Montag, 29. September 2008

Drei Schweden im Admiralspalast

Wer sich für schwedische Rock- und Popmusik interessierte, war am Marathon- und Wahlsonntag, den 28. September 2008, im Admiralspalast richtig.
Drei schwedische Bands heizten mehr oder weniger dem begeisterungsfähigen kleinen Publikum ein.
Die erste Band hatte noch grosse Mühe die hauptsächlich jungen Besucher zu packen.
Bei der härteren und "finstereren" Musik von Markovic aus Göteborg zogen es daher viele vor, im Foyer des Admiralspalasts lieber noch ein Bierchen oder ein Gläschen Wein zu trinken.
Die zweite Ein-Mann-Band, die aus dem attraktiven, jungen, gutgebauten und mit einer rauchigen Stimme gesegneten Tingsek bestand, der mal auf seiner im 70er Stil bemalten Gitarre oder mal am Keybord Songs zum Besten gab, faszinierte durch seine musikalische Leichtigkeit und gleichzeitige Leidenschaftlichkeit. Nach eigener Aussage ist Tingsek dafür dankbar, dass er in seinem Leben das machen darf, was er am liebsten macht: nämlich Musik. Das fiele ihm besonders dann auf, wenn er um 6 Uhr morgens Menschen zur Arbeit gehen sieht. Diese Leidenschaft merkt man ihm jede Sekunde an! Die Schar seiner Begeisterten wuchs daher mit jedem Lied, so dass man zum Schluss ausreichend angeheizt dem Höhepunkt des Konzerts entgegenfiebern konnte.
Mit dem Betreten der Bühne, versprühte nämlich Kristoffer Ragnstam mit seinen Bandkollegen ein musikalisches Feuerwerk. Der rockig-poppig-soulige Touch Kristoffers Musik war mitreissend. Und obwohl viele Elemente der Musik an die 80er erinnerte, lebten sie von der Gegenwart und kamen jung und frisch 'rüber. Daran haben sicherlich die lustigen und vollkommen unterschiedlichen Bandmitglieder nicht unerheblich schuld. Der eine sieht aus wie der WG-Mitbewohner aus dem Film Notting Hill, der andere wie ein flippiger Jura-Student mit einer dicken Hornbrille, die immer von der Nase rutscht, der Dritte hat einen Schnauzer und wuschelige Haare, der Vierte sieht aus wie ein im Freizeitlook befindlicher BWL-Student....naja, und der leader...ist wohl der normalste unter allen.
Insgesamt war das Konzert ein wunderbarer, erholsamer kleiner Einblick in Schwedens Pop- und Rockmusik.
Jedenfalls tut es gut, neue musikalische Richtungen und Stimmen jenseits von Konzern-Musikkanälen zu hören.
Schweden hat insofern auch jenseits von Möbelhäusern auch kulturell etwas zu bieten!

Sonntag, 28. September 2008

Reiseweinrallye # 15 übergibt den Stab an die Restaurantweinrallye #16

Mit einer leichte Verzögerung folgte die Zusammenfassung der Weinrallye # 15 durch den Ausrichterblog Go to Rio. Die leichte Enttäuschung, dass die Blogteilnehmer offensichtlich weite Reisen scheuen, schimmerte durch die Zeilen hindurch.
Das Thema "Urlaubsweine, Urlaube und Weine, Weine und Urlaub" hat die Teilnehmer hauptsächlich nur in europäische Breiten verschlagen. Und dennoch sollte nicht unberücksichtigt bleiben, dass wieder zahlreiche - auch neue - blogs bei der Weinrallye mitgemacht haben! Grandios!

Die Weinrallye # 16 wird diesmal von unserem lieben Gumia-Blogger Theo von "Notizen für Geniesser" ausgerichtet.
Diesmal führt der Weg ins Restaurant, Bistro, Weinstube, etc. Dort soll dann zum Thema

der Wein vorgestellt werden, den man gerne zum Essen bestellt oder serviert bekommt.
Sehr schöne Idee, die zwar meinem Ehrgeiz, selber etwas kulinarisches vorzubereiten, zuwiderläuft. Aber es ist eine hervorragende Möglichkeit, mal wieder die Kellner oder auch Sommeliers zu testen und sich hoffentlich positiv überraschen zu lassen.
Veröffentlichungsdatum ist der 15. Oktober 2008; die leicht zu befolgenden Regeln findet man sowohl bei Theo als auch wie immer zuverlässig beim Winzerblog.

Rowling and The Elephant House

J. K. Rowling. Das ist ein Name, den wohl mittlerweile jeder kennt. Egal, ob man nun ihre Bücher um den Zauberjungen Harry Potter gelesen hat oder nicht.
Und auch ihre ebenfalls zauberhafte Geschichte um den Aufstieg von der "Sozialhilfeempfängerin" zu einer der wohlhabendsten Frauen der Welt, dürfte ebenfalls nicht unbekannt sein. Zuletzt machte sie Schlagzeilen mit einer 1-Million-Pfund Spende an den britischen Premier Gordon Brown und seine Labour Party.Den Anfang ihrer märchenhaften Karriere hat die Autorin allerdings nicht als Mäzenin der britischen Politik, sondern als Sozialhilfeempfängerin in einem kleinen Coffeeshop in der George IV Bridge in Edinburgh gemacht. Unter anderem im The Elephant House sass sie der Legende nach und schrieb fleissig an ihrem Buch, für das sie noch keinen Abnehmer hatte.
The Elephant House ist zentral in der Nähe vom City chamber gelegen und ist ein charmantes Café, in dem man nach Coffeeshop-Manier seinen Kaffee, Tee, etc. mit Bagel oder Brownie an der Theke holt und sich dann im hinteren Teil an grossen Tischen entweder in Elefantensesseln oder auf normalen Stühlen gemütlich macht.
Den Tee schlürfend hat man aus den grossen Fenstern einen wunderbaren Blick auf das auf dem Hügel gelegene Castle. Der Blick ist einfach umwerfend und man kann nachvollziehen, woher die fabelhaften Beschreibungen und Bilder zu der Zauberschule im Harry Potter kommen. Das Edinburgher Castle stand definitiv dafür Model.
J.K. Rowling wird man im Elephant House wohl nicht mehr treffen. Wer sich aber ein Bild von dem Coffeeshop machen möchte, der kann live über eine webcam einen Blick ins Innere wagen. Besucht wird das Café hauptsächlich von Studenten und vielen Kreativen, aber auch von zahlreichen Touristen, die auf Rowlings Spuren wandern.
Am besten kommt man früh morgens, denn dann ist es noch relativ leer und man kann sich in Ruhe einen wunderbaren Fensterplatz aussuchen.

The Elephant House
21 George IV Bridge
Edinburgh EH1 1EN
Tel. 0131-220-5355
Fax. 0131-220-4272
contact@elephanthouse.biz

Samstag, 27. September 2008

Degas L'Absinthe and Impressionism & Scotland

Impressionismus und Schottland.
Wie passt das zusammen? Diese aussergewöhnliche Verbindung ist Gegenstand einer wunderbaren Ausstellung im Royal Scottish Acadamy building an der zentral gelegenen Princess street in Edinburgh. Seit dem 19. Juli 2008 präsentieren die National Galleries of Scotland über 100 Bilder von so berühmten Künstlern wie Manet, Monet, Renoir, Sisley, Pissarro, Degas, Whistler, Van Gogh, Cézanne, Gauguin, Toulouse-Lautrec, Matisse, the Glasgow Boys, the Scottish Colourists...und vielen, vielen mehr.
Wie kommt es, dass Schottland so berühmte Bilder wie Degas Zwei Tänzerinnen auf der Bühne oder Monet's Poplars on the Epte präsentieren kann? Viele dieser französischen impressionistischen Bilder - neben schottischen Impressionisten - sind im Eigentum britischer Galerien.In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt Schottland als eines der am stärksten industrialisierten Länder der Welt. Viele Industriestandorte förderten den Reichtum des Landes und brachten unzählige wohlhabende Unternehmer hervor, die ihr Geld in der Textilindustrie, wie z.B. durch das Unternehmen J.& P. Coats und Clark & Co., oder im Schiffsbau (z.B. Clyde shipbuilding), Eisen- und Stahlmanufaktur, Granit, Jutemanufaktur und Chemie machten.
Ihren Wohlstand investierten diese "merchant princes" genannten Unternehmer in Kunst und bildeten somit einen Grundstein für die bemerkenswerte schottische impressionistische Sammlung.
Die ersten Sammler waren Samuel Barlow of Stakehill (Lancashire) und Captain Henry Hill of Brighton (1812 - 1882).
So kaufte Barlow vier Pissarro-Bilder und Gemälde von Fanin-Latour, Corot und Henri Harpignies. Hill dagegen erwarb 1876 sieben Degas-Bilder.
Der Zuckerfabrikant James Duncan of Benmore hatte dagegen eher eine Vorliebe für Renoirbilder.
Besondere Aufmerksamkeit erregte (Times) ein Bild von Degas, das Hill ersteigerte und das zur Abwechslung mal keine attraktive Ballerina beim Training darstellte.
Im Gegenteil. Das Gemälde von 1875 zeigt eine müde, berauschte und verbrauchte Prostituierte in einem Café bei einem Glas Absinth.
Schon bei dem sehr kostengünstigen Erwerb des Gemäldes durch Arthur Kay bei Christies in London war die Empörung gross. Im Folgenden wurde oft debattiert, was eigentlich den Impressionismus ausmacht und ob eine Absinth-trinkende Prostituierte ein impressionismustaugliches Subjekt sein konnte.
Die kontroversen Diskussionen hatten den Vorteil, dass das Bild äusserst berühmt wurde.
Noch bis zum 12. Oktober 2008 kann man sowohl das Gemälde als auch noch viele andere Kunstwerke in Edinburgh's Royal Scottish academy building sehen.


National Gallery Complex
Impressionism & Scotland
19.7.2008 - 12.10.2008
The Mound
Edinburgh, EH2 2EL
nginfo@nationalgalleries.org

Gordon Ramsay's plane food at Heathrow 5

Der Terminal 5 vom London Heathrow Airport hat zu Beginn seiner Inbetriebnahme viele negative Schlagzeilen erhalten.
Die Spannung war daher gross, dieses luxuriöse und architektonisch moderne Terminal live zu erleben.
Ein etwas längerer stopover-Aufenthalt auf dem Flughafen ermöglichte es, alle Ecken des Terminals 5 unter die Lupe zu nehmen.
Das Terminal zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass man bei Harrods, Tiffany, Bulgari, Mulberry, Longchamp, Gucci, Prada, Smythson, Dior, Kurt Geiger, Montblanc, Paul Smith, Sony und unzähligen weiteren Shops einkaufen kann.
Wenn man jedoch seine Zeit lieber bei einem guten Essen verbringen möchte, bietet der Terminal 5 dem Reisenden auch eine grosse Vielfalt an gastronomischen interessanten locations.
Hervorzuheben ist hierbei insbesondere Gordon Ramsay's plane food. Dieses Restaurant ist wohl das edelste am Heathrow airport, welches neben der normalen Mittags- und Abendkarte auch Frühstück und ein "doggybag" zum Mitnehmen ins Flugzeug anbietet.
Für diejenigen, die nur eine Viertelstunde bzw. eine halbe Stunde Zeit haben, bietet Chefkoch Nathan Johnson unter der Regie von Stuart Gillies ein schnelles 2-Gang oder 3-Gang-Menue für bis zu 20 Pfund.
Mein Wahl fiel auf ein schnelles 2-Gang Menue.
Als erster Gang wurde Lachs auf Spinat mit einer würzigen Senfsauce serviert.Ästhetisch angerichtet schmeckte das Gericht wunderbar, auch wenn der Lachs an sich etwas fad bis geschmacklos war. Zusammen mit der Senfsauce gewannen der Spinat und der Fisch an würzigem, leckerem Geschmack und verwandelte auch die separat knackig angedünsteten Möhren zu einem wohltuenden Lunch. Der Spinat zeichnete sich durch ein grosszügiges Muskataroma aus.
Dazu wurde mir ein britischer Wein gebracht. Und, tatsächlich, welch' Wunder! Er schmeckte hervorragend! Grossbritannien entwickelt sich wohl allmählich - "dank" Klimaerwärmung - auch zu einem Weinland.

Grossbritannien
Kent
Tenderden Estate
Chapel Down
Bacchus Reserve, 2005

Farblich ist der Bacchus im Glas gelbgrünlich-blässlich. Die Nase enttäuschte immens: Nichts....! Rein gar nichts öffnete sich der Nase.Dann tauchten aber am Gaumen plötzlich nicht erwartete Aromen auf: knackiger Pfirisch und Ananasaromen dominierten im Mund. Im Abgang blieb der Bacchus unerwartet lang in Erinnerung. Leichte, sich entwickelnde Grapefruitsäure, die jedoch nicht unangenehm auffiel, rundeten den Wein ab.
Im Grossen und Ganzen ein ordentlicher Wein, der hervorragend zum Lachs und Spinat passte.
Als zweiten Gang, in diesem Fall ein Dessert, wurde ein wuchtiger Brownie mit einer Vanilla-Eiskugel, Pecannüssen und noch mehr Vanilla-Sauce gebracht. Zu diesem kalorienreichen und definitiv nicht leichten Nachtisch war ein kleiner schwarzer Espresso genau das richtige flüssige Pendant. Unglaublich süss und unglaublich lecker.
So gestärkt kann man nun jedem Flug mit Freude entgegenblicken.
Ein genüsslicher Lichtblick am kulinarischen Airporthimmel.

Gordon Ramsay's plane food
Terminal 5
Wellington Road
Heathrow Airport
HOUNSLOW TW6 2GA

Reservations
T: 020 8897 4545
planefood@gordonramsay.com

Dienstag, 16. September 2008

J+C Mairet

Spesshardt & Klein macht Platz.....für die Sammlung von Jean und Christina Mairet!
Zusammen mit dem anwesenden französischen Sammler Jean Mairet, der die Räume der Galerie für seine Exposition Auf des Messers Schneide nutzt, taucht der Besucher am Eröffnungstag in physisch und psychisch angespannte Situationen. Installationen, Skulpturen und Bilder schockieren und erstaunen zugleich.
Verzerrte Gesichter in der Videoinstallation Dead Lift der norwegischen Künstlerin Trine Lise Nedreaas lassen einen Blick in die wahre und ungeschönte Natur der menschlichen Seele werfen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Installation hängen ekstatische beim Orgasmus beobachtende Zeichnungen. Ein ebenso ungeschönter und reeller Moment in der menschlichen Natur.
Im nächsten Raum dreht sich an der Wand eine ausgestopfte Katze des französischen Künstlers Julien Berthier als Perpetuum Mobile.
Gegenüber sitzt Maike Freess Frauenpuppe auf einem Stuhl. Ihr Gesicht ist von Haaren bedeckt. Ein Schritt hinter die Installation/Skulptur zeigt ihr zweites - vielleicht ihr wahres? - Gesicht.
Besonders erschreckend ist aber Rolf Lukaschewski's Mann mit der Maske. Eine fast humorvolle, etwas albern wirkende Person, deren Ähnlichkeit mit Hitler bewusst den Betrachter verwirrt, blickt einem von einem Bild bourgeois entgegen.
Das ist nur ein Teil der zahlreich ausgestellten Kunstwerken, die nicht nur betrachtet werden können, sondern auch zum mitmachen anregen, wie z.B. die Filz-Ton-Installation Concert Autistique 1999 von Gilles Barbier (F 1965). Unter grossen hängenden schwarzen Filzhüten stellt sich der Galeriebesucher und wird von verschiedenen Tönen beschallt.
Weitere zeitgenössische Werke von Alberto Sorbelli, Erwin Wurm, Stephan Wewerka, Hannes Van Severen, Roland Topor, Daniel Spoerri, Daniel Sabranski, Prinz Gholam, Chloe Piene, Stéphane Pencréac'h, Frédérique Loutz, Peter Keene, Chan Kai-Yuen, Mounir Fatmi, Nathalie Elemento, Charles Dreyfus, Sophie Calle, Vincent Corpet, Barbara Breitenfellner und Wiebke Bartsch erfreuen, begeistern und faszinieren noch bis zum 2. November 2008 in Berlin.

Auf des Messers Schneide
Werke aus der Sammlung J+C Mairet

12.9.2008 - 2.11.2008
Rudi-Dutschke Str. 18
10969 Berlin

Montag, 15. September 2008

Weinrallye # 15 Ab nach Villanyi!

Sommer! Sonne! Urlaub!....und ganz viel sonnengereifter Wein!
Das sollte eigentlich Thema dieser 15. Weinrallye sein, die diesmal von Go to Rio unter dem Titel "Urlaubsweine - Wein & Urlaub, Urlaub & Wein" ausgestaltet wird.
Das herbstliche Wetter macht jedoch einen Strich durch die Kochrechnung. Es wird schnell an Ferien gedacht, die nicht in tropisch heissen Gefilden verbracht wurden. In angenehmen Gedanken schwelgt man dann am Weinregal vorbei und erinnert sich an die Kurzerholungstrips in europäische Regionen: Tschechien, Bulgarien, Ungarn, Ukraine....
Die Weinwahl fällt diesmal auf das wunderbare Urlaubsland Ungarn, das nicht nur kulturell spannend ist, sondern auch kulinarisch und weintechnisch was zu bieten hat.

1. Der Urlaubs-Wein
Von einer Reise nach Ungarn - als Mitbringsel erworben - stammt die nun geöffnete Flasche Cabernet Sauvignon aus der Region Villányi.
Villányi ist eine Weinregion, die an Kroatien grenzt und die durch mediterranes Klima geprägt ist. Dementsprechend "stark" sind die Weine, die dort produziert werden.

Ungarn
Villányi
Csányi Pincészet
Teleki, Cabernet Sauvignon
2001, 13,0 % vol.

Der Cabernet Sauvignon, der nach dem Rebenzüchter Sigmund Teleki benannt wurde, der in Villany auch die erste Rebschule gründete, stellt sich als ein Wein heraus, der aufgrund seiner Struktur lagerfähig ist.
Beim Eingiessen hat er im Glas eine schwarzrote bis rubinrote Färbung mit leichten bräunlichen Reflexe.
In der Nase hat der Wein Aromen von reifen Süsskirschen, Honig, dunkler Schokolade, einem Hauch Leder, dunkelrote, reife Waldbeeren und Pflaumen.
Die Versprechen, die der Wein der Nase gegeben hat, werden dann am Gaumen nicht vollständig eingehalten. Obwohl der Cab. Sauv. von 2001 ist, sind die Tannine am Gaumen noch ziemlich vordergründig. Dominant ist auch die Johannisbeere, die den ganzen Mund mit einer Säure ausfüllt. Der bunte Frucht- und Aromenstrauss fehlt dann aber leider am Gaumen. Der erste Schluck ist etwas kantig. Je länger der Wein jedoch geöffnet ist, desto weicher und angenehmer wird die Säure und umso runder wird der Wein.
Im Abgang ist der Tropfen dann lang und füllt den Gaumen mit der johannisbeerartigen Säure aus, der es jedoch an Komplexität fehlt.

2. Food
Bei der Überlegung, was zu diesem Wein gekocht werden soll, wurde sofort die regionale ungarische Küche in Erwägung gezogen.
Ja, genau die, die man in Ungarn vor lauter Crossover-Food, Fast-Food, etc. schon gar nicht mehr findet.
Da hilft nix, statt in Ungarn, gibt's nun Csirke Paprikas vom heimatlichen Herd - fern von Ungarn.
Statt Rind oder/und Schwein wird diesmal die light-Geflügelvariante Huhn genommen.
Damit es aber nicht zu schonkostartig erscheint, wird der gesamte Gulaschmix aus Huhn, Zwiebeln, grünem Paprika und Tomate mit ein wenig Sauerrahm verfeinert.
Heraus kommt ein leckerer - mit ungarischem Paprika gewürztes - Paprikas, das schnell und einfach zubereitet ist. Das Hühnchen zerschmilzt dabei förmlich im Mund. Das liegt wohl daran, dass es mit dem gewürzten Gemüsemix in Hühenbrühe schonend gegart wurde. Sehr delikat. Dieses Gericht wird wohl öfters mal auf der Kochliste stehen.

3. Foodwine
Das Pärchen Cabernet Sauvignon und Paprikas passt - trotz der Sauerrahmverfeinerung - wunderbar zusammen.
Der Wein verliert seine tanninartigen Ecken und die starke Johannisbeersäure und passt sich dem Gulasch an und wird zu einem zahmen Roten. Auch das Paprikas wird durch den Wein nicht erdrückt. Vielmehr kommt das mit Paprika gewürzte Fleisch gut und harmonisch zur Geltung.

4. Conclusio

Der Wein wurde zwar nicht im Urlaub getrunken, stammt aber aus einem Urlaub.
Das Paprikas wurde im Urlaub - mangels Möglichkeit - nicht gegessen, sollte aber in Ungarn verzehrt werden.
Obwohl beides nicht erfolgte, stehen sowohl der Wein als auch das Essen für eine schöne, leckere und bodenständige Zeit, in der es man sich gut gehen lässt.
Der Wunsch die Weinregion in Villányi zu erkunden, ist mit einem mal wieder wach geworden. Denn eins ist sicher, der nächste Urlaub wird sicherlich kommen. Wer weiß, was dann wieder neu entdeckt wird?

Sonntag, 14. September 2008

New York, Venedig, 5-World models und ein Hauch Asien mit einem touch Sowjetunion

Sommerferienende, die Stadt füllt sich wieder mit Menschen und eine neue künstlerisch spannende Saison hat in Berlin begonnen.
Mit einem Schlag fanden letztes Wochenende nach einer sich zäh hinziehenden kulturellen Trockenphase unzählige Galerie-Openings statt. Insbesondere am Freitag, den 6. September 2008, tummelten sich ausgehungerte Kunstinteressierte in grösseren und kleineren Galerien Berlins.

1. upstairs berlin
Upstairs berlin präsentierte am 6. September 2008 John Finneran's erste Solo exhibition mit dem Titel Night Fence. John Finneran wurde 1979 in New York geboren. Seine ausgestellten Werke sind u.a. großformatige Öl- und Lackbilder auf Aluminium, die sowohl Gegenstände als auch Körperteile darstellen, die John im nächtlichen New York inspiriert haben. So stehen einzelne, verlorene Socken in Kontrast zu Ohren, Mündern und Nasen. Dunkle, nächtliche Farben leuchten vordergründlich auf metallischem Hintergrund - so als ob Schatten und nächtliche Beleuchtung mit den Gegenständen und den Extremitäten spielen. Noch bis zum 25. Oktober zieht upstairs Berlin seine Besucher in das mysteriöse, dunkle New York mit seinen verloren gegangenen Dingen.

John Finneran Night Fence
6.9.2008 - 25.10.2008
upstairs berlin
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


2. Max Hetzler
Bei Max Hetzler kann man momentan ganz im Bohemian-Style in die schwarz-weisse Welt Venedigs eintauchen.
Elegant und auf Hochglanz strahlen den Betrachter die verträumten, stillen Photographien von der deutschen Künstlerin Vera Lutter an. Wohltuend klar und schön begeistern die Photos, die verführen und eine vollkommen entfernte und doch so nahe Kultur zeigen. Der antike Charme der Photos rührt daher, weil Lutter die Bilder mit einer der ältesten photographischen Apparaturen, der Camera obscura, erzeugte. Der Blick aus der Zukunft in die Vergangenheit.

Vera Lutter
6.9.2008 - 18.10.2008
Max Hetzler
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


3. Klosterfelde
Die Hinterhof-Galerie Klosterfelde überrascht mit der Subject Driven Ausstellung des amerikanischen Künstlers Matt Mullican, der 1951 geboren wurde und momentan in Berlin lebt.
In seinen überdimensional grossen Werken, die aus den verschiedensten Materialien und in den unterschiedlichsten Formen bestehen, dominieren in erster Linie die Farben: rot, grün, blau und gelb. Die gesamte mit Werken von Mullican ausgefüllten Galerieräumen ähneln einer grossen bunten Kindergartenspielwerkstatt. Überall Bastelarbeiten, Bilder, Installationen, aber auch wissenschaftlich Angehauchtes wie ein Kasten mit einer Sammlung von Schmetterlingen. Man geht aus einem Gang in den anderen und staunt jedes mal wieder, wenn man um eine Ecke blickt. Wie bei einem grossen Überraschungsei weiß man nicht, was einen erwartet.
Insofern verwundert es nicht, wenn Mullican seine neuen Installationen auf seiner 5 "Worlds" theory basieren lässt. Die fünf Welten sind die elementare Welt (Material/physische Elemente), World Unframed (tagtägliche Beziehung zu unserer physischen Umgebung), World Framed (das künstlerische und symbolische Bewusstsein), die Sprachwelt (Zeichen, Code's) und die subjektive Welt (psychologische Beziehung zur unframed und framed Welt).
Zwischen diesen Welten kann man noch bis zum 25. Oktober 2008 spazieren und subjektiv die unterschiedlichen Objekte wie Videos, Photographien, Skulpturen, Flaggen, Zeichnungen, etc. im Geiste in sich aufnehmen.

Matt Mullican Subject Driven
6.8.2008 - 25.10.2008
Klosterfelde
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


4. MKGalerie
Die MK-Galerie im "Kochstr. 60-Gebäude", ist über das Hinterhaus zu erreichen und wird gern von jungen und innovativen Künstlern aufgesucht. Beim regelmässigen G2G-Treffen und unzähligen Gläsern Wein oder Bier wird die Kunst von Kollegen begutachtet und wertgeschätzt. Diesmal überzeugen, erstaunen und erfreuen die Installationen von Ming Wong in der Ausstellung "mononoaware". In seiner ersten Soloausstellung thematisiert der aus Singapur stammende Wong DAS PATHOS DER DINGE und versucht sich so fremde Sprachen, Kulturen und Identitäten anzueignen und sich mit ihnen - auch parallel - auseinanderzusetzen. Das dabei der Humor nicht zu kurz kommt und die weltverbindene Sprache der Komik auch akustisch amüsiert, macht die Ausstellung und den Künstler um so sympathischer.

Ming Wong Mononoaware
5.9.2008 - 18.10.2008
MKGalerie
Rudi-Dutschke Str. 26
10969 Berlin


5. Crone
Die Crone Galerie präsentiert dagegen grossformatige und fröhlich- bis grellfarbene Bilder des 1970 in Leipzig geborenen Künstlers Norbert Bisky.
Sich anknurrende Wölfe und wohlgeformte - mal an-, mal ausgezogene - Männer bestimmen die Werke und zeugen von der ausschweifenden und dennoch sehr präzisen Phantasie Bisky's. Auffällig ist, dass sich Bisky vieler Popart- , Manga- und sozialistischer Realismus-Elemente bedient, um diese in phantasievolle Männer- und Jünglingsbilder umzusetzen. Spannende und Lebenslust ausstrahlende Kunst, die sich immer wieder an der Grenze zum Grausamen bewegt, zieht den Besucher bis zum 31. Oktober 2008 in seinen Bann.

Norbert Bisky
privat
6.9.2008 - 31.10.2008
Crone Galerie
Rudi-Dutschke Straße 26
10969 Berlin


6. DAAD-Galerie
Ganz asiatisch geht's momentan in der DAAD-Galerie zu, die Installationen von Shimabuku in seiner Erstausstellung "Sea, Sky, Language and so on" präsentiert.
Shimabuku wurde 1969 in Kobe (Japan) geboren und ist ein "nomadic action artist", der oft von Institutionen eingeladen wird, um auch Kunst an öffentlichen Plätzen zu praktizieren. Seine momentane Ausstellung widmet sich ganz und gar der See, den Fischen und dem Fischfang. Anhand verschiedener Installationen visualisiert er den Fisch und die Jagd auf ihn.

Shimabuku
Sea, Sky, Language and so on
6.9.2008 - 11.10.2008
DAAD-Galerie
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


7. Arndt & Partner Berlin
Eigentlich gibt's diese Ausstellung noch gar nicht, und doch öffneten sich letztes Wochenende die Türen, um den Besuchern einen Blick in die erst am 23.9.2008 öffnende Ausstellung von Ilya & Emilia Kabakov zu gewähren. Was für ein Glück! Denn diese Ausstellung ist es wert, gesehen zu werden! Beide aus Dnepropetrovsk stammende ehemals sowjetische Künstler begeistern durch klare Installationen und rokoko-ähnliche Wandteppiche Farben. Der Aufstieg auf das weisse Treppchen eröffnet dem aktiven und aufgeschlossenen Besucher einen Blick in die Jugend.

Ilya & Emilia Kabakov
23.9.2008 - 23.10.2008
Arndt & Partner Berlin
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin

Montag, 1. September 2008

Namibia in Birkenwerder

Die Ausstellung "Namibia und Deutschland - Aktuelle Aspekte einer besonderen Beziehung" (vom DNG e.V. initiiert) war mit einer feierlichen Eröffnung und vielen Gästen im Juni diesen Jahres im Rathaus von Birkenwerder bei Berlin eröffnet worden.
Nachdem den Besuchern über zwei Monate lang in Birkenwerder die Beziehungen zwischen Deutschland und Namibia näher gebracht wurden, feierte man am 16. August 2008 den Abschluss der Ausstellung zusammen mit dem alljährlichen Rathausfest im schönen und urigen Rathaushof. Das gab allen Feiernden die Möglichkeit, sich nicht nur nochmal die Ausstellungsstücke im Rathaus anzuschauen, sondern sich auch an verschiedenen Hofständen bei sommerlichem Wetter über die touristischen und landestypischen Namibia-Angebote zu informieren, ein Windhoek Lager Bier oder Weine vom Weingut Lutz zu trinken und dazu ein saftiges Straussensteak vom Grill zu verdrücken. Wahlweise auch eine leckere Boerewors.Höhepunkt der Veranstaltung war jedoch die Filmvorführung des Reiseberichts "Namibia" - Reisebericht / Team 74 Henrichsburg in der kleinen Scheune im Hof des Rathauses. Dicht gedrängt sass man zwischen "Namibia-Fans" und noch Landesunkundigen auf den Bierbänken. Spätestens nach den wunderschönen Landschafts- und Tiefaufnahmen waren jedoch auch die letzten zweifelnden aus Berlin und Brandenburg kommenden Festbesucher von diesem Land begeistert und planten schon ihre nächste Urlaubsreise nach Afrika.
Das sind wahre aktuelle Aspekte einer besonderen Beziehung!