert, ahnend. Schon die ersten in einer Einzelausstellung Portraits for a White House 2004 in der Villa Grisebach Gallery präsentierten Bilder zeigten, in welche Richtung es bei Lie geht: Gesichter, Gesichter, Gesichter.
Am Anfang malte Lie noch in einer stürmischen Weise menschliche Gesichter. Man hatte den Eindruck, dass er mit dem Zeichnen die Menschen, die dahinterstecken, für sich selber erfassen wolle. Vielleicht um sie so besser zu verstehen oder aber auch nur, weil er von ihnen angetan ist. Die Strichführung ist noch hart und aggressiv.
Mit seiner seit dem 17. Mai 2008 eröffneten Einzelausstellung The Poetry of the Portrait in den Räumen der upstairs berlin Galerie zeigt sich Lie von einer gereiften und ruhigeren Seite. So als ob er allmählich in sich ankommt.
Schon seit langem war Lie von der Publikation The Poetry of the Protrait der deutsch-französischen Fotografin und Fotohistorikerin Gisèle Freund (1908 - 2000) begeistert. Das Buch wartete nur darauf, von Lie gezeichnet zu werden.
Auf insgesamt 32 kleinformatigen Ölporträts werden berühmte Persönlichkeiten gezeigt, die besonders verletzlich und nachdenklich wirken. Walter Benjamin, George Bernard Shaw, Hermann Hesse, Andrè Malraux, Simone de Beauvoir, Paul Celan, Ivan Illich, Henri Matisse, John Steinbeck, James Joyce, Virginia Woolfs Desk in the Garden, T. S. Eliot, Pierre Bonnard, Marcel Duchamp, Jean Cocteau, Jean Paulhan, Julio Cortázar, Arthur Koestler, Peggy Guggenheim und Herberr Read, Louis Aragon, The Hands of James Joyce, Pablo Neruda, Virginia Woolf, Colette, Le Corbusier, Elsa Triolet, Adrienne Monnier, Henry Miller, Jean-Paul Sartre und Frida Kahlo sind seine Modelle.
Schade ist eigentlich nur, dass das gemalte Buch nach Ende der Ausstellung in seine Einzelstücke verkauft wird. Vielleicht findet sich ja jemand, der die gesamte Serie aufkauft? Alle 32 Bilder würden sich auf einer Wand neben- und untereinander aufgehängt einfach fabelhaft machen!
Die einzelnen Ölgemälde sind noch bis zum 28. Juni 2008 in der Galerie upstairs Berlin zu sehen.

Jin Lie

The Poetry of the Portrait
Galerie upstairs berlin
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin

Sonntag, 1. Juni 2008

Argentinien im Glas

Sommer, Sonne, Argentinien! Jedenfalls in Berlin, auf dem Balkon und im Glas.
Schon seit längerer Zeit wurde der

Argentinien
Mendoza
Trapiche - Broquel
Malbec 2005
14 % vol

wärmstens empfohlen, der vom sympathischen Carlos Steinmetz von vino-fino verkauft wird. Und da das Wetter momentan mehr als wärmstens ist, wurde es Zeit, dieser Weinflasche den Korken zu entziehen (tatsächlich noch Korken!).
Die Flasche fällt schon durch eine diagonal sitzende orangebraun gefärbte Etikette auf. Meist ist das ja schon der Hinweis auf einen Wein aus der Neuen Welt. Davon sollte man sich daher nicht irritieren lassen.
Im Glas hat der Malbec eine tiefe dunkle violette Färbung. Beim Eingiessen zeigt sich eine Dichte, die konzentriert träge im Glas geschwenkt wird.
In der Nase hat der 100% Malbec eine extrem fruchtige, blumige und würzige Note, die an Nelken und Vanille erinnerte. Ein wenig Rauch verstärkt die würzige Note und rundet so das nasale Aroma ab.
Am Gaumen ist die erste Assoziaton: rund und weich. So weich, dass er weltweit einem breiten Geschmack entsprechen dürfte, aber so auch an Charakterstärke etwas verliert. Die leichte Säure und die angenehmen Tanninen ermöglichen es jedoch, dass der Wein am Gaumen kraftvoll und lecker bleibt.
Der Abgang ist ausgewogen und nicht zu lang und komplex.
Fazit: Ein sehr gut gemachter, leckerer Alltagswein, der als Argentinier - wie könnte es anders sein - hervorragend zu Gegrilltem, insbesondere zu Fleisch, passt.
Aber es ist auch ein Wein, der so harmonisch, weich, rund und fruchtig ist, dass er Gefahr laufen kann in die Klasse "Unter Ferner liefen" eingestuft zu werden. Aber nur fast.

Franziska Holstein's PMFH

Die Kochstraße in Berlin, die in einem stadtbewegenden - zumindest bezirksbewegenden - Umbenennungsverfahren zur Rudi-Dutschke-Straße mutierte, lässt sich von dem 68er-Studentenführer nicht beirren, sondern schreitet mutigen Schrittes weiter seine Kunstrichtung. In die bisher am Abend und am Wochenende leeren Straßenzüge kommt Leben, wenn eine der zahlreichen Galerien ein Opening feiert.
Gestern abend war die Spesshardt & Klein Galerie 'dran.
Noch bevor man in die Galerieräume hineingehen konnte, standen schon zahlreiche Gäste - gut bewaffnet mit Getränken - smalltalkend vor der Tür. Durch die Menge kämpfend, eröffneten sich dem Besucher in dem hohen Galerieraum zwanzig auf Leinwand oder Papier gemalte Bilder der Künstlerin Franziska Holstein.
Holstein ist eine junge 1978 in Leipzig geborene Künstlerin, die für ihr post-graduate degree als Meisterschülerin bei Prof. Neo Rauch in die "Lehre ging". Aus der neuen deutschen künstlerischen Hochburg Leipzig ist sie daher auch nicht wegzukriegen. In Einzelausstellungen und Gruppenausstellungen konnte man aber bisher sowohl in Leipzig, Berlin als auch New York ihren grossformatigen Bildern begegnen.
Auffällig ist, dass bei fast allen Kunstwerken der Eindruck entsteht, dass sie unfertig sind, oder dicke Spachtelmasse partiell herausgerissen wurde. In einem Teil des Bildes ist oft ein Gebrauchsgegenstand wie ein Fernseher, ein Diaprojektor, Blumentöpfe abgebildet. Diese sehr realistische Darstellung bzw. Fotografien werden aber gleich wieder durch verschiedenfarbige Übermalungen durchbrochen. Es entsteht eine Ähnlichkeit mit Wänden, von denen verschiedene einfarbige Tapeten herabgerissen wurden. Oder die Wand wurde einfach mehrmals übermalt, aber die Farbe reichte nicht aus, um alles eintönig zu gestalten.
Im Stil vollkommen anders sind dann aber Holstein's Bilder "Selbstgemacht", "Fachkunde für Maler" und "Unser Kind", die wie überdimensionale alte DDR-Buchumschläge aussehen. Gerade an diesen Bildern erkennt man aber auch, dass Holstein ihre Kinder- und Jugendzeit in der DDR aufarbeitet. Zumindest wird beim Betrachten der Bilder klar, dass nicht nur Neo Rauch einen unübersehbaren bleibenden Eindruck bei Franziska Holstein hinterlassen hat, sondern auch die DDR einen nicht zu negierenden Part ihres jungen Lebens darstellt. Mit und ohne Brüche, übermalt und untermalt.
Noch bis zum 6. Juli 2008 bei Spesshardt & Klein anzuschauen, zu erwerben oder einfach auch nur kontrovers zu diskutieren.

Franziska Holstein
PMFH
Galerie Spesshardt & Klein
Kochstraße (Rudi-Dutschke-Str.) 55-58
10969 Berlin

Fremdbesetzung der Blumenhalle durch Kunstinvasion

Invasive Kunst okkupiert den Blumengrossmarkt zwischen Checkpoint Charlie, Axel-Springer-Verlag, Jüdischem Museum und der Berlinischen Galerie.
Gestern fing die Fremdbesetzung der riesigen Blumenmarkthalle, in der sonst Blumenhändler ihr schreierisches Wort haben, mit über 70 gegenwartskünstlerischen Einzeldarbietungen an. Die Kunstinvasion geht einen Schritt weiter in die Zukunft und will schon heute zeigen, was 2010/2011, wenn der Blumengrossmarkt in die Beusselstraße zieht, mit der riesigen 6000 qm Halle passieren kann. Eine neue Berliner Kunsthalle à la Londoner White Cube oder das Pariser Palais de Tokyo soll die Berliner Kunstszene dann zieren.
Zwischen Kunst und Realität verwischte sich in der Halle heute jedoch schon alles. Plötzlich ist alles Kunst. Selbst die von der Decken herabhängenden Schilder, auf denen die Namen der Grosshändler verewigt sind oder der Mülleimer, der in der Ecke sein Dasein fristet, erscheinen plötzlich künstlerisch wertvoll.
Erst recht, wenn man in den weiteren Ausstellungstiefen im Keller mit den antiquarischen Kühlschränken und Kellerverschlägen konfrontiert wird. Vereinzelt hört man aus den versteckten düsteren Räumen im Untergrund seltsame Geräusche, die von Videoinstallationen stammen. Dann wieder sammeln sich faszinierte Besucher vor einer Videoinstallation, in der ein Huhn in seine Bestandteile zerlegt wird. Morbider Charme.
Die erstmalige Möglichkeit dieses riesige Grundstück zu erkunden, verleitet die zahlreichen Besucher und Journalisten jede einzelne Ecke des Gebäudes zu erkunden. Wer weiss, vielleicht findet man ja in einem der 60er Jahre Kühlräume noch 'ne Leiche?
Die Blumen sind zum Glück wohl alle gut verstaut und die, die man tagszuvor nicht mehr verkaufen konnte, wurden von den Veranstaltern dekorativ im "Partyteil" der Halle in Szene gesetzt. Zwischen wunderbaren riesigen Sträuchern erstrahlten unzählige traumhafte Rosen und vermittelten einen Sommernachtstraum. Fehlte nur noch, dass Shakespeares Puck oder Oberon aus dem Gebüsch springen.
Und wenn man von den Blumen wieder genug hat, wendet man sich entweder den von der Decke hängenden Bergsteigerinnen zu oder beobachtet, wie bei artboys unter der Regie von 7 Männern, die ein Zwischending zwischen Western, neapolitanischem Kunsthandel und adidas-antifa darstellen, Helfer Farbe an die Decke schiessen.
Eine Invasion mit Folgen.
Noch heute den ganzen Tag, bis ein Polit-Talk zur Berliner Kunsthalle um 18 Uhr die Abschlussglocke der Kunstinvasion läuten wird. Jedenfalls für dieses Wochenende. Vielleicht kommt die Invasion in zwei Jahren wieder. Vielleicht.


Berliner Kunsthalle
Kunstinvasion
Blumengroßmarkt
Friedrichstr. 18 / Lindenstr. 91
10969 Berlin
31. Mai & 1. Juni 2008