Dienstag, 29. Januar 2008

Kulinarischer Ausnahmezustand bei der Berlinale 2008

So....nun ist es seit heute 'raus.
Das Programm der Berlinale 2008.... Welches vom 7. Februar 2008 bis zum 17. Februar 2008 Berlin in einen medialen und VIP-Ausnahmezustand versetzen wird.
Andere Themen als Stars und Sternchen und nebenbei auch die Filme, die gezeigt werden, wird es in der Zeit nicht geben.
Der Sturm auf die Tickets kann daher kontrolliert am 5. Februar 2008 starten.
Noch vor dem offiziellen Vorverkaufsbeginn kann man allerdings auch seit dem 21. Januar 2008 Tickets für die Berlinale-Sektion Kulinarisches Kino erwerben, welche dieses Jahr zum zweiten Mal im Martin-Gropius Bau in der Niederkirchner Str. 7 stattfinden wird. An fünf Abenden dreht sich im Martin-Gropius-Bau alles um Film, Essen, Trinken und Genuss.
Ab 19.30 Uhr gibt es immer einen kulinarischen Film mit einem anschliessenden Menü für 49 €, welches entweder von Bobby Bräuer, Cornelia Poletto, Thomas Kellermann, Kolja Kleeberg oder Jesùs Almagro vorbereitet wird.
Bobby Bräuer von der Quadriga im Brandenburger Hof wird laut Programm eine "Lotte mit Schwips" anbieten, die aus Seeteufel um Paella, Algensprossen und Dry Martini inklusive Tapas besteht. Cornelia Poletto bereitet ein "Toscana Souvenir" mit Caccioucco alla Poletto, Fischsuppe mit mediterranen Fischen und Schalentieren, Safran, Rouille und Croutons vor. Thomas Kellermann vom Restaurant Vitrum wird seine Gäste mit einem "Gastronauten Leibgericht" mit Müritzer Lamm mit Minze, englischem Senfgemüse, warmen Bambusgelee und Pilzgruppe Thai Pilaw verwöhnen. Kolja Kleeberg vom Vau präsentiert ein "Brasilianisches Glücksschwein", welches aus einem Spanfekeleintopf mit getrockneten Aprikosen, Wildgarnelen und Rosmarin und dazu Farofa besteht. Bis auf das Essen des besten spanischen Kochs 2006 Jesús Almagro, der eine Paella nach dem Rezept der Familie Almagro vorbereiten wird, sind alle Menues inklusive Wein, Wasser, Vorspeisen und wahlweise Dessert oder Käse zu bekommen. Wenn das mal nicht ein kulinarisches Schnäppchen ist!
Ohne Menü kann man allerdings schon für 7 € die Spätvorstellung besuchen. Dann hat man zwar keinen physischen Genuss, aber der mediale und geistige Genuss via Leinwand ist so ziemlich sicher.

Berlinale 2008
Kulinarisches Kino
Eat, Drink, See Movies

Zusammen ist man weniger allein

Der Koch eines Gourmetrestaurants, ein adliger Postkartenverkäufer, eine an Demenz leidende Großmutter und eine magersüchtige Künstlerin, die als Putzkraft nachts in Büros arbeitet, finden sich in einer ungewöhnlichen Wohngemeinschaft in einer dekadenten Wohnung in Paris wieder und werden wider Willen zu einer Familie, die jeweils für den anderen da ist und einsteht.
In dem Buch der französischen Autorin Anna Gavalda "Zusammen ist man weniger allein" (Französischer Originaltitel: Ensemble, c'est tout) stehen jeweils die Geschichten der einzelnen Personen im Vordergrund. Erst peu à peu vermengen sich die Einzelschicksale dieser ungewöhnlichen WG zu einer gemeinsamen Geschichte. Zusammen finden sie ihre Identität, Ruhe und Liebe, die sie so nötig haben.
Der adlige, aber verarmte Philibert, der seinen Lebensunterhalt als Postkartenverkäufer bestreitet und stottert, separiert sich von seiner Familie und findet dabei die Liebe seines Lebens. Franck, der Koch, und Camille, die Künstlerin, verbindet nicht nur eine beschwerliche Kindheit in zerrütteten Elternhäusern, sondern zuletzt auch die Liebe zu einander. Camille fängt wieder an zu zeichnen und findet langsam wieder durch Franck's hervorragende Kochkünste Geschmack am Essen. Und Paulette, Franck's Grossmutter wird von Camille aufopferungsvoll gepflegt und findet schlussendlich ihre letzte Ruhe da, wo sie sich ihr Leben lang am wohlsten gefühlt hat....
Das Buch ist genauso wie der gleichnamige Film unglaublich zart, rührend, humorvoll und brutal.
Man leidet mit den Figuren und möchte ihnen manchmal einen Tritt geben, damit sie sich selber nicht im Wege stehen.
Parallel lernt man auch viele kleine, unbekannte Ecken von Paris kennen, die so weniger in einem Reiseführer stehen, wie z.B. die russischen Isbi am Boulevard Beauséjour, die Rou de la Mouzaia, den Park Buttes-Chaumont und den Friedhof Saint-Vincent. Ebenso wird das Leben eines Restaurantkochs ungeschönt dargestellt: Als Nummer drei in der Brigade ist Franck der Soßenkoch und überwacht das Fleisch. Camille, als Aushilfe, darf Maronen schälen, Weintrauben entkernen, Walnüsse knacken, Salat putzen, Butterkügelchen rollen, Pfifferlinge abrubbeln und Feigen schälen.
Schade ist allein, dass man im Buch die Bilder nicht sehen kann, die Camille gemalt hat. Da hat das Kino dem Buch etwas voraus. Aber auch nur das.

Anna Gavalda
Zusammen ist man weniger allein
Carl Hanser Verlag

Sonntag, 27. Januar 2008

Marepe

Während die meisten neugierigen Kulturbeflissenen gestern abend im Rahmen der Langen Nacht der Museen in Berlin die großen staatlichen Museen stürmten, ist eine andere kleinere Schar Begeisteter in den kleinen privaten Galerien unterwegs gewesen.
Die Galerie Max Hetzler lud zu einer Vernissage in ihre kleinen, aber sehr schönen Räumen in der Zimmerstraße und präsentierte die neuen Arbeiten des brasilianischen Künstlers Marepe.
Gezeigt wurden insgesamt 10 Werke, die alle in ihrer Art unterschiedlich sind. Neben Kugeln aus Stahlwolle, Holztisch- und Holzstuhlkonstruktionen, Seilen, Kollagen und Aluminiumfiguren wurden auch Fotografien ausgestellt.
Die zwei Fotoreihen, die jeweils aus 12 und 20 Fotos bestehen, zeigen Situationen in einer brasilianischen Straßenbar, in der sich hauptsächlich Kinder, Jugendliche und junge Leute aufhalten und trinken. Man könnte fast meinen, sie trinken Bier...aber nein, laut Marepe wird ein beliebtes Erfrischungsgetränk zu sich genommen, das nur in Bierflaschen und -dosen ähnliche Gefäße umgefüllt wurden, damit die Kinder das Gefühl haben wie die Erwachsenen zu sein. Auch eine Erziehungsmethode. Titel der Fotografien ist Festival de Tubaina.
Eine Collage von Marepe hätte nicht passender zum Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes Anfang des Jahres sein können: Leere brasilianische Zigarettenschachteln aneinandergereiht zeigen Bilder von Menschen, die durch den Genuss von Zigaretten krank und behindert geworden sind. Die Fotos sind ziemlich drastisch und schrecklich und können in keinster Weise mit den harmlosen Warnungen, die auf deutschen Zigarettenschachteln stehen, verglichen werden.
Noch bis zum 1. März 2008 kann man die brasilianische Kunst von Marepe in der Galerie betrachten und bei Bedarf - wer Platz, Geld und Interesse hat - auch erwerben.

Galerie Max Hetzler
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin
www.maxhetzler.com

Freitag, 25. Januar 2008

berlin, food and blogs

Berlin zu entdecken, macht wahnsinnig viel Spass.
Überall entsteht etwas Neues - insbesondere im food und gourmet-Bereich.
Man kommt gar nicht hinterher, um up to date zu sein.
Hilfreich sind daher das Internet und im Speziellen die privaten Blogseiten, um für sich Unbekanntes und Verstecktes zu erschliessen. Man könnte fast behaupten, dass die blogsites die traditionellen Reiseführer ersetzen, zumindest aber interessante zusätzliche Informationen bieten. Über das Internet hat man die Möglichkeit kleine Reisetips zu erhalten und spannende locations zu entdecken, die so in Reiseführern nicht erwähnt werden. Hilfreich, um Berlin von einer privateren Seite kennenzulernen, sind einige Blogseiten, die in englischer Sprache die Hauptstadt einmal von einer anderen Seite zeigen. Berlin Reified: Food, design and life in Berlin, Hungry in Berlin, Berlin Bites, everydayBerlin und iheartberlin seien da nur auszugsweise genannt.
Und wenn man mal keine Lust hat, den tollen Tips zu folgen, dann kann man sich einfach zurücklehnen und die Seiten betrachten. Denn eins sind alle genannten blogs: individuell, ansprechend designed und informativ!

Donnerstag, 24. Januar 2008

BlogImperiumScheuermann

Der Grandseigneur des deutschen Weinblogs Monsieur Mario Scheuermann erfindet sich wieder einmal neu.
Nach Planet Bordeaux, bei dem sich alles hauptsächlich um Bordeaux dreht und dem the drink tank blog, bei dem alles andere was mit Wein, Food und Genuss zu tun hat, zum Zuge kommt, deckt Herr Scheuermann nun auch die Sparte der Schaumweine mit einer extra eingerichteten blogsite ab: alles Schampus! .
Ob diese Idee mit der 6. Weinrallye zu tun hat, bei der das Thema eben Schaumweine war, bleibt wohl sein Geheimnis.
Spannend wirds auf diesem blog in jedem Fall, denn der Schaumwein in sämtlichen Variationen und aus den verschiedensten Regionen wird wohl nie aus der Mode kommen. Das hat die 6. Weinrallye dank schreiberswein wieder mal gezeigt!

Marklunds Olympisches Feuer

Skandinavische Krimis und Romane sind seit mehreren Jahren bei den Leseratten weit vorn im Rennen und haben wohl die englischsprachigen Krimis längst überholt. Jedenfalls hat man diesen Eindruck, wenn man sich den Buchmarkt diesbezüglich anschaut.
Henning Mankell und Hakan Nesser waren im deutschsprachigen Raum wohl die Vorreiter und halten immer noch brav die Stellung. Der Bedarf an skandinavischen Neuerscheinungen wächst aber immer mehr, so dass weitere Autoren aus Schweden, Dänemark und Finnland sich aufgemacht haben, den deutschen Markt zu erobern.
Eine Autorin unter vielen männlichen Kollegin ist die Schwedin Liza Marklund, die hauptsächlich mit Krimis um die Journalistin Annika Bengtzon bekannt geworden ist.
Zu einem ihrer ersten Krimis gehört das Buch Olympisches Feuer (Titel der schwedischen Originalausgabe: Sprängaren), welches 1998 im Verlag Odrupplaget in Stockholm erschienen ist.
Die Reporterin Annika Bengtzon ermittelt im Vorfeld der Olympiade in Schweden in Fällen von tödlichen Bombenanschlägen, bei denen u.a. auch die Chefin der Olympischen Spiele Christina Furhage getötet wurde. Annika Bengtzon, die erst kürzlich selber Chefin der Polizeiredaktion geworden ist und mit den Grabenkämpfen und Mobbingattacken von Kollegen umgehen lernen muss, entdeckt bei dem Fall mehr und mehr Parallen zu ihrem eigenen Leben.
Obwohl die Handlung für einen Krimi nicht gerade die aussergewöhnlichste ist, hat die Autorin in ihrem Buch ein brisantes Thema aufgegriffen: Die weibliche Rolle in Führungspositionen und ihr Umgehen mit den Vorurteilen von Seiten der weiblichen und männlichen Kollegen. Jede Frau, die in einer höheren Position steht oder gestanden hat, kennt wohl das Problem, dass hauptsächlich Männer haben, die in einer niedrigeren oder gleichwertigen Position zu der Frau stehen - Emanzipation hin oder her. Die weibliche Arbeitsweise ist schlicht und einfach ein andere als die der männlichen Kollegen. Damit muss man einfach auch mal umgehen lernen.
Genau dieses Problem wird auf unterhaltsame, nicht trivialisierende Weise anhand der Protagonistin des Buches perfekt transportiert. Schon deshalb ist es ein Krimi, der zwar leicht zu lesen ist, aber nicht seicht ist.

Liza Marklund
Olympisches Feuer

Mittwoch, 23. Januar 2008

Der skurrile Darjeeling limited

Mit Darjeeling limited ist dem Regisseur Wes Anderson ein aussergewöhnlicher Film gelungen.
Anderson, der sich insbesondere durch den Film The Royal Tenenbaums einen Namen gemacht hat, zeigt in seinem neuen Film die skurrile Geschichte der drei erwachsenen amerikanischen Brüder Francis, Peter und Jack Whitman.
Die drei sind grundverschieden und haben in ihrem täglichen Leben eigentlich nichts miteinander zu tun. Nach Aufforderung von Francis (gespielt von Owen Wilson) finden sich alle drei in einem in einem Zug in Indien wieder, um auf dieser Reise durch spirituelle Erfahrungen herauszufinden, ob die brüderliche Verbindung noch da ist und ggf. wieder aufgelebt werden kann. Francis, gewohnt das autoritäre Familienoberhaupt zu spielen, weist Peter (gespielt von Adrien Brody) und Jack (gespielt von Jason Schwartzman) in ihre Rollen ein. Diese machen das Ganze nur widerwillig mit, um nicht als diejenigen zu gelten, an denen der Familienfrieden scheitern sollte. Francis - bis ins Detail geplantes Projekt - berücksichtigte jedoch nicht, dass die Brüder mittlerweile ein selbständiges und eigenes Leben hatten. Dies führte dazu, dass der Selbstfindungstrip schlussendlich auf eine ganz andere Art und Weise endete, als Francis es geplant hatte.
Der Film ist in seiner Art so skurril, dass eine wirklich positive oder negative Bewertung fast gar nicht möglich ist. Der Eindruck, dass der Film seltsam ist, beschreibt den Film wohl am besten. Beeindruckend waren allerdings neben den Schauspielern auch die Bilder in Indien. Sowohl die Landschaft, die Farben und die Menschen vermittelten den Eindruck, dass man sich tatsächlich in Indien befände. Einziger kleiner Wermutstropfen ist, dass manche Szenen ein wenig zu langatmig waren.
Aber vielleicht ist das ja gerade nicht schlecht.
Indien ist ja dafür bekannt, dass dort alles hin und wieder etwas langsamer geht.
Warum soll's also in einem Film, der hauptsächlich in Indien spielt, anders sein?

Dienstag, 22. Januar 2008

Sommertauglicher Trollinger

Der Frühling ist nicht mehr weit. Sonne, Regen und milde Temperaturen wechseln sich tagtäglich ab.
Allmählich kann man sich daher schon mal wieder auf leichtere Weine einstellen, die den Frühling und Sommer versüssen können.
Den ersten Test als frühlingstauglichen Wein musste der Trollinger vom Weingut Dautel vom Bersigheimer Wurmberg über sich ergehen lassen. Und kurz vorab....er hat ihn mit Bravour bestanden. Die schön aufgemachte Internetseite vom Weingut Dautel verrät, dass der Wurmberg hauptsächlich aus mineralstoffreichem Muschelkalkboden besteht. Wie wirkt sich dieses Terroir wohl auf den Trollinger aus?

Deutschland
Württemberg

Weingut Dautel

Bersigheimer Wurmberg

Trollinger 2005,
12 % vol. trocken


Schon allein die Farbe des Trollingers erinnert an Frühling und Sommer: ein helles und sattes himbeerrot schimmert durch das Glas und verspricht viel Genuss.
In der Nase taucht dann die Himbeere wieder auf, gemixt mit Süsskirsche und Erdbeere...ein richtiger Fruchtcocktail für die Geruchsnerven!
Am Gaumen setzt sich dann der Aromenmix fort. Karamellbonbons, Fudge, Waldbeeren, Gras, Zitrusbonbons mit einem Hauch Pflaume und Kardamom explodieren förmlich im Mund. Dabei ist der Wein trotz der Aromenvielfalt nicht schwer, sondern ist in sich rund und elegant, was sich auch im Abgang weiter lange fortsetzt.
Kurzum, der Wein bietet sowohl zu einem leichten Mahl als auch an einem lauen Abend solo getrunken viel Genuss - ohne plump zu sein. Dautel ist mit dem "einfachen" Trollinger ein kleines Meisterwerk gelungen. Bei diesem Wein kann man tatsächlich im besten Sinne von einem Spasswein sprechen.
Der Sommer kann kommen!

Sonntag, 13. Januar 2008

Weinrallye # 8 im Anmarsch - Eine Frage der Etikette

Die Weinrallye #7 ist ordnungsgemäss durch den Bericht vom Kaulwein-Weblog abgeschlossen worden.
Von allen Verkostungen hat mich am meisten der Bericht von Mario Scheuermann fasziniert, der eine wunderschöne Escada Bag-in-Box und einen südafrikanischen Weisswein im Plastik-Bag aufgetrieben hat. Klasse Idee! Schade, dass man die Escada Box nicht in Deutschland erwerben kann. Dann wäre ein würdiger Nachfolger für die Prosecco-schlürfende Generation gefunden!
Mit Abschluss der Weinrallye #7 ist nun auch die Weinrallye #8 für den 6. Februar 2008 ausgerufen worden.
Diesmal kommt die Aufgabe aus dem Haut-Languedoc von Iris Rutz-Rudel vom blog Weingut Lisson - Ein Winzertagebuch. Wider Erwarten ist das Thema nicht frankreichbezogen.
Iris widmet sich einer Thematik, die jeden Weinkäufer einmal betroffen hat: Soll man jetzt einen Wein kaufen, weil einem das Etikett gefällt?
Daher ruft sie auf:

Holt sie hervor, Eure schönsten Flaschen!

Alle können mitmachen und ihre Artikel zu diesem Thema am 6. Februar 2008 auf der eigenen blogsite veröffentlichen oder an Iris schicken, die ihn dann auf ihrer Seite veröffentlichen wird.
Zur Beantwortung weiterer Fragen zur Teilnahme an der Weinrallye hilft ein Blick auf die Seite von Thomas Lippert vom winzerblog.
Auf zur Kür der Flaschenschönheitskönigin!

Freitag, 11. Januar 2008

Namibia in der Rathaus-Galerie Reinickendorf

Das Rathaus Reinickendorf in Berlin macht sich allmählich mit regelmässigen Ausstellungen zu Namibia einen Namen. Erst letztes Jahr organisierte das Rathaus die Ausstellung Namibia und Deutschland - Aspekte einer besonderen Beziehung.
Am Donnerstag, den 24. Januar 2008 eröffnet nun um 19:00 Uhr in der Rathaus-Galerie Reinickendorf (Eichborndamm 215 - 239, 13437 Berlin, U8 Rathaus Reinickendorf) die Ausstellung

Helga Kohl: Kolmanskop - Serie
Fotografie aus Namibia

Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit p.art.ners berlin-windhoek gGmbH bis zum 7. März 2008 von Montag bis Freitag 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.
Gezeigt werden Fotografien der verlassenen Diamantenstadt Kolmanskuppe in der namibischen Wüste.
Helga Kohl erhielt ein von der Bremer Heimstiftung in Kooperation mit der Bremischen Bürgerschaft geschaffenes Kunststipendium von Juni bis September 2007.

Donnerstag, 10. Januar 2008

Weinrallye #7 stylish bib by hauswein

Das Jahr 2008 beginnt mit einem Weinrallye-Thema, zu dem wohl jeder sein statement abgeben kann. Peter und Andreas Kaul vom Kaulwein-Weblog stellten bei der Weinrallye # 7 eine Aufgabe, die der Genussmensch in der Regel jedoch nur zwiespältig angeht:

Alles außer Glas
“Trinkbare” Weine aus Tetra Pak, Bag in box und Co.

Lars Breidenbach vom schreiberswein machte genau den Knackpunkt dieser Verkostung aus. Auf der einen Seite gibt es bei jedem Discounter Weine im Tetra Pak, etc. Aber ob man tatsächlich dann die Lust hat, diese Flüssigkeit zu verkosten, ist eine ganz andere Frage.
Es muss also was ausgefallenes her.
Wie es der Zufall so wollte, bin ich vor kurzem durch einen Zeitschriftenartikel auf das kleine Unternehmen hauswein gestoßen.
Und wie es der Zufall weiter wollte, sitzt dieses Unternehmen auch zentral in Berlin und vertreibt von da aus seine sechs bag-in-box Weine über das Internet.

Und wie es der Zufall schlussendlich wollte, bin ich einfach dort vorbeimarschiert und habe einen provencalischen 2004 Syrah-Cabernet aus dem Hause Jerôme Quiot erworben. Mit einem praktischen Tragegriff auf der Rückseite der Box versehen, lassen sich die fünf Liter problemlos transportieren. Ausserdem ist der Kasten an sich auch noch ästhetisch, so dass man die Box nicht unbedingt verstecken muss.

Frankreich
Vin de Pays des Bouche du Rhône
Jerôme Quiot, Domaine Houchart
Syrah-Cabernet 2004

13 % vol.


Der Wein selber wird von hauswein als rustikal beschrieben.
Ein ausgefeiltes und exquisites Mehr-Gänge-Menue wäre wohl eher unangebracht gewesen, um den Genuss dieses Weines zu steigern. Da musste schon eher etwas Bodenständigeres her. Da lag es nahe, der Empfehlung von hauswein zu folgen und ein Ratatouille vorzubereiten, allerdings in der Variante mit leckerem Camargue-Reis und Lammfilets.

Um dem Thema Tetrapak & Co. noch ein wenig mehr Würze zu verleihen, gab es noch eine zusätzliche Verkostungsprobe - frei nach dem Thema, in welchem Glas schmeckt dieser bib-Wein am besten: im normalen Weinglas, im rustikalen dicken Weinpokal oder doch eher im profanen Wasserglas?


step 1: Das Wasserglas

Der Syrah-Cabernet hat im Wasserglas eine tiefe schwarzrote satte Färbung.
In der Nase ist der Wein allerdings verhalten, etwas Sauerkirschenarome umweht die Nase.
Am Gaumen werden die Sauerkirsche zusammen mit schwarzer Johannisbeere deutlicher - mit einer leichten buttrigen Note. Die angekündigte Pflaume ist für mich leider nur schwerlich und mit viel Phantasie auszumachen.
Beim Abgang ist der Alkohol stark bemerkbar.
In der Kombination mit dem Ratatouille und dem Lammfilets ist der Wein aus dem Wasserglas zunächst säuerlich. Nach etwa zwei Sekunden fängt die Kombination aus Essen und Wein jedoch am Gaumen zu harmonieren an. Der im Ratatouille vorhandene Knoblauch, die Zwiebeln, der Fenchel, die Aubergine, die Zucchini, die Tomaten und die Paprika - gewürzt mit Kräutern der Provence und Lorbeer - fangen die leichte Säure des Weines gut auf, so dass weder der Wein noch das Essen dominiert.


step 2: Der dickglasige und rustikale Weinpokal

Die Farbe des Weins ist in dem Pokal schlecht erkennbar, da das Glas an sich eine leichte Färbung hat.
In der Nase ist der Wein wieder etwa verhalten, bestimmte Aromen - wie Sauerkirsche - sind nur nach mehrmaligem wiederholten Riechen erkennbar.
Am Gaumen kommen dann die Sauerkirschen und die schwarze Johannisbeere wieder zum tragen, wobei der Alkoholgehalt in guter Balance ist.
Der Abgang ist dann zwar kurz, aber sehr angenehm.
Zusammen mit dem Lammfilet und dem Ratatouille war die Kombination etwas säuerlich, dann aber schnell sehr ausgewogen. Auffällig ist, dass der Alkoholgehalt bei dieser Glasvariante mit dem Essen zusammen stärker auffiel.


step 3: Das normale Weinglas

Bei dieser Verkostung konnte man die Farbe des Weins wieder erkennen. Und wie beim Wasserglas ist sie bei sattem schwarzrot geblieben.
In der Nase sticht stark der Alkoholgehalt hervor. Nach dem ersten Riechen kommen dann aber die Johannisbeeren- und Sauerkirscharomen hervor. Auch ein wenig Stachelbeere und sogar ein leichter Rosenduft umweht die Nase.
Am Gaumen dominiert dann wieder der Alkoholgehalt. Erst nach ein paar Sekunden umspielt auch das Sauerkirscharoma den Gaumen. Ein Hauch weisser Schokolade und Zitronenbonbon ist erahnbar.
Beim Abgang ist der Wein zwar wieder verhalten, jedoch ist er sehr sanft.
Die Kombination Ratatouille, Lamm und Wein aus Weinglas ist perfekt. Alles harmoniert miteinander. Sowohl die Säure und der Alkoholgehalt sind wohl ausbalanciert, als auch die Deftigkeit des Ratatouille ist gemildert.


step 4: summary

Ratatouille, Lamm, Camargue-Reis und Syrah-Cabernet aus der bib von Quiot passen hervorragend zueinander. Alles schmeckt und nichts stört. Allerdings sollte dann der Wein aus einem vernünftigen Weinglas getrunken werden.
Wenn man allerdings den Wein solo, d.h. ohne entsprechende Speisen, zu sich nehmen möchte, dann sollte man wohl lieber auf das Weinglas verzichten und einen dicken Weinpokal nehmen.
Auf das Wasserglas sollte man grundsätzlich verzichten, ausser man trinkt Wasser. Und das sollte man in jedem Fall tun.
Schlussendlich bleibt festzuhalten, dass das bib-Prinzip nicht nur äusserst praktisch ist, weil man den Wein bis zu 3 Monate nach Öffnung des Zapfhahnes aufbewahren kann. Auch stört der Plastik-bag das Aroma des Weines nicht im mindesten. Der Wein hätte genauso auch aus der Flasche stammen können.
Der Sommer mit seinen Grillabenden kann kommen!

Mittwoch, 9. Januar 2008

Akustische Live-Installation "WIDERSTAND- Eine Erinnerung"

Deutschland hat diesen Teil seiner Geschichte schon fast vergessen. In den ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika ist die Besetzung durch das deutsche Reich allerdings bis zum heutigen Tag noch ein brisantes Thema.
Die AfricAvenir International e.V. präsentiert in Erinnerung an eine andere, fast vergessene Geschichte Deutschlands, die Vorstellung seines Kooperationspartners, Schauspielensemble abok, am 17. und 18. Januar 2008, 19.00 Uhr eine akustische Live-Installation "WIDERSTAND- Eine Erinnerung".
Es wird von dem Kameruner DUALA MANGA BELL, dem Namibier HENDRIK WITBOOI und SAMUEL MAHARERO sowie KINJEKETILE NGWALE aus Tanzania an den Widerstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft erinnert.
Der Eintritt ist frei.

Vorstellung "Widerstand - Eine Erinnerung"
17./18. Januar 2008, 19 Uhr
Werkstatt der Kulturen,
Wissmannstr. 32
U-Bhf., Berlin-Neukölln
www.abok.info
www.africavenir.com/news/2008/01/1693/

Dienstag, 8. Januar 2008

Siddhartha und die Liebe

Wie wärs denn mal mit einem neuen Schulfach?
In Zeiten, in denen der Vorwurf stetig laut ist, dass Jugendliche keine Allgemeinbildung und kein Literaturverständnis mehr hätten, wäre es doch mal an der Zeit, das Schulfach Literatur einzuführen. Vorteil hiervon wäre, dass der Deutschunterricht entlastet werden und wieder mehr Augenmerk auf die deutsche Sprache bzw. Grammatik gelegt werden könnte. Gleichzeitig könnte man aber auch im Literaturunterricht die Schüler in einem breiteren Umfang als bisher mit der deutschsprachigen Literatur vertraut machen.
Dann würde es auch seltener passieren, dass die "Vor- und Nachwendegeneration" zum Beispiel Hermann Hesses Siddhartha nicht kennt.
Dabei zählt dieses Buch zu einem der wichtigsten Bücher von Hermann Hesse.
Es bringt dem christlich geprägten Westeuropäer die Welt des Buddhismus anhand der Geschichte des Brahmanensohnes Siddhartha nahe.
Siddhartha ging aus dem Haus seines Vaters weg, um für sich den Weg der Wege, sein Atman, zu finden.
Zuerst lebte er als Samana, also als Asket in den Wäldern. In dieser Zeit traf er auch Buddha, dessen Lehren er wissbegierig aufnahm. Ihm war aber bewusst, dass es nicht ausreichte, Buddhas Lehren anzuhören. Die Lehren des Buddha trieben ihn im Gegenteil dazu an, selber seinen Weg zum Atman zu finden und das geistig unbefriedigende Leben der Samanas zu verlassen.
Auf seiner Suche kam er in eine Stadt, in der er blieb und mit Hilfe der Kurtisane Kamala als Kaufmann zu ansehnlichem Wohlstand kam. Zunächst belächelte er das Leben der "Kindermenschen", später zog in der Erwerb von Reichtum, Spiel und Gelage so in den Sog, dass er fast daran umzukommen drohte. Noch rechtzeitig konnte er die Reißleine ziehen und ging - alles stehen und liegen lassend - aus der Stadt weg, um bei einem Fuhrmann mit Hilfe der Stimmen des Flusses seine innere Ruhe zu finden.
Den wahren Sinn seines Lebens fand Siddhartha jedoch über seinen mit Kamala gezeugten Sohn. Durch ihn wurde Siddhartha erst bewusst, dass die Liebe und die Liebe zur Welt die Hauptsache ist und weder Lehrer noch Bücher diese lehren können.
Am Ende siegt daher auch bei Hermann Hesse und Siddhartha die Liebe.
Ein filmreifens Happyend.

Donnerstag, 3. Januar 2008

Äthiopischer Zauber

Sich durch alle Restaurants Berlins durchzuessen ist schier unmöglich. Meist geht man in die Lokale, die man schon kennt oder die einem Freunde empfehlen. Schon aus purer Gewohnheit, da man dann weiß, was einen erwartet.
Und dennoch sollte man es nicht versäumen, hin und wieder mal was Neues aufzusuchen und sich überraschen zu lassen.
Eine für den europäischen Geschmack sehr ungewöhnliche Küche fährt das Blue Nile in Kreuzberg auf. Hier wird der Gast mit äthiopischer Küche verwöhnt!
Obwohl das Ambiente des Restaurants an eine Kreuzberger Eckkneipe erinnert, vergisst man dieses Detail schnell, wenn man statt eines Tellers ein riesiges rundes Tablett mit Köstlichkeiten serviert bekommt, welches auf einen speziellen Untertisch abgesetzt wird. Statt Messer und Gabel bekommt der Gast rundes saures Fladenbrot (Injera), mit welchem er die Speisen mit der rechten Hand fassen und essen muss.
Aufgefallen ist, dass die äthiopische Küche, die nicht mit der schwarzafrikanischen oder orientalischen Küche zu vergleichen ist, viel mit fleisch- oder gemüsehaltigen Saucen arbeitet. Daneben werden die verschiedensten Linsen-, Gemüse- und Fischgerichte serviert. Zur Würze der Speisen wird eine rötliche und sehr scharfe Paste mit dem Namen Berbere verwendet, die aus vielen unterschiedlichen Ingredenzien, u.a. auch Ingwer, besteht.
Um schlussendlich ganz in äthiopischer Atmosphäre zu versinken, wird man von einer geheimnisvoll aussehenden Frau, die mit einem rauchenden Topf zwischen den Stühlen und Tischen hin und her läuft, beweihräuchert.
Spannend, spannend, spannend.

Blue Nile
Tempelhofer Ufer 6
10963 Berlin
www.bluenileberlin.de