Dienstag, 16. Dezember 2008

Weinrallye # 18 Deutscher Winzersekt über alles!

Quasi in letzter Sekunde wird eine Flasche besorgt, um Niko von Nikos Weinwelten gebührend Ehre zu erweisen.


Nikos 18. Weinrallye widmet sich zeitgemäss dem deutschen Winzersekt.
Das Thema bringt mich daher in eine Region, die oftmals leider nicht auf dem Tableau Berliner Restaurants zu finden ist. Badische Weine kennt mittlerweile jedes Kind, pardon....jeder Erwachsene. Moselweine erst recht. Und die aus Franken und der Ahr wohl auch. Aber Württemberg? Das steht bisher wohl immer noch für gutbürgerliche, bodenständige Weine, die hauptsächliche Personen jenseits der 50 trinken, oder?

I. WINE
Das feine Württemberger Weinhaus in Berlin hat sich - wie sein Name schon sagt - nur auf württembergische Weine spezialisiert. Und das zu Recht. Quasi eine ständige württembergische Vertretung in Berlin.
Hier sind neben Weinen auch leckere Winzersekte zu finden. Der Folgende wanderte irgendwann in meine Tasche:


Württemberg
Genossenschaftskellerei Heilbronn
Heilbronner Stauffenberg
Muskateller Sekt B.A. dry
Flaschengärung
2006, 12 % vol.

Beim Einschenken perlte der Sekt leicht und schäumend. Farblich setzte er keine bemerkenwerten Akzente.
In der Nase fiel er dann allerdings auf. Kräftige Kräuter- und Blumennoten gemixt mit reifem Pfirsich und Papaya dominierten das Bukett.
Am Gaumen war er dann säurearm und dennoch nicht unangenehm süss. Erinnerte fast ein wenig an Bio-Kräuterlimonade mit extra wenig Zucker. Eine Bio-Limo-nade für Erwachsene...und nur für die! Und das ist auch gut so......
Der Abgang ist dann länger als erwartet und bietet einem einen leicht süss-säuerlichen Nachhall, der aber durchaus angenehm ist, da er wieder an Papaya erinnert.
Ein vollauf leckerer Winzersekt.

II. FOOD
Bei der Schaumweinrallye passte das Food-Pendant leider zu dem sonst wunderbaren Sekt nicht.
Daher muss diesmal die Food-/Wine-Kombination besser passen.
In Gedanken an die bevorstehende Sylvesterfeier wurden daher kleine Käsepastetchen und Wildschweinpastetenhäppchen zur Jazzmusik aus dem Internetradio "Bay smooth jazz" vorbereitet.
Und welch' Genugtuung! Zu dem aromatischen Sekt passte sowohl das eine als auch das andere hervorragend.


1. Die mit einer Roquefort-Käsemischung gefüllten Blätterteigteilchen harmonierten mit dem Muskateller auf's Beste! Die kleinen würzigen fluffigen noch ofenwarmen Pastetchen waren nicht zu salzig und boten gegenüber dem aromatischen Muskateller ein feines aromatisches Gegengewicht. Keine unangenehme Säure kam auf. Am Gaumen wirkte der Sekt sogar leicht nussig. Und die Käseteilchen zerschmolzen im Mund genüsslich, vereinigten sich mit dem Sekt und ergaben eine göttliche Symbiose! Muss man da noch etwas dazu sagen?

2. Auch die französische Wildschweinpastete passte zum Muskateller phantastisch. Wie beim Roquefortkäse bot die Würze der Pastete ein passendes Gegenspiel zur Aromatik des Sekts. Mehr muss man auch nicht dazu sagen. Jedes zusätzliche Wort ist überflüssig. Ein Paar hat sich gefunden.


III. Sylvestertauglichkeit
Sowohl Wildschweinhäppchen, Käseteilchen als auch Muskateller sind die idealen Begleiter einer Stehparty: in der einen Hand die Häppchen, in der anderen das Glas mit dem Sekt. Und mal führt man die rechte Hand zum Mund und mal die linke und freut sich des Lebens.
Die Sylvesterparty 2008/2009 kann dank Niko nun kommen!
Merci.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Namibia beim Markt der Kontinente 2008

Zwei Tage lang hatte die Deutsch-Namibische Gesellschaft e.V. am ersten Advent beim Markt der Kontinente 2008 im Ethnologischen Museum in Berlin - Dahlem die Möglichkeit, seine Projekte und Namibia von seiner besten Seite zu präsentieren.
Der Auftritt am AFRIKA Wochenende ist auf grosse Resonanz gestossen. Die zahlreich zur Verfügung gestellten Informationsmaterialien wurden von den Besuchern gezielt und gerne mitgenommen. Viele Fragen wurden gestellt, die sich nicht nur auf den Tourismus und konkrete Reiseempfehlungen bezogen. Zahlreiche schöne und spanne
nde Gespräche entwickelten sich.

Von erheblichem Interesse waren für die Standbesucher aber auch konkrete Informationen zum DNG e.V. und insbesondere zu seinen Sozialprojekten; vor allem die Unterstützung des Heimes für Strassenkinder „Maggie’s sunhouse“ in Katutura stiess auf grosses Interesse.
Die jüngeren, aber auch die junggebliebenen älteren Besucher, konnten im Rahmen des kleinen, eigenst für diese Veranstaltung konzipierten „Namibia-Quiz“, ihr Wissen über Namibia vertiefen bzw. sich für die Landschaft beim „Namibia-Memory“ begeistern. Wer mitmachte, dem winkten zahlreiche kleine Geschenke.
Auch am 2. und 3. Adventswochenende öffnet das Ethnologische Museum in der Lansstraße für den Markt der Kontinente. Thematisch liegt dann allerdings der Schwerpunkt auf Asien und Südamerika. Spannend und aufregend wird es an den kommenden Wochen im Museum allemal!

Donnerstag, 27. November 2008

Palazzo - Das Gourmettheater

Man sollte ehrlich sein.
Man tut sich als Berliner schwer mit kommerziellen kulturellen Veranstaltungen. Gerade in Berlin, wo unzählige Amuesementmöglichkeiten existieren. Kommerziell, freischaffend kreativ oder auch nur laienhaft...Soviel gibt es in Berlin, soviel möchte man erleben. Man hat hier eben die Qual der Wahl. Ausserdem ist jeder immer auf der Suche nach dem innovativen, aussergewöhnlichen und ultimativen Event, dass keiner kennt und doch jeder danach davon redet.
Aber das sollte einen nicht davon abhalten an einen Ort zu gehen, der bisher nicht unbedingt durch kulturelle Highlights bekannt war: den stattlichen und modernen Berliner Hauptbahnhof. Nein, nicht direkt in das Gebäude hinein. Blicken Sie ein ein wenig daneben. Da entdecken Sie neben diesem monströsen central station - vis-à-vis zum Bundeskanzleramt - ein kleines Zelt, welches in sein ein wenig burlesquese Innenleben einlädt: das Palazzo.
Im Stil der Zwanziger, gemischt mit der Cabaret- und Varietéatmosphäre der Gegenwart, bietet das Palazzo eine wunderbare Unterhaltungsshow mit Musik, Akrobatik, Komik und singenden Kellnern - und nicht zuletzt mit wunderbarem Dinner an.
Michael Davis nimmt die Zuschauer - Bowlingkugeln schwingend - mit seinem komödiantischen Talent und seinem charmantem breiten amerikanischen Akzent für sich ein.
Die Truppe Hakuna Matata aus Tansania überzeugt nicht nur durch ihre ansteckende Begeisterung, sondern auch durch ihr Können, Stangen quasi hochzulaufen.
Petr Spatina spielt mit Glas, als ob es eine Harfe wäre. Grandios.
Die jungen Mädchen Yulia & Natalia singen zum Glück nicht wie Tatu, sind aber umwerfend biegsam und faszinieren die Gäste mit ihrer erotischen Akrobatik.
Dennis Yo-Yo Schleussner erstaunt nicht nur durch sein studenten- und jungenhaftes flippiges Aussehen, sondern auch durch seine Yo-Yo-Künste.
Aber das ist noch nicht alles: Starkoch Hans-Peter Wodarz, der im Münchener Sternerestaurant Tantris gearbeitet hat und durch sein eigenes Restaurant "Die Ente vom Lehel" bekannt wurde, verführt die Gäste vor, während und nach der Show kulinarisch aufs Feinste. Es wird weder mit den Portionen gegeizt noch mit der Anzahl der Gerichte, die auf dem Tisch aufgefahren werden.
Die Tische biegen sich förmlich vor Essen. Wunderbare Speisen aus Fleisch, Fisch und Gemüse erfreuen nicht nur optisch, sondern füllen auch den Magen - entgegen der gegenteiligen Ansicht über sternenahe Küche.
Wenn das Dessert dann naht, ahnt man, dass der wunderbare Abend bald vorbei ist. Ein letzter süsser und üppiger Gruss begleitet den Gast nach einer fast vierstündigen Show wieder in die Berliner Dunkelheit hinaus.
Au revoir und bis bald!

Palazzo
vom 10.10.2008 bis zum 8.2.2009
Katharina-Paulus-Straße
10557 Berlin

Montag, 24. November 2008

Weinrallye # 17 Der vinologische Beitritt ist ein voller (Teil-)Erfolg

Mittlerweile sind wir schon bei der 17. Weinrallye gelandet.
Das siebzehnte Mal treffen sich virtuell Weinblogger, Weinbegeisterte, Weinprofis, Weinlaien, Weinjournalisten, Weinmacher, Weinverkäufer und Weintrinker, um über eigenst ausgesuchte Weine zu einem monatlich wechselnden und vorgegebenen Thema zu berichten.
Dieses Mal war das Thema:


Ein spannendes Thema, das anscheinend auf grosses Interesse gestossen ist....auch wenn einige Teilnehmer einige Probleme hatten, ensprechende Weine zu erwerben.
Nichtsdestotrotz sind insgesamt 18 Beiträge veröffentlicht worden.
Acht der zwölf beigetretenen Länder waren bei dieser Weinrallye vertreten. Definitiv eine beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, dass Weinbau in Estland, Lettland und Litauen definitiv momentan kaum existent ist und daher auch bei dieser Rallye nicht vertreten war. Allerdings fehlte auch Malta in der Teilnehmerliste, wenn auch sicherlich auf der kleinen Insel Wein angebaut wird.
Insgesamt waren Weine aus Bulgarien und Ungarn jeweils vier mal Thema von Beiträgen. Slowakei, Tschechien und Rumänien wurden jeweils drei Mal besprochen. Artikel zu polnischen und slowenischen Weinen wurden je zweimal veröffentlicht und Zypern wurde einmal mit einem Beitrag bedacht.

Als Resultat kann man festhalten: es gab die eine oder andere Überraschung, sowohl negativer als auch positiver Art. Erfreulicherweise gab es eine Anzahl von osteuropäischen Weinen, die wohl nicht nur trinkbar waren, sondern auch den Anreiz gaben, sich auch in Zukunft vielleicht mehr mit unseren Nachbarländern weinglasweise auseinanderzusetzen.

I. Polen:
Allein, dass es tatsächlich jemand geschafft hat, Wein aus Polen aufzutreiben, bedarf einer Sonderehrung und gehört daher an erster Stelle erwähnt!!!
1. Polnische Weine werde aber wohl definitiv in naher Zukunft noch nicht der Renner sein. Matthias vom Viva-Vino Biowein Blog hat zwar tatsächlich einen polnischen Wein aufgetrieben, war aber nicht begeistert, wohl eher sprachlos.
2. Nicht direkt einen Wein aus Weintrauben, aber polnischen Wein aus Aronia-Trauben hat Bernd vom Biowein-depot angesprochen. Wenn schon kein gescheiter Wein in Polen angebaut wird, dann muss eben ein Aronia-Wein herhalten.

II. Slowakei:
1. Martin von berlinkitchen versprach sich viel von einem slowakischen Wein, der einstmals auf ungarischem Boden wuchs und von deutschen Winzer hergestellt wurde und nun wieder wird. Das Gut hat eine spannende Geschichte, aber der Wein ist wohl nur was für fortgeschrittene Weinliebhaber, die sich gerne mit einem Wein sensorisch auseinandersetzen wollen. "Kein easy-drinking Wein"! Oder vielleicht doch schon zu alt?
2. Matthias vom Viva-Vino Biowein Blog war dagegen von seinem slowakischen Wein sehr angetan. Jedenfalls hat er nun Lust auf mehr slowakische Weine.
3. Mario vom The Drink Tank hat sich ebenfalls für den gleichen Wein wie Martin von berlinkitchen entschieden (jedoch für einen jüngeren Jahrgang!). Allerdings sind die sensorischen Beschreibungen der Weine mehr als unterschiedlich. Nun kann man sich entscheiden....will man Gummi und Teer oder doch lieber Ananas und Aprikose schmecken?

III. Zypern:
1. Lars von Schreiberswein macht nicht nur Iris mehr Lust auf zypriotischen Wein. Auch andere Leser sind von Lars Artikel, Wein und Fischsuppe begeistert. Immerhin ist Zypern eines der "spannendsten Weinquellen für Neuentdeckungen". Zu einem Drei-Gänge-Menü werden Weine aus autochtonen Trauben (Xynisteri, Maratheftiko, Mavro) getrunken! Ein Beitrag ganz in meinem Sinne. Und lecker noch dazu.
Fortsetzung der zypriotioschen Berichterstattung wird in den nächsten Wochen folgen und mit grosser Spannung erwartet!

IV. Slowenien:
1. Die liebe Iris vom Weingut-Lisson: Ein Winzertagebuch hatte im südlichen Frankreich Probleme, entsprechende Weine aufzutreiben. Aus der Not machte sie eine Tugend und engagierte einfach einen Ghostwriter, der eine spannende Abhandlung über slowenische Weine schrieb. Mike Tommasi, der Mitbegründer von Slow Food France ist, berichtete über eine stattliche Anzahl hervorragender slowenischer Weine, die z.T. aus autochtonen Weinsorten gemacht wurden. Dieser Artikel zeigt, wie bedeutend die Weinproduktionen in unseren Nachbarländern sind und wie schade es ist, dass diese Weine nur schwerlich bzw. fast gar nicht in Westeuropa zu erwerben sind. Diese Marktlücke müsste man doch wohl schliessen können!
2. Markus vom weintagebuch ("beta") war leider nicht ganz so begeistert, was die slowenischen Weine anging. Lag's an der Winzergemeinschaft, die den Wein produziert hat? Oder ist der Riesling einfach keine Traube für Slowenien? Jedenfalls fehlte ihm ein wenig die Säure und Schlankheit der deutschen Rieslinge.

V. Bulgarien:
1. Robert von lamiacucina staunte über einen bulgarischen Melnik und will sogar die restlichen Weine bei seinem Händler zum Auslaufpreis erwerben. Auch wenn das dazugegessene Gericht Sarmi aus Weinblättern ihn nicht vollständig überzeugte. Also, am besten beides getrennt geniessen! So ist beides durchaus geschmackvoll - genauso wie beide verfasste Artikel!
2. Wolf von Hausmannskost setzte sich mit dem Zaren und dem Realsozialisten auseinander und ist von beiden nicht vollständig begeistert: dem einen fehlt die Strenge, dem anderen Eleganz und Reinheit. Da muss wohl noch einiges getan und an der Produktion gefeilt werden! Oder sich vielleicht doch mehr am momentanen Regierungssytem orientieren?
3. Thomas vom winzerblog ging in die Weingeschichte Bulgariens und offenbarte die Weinbeziehungen zur DDR. Was so spannend olfaktorisch begann, endete leider mit einer Ernüchterung. Ein zwanzig bis dreissig Jahre alter Wein aus den alten sozialistischen Zeiten konnte den EU-Beitritt nicht überleben. Jedenfalls kam er leider nur noch stumpf aus der Flasche: "Grosse Klappe, nichts dahinter!" Aber die Wein-Erste-Hilfe-Maßnahmen waren mehr als spannend! Hätte man doch immer so ein kleines Köfferchen dabei! ;-)
4. Mario vom Planet Bordeaux tat dagegen ein spannendes Joint-venture in Bulgarien auf, auch wenn der vorgestellte Enira von Bessa Valley Winery mit Bordeaux-Weinen noch nicht konkurrieren kann. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

VI. Ungarn:
1. Mario hat sich natürlich auch mit einem ungarischen Wein, einem Schaumwein auf seinem blog alles Schampus! beschäftigt! Der Tokaji ist demnach nicht nur für den bekannten Wein gut, sondern kann hervorragend auch als Schampus herhalten, auch wenn er vielleicht etwas eigenwillig erscheint. Die beschriebenen Aromanoten wecken aber das Interesse, mal einen Tokaji-Sekt zu probieren. Sylvester ist ja bald. Und wer weiss, vielleicht kann man ja bald auf den Beitritt oder vielleicht auch Austritt eines EU-Landes anstossen?
2. An seinen ungarischen Wein konnte sich Harald von Weingut Steffens-Keß nicht mehr erinnern. Vielleicht ist es auch besser so.
3. Iris vom Weingut-Lisson: ein Winzertagebuch war vom Weinrallye-Thema als überzeugte Europäerin so begeistert, dass sie doch noch mehrere Ungarn auftrieb. Auch wenn es nur Erinnerungen sind, so machen sie dennoch neugierig auf die leckeren Tokajier!
4. Auch vinissimus beschäftigte sich mit dem Tokajier und sprach ihm auch international viel Potential zu.

VII. Rumänien:
1. Thomas von weinverkostungen hatte allerdings mit Rumänien nicht so viel Glück. Der Pinot Grigio aus dem Supermarkt war geschmacklich so schwer verdaulich, dass Döner-Chips und Kaffee herhalten mussten, um das ausgeprägte Aroma zu übertünchen.
2. Bernhard von Bernhard Fiedlers We(in)blog hatte dagegen mit Ovid einen Weinrallye-Volltreffer gelandet. Jedenfalls überzeugte er voll, auch wenn der Wein opulent und exotisch ist.
3. Harald von Weingut Steffens-Keß genoss nach harten interkulturellen Auseinandersetzungen einen rumänischen tropen- und eiswüstengeeigneten Sekt. Und welch' Wunder!....auch dieser überraschte durch seine belebende Art, auch wenn er ein wenig zu süss war. Man sollte sich tatsächlich wohl mehr mit dem rumänischem Weinbau beschäftigen. Es erwarten einen wohl noch einige Überraschungen.

VIII. Tschechien:
1. Von seinem tschechischen Riesling war Harald vom Weingut Steffens-Keß jedoch nicht ganz so begeistert und hüllte sich lieber in den Mantel des Schweigens.
2. Matthias von Viva-Vino Biowein Blog war dagegen von allen drei beschriebenen tschechischen Weinen angetan...nicht mehr und nicht weniger. Sogar einen Biowein aus einer Neuzüchtung hat er auftreiben können. Das zeigt wohl, dass Tschechien allmählich Anschluss an den europäischen Weinmarkt sucht. Jedenfalls wäre es eine Bereicherung und Belebung des westeuropäischen Marktes, wenn auch mal gute tschechische Weine im Supermarktregal stehen würden.
3. Und zu guter Letzt: Auch mein bescheidener Beitrag setzt sich mit böhmischen Weinen auseinander. Ebenso wie Matthias bin ich von den tschechischen Weinen angetan. Potential gibt's. Der Wettbewerb mit dem Ausland muss angetreten werden, damit auch die momentan noch schwierigen Weine sich sensorisch glätten und perfektionieren können.
Mit ein wenig mehr Toleranz der westeuropäischen Weintrinker haben auch die osteuropäischen Kollegen eine gute Chance sich auf dem hart umkämpften Weinmarkt zu positionieren. Wert wären es viele allemal!

Ich danke allen Weinrallye-Teilnehmern für die ausnahmslos interessanten Beiträge und hoffe, dass jeder auf seine Art und Weise etwas von dieser Reise in sein reales Leben mitnehmen konnte.
Auf ein baldiges Wiedersehen bei der nächsten von Nikos Weinwelten ausgerufenen Weinrallye # 18 freue ich mich jedenfalls jetzt schon sehr!

Dienstag, 18. November 2008

Weinrallye # 17 Letztes Schäfchen gefunden....und Staffelstabübergabe!

Und noch ein Beitrag ist mir entgangen:
Marios alles Schampus! blog goes to Hungary and trinkt ungarischen Schampus!

So... ich hoffe, alle Schäfchen sind nun eingesammelt. Nun kann man sich Gedanken um eine Zusammenfassung machen.

Bevor das geschieht, wird darauf verwiesen, dass die Weinrallye # 18 (Dezember 2008) von Nikos Weinwelten und die Weinrallye # 19 (Januar 2009) von vinissimus ausgerichtet wird.

Weinrallye # 17 Nachtrag...

Da ist mir doch glatt ein Weinrallye-Beitrag entschlüpft: Mario's Drink Tank berichtet noch kurz vor Mitternacht über einen slowakischen Riesling mit ungarischen und deutschen Wurzeln.

Und Iris vom blog Weingut- Lisson: Ein Winzertagebuch war so vom Weinrallye-Thema begeistert, dass noch ein zweiter Beitrag zu Ungarn heute nachgeschoben wurde. So werden auch die international bekanntesten Weine Ungarns, die Tokaji-Weine, bei dieser Weinrallye gewürdigt! Sehr gut, liebe Iris!

Weinrallye # 17 Problemlos die letzte Zeitkurve gekratzt...

Kaum hat sie begonnen, schon ist sie wieder vorbei!
Die 17. Weinrallye fand ihr schönes Ende vor einigen Minuten.
Bis Mitternacht haben noch einige treue Weinblogger die Kurve gekratzt und präsentierten sehr schöne und lustige lesenwerte Artikel:

1. Thomas von Weinverkostungen kombinierte Rumänien mit der Türkei. Problematisch, Problematisch, Problematisch.

2. Markus vom weintagebuch ("beta") hatte mit der Dechiffrierung ein Problem. Hat er auch ein Problem mit Slowenien?

3. Bernhard vom österreichischen Bernhard Fiedlers We(in)blog hat im Gegensatz zu Weinverkostungen kein Problem mit Rumänien. Liegt's an Ovid?

4. Matthias vom Viva-Vino Biowein Blog hat einen mehr oder weniger problematischen Überblick über Tschechien, Polen und die Slowakei.

5. Mario vom Planet Bordeaux taucht problemlos im französischen Bulgarien unter.

6. Meine Wenigkeit von myexperience4u wandert auf zugewachsenen Pfaden durch Tschechien und hofft wie Dornröschen auf den alte Weinwege erlösenden Prinzenkuss. Na, ob das ein Problem ist?

Das war's, wer bisher nicht genannt wurde, sollte sich schleunigst melden! In den nächsten Tagen kommt die Gesamtzusammenfassung.

Bon nuit!

Montag, 17. November 2008

Weinrallye # 17 Auch in Böhmen gibt es Wein!

I. Einleitung
Meine persönliche Weinrallye # 17 geht mit zwei Weinen aus Tschechien an den Start.
Besser gesagt mit Weinen aus einem uralten Weinbauangebiet, welches in Vergessenheit geriet; nämlich mit böhmischem Wein. In Böhmen wurde schon seit dem 11. Jahrhundert Weine angebaut.
Mittlerweile ist diese Region besser durch sein Bier bekannt als durch seinen Wein. Wen wundert's, wenn die Bauanbaufläche von 3336 ha (1756) auf 392 ha (1995) in Böhmen gesunken ist. Zu den Zeiten, als der Weinanbau noch unter dem Schutz der österreich-ungarischen Monarchie stand, wurde hauptsächlich aus dem Burgund eingeführter Pinot Noir angebaut. Neben dem Spätburgunder wurde ferner Wein aus den Rebsorten Heunisch weiß, Kleinweiß, Traminer, Elblig weiß, Rachenputzer, Gohér und Běloocko (Quelle: Der Wein in Mähren und Böhmen, geografische Karte von 1996, Herausg.: Vadal P.F. Art, Cejl 67, Brno) hergestellt.
Heute sind die grössten Weinanbaugebiete Böhmens Litoměřice und Mělník.
Vorgestellt werden allerdings zwei Weine aus anderen böhmischen Untergebieten.

II. Die Weine
1. Der erste Wein ist ein Riesling, der aus dem Anbaugebiet Roudnická stammt, welches nordöstlich von Prag am Fluss Labe liegt. Es gibt in dieser Gegend momentan wohl nur sechs Weinorte mit steilen Hanglagen. Die schönsten Hanglagen liegen allerdings momentan brach. Der Familie Lobkowicz gehört der grösste weinbautreibende Betrieb, zu dem auch eine Schlosskellerei gehört.
Insbesondere Sylvaner und Rotweine wurden und werden auf dem schweren Lehmboden angebaut (Quelle: Der Wein in Mähren und Böhmen, geografische Karte von 1996, Herausg.: Vadal P.F. Art, Cejl 67, Brno).

Tschechien
Böhmen - Roudnická
Lobkowiczké zámecké vinařství Roudnici nad Labem
Ryzlink Rýnský (Rheinriesling)
Pozdní sber, suché (Spätlese trocken)
Rocník 2003
12,6 vol.

Farblich
zeigt der Wein schwache gelbliche bis leicht grünliche Töne. Beim ersten Schnüffeln zeigt der Wein die typisches Rieslingbukett: Apfel und Zitrusaromen.
Am Gaumen fehlt dann aber die erwartete Komplexität. Ein einfach gestrickter Wein, der eine leichte Bitterkeit und Rauchigkeit zeigt. Frage mich, ob das so sein muss, oder ob er einfach schon zu alt ist.
Von einem feinen Abgang ist leider auch kein Spur zu merken.
Im Grossen und Ganzen ist das wohl ein ziemlich simpler Wein.
Wen wundert's. Aber das muss ja nicht grundsätzlich schlecht sein. Hauptsache ist, man besinnt sich auf seine Traditionen und baut fleissig weiter Wein an.Jedenfalls hat der Wein, so ungewöhnlich er für den westeuropäischen Gaumen ist, regen Zuspruch bei der Bevölkerung. So ist es üblich, mit leeren Plastikwasserflaschen zum örtlichen Weinvertrieb zu fahren und sich dort die Dinger mit heimischem Wein füllen zu lassen. Und dabei kann man dann auch noch ein Gläschen Wein trinken und mit der Verkäuferin ein Schwätzchen halten. Quasi der Tante-Emma-Laden und Friseur in einem.

2. Der zweite Wein ist ein Rulandské modré (Spätburgunder), der aus einer anderen böhmischen Gegend stammt, in der es zu Hochzeiten 53 Weinorte gab. Heute sind wohl in der Region Most ebenfalls nur noch sechs Weinorte übrig geblieben. Erste urkundliche Erwähnungen auf den Weinbau weisen aber schon auf das Jahr 1209 zurück. Auf dem Basaltboden wachsen heute Rheinriesling, Ruländer, Müller-Thurgau, Spätburgunder, Sankt Laurent und Zweigeltrebe (Quelle: Der Wein in Mähren und Böhmen, geografische Karte von 1996, Herausg.: Vadal P.F. Art, Cejl 67, Brno).
Bekannt ist die Gegend aber auch für die Herstellung von kosherem Wein, der insbesondere aus der Gegend um Chrámce kommt.

Tschechien
Böhmen - Most
České vinařství Chrámce
Rulandské modré (Spätburgunder)
Pozdní sber, suché (Spätlese trocken)
2002, 11,44 % vol.

Der aus Chrámce stammende Spätburgunder hat im Glas eine kräftige leicht ins Braun gehende Färbung.
Das Bukett erinnert an Sauerkirschen, Schokolade und Leder. Aber in einer Zusammenstellung, die nicht ganz so harmonisch wirkt, sondern eher ein wenig muffig ist.
Am Gaumen ist er dann säuerlich und klar und hat eine leicht bittere Fruchtnote. Der Abgang ist ebenfalls unspektakulär einfach, wobei hier die Frucht ein wenig stärker zur Geltung kommt als beim Riesling.Im grossen und ganzen ist es ein trinkbarer Wein, bei dem man merkt, dass er vielleicht auch mehr könnte. Allerdings kann er mit seinen Kollegen aus dem Burgund noch nicht konkurrieren.


III. Das Essen
Neben Wein und Bier ist Böhmen allerdings auch für sein deftiges Essen bekannt. Um dem Abend einen komplett böhmischen touch zu geben, kommt ein böhmischer Sauerbraten mit Rotkohl und Knödel auf den Tisch.Das Rind zerfällt förmlich, so zart ist es nach stundenlangem Garen. Und die Knödel haben zum Glück ebenfalls eine perfekte feste, aber nicht trockene Konsistenz. Der Rotkohl bietet mit seiner leichten Süsse eine wunderbare sensorische Brücke zwischen Knödel und Sauerbraten.

1. Zusammen mit dem Sauerbraten kombiniert spielt der Ryzlink ein wunderbares match. Die Kraft, die dem Riesling für sich genommen fehlt, wird durch die Säure der Bratensoße gefördert und ergänzt. Die Bitterkeit und Rauchigkeit ist verschwunden. Die Frucharomen fehlen leider aber immer noch.

2. Der Spätburgunder überzeugte zusammen mit dem Sauerbraten hingegen nicht vollständig. Die Fruchtigkeit des Wein geht mit der Sauerbratensoße verloren. Zusammen mit dem Braten wirkt der Wein fast wässrig. So, als ob man eine Weinschorle trinken würde.
Die Schwere des Weins fehlt vollständig. Aber gestört hat der Wein zum Essen auch nicht. Besser schmeckt der Wein jedoch, wenn man ihn "solo" trinkt.


IV. Zum Schluss
Eins ist durch diese Weinrallye deutlich geworden. Das Potential schönere Weine herzustellen hat Böhmen. Es fehlt den Weinen allerdings noch an Finesse und Eleganz...jaja...auch bei einfacheren Weinen ist das möglich!
Das böhmische Dornröschen muss nur noch mit viel Kraft, Wissen und Investitionen wachgeküsst werden. Dann lebt die Geschichte wieder auf und man kann auch aus dem Osten Deutschlands wunderbare Kurzausflüge in Weingebiete mit Steillagen machen und eine Brotzeit im Hang essen. Denn attraktiv ist die Gegend und den passenden Boden und ein weinförderndes Klima hat dieser Part Tschechiens.
Auf die Weinproduktion Böhmens sollte in jedem Fall ein Augenmerk geworfen werden, auch wenn die Weine bisher noch nicht hundertprozentig überzeugen können.

Weinrallye # 17 ein kleiner Schritt für die Weinrallye, ein grosser Schritt für die Nachbarweine...

Ein kleiner weiterer Zwischenstand zu den bisher erschienen Beiträgen zur Weinrallye # 17:

1. Am Morgen schmuggelte sich noch Lars von Schreiberswein mit einem Wein aus Zypern ein! Iris wunderbarer Kommentar war schlicht und einfach: Auf nach Zypern!

2. Niko von Nikos Weinwelten entschuldigt sich höflichst, weil ihm aufgrund Zeitmangel eine Teilnahme diesmal nicht möglich ist. Er verweist aber auf die Beiträge zur Weinrallye. Vorbildlich und Entschuldigung angenommen!

3. Wolf von Hausmannskost hat sich in adlige bulgarische Gefilde begeben.

4. Thomas vom Winzerblog taucht zwar nicht in adlige, aber in kuriose alte DDR-Bulgarien Beziehungen ein.

5. Martin von berlinkitchen begibt sich dagegen in eine andere spannende europäische Region: in die Slowakei.

6. Vinissimus aus Österreich hat dagegen mit einem ungarischen Wein viel Spass.

Die Spannung wächst, wer in die letzten Runden dieser Weinrallye das Mitternachtsziel noch erreicht!

Weinrallye # 17 startet am Morgen mit spannenden Beiträgen....

Der Morgen startet erst einmal mit dem Hochfahren des Rechners. Haben tatsächlich einige Weinrallye #17 - Beiträge ins Netz gestellt? Sollten sich einige Hartgesottene tatsächlich dem experimentellen Thema gestellt haben?
Und wirklich.....der Morgen fängt ganz europäisch und sehr themenreich an:

1. Der wunderbare schweizer blog Lamiacucina geht mit einem bulgarischen Wein und einem bulgarischen Essen an den Start.

2. Die liebe Iris aus dem französischen Languedoc ist auf ihrem blog weingut-lisson: Ein Winzertagebuch diesmal mit einem Ghostwriter und dem slowenischen Wein dabei.

3. Auch Harald vom blog Bildergeschichten aus dem Weingut Steffens-Keß schreibt über ein Potpourri osteuropäischer Weine.

Der Anfang ist schon einmal vielversprechend.....

Samstag, 15. November 2008

Weinrallye # 17 steht in den Startlöchern.....

es ist wieder soweit.
Am Montag, den 17. November 2008 geht die 17. Weinrallye an den Start.
Thema sind Weine der letzten 12 beigetretenen EU-Staaten. Bisher war das Feedback auf das Thema sehr positiv. Mal sehen, ob tatsächlich ein lustiges Sammelsurium an wunderbaren polnischen, tschechischen, slowenischen, estnischen, litauischen, lettischen, bulgarischen, ungarischen, zypriotischen, maltesischen, slowakischen oder rumänischen Weinen auf den Tisch und ins Glas kommt!
Jeder ist willkommen, bei dem munteren Weinrallye-Tasting mitzumachen.
Am Montag ist der entsprechende Beitrag zu posten und an die email myexperience4u@gmail.com ein Hinweis darauf zu senden.
Zum Wohl!

Samstag, 8. November 2008

Thermalsolewasser, Sandlichtbad und französische Delikatessen

Ins Auto und ab Richtung Bad Saarow!
Das ist der beste Tip, den man geben kann, wenn man vom Novemberblues befallen wird.
Eine Stunde von Berlin entfernt liegt die SaarowTherme in dem kleinen historischen Kurort Bad Saarow, in dem schon Max Schmeling lebte und der russische Dichter Maxim Gorki sich erholte.
Das Schwimmen im 34 - 36 ° C warmen Solewasser tut nicht nur dem Körper gut, sondern ist auch für die Seele reinster Balsam. Im Strömungskanal, von Wasserstrahlen und Massagedrüsen bestrahlt oder auch einfach in Mulden im Whirlpool sitzend, kann man bestens entspannen und die angenehme Wassermassage geniessen.
Manuelle Massagen, Relax-Bäder, Packungen etc. muss man leider im Voraus und rechtzeitig buchen und am besten mehrmals telefonisch bestätigen lassen. In der Organisation und Terminvergabe bestehen leider einige Schwachpunkte der Therme.
Kurzfristig sind Sandlichtbäder möglich. Mehrere Personen können in einem "Ruheraum" auf warmem Sand liegend innerhalb von 50 min. den Tag musikalisch und optisch an sich vorbeiziehen lassen. Ein herrlicher Ort, um ein Nickerchen zu machen.
Einen weiteren Minuspunkt erhält die Therme leider auch wegen des Angebots des Thermenrestaurants. Die Speisekarte erinnert mehr an das übliche Essen in Schwimmbädern: Backkartoffeln, Nudeln, Gulasch, etc. Leichtere und gesündere Küche würde in das Thermalbad viel besser passen und würde vermutlich von den Besuchern mit grösserem Dank angenommen werden. Auch an der Schnelligkeit sollte der Service noch ein wenig feilen. Schliesslich will man sich mehr im Wellnessbereich aufhalten als im kleinen Thermenrestaurant.
Und dennoch.
Man kann nicht anders.
Einen Tag im Solewasser tut Geist und Körper gut und lässt allen Stress verschwinden und stärkt das Wohlbefinden.

SaarowTherme
Am Kurpark 1
15526 Bad Saarow


Um den Hunger nach einem ansonsten wunderbaren Wellnesstag in Bad Saarow zu stillen ist es nicht erforderlich, wieder zurück nach Berlin zu fahren.
Wenige Schritte von der Therme entfernt befindet sich eine kleine kulinarische Perle des Ortes.
Jean-Pierre und Anne-Katrin Pothier bieten in ihrer Feinkostinsel feinste Delikatessen an.Neben Kaffee, Tee und einem kleinen feinen Angebot an selbstgemachtem Kuchen werden auch zahlreiche Speisen wie Fischsuppe, Kalbsniere und Austern im Bistro angeboten. Dazu empfiehlt es sich, einen Wein aus dem feinen Sortiment zu wählen. Neben Weinen aus dem Burgund oder Bordeaux werden auch zahlreiche Rhoneweine und eine schöne Auswahl an deutschen Weinen angeboten.
Der empfohlene Tous les Jours von Castel war eine gute Wahl und zeigte, dass der Inhaber nicht x-beliebige Wein im offenen Ausschank anbietet.
Der Wein "für alle Tage" ist sicherlich kein überaus komplexer Tropfen. Der Abgang war simpel. Und dennoch überzeugte die Cuvée aus Spätburgunder, Dornfelder und Sankt Laurent durch eine feine, blumige Nase und fruchtige rote Beerenaromen am Gaumen. Der Wein passte im übrigen auch hervorragend zum angebotenen Schokoladenkuchen.

Deutschland
Pfalz
Peter Castel
Tous les Jours, 2007

Und wer immer noch nicht genug hat, der kann eine Auswahl aus der grossen Käse- und Fischtheke, Pasteten oder ähnliches mit nach Hause nehmen.
Monsieur Pothier steht dabei gerne mit Rat zur Seite.
Die Liebe zu dem kleinen, schön gelegenen Delikatessenladen ist Jean-Pierre und Anne-Katrin anzumerken. Jedes kleine Detail ist im Laden ästhetisch durchdacht. Mit Herzlichkeit wird jeder Gast begrüsst. Egal, ob man nun Stammgast oder nur zufälliger Gast ist. Das Essen wird zügig gebracht, schmeckt hervorragend und der Service glänzt durch grosse Aufmerksamkeit.
Der Besuch der SaarowTherme wird auch in Zukunft immer von einem Besuch bei Jean-Pierre und Anne-Katrin umrahmt werden.

Feinkostinsel
Seestraße 9
15526 Bad Saarow

Mittwoch, 5. November 2008

Berliner Kunstherbst: Hunde, Schädel und Britney Spears

Kunstherbst, Freitag abend und der Wahnsinn ist vorprogrammiert.
Trotz - oder eventuell auch wegen - der Finanzkrise lassen sich die Menschen nicht davon abschrecken und strömen wie eh und je in die Galerien. Fleissig werden Kauflisten geführt und Sekt oder Wein getrunken.

I. Upstairs berlin
Die Galerie ging mit der Guasch-Preisträgerin des Jahres 2008 Marisa Favretto an den Start. Die aus Alaska stammende Künstlerin überraschte mit 17 animalischen Bildern, die alle mal mehr oder weniger wilde Tiere zum Thema haben. Mal einzeln, mal in Rudeln tummeln sich Katzen, Hunde, Wölfe, Hasen, wobei ein stiller, friedlicher Moment eingefangen wird.
Dann schaute man sich das nächste Bild an und dachte "Ach, das ist doch das Gleiche wie zuvor!". Und dann schaute man noch einmal genauer hin und dachte "Nee....der eine Hund schaut doch woanders hin und das Licht ist heller, und....." Und plötzlich erkannte man, wie unterschiedlich die Bilder waren, abhängig davon, aus welchem Blickwinkel sie gemalt worden sind und wie das Bild farblich erstrahlte. Die Tiere verloren dabei mit jedem weiteren Hinschauen ihre animalischen Züge. Menschliche und vertraute Wesenszüge erschienen in dem Verhalten und dem Blick der Tiere.
Am liebsten würde man sich unter die Tiere begeben und selber ein Teil dieser friedlichen Gesellschaft sein.

Marisa Favretto

"mood shift"

1.11.2008 - 20.12.2008
upstairs berlin
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


II. Klosterfelde
Die sich im Hinterhof befindenden Galerieräume zeigten ganz andere wilde Szenen, nämlich Bilder einer vermeintlichen Britney Spears. Allerdings war wohl die Künstlerin Vibeke Tandberg weniger als Fan, denn als provozierende Seelenforscherin aktiv. Tandberg posierte selber als Spears oder fügte Gesichter eines jungen Mannes oder einer alten Frau hinzu und verzerrte ihre Äusserlichkeiten so weit, bis das wahre - zumeist hässliche - Innere der einstigen Popgröße zum Vorschein kam. Keine unangenehme persönliche Situation wurde dabei ausgelassen, um die die innere Zerrissenheit dieser tragischen Gestalt künstlerisch zu gestalten. Sie ging sogar soweit, dass der photographische Moment festgehalten und auf einer Wandtapete als riesige Show-Girls-Chorus-Line projeziert wird, als Britney Spears verzweifelt und verweint aus dem Gericht ging. Sie hatte ihren Sorgerechtsstreit verloren.
Und ausnahmsweise ist es keine nachgestellte Fotografie. Es ist eine Blossstellung einer Person, die die Aufmerksamkeit sucht und gleichzeitig vor ihr flieht. Tausendfach vervielfältigt.
Erschreckende Paparazzo-Collagen.

Vibeke Tandberg
"A piece of me"
31.10.2008 - 19.12.2008
Klosterfelde
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


III. Galerie Michael Werner
Sigmar Polkes "Linsenbilder" zogen handverlesene Gäste an. Neugierig betrachtete man in mehr oder weniger grossen Grüppchen die Bilder, lachte, trank und schaute neugierig um sich herum, ob man nicht den einen oder anderen Bekannten sah. Zwischen den Beinen lief ein kleiner exquisiter Hund herum. Dekadent, aber schön. Mindestens genauso interessant wie die Gäste waren allerdings auch Polkes Bilder. Die Collagen des 1941 geborenen Polke leuchteten farbenprächtig in ihrem postmodernen Realismus. Wie durch eine Linse schauend, leuchteten verzerrt märchenhafte und phantasievolle Szenarien und Geschichten aus der Vergangenheit. Fast wie durch ein Okular mit Blick auf eine Schaustellergesellschaft aus dem 19. Jahrhundert.
Im wahrsten Sinne des Worte handelte es sich daher um Linsenbilder, die sich je nach Standpunkt und Blickwinkel des Betrachters aufgrund der welligen Oberflächenstruktur verändern.
Quasi eine optische Täuschung. Mit Hilfe der Kunst.

Sigmar Polke
Linsenbilder
1.11.2008 - 20.12.2008

Galerie Michael Werner
at Julius Werner Berlin
"Kochstr. 60"
Rudi-Dutschke-Str. 26
10969 Berlin


IV. Galerie Michael Janssen
Die Ähnlichkeit mit Damien Hirst's Totenschädel ist unübersehbar. Allerdings wird der ausgestellte mit Spiegelsteinchen übersähte Schädel von Christoph Steinmeyer wohl keine 75 Mio. € wert sein.
Es ist ein anderer Schädel.
Er dreht sich still und leise. Er verbindet Todessehnsucht und Todesrealität mit der Sinneslust und Extase einer Disko-Ära, in der man auch körperlich bis zum Exzess ging.
Sich drehend symbolisiert der Schädel eine Diskokugel, die Lichtreflexe in den Raum werfend immer wieder zum Ausgangspunkt zurückkommt. Wie ein nie endender Kreislauf. Back to the roots. Aus dem Nichts ist die Menschheit gekommen und dorthin geht sie auch wieder. Mit oder auch ohne Glamour.

Christoph Steinmeyer

Disco Inferno, 2008
Galerie Michael Janssen
Rudi-Dutschke-Str. 26
10969 Berlin

Sonntag, 2. November 2008

WeinSensorium

Während in Frankreich über Weinwerbeverbote, insbesondere über Verbote, die die Weinblogger betreffen würden, diskutiert wird, schlägt das Deutsche Weininstitut (DWI) mitten im Zentrum am Hauptbahnhof die Werbefässer für den deutschen Wein.
In einem eigenst aufgestellten großen Pavillon auf dem Washingtonplatz, vis à vis zum Regierungsviertel, präsentiert sich das Institut mit dem WeinSensorium.
Aufwendig inszeniert begibt sich der Besucher, ein "Weinfass" betretend, eine Weinreise, die in einem Flugzeug mit einem Glas Kallfelz-Riesling startet. Wer das nicht versteht, der muss zum WeinSensorium gehen.
Auf der Reise lernt der Besucher ein wenig über die 13 Weinanbaugebiete Deutschlands und erfährt, dass einen Großteil der deutschen Weinproduktion sowohl auf den Riesling als auch auf den Spätburgunder fällt. In die Hand kann man ausgestellten Muschelkalk und den Schiefer, der gute Nahrung für noch bessere Weine ist, nehmen. Die olfaktorischen Sinne für die unterschiedlichsten Weintrauben werden geschärft, in dem von Schokolade, Honig und Äpfeln alle möglichen Geruchsrichtungen ausgestellt sind.
Und alles Gelernte kann dann bei einem Glas Wein aus den dreizehn Weinanbaugebieten testen.
Die Idee des WeinSensoriums ist grossartig, denn es gibt die Möglichkeit, sich der Diversifizierungen und Feinheiten des deutschen Weins bewusst zu werden.
Allerdings erfährt der etwas versiertere Weintrinker wenig Neues über Wein. Auch die angebotenen Tropfen sind zwar in Ordnung, aber nicht unbedingt überragend.
Das WeinSensorium ist nur noch heute geöffnet.

WeinSensorium
Washingtonplatz
Berlin

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Die Wolke am Schlossplatz - oder Superstar gesucht

Es gab gestern abend in Berlin drei places to be:
  • bei der Preview Berlin im Hangar II, in dem nun geschlossenen Flughafen Tempelhof,
Bei der letzteren Eröffnung in Gerwald Rockenschaub's "Wolke" konnte man ganz unkompliziert neben den Sponsoren, Förderern, Organisatoren, prominenten Gästen auch den Berliner Bürgermeister, Mr. "Big" Wowereit begrüssen. Nach ordnungsgemässer Unterschriftleistung erhielt er bei der Feierlichkeit symbolisch den Schlüssel zur Halle. Und das, obwohl er gar nicht Hausherr der Halle ist.
Auch wenn die zentral - quasi auf der Museumsinsel - gelegene Halle nur zwei Jahre an diesem Ort bestehen soll, ist aber schon jetzt klar, dass an dieser Stelle ein riesengrosse Loch gerissen wird, wenn die Halle erst wieder abgebaut wird, um dem "Schloss" zu weichen.
Die historische und klassizistische Kulisse des Schlossplatzes mit der Museumslandschaft lechzt förmlich nach Gegenwart und Zukunft in Form von Kunst junger Gegenwartskünstler und architektonisch moderner i-Tüpfelchen. Die Kunsthalle kann diesen Bedarf zwar nicht ausreichend stillen, aber gibt schon mal einen Vorgeschmack auf das, was hier einmal sein könnte.
Den ersten mutigen Schritt hat zusammen mit der Kunsthalle die Südafrikanerin Candice Breitz mit ihren drei Installationen gewagt.
Sie präsentiert drei aufwendige Videoinstallationen, die den "Musik-Fan" als solchen voll und ganz beleuchten.
Die Installation "Working Class Hero (A Portrait of John Lennon), 2006" zeigt auf 25 Bildschirmen die Gesichter von John Lennons Fans, die alle gleichzeitig, und doch jeder für sich alleine, John Lennons Musik 40 Minuten lang singen. Die gnadenlose Beleuchtung und die "Normalheit" der gefilmten Gesichter zeigt das Innerste dieser Menschen, die sich mit Haut und Haaren für John Lennons Musik begeisterten.
Die Installation "Queen (A Portrait of Madonna), 2005" zeigt auf 30 TV-Bildschirmen die Gesichter von den verschiedensten Madonna-Fans, die 74 Minuten lang ihre Songs singen und in Gedanken dabei zu der Musik tanzen. Im Vergleich zur John Lennon-Installation erschienen diese Fans jedoch in ihrer Extrovertiertheit fast normal. Die MTV-Musikvideo-Filmung der Gesichter begeisterte die Kunsthalle-Besucher, die sich zum Teil die gesamte "Albumzeit" vor die Bildschirme hinsetzten und enthusiastisch den "Fans" zuschauten und sich nicht scheuten, in der lockeren Vernissage-Stimmung mitzusingen.
Am schrägsten sind die Fans von Michael Jackson in der dritten Installatioan "King (A Portrait of Michael Jackson), 2005". Auf 16 Bildschirmen singen und tanzen die z.T. verkleideten Fans 42 Minuten lang zu Jacksons Alben. Die einen identifizierten sich innerlich und äusserlich vollständig mit Michael Jackson, die anderen trauen sich nicht, ihre Begeisterung nach Aussen zu transportieren und singen nur bewegungslos die Lieder mit. Ihren Augen, die fast wie verrückt glühen, sieht man aber ihre Vernarrtheit in Michael Jackson's Musik an. Unglaublich, was Musik und Verliebtheit aus Menschen machen kann.
Noch bis zum 27.11.2008 kann man diese schrägen Vögel in der Kunsthalle optisch und akustisch geniessen.

Temporäre Kunsthalle Berlin
Candice Breitz / Inner + Outer Space
Schlossplatz,
Berlin-Mitte

Dienstag, 28. Oktober 2008

DREI SEKUNDEN SERBIEN

Noch bevor am 31. Oktober 2008 wieder zahlreiche Galerien einen Exhibition-Opening-Marathon starten und sich feiern werden, hat die Galerie upstairs berlin schon mal eine Woche zuvor mit der Ausstellung DREI SEKUNDEN SERBIEN einen Vorgeschmack auf diese ereignisreiche Woche geliefert.
In den Galerieräumen werden innerhalb einer Gruppenausstellung Werke von vier jungen serbischen Künstlern, die durchschnittlich dreissig Jahre alt sind, ausgestellt.
Marija Stanković überrascht mit grossformatigen Bildern (Öl und Ölkreide), die nicht die zunächst erwartete politische Auseinandersetzung offenbarten. Die zwei Leinwände strahlten eher eine unglaubliche Ruhe aus. In mehrere Farbschichten und unterschiedlichen Weisstönen kristallisierten sich erst Blick für Blick Landschaften und Tiere. Spannend, was man alles mit "Nichtfarben" machen kann.
Ivan Bošković erfüllte dann aber das erwartete Klischee und setzte sich in seiner Videoinstallation und seinen Zeichnungen mit dem eigenen Land, der EU und der politischen Situation auseinander. Leise Kritik wurde in seinen schwarzweissen Bildern deutlich, in denen Zahlen und Symbole, wie die Taube mit dem Olivenzweig oder die EU-Sterne, dominierten.
Ivan Zupanc Fotografien waren im Vergleich zu Ivan Bošković Werken klarer und weniger subtil. Neben Strassenszenen mit Autos und Landschaft fotografierte Zupanc auch den Himmel, wobei in der linken unteren Ecke ein orthodoxes Kreuz einer Kirche hell und golden glänzt. Ob hierbei Kritik ausgeübt wird oder ob die Fotos im Stile einer Reisewerbebroschüre das geheimnisvolle Serbien zeigen sollen, hat der Betrachter für sich selbst zu entscheiden.
Der vierte Künstler in diesem dreisekündigen Bündnis ist Petar Mirković. Seine "Kohle auf Papier"- und "Polyester"-Bilder sind von einem Thema geprägt: Autos. Auch hier wird die erwartete politische Auseinandersetzung nicht geliefert. Aber vielleicht ist gerade das Nichtpolitische das Politische unserer Generation. Eine Generation, die allmählich mehr und mehr müde von der Politik und dem Staat wird und sich zum Individuellen und Heimeligen zurückzieht und für die das eigene Wohlbefinden wichtiger ist, als staatliche Interessen. "Liebe den Nächsten wie Dich selbst" - der Staat kann nur existieren, wenn das auf sich selbst konzentrierende Individuum mit sich selber glücklich ist.
Noch bis zum 6. Dezember 2008 sind die dreisekündigen serbischen Werke der vier durchschnittlich dreissig Jahre alten und in den letzten 30 Jahren vier Mal die Staatsangehörigkeit wechselnden Künstler zu sehen.


DREI SEKUNDEN SERBIEN
24.10.2008 - 6.12.2008
upstairs berlin
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin

Montag, 27. Oktober 2008

Tales of Flames

Mitten im multikulturellen und genderübergreifenden Kreuzberg steht einsam und allein ein grosses Gebäude: das Künstlerhaus Bethanien.
Als Verwirklichungsstätte für viele Künstler bietet das Haus zahlreiche Räume, in denen sowohl gefällige als auch kontroverse Kunst sein zu Hause findet.
Vom 18. Oktober bis zum 2. November 2008 findet im Erdgeschoss im Projektraum I des Kunstraums Kreuzberg/Bethanien die Ausstellung Tales of Flames statt.
Die sieben Künstler Angelika Arendt, Sebastiaan Bremer, Jérôme Chazeix, Anna Genger, Dirk Lange, Ute Litzkow und Uta Siebert haben sich zusammengefunden, um ihre Ideen von Papierarbeiten künstlerisch umzusetzen und zu präsentieren.
Neben klassischen Zeichnungen auf Papier werden auch raumgreifende Installationen sowie hängende Collagen aus Papier ausgestellt.
Auffällig ist, dass es keinen einheitlichen Stil gibt, der sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung zieht. Eher interpretiert jeder Künstler auf seine eigene individuelle Art die Arbeit mit Papier.
Dirk Langes grossformatige Arbeiten heben sich insbesondere durch die offensichtlichen japanischen klassischen und popkulturellen Einflüsse hervor.
Sebastiaan Bremers Tuschezeichnungen auf Fotografien sind dagegen düster und ein wenig todesfasziniert. Durch psychedelische Muster soll der Betrachter in den Bann gezogen werden.
Angelika Arendts Bilder zeichnen sich durch eine äusserst filigrane Schwarzweisstechnik aus.
Die Installationen von Jérôme Chazeix zeugen von der Geschichte und den wissenschaftlichen Erkenntnissen von Marie Curie. Das Interessante dabei ist, dass die Arbeiten sowohl dreidimensional als auch zweidimensional die polnische Seite der Maria Sklodowska-Curie beleuchten.
Anna Genger brilliert mit monströsen dreidimensionalen Collage-Skulpturen, die mal von der Decke hängen oder aus der Wand herauswachsen. Der kleine nur mit den Werken grosszügig bestückte Raum, erweckt Assoziationen eines geheimnissvollen bunten Waldes, in dem fabelhafte Wesen leben.
Auch Ute Litzkow ist von der japanischen Kultur fasziniert und verarbeitet insbesondere phantasievoll Landschaften, die im dezenten Farbrausch sich auch mit der Werbe- und Alltagswelt Japans auseinandersetzen.

Künstlerhaus Bethanien
Tales of Flames
18.10.2008 - 2.11.2008
Atelier und Projektwerkstatt für
künstlerische und kuratorische
Projekte
Mariannenplatz 2
10997 Berlin

Samstag, 25. Oktober 2008

Breakfast, culture & Adria house in Edinburgh

Ei auf vier verschiedene Arten mit gebratenem Speck, baked beans, Tomaten, Würstchen, HP-Sauce, Orangensaft, Tee, Toastbrot mit Orangenmarmelade, Porridge und Corn Flakes.So ungefähr sieht ein Frühstück auf unserer britischen Nachbarinsel aus und so gesättigt kann man in den Morgen starten, wenn man in einem Guesthouse in Edinburgh übernachtet.
Und das Beste ist: Die Übernachtung ist auch noch verhältnismässig billig und man fühlt sich nicht wie ein Fremdling in einem unbekannten Universum, sondern taucht als eine Art Heimischer in die britische Umgebung sofort ein. Quasi, als ob man zu Besuch bei Freunden ist.So ungefähr kann man das Gefühl beschreiben, wenn man im familienbetriebenen Adria House am malerischen Calton Hill in Edinburgh absteigt. Nicht nur das Gebäude ist historisch eindrucksvoll, auch die Zimmer sind persönlich eingerichtet.
Schwere massive antike Möbel, die mit modernen Möbeln kombiniert werden, zeugen davon, wie die Gastgeber britische Tradition mit der Gegenwart verbinden möchten. Die Zimmer werden jeden Tag gründlich geputzt und zur Erfrischung steht ein Wasserkocher bereit, mit dem man den bereitgestellten Tee oder Kaffee im Zimmer zubereiten kann.
Zur allgemeinen Verfügung steht ein Laptop mit Internetanschluss in dem wunderschönen Wohnzimmer, das den wunderbaren britischen Charme der 20er Jahre ausstrahlt.
Der einzige kleine Nachteil ist, dass nur die Hälfte der Zimmer über ein eigenes Bad verfügen. Die restlichen Gäste müssen sich die Bäder auf dem Gang teilen. Aber das stellt kein grosses Hindernis dar, da ausreichend grosse und schöne Bäder zur Verfügung stehen und diese immer aufs Gründlichste gereinigt sind. Es ist eben wie zu Hause. Denn da hat man ja auch nicht unbedingt im Schlafzimmer noch ein Bad, sondern muss über Flure aufs Örtchen gehen. Ausserdem ist im Zimmer eine Waschbecken vorhanden, so dass man nicht für jedes Händewaschen gleich ins Bad rennen muss. Sehr praktisch.
Spätestens am Morgen beim Frühstück, wenn man freundlichst von den Gastgebern begrüsst wird, ist diese kleine Unbequemlichkeit schon Vergangenheit und man freut sich auf einen wunderschönen Tag in der zauberhaften Stadt Edinburgh.

Adria House
11-12 Royal Terrace
Edinburgh, EH7 5AB,
Scotland, U.K.
Tel.: +44 (0) 131 556 7875

Sonntag, 19. Oktober 2008

Weinrallye # 17 Weine der letzten EU-Beitrittsstaaten

Die Herstellung von Weinen erscheint oftmals für Aussenstehende als eine romantische Angelegenheit.
Aber auch die romantischste Sache der Welt basiert auf harter Arbeit und ganz vielen Regularien. Im europäischen Fall auf EU-Verordnungen, wie die VERORDNUNG (EG) Nr. 479/2008 DES RATES vom 29. April 2008 über die gemeinsame Marktorganisation für Wein, zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 1493/1999, (EG) Nr. 1782/2003, (EG) Nr. 1290/2005, (EG) Nr. 3/2008 und zur Aufhebung der Verordnungen (EWG) Nr. 2392/86 und (EG) Nr. 1493/1999. Diese Verordnung dient vor allem als Stützung und Regulierung des Weinmarktes in der EU und gilt für alle europäischen Staaten, die der EU beigetreten sind.
Momentan umfasst die Europäische Union 27 Staaten. Viele Länder wie Deutschland, Frankreich, Österreich, Spanien und Italien sind zweifellos als bedeutende Weinproduzenten bekannt.
Viel spannender ist es jedoch herauszufinden, was die Weinproduktion in den neuesten EU-Beitrittsstaaten macht. Den besten Ruf hatten insbesondere die Weine aus dem ehemaligen "Ostblock" ja nicht gehabt.
Es wäre daher mal an der Zeit, hinter die Weinfassade der seit 2004 der Europäischen Union zugehörigen Staaten zu blicken und quasi die neue Konkurrenz zu begutachten.
Das Thema der Weinrallye # 17 soll daher

Weine der letzten EU-Beitrittsländer
sein.

Im Jahr 2004 und 2007 sind insgesamt 12 Länder der EU beigetreten, die zum Teil nicht erst seit gestern Wein produzieren. Hierzu gehören die Staaten Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Republik Zypern, Bulgarien und Rumänien.

Es sind alle Interessierten aufgerufen, ihren Senf....ähm....Weinbeitrag zu diesem Thema am 17.11.2008 zu veröffentlichen. Eine Benachrichtigung per email an myexperience4u [at] gmail.com wäre wunderbar, damit der Beitrag dann auch in der dann darauffolgenden Zusammenfassung berücksichtigt werden kann.
Die simplen, unkomplizierten und lesenwerten Regeln, finden sich beim winzerblog und sollten berücksichtigt werden.
Ich freue mich schon sehr auf zahlreiche Beiträge, die vielleicht mal einen exotischen polnischen Wein rezensieren oder auch die bulgarischen und ungarischen Klassiker, die mittlerweile zahlreich im Supermarkt zu erwerben sind, auseinandernehmen.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Weinrallye # 16 Fischers Fritz fischt frische Fische....

Diesmal fischt nicht Fritz, sondern die Weinrallye # 16 Fische. Und das nicht im Trüben, sondern auf wunderbar angerichteten Tischen im The Regent in Berlin. Der Blog Notizen für Geniesser treibt die fleissigen Weinrallyeteilnehmer in die Restaurants und möchte gerne erfahren, welche Weine zum Essen getrunken werden:

Weingenuss im Restaurant

Das Thema ist wie für diesen Blog geschaffen!

Mein Weg führt in das Restaurant Fischers Fritz, welches als einziges Berliner Restaurant erst kürzlich mit zwei Michelinsternen für Christian Lohses Kreationen geehrt wurde.
Hier lunchen oder dinieren diejenigen, die elegant und separat sich zu internationalen Geschäftsmeetings treffen und dabei aber nicht auf gutes Essen und ein hervorragendes Glas Wein verzichten möchten. Manchmal trifft man aber auch den einen oder anderen prominenten Hotelgast. Aber das ist bei dem wunderbaren Essen eigentlich Nebensache.
Als Lunch bietet Fischers Fritz neben der regulären Menukarte eine exquisite Lunchkarte, die entweder aus einem, zwei oder drei Gängen besteht. Die Weinkarte hat die Ausmaße einer in wunderbarem Leder eingebundenen Bibel. Einer Bibel für Gourmet- und Weinpassionierte.

1. Amuse-Gueule
Bevor der erste Gang serviert wurde, kam ein kleiner Gruss aus der Küche. Eine kleine Ansammlung von Zucchini, Shitake-Pilzen und Thunfisch erfreute das Auge. Am Gaumen war der Gruss dann etwas zurückhaltender und überzeugte nicht vollständig. Es fehlte ein wenig an geschmacklichem Pfiff.

Hierzu wurde ein Glas
Deutschland
Nahe
Weingut Hermann Dönnhoff
Weissburgunder "S" trocken
, 2006
gereicht.

Goldgelb glänzte dieser Wein im Glas. In die Nase wehten intensivste Aromen von Pfirsich, Lychee und Blumen. Traumhaft!
Den Gaumen umspielte der Wein elegant mit karamelligen Noten, wobei sich die intensiven Geruchsaromen nicht eins zu eins wiederholten.
Der Abgang war lang, rund und äusserst harmonisch.
Gerade weil der Wein am Gaumen nicht die gleiche Power wie in der Nase hatte, ergänzte er sich zu dem leicht marinierten Thunfisch hervorragend.
Eine wunderbare Wahl.


Hauptgang

Als Hauptgang kam ein Filet vom Bachsaibling mit Maronenpilzen und Sauce Choron. Vorab sei gesagt, es war sehr schmackhaft. Das Auge aß mit und erfreute sich an dem wunderbaren Ranken-Salat mit dem Bachsaibling. Das einzige, was verbesserungswürdig wäre, ist der Bachsaibling, dessen Haut etwas kräftiger und zäher und daher schwerer zu zerteilen war. Das dazugereichte Kartoffelpüree war zart und schmolz geradezu am Gaumen.Zu dem Saibling, Salat und Kartoffelpüree ergänzte sich der Weißburgunder auf exzellente Weise. Gerade die buttrigen Aromen des Weins kamen verstärkt zur Geltung und harmonierten rund und elegant. Weder beim Essen noch beim Wein traten unpassende Noten hervor.
Insgesamt waren Wein und Essen ein schönes Gesamtkunstwerk.

2. Amuse-Gueule
Der äusserst charmante und höfliche Service erfreute den Gast daraufhin mit einem weiteren, diesmal goldenen Gruss aus der Küche: Cassis Macaron auf Birnenschaum mit einem goldenen Häubchen.
In dem Schaum, der tatsächlich sehr aromatisch nach Birne schmeckte, waren kleine "Krokant"-stückchen herauszuschmecken, die ein wenig an feste süsse Brausepulverkügelchen erinnerten und die nach Cassis schmeckten.
Das Macaron war locker und leicht und erinnerte an die wunderbaren Ladurée Macarons, die es leider nicht mehr in Berlin zu kaufen gibt. Leider, leider, leider.
Ein kleiner wolkiger, himmlischer Gourmetgruss aus der Küche!

Dessert

Als Dessert wurde eine Kaltschale von Nektarinen und Pfirsichen mit geeister Buttermilch und Basilikum gereicht.
Ein erfrischendes, leichtes und leckeres Dessert, dass insbesondere durch die wunderschöne Dekoration und das zarte Aroma der Maracuja und des Buttermilchsorbets herausstach.

Auf meine Bitte, mir einen passenden Wein zum Dessert zu bringen, verwies mich der Service an den Sommelier Arno Steguweit, der mittlerweile auch Restaurant Manager im Fischers Fritz ist. 2007 war er der Sommelier des Jahres.
Meine Entschuldigung, dass mir bewusst sei, dass ein Wein zu einer Kaltschale nicht unbedingt die beste Kombination sei, wies er charmant zurück.
Herr Steguweit schlug freundlicherweise zur Kaltschale ein Glas
Deutschland,
Pfalz
Weingut Dr. Bürklin-Wolf
Wachenheimer Gerümpel
Beerenauslese Scheurebe,
1992
vor.
Schon die Farbe des Weines sprach Bände. Gold! Gold! Gold!
Olfaktorisch dominierten intensive Petrol- und Butteraromen. Am Gaumen ergänzten die starken Geruchsaromen auch nussige Noten. Der Abgang war überaus lang, rund und harmonisch. Ein Wein zum Reinlegen!
Und welch' Wunder! Der Wein passte auch tatsächlich zur Kaltschale. Zwar wurde weder das Dessert noch der Wein in der Kombination besser, aber harmonieren taten beide aufs Vorzüglichste.
Fin
Zum perfekten Lunchabschluss kam eine kleine Tasse Espresso. Zur Auswahl stand ein würziger oder milder Espresso.
Der Würzige war sehr kräftig, dickflüssig und grandios lecker. So wie er einfach sein sollte. Da braucht man kein Wort mehr zu verlieren.

Résultée
Der Besuch des Fischers Fritz kann nur empfohlen werden. Schon weil Arno Steguweit mit seiner Sommelier-Kompetenz vollständig überzeugte und dennoch nicht arrogant auf seine Gäste zuging. Ein kleines Wein-Flirtschwätzchen mit ihm vervollständigte das sympathische Bild vom Restaurant, dem Essen und dem Service. Auf die Frage, ob man denn wiederkommen möchte, konnte man daher getrost und wahrheitsgemäss dies mit einem klaren JA beantworten.
Immer wieder gerne.
Solange alles so bleibt und noch besser wird.
Herzlichsten Dank für die Gastfreundschaft.

Fischers Fritz
The Regent Berlin
Charlottenstraße 49
10117 Berlin
E-mail Info.Berlin@Rezidorregent.com