Samstag, 29. September 2007

Zeitungsviertel contra Gallery district

Das alte Berliner Zeitungsviertel in Berlin lebt wieder auf. Nachdem es jahrzehntelang durch die Berliner Mauer ein trauriges Dasein fristete, wacht auch dieser Kreuzberg- bzw. Mitte- Bezirksteil aus seinem Dornröschenschlaf auf. Zwischen Checkpoint Charlie, GSW-Hochhaus (aus der Sat1-Serie "Verliebt in Berlin" bekannt), Aldo Rossi-Quartal, Bundesfinanzministerium und Axel-Springer-Verlag eröffnet momentan eine Galerie nach der anderen. In drei Strassenzügen konzentrieren sich zur Zeit viele junge aber auch alte renommierten Galerien auf zeitgenössische Kunst.

1. Kochstrasse
Galerie Crone
Kochstr. 60

Galerie Caprice Horn
Kochstrasse 60

Michael Janssen
Kochstrasse 60

Jablonka Galerie
Kochstr. 60

Klara Wallner
Kochstr. 60

Galerie Julius Werner Berlin
Kochstr. 60

Galerie Isabella Czarnowska
Kochstr. 60

MKgalerie
Kochstr. 60

Spesshardt & Klein
Kochstr. 55-58

2. Zimmerstrasse
Galerie Max Hetzler
Zimmerstr. 90/91

Upstairs Berlin
Zimmerstr. 90/91

Kai Hilgemann
Zimmerstr. 90/91

Arndt & Partner
Zimmerstr. 90/91

DAAD-Galerie
Zimmerstr. 90/91

Klosterfelde
Zimmerstr. 90/91

Galerie Jette Rudolph
Zimmerstr. 90/91

Galerie Barbara Weiss
Zimmerstr. 88/89

Galerie Wilma Tolksdorf
Zimmerstr. 88-91

RFA Galerie
Zimmerstr. 11

3. Charlottenstrasse
Buchmann Galerie
Charlottenstr. 13

4. Friedrichstrasse
Galerie Tammen
Friedrichstr. 210

Galerie Seitz & Partner
Friedrichstr. 210

Freitag, 28. September 2007

Kunstmeile Kochstrasse

In Berlin herrscht gerade künstlerischer Ausnahmezustand.
Alle fiebern dem morgigen offiziellen Beginn des Art Forums Berlin (29.9.2007 - 3.10.2007) entgegen. Thema der diesjährigen Messe ist "About Beauty".
Parallel findet aber schon vom 28.9.2007 - 1.10.2007 die Preview Berlin im Hangar (Tempelhofer Flughafen) und der 4. Berliner Kunstsalon (28.9.2007 - 2.10.2007) in der ehemaligen Zentralwerkstatt der BVG statt.
Während sich beim Art Forum 120 Galerien aus der ganzen Welt auf dem Messegelände präsentieren werden, hat sich Berlins jünste Kunstmesse Preview Berlin und der Berliner Kunstsalon auf weniger Galerien beschränkt.
Einer der Preview-Aussteller ist die neue Galerie von Annette Freiin von Speßhardt, die heute die Eröffnung der Galerie Spesshardt & Klein mit viel Prominenz in der Kochstr. 55-58 in Berlin feierte. So vielfältig und extravagant wie die Gäste waren, so unterschiedlich war auch die präsentierte Kunst. Den Galerieauftakt gaben Matthew Burbidge und Jaro Straub mit Patterns Why.
Die pompöseste Rauminstallation ist ein riesiger Brunnen, der trotz seiner Größe das Vergängliche bewusst macht und sich nur auf das "ewig" fliessende Wasser konzentriert. Der Brunnen stellt eine Art Plaza dar, an dem der Besucher zur Ruhe kommen kann. Genau gegenüber dem Brunnen ist ein weiterer Brunnen an der Wand installiert. Ein kleiner Bildschirm zeigt Filmaufnahmen des Rathenau Brunnen aus dem Volkspark Rehfelde in Wedding.
Weiter hinten in der Galerie sind dann weitere Skulpturen von Jaro Straub und Matthew Burbidge zu sehen, die aus den verschiedensten Materialien sind und eines gemeinsam haben: sie bewegen sich und arbeiten mit Geräuschen und Lichtreflexen. Interessant wird es auf jeden Fall sein, nochmal tagsüber in die Gallerie zu gehen, wenn nicht so viele interessante und schillernde Party-Besucher von den Kunstwerken ablenken. Der Effekt der Installationsbewegungen und Geräusche ist vermutlich in der Ruhe noch um ein Vielfaches verstärkt und kann erst dann seine Wirkung auf den Betrachter vollständig entfalten.

E.T.A. Hoffmann's preussische Weinstube

Der Streit, wo man in Berlin das beste Wiener Schnitzel bekommt, wird wohl in absehbarer Zeit nicht entschieden.
Die einen bevorzugen das etwas versteckter gelegenere und etwas snobby Borchardt, die anderen das besser gelegenere und traditionsreiche Lutter & Wegner am Gendarmenmarkt.
Mein Vorzug gilt definitiv letzterem Restaurant. Nicht nur der Klassiker "Wiener Schnitzel" mit dem obligatorischen Kartoffelsalat überzeugt mich immer wieder, sondern auch die umfangreiche Anzahl an hochwertigen Weinen. Sitzen kann man sowohl draussen an schönen Tischen mit weisser Tischdecke (in Zeiten von Glas, Plastik und Metall einen angenehme Ausnahme) oder innen entweder im Restaurant selber, in der Weinstube, in der Weinhandlung oder in der E.T.A. Hoffmansstube. Aber egal, wo man sitzt, überall ist man von unzähligen Flaschen Wein umgeben. Nicht umsonst war Lutter & Wegner 1851 zum Hoflieferanten des Prinzen Friedrich Wilhelm ernannt worden. Auch Otto von Bismarck zählte zu den Kunden.
Den aus dem Haus stammenden Lutter & Wegner Sekt kann man heute auch noch trinken.
Das Restaurant war allerdings ursprünglich zwei Strassenecken weiter, in dem heutigen Regent, anssässig. Dies tut dem geschmackvollen Restaurant jedoch keinen Abbruch. Denn die heutige Lage ist ebenso passend wie traditionsreich, da in dem Gebäude E.T.A. Hoffmann lebte, der neben seiner Arbeitszeit im Kammergericht die meiste freie Zeit in der Weinstube von Lutter Wegner verbrachte.

"Seine [d.i. Hoffmanns] Lebensordnung in den letzten sechs Jahren, von 1816 bis 1822, war die. Am Montage und Donnerstage brachte er die Vormittage in den Sitzungen des Kammergerichts, an den andern Tagen, zu Hause, arbeitend, die Nachmittage in der Regel schlafend, im Sommer auch spazierengehend, zu; die Abende und Nächte in dem Weinhause. War er, was häufig, in manchen Perioden täglich, geschah, Mittags oder Abends, oder Mittags und Abends [...], oft Abends in zwei Cirkeln, von sieben bis neun, und von neun bis zwölf, gewesen; so ging er, es mochte so spät seyn, als es wollte, wenn alle andere sich nach Hause begeben, noch in das Weinhaus, um dort den Morgen zu erwarten; früher in seine Wohnung zurückzukehren, war ihm nicht gut möglich.
Man denke hiebei aber nicht etwa an einen gemeinen Trinker, der trinkt und trinkt, aus Wohlgeschmack, bis er lallt und schläft; gerade das Umgekehrte war Hoffmann's Fall. Er trank, um sich zu montiren; dazu gehörte Anfangs, wie er noch kräftig war, weniger; später, natürlich mehr; - aber, war er einmal montirt; wie er es nannte, in exotischer Stimmung, die, oft bei einer halben Flasche Wein, auch nur ein gemüthlicher Zuhörer hervorrufen konnte, so gab es nichts Interessanteres, als das Feuerwerk von Witz und Glut der Fantasie, das er dann unaufhaltsam, oft fünf, sechs Stunden hintereinander, vor der entzückten Umgebung aufsteigen ließ. War aber auch seine Stimmung nicht exaltirt, so war er im Weinhause nie müßig [...];"

Lutter & Wegner
Charlottenstraße 56
10117 Berlin
www.lutter-wegner-gendarmenmarkt.de

Donnerstag, 27. September 2007

MITTELBAR JAZZ

Die Axel-Springer Passage im Berliner alten Zeitungsviertel wurde erst vor dreieinhalb Jahren eröffnet. Der gläserne Palast, der dem Pariser Geschäftsviertel Defense zu entspringen scheint, kämpfte zu Anfang hart um Anerkennung und damit um Vermietung der vorhandenen Geschäftsräume. Mit einem reichhaltigen Angebot an Bars, Cafe's, öffentlich zugänglicher Kantine namens Paparazzi, Ärztehaus, Zeitungsläden, Apotheken, etc. lockte Axel-Springer jedoch nicht nur die eigenen Mitarbeiter im Hause, sondern auch Beschäftigten rundherum um die Axel-Springer-Passage. Wochentags und dann insbesondere um die Mittagszeit, ist in der Passage eine Geschäftigkeit gegeben, die an business districts in London, Paris, Moskau oder New York erinnert.
Nur nach Geschäftsschluss wird es im Zeitungsviertel ruhiger. Dann beginnt aber in der Mittelbar in der Passage das abendliche Treiben. Jeden Donnerstag wird die Smooth Jazz Berlin Lounge veranstaltet, in der jede Woche abwechselnd von 18.30 bis 20.30 Uhr verschiedene Jazzbands spielen. Die Mittelbar ist von ihrem styling her nicht nur sehr angenehm, da sie einem das Gefühl einer gewissen Anonymität verleiht und man nicht gleich das Gefühl hat, dass man bei jemandem zu Hause auf der Couch sitzt. Die Bedienung ist so aufmerksam, dass die moderne Kühle der Bar eine ausgeglichene Balance zu der Freundlichkeit der Mitarbeiter darstellt. Hervorzuheben ist auch die im asiatischen Stil designte schwarze Bekleidung der Bedienung, die nicht nur angenehm auffällt, sondern auch zu dem kosmopolitschen Stil der Bar passt. Das Angebot an drinks ist vielleicht nicht so umfangreich, wie man es vielleicht von anderen erstklassigen Bars gewohnt ist. Aber hiervon wird man sich wohl kaum beeinflussen lassen, wenn man mit Kollegen noch einen after-work drink zu sich nehmen möchte und den Tag angenehm ausklingen lassen möchte.

Mittelbar
Markgrafenstraße 19a
10888 Berlin
www.mittelbar.de

Dienstag, 25. September 2007

The winner is......Anne-Sophie Pic

Rasend schnell ging es weltweit durch die Presseticker.
Die Revolution hat stattgefunden.
Eine Frau ist in der noch männerbeherrschenden Domäne als "Koch des Jahres 2007" ernannt worden. Nicht nur, dass Anne-Sophie Pic vom Restaurant Maison Pic von der Rhone dieses Jahr drei Michelin Sterne bekommen hat, nun wird sie auch mit dieser Auszeichnung geehrt, die bisher nur an männliche Köche ging.
Sicher ist, dass Reservierungen für ein Dinner in dem in Valence liegenden Restaurant für die nächsten Monate nun nicht mehr möglich sein werden.

And the winner is.....

Loukia Alavanou!
Sie hat den diesjährigen Deste Prize award 2007 gewonnen. Am 24. September fiel in Athen die Entscheidung.
Bis zum 3. November 2007 kann man die Werke der in London lebenden griechischen Preisträgerin und der ebenfalls nominierten Künstler Nikos Arvanitis, Savvas Christodoulides, Socrates Fatouros, Yiannis Grigoriadis, Eleni Kamma in Athen im Deste Foundation Centre For Contemporary Art sich anschauen.
Aber auch in Berlin ist die Kunst von Loukia Alavanou in der Galerie Upstairs Berlin vertreten.

Montag, 24. September 2007

Mal ein etwas anderer Wein

Die Ukraine drängt immer mehr in das deutsche Bewusstsein. Schuld daran ist wohl nicht nur die "Orangene Revolution", sondern auch der Grand Prix Eurovision. Die Ukraine hat aber noch viel mehr zu bieten.
Neben den touristisch und historisch attraktiven Gebieten um Kiew und Lwiw (Lemberg), grenzt die Ukraine auch an das Schwarze Meer. Auf der großen Halbinsel Krim, auf der schon die Taurier sich im 8. Jh. vor Chr. in den Bergen niederließen und die Griechen und Skythen Städte gründeten, kann man auch heute ncoh den Spuren des Weins folgen.
Schon im 6. Jh. v. Chr. war die Krim ein Weinanbaugebiet, da das günstige warme und maritime Klima sich positiv auf den an Steilhängen angebauten Wein auswirkten.
In der Sowjetunion waren die Krimweine das Synonym für die besten Weine, die man - neben Weinen aus Georgien - in den Sowjetrepubliken bekommen konnte. Für die feinere Nase und den feineren Gaumen waren die Weine allerdings meist zu plump. Es fehlte die Finesse.
Heute werden in den staatlichen Betrieben immer noch Weine hergestellt. Im Unterschied zu der Zeit von vor 15 Jahre versucht man jedoch mehr Qualität zu produzieren und sich nicht mehr alleine auf Dessertweine zu konzentrieren. Schwerpunkt der Weinindustrie bleiben aufgrund der bestehenden Trinkgewohnheiten dennoch die Likör- und Dessertweine, die gut und gerne mal bis zu 20 % Vol. aufweisen.
Die wichtigsten Anbaugebiete auf der Krim befinden sich bei Massandra, Sewastopol, Jalta, Aluschta, Simferopol und Sudak und beanspruchen insgesamt eine Rebfläche von bis zu 60.000 ha.
Die grössten Produzenten sind Inkerman, Massandra, Koktebel, Magarach und Legenda Krima.
Neben den in ähnlichen klimatischen Regionen angebauten Weinsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Riesling, Muskateller, Pinot Gris, Aligote werden auch so ungewöhnliche Sorten wie Rkatsiteli, Bastardo, Sercial, Verdello, Albillo und Saperavi angebaut.

Freitag, 21. September 2007

Loukia Alavanou's Chop Chop

Upstairs Berlin zeigt ab heute in seinen Ausstellungsräumen das zweite Mal Werke von Loukia Alavanou.
Was erwartet den Besucher, wenn er mit der Kunst einer griechischen Künstlerin, die in London lebt und weltweit ihre Werk ausstellt, konfrontiert wird? Primär setzt man sich mit einer digitalen Videoinstellation auseinander, die auf zwei Flächen zusammengesetzte Fragmente klassischer Animations- und zeitgenössischer Horrorfilme zeigen. Auf jeden Zuschauer hat die Installation eine andere Wirkung. Allerdings wird deutlich, dass Loukia Alavanou gerade die Konfrontation von "harmlosen" Zeichentrickfilmen mit Gewaltszenen aus Horrofilmen für sich verarbeitet und dadurch eine neue Sprache entwickelt hat, die dem Informationsüberfluss gerecht werden soll. Die Abfolge von Fragmenten mit einer Nadel, Vögeln, einem Messer, Augen und Händen, die den Rosenkranz beten, überraschen und sind doch zugleich vertraut.
Neben dieser beeindruckenden Installation sind in einem separaten Raum digitale prints ausgestellt, die wiederum eine Zusammenstellung von Fragmenten der Animation sind. Durch digitale Bearbeitung entsteht der spannende Eindruck der Dreidimensionalität.
Die bei Upstairs Berlin ausgestellten Werke zeigen, dass die junge Künstlerin der Auszeichnung des Deste Prize 2007, für den sie nominiert wurde, würdig wäre. Am 24. September 2007 fällt die Entscheidung!

Mittwoch, 19. September 2007

Die "Exen" aus dem Schloss Bellin

Der von Marion Nagel und Martin Reinbold gedrehte Film "Wenn uns zwei Berge trennen" hatte heute in Berlin auf seiner Deutschlandtour Station gemacht. Die zwei Regisseure hatten sich mit einem bescheidenen privaten Budget in Höhe von 5.000 € an ein heikles Thema deutsch-namibischer Geschichte herangewagt.
In dem 48 min. langen Film wurde das Schicksal namibischer Kinder dargestellt, die 1979 als Kleinkinder in die DDR gebracht wurden und dort im Schloss Bellin und in Stassfurt ihre Kindheit und Pubertät verbrachten. Nach der Wiedervereinigung wurden diese Kinder, die jahrelang in der DDR gelebt hatten, fliessend deutsch sprachen und auch sonst mit der deutschen Kultur verwurzelt waren, wieder zurück nach Namibia gebracht. Dort erwartete sie zum Glück kein Krieg mehr, aber dafür die Vorurteile der Post-Apartheid-Zeit. In einer für sie nun wieder fremden Welt, mussten die "Exen" - so nennen sich diese "DDR-Kinder" selber - wieder neu zurechtkommen. Die einen schafften es, die anderen nicht.
Anhand von vier persönlichen Schicksalen versucht der Film auch diesen Teil der deutschen Geschichte darzustellen.
In der anschliessenden Diskussionsrunde - sowohl mit den Regisseuren als auch mit Naita Hishoono, einer der "Exen" - wurde jedoch deutlich, dass dieser Teil der Geschichte immer noch kontrovers zu diskutieren ist. Einige Kinobesucher, die tatnächste Zeitzeugen waren, kritisierten, dass viele geschichtlichen Details nicht richtig dargestellt wurden.
Bedauerlich fand ich persönlich, dass der Film nicht mehr über die Einzelschicksale erzählte und hauptsächlich nur diejenigen interviewte, die sich in der Gesellschaft behaupten konnten. Diejenigen, die scheiterten, sind aussen vor geblieben und tauchten in dem Film nur in einem Nebensatz auf.
Ob in diesem Film nun die Historie richtig dargestellt wurde oder nicht, eines hat der Film jedoch erreicht: man redet und streitet über ihn!
Weitere Vorführtermine sind in Süddeutschland geplant. Aufgrund des Erfolges möchte man allerdings diesen Film deutschlandweit zeigen.

Dienstag, 18. September 2007

Nicola Fargues: Nicht so schlimm

Sechs Mädels und ein Buch, welches sich selber als Liebesroman für Männer - und alle, die wissen wollen, wie Männer ticken, bezeichnet....diesmal fiel die Buchbesprechung ziemlich kritisch aus. Festhalten kann man aber, dass das Buch von Nicolas Fargues "Nicht so schlimm" die Gemüter gespaltet hat. Für die einen wars anstrengend geschrieben, die anderen fanden den Stil flüssig und spannend, wieder andere haben einen verschachtelten Satzbau kritisiert.
Das Foto des Schriftstellers auf der Buchinnenseite war zwar ziemlich vielverprechend. Die ersten Seiten dann weniger.
Denn welche Frau will die Leidensgeschichte eines Mannes auf intimste Weise nahegebracht bekommen, der anscheinend nach aussen hin der coole, gutaussehende und selbstbewusste Mann ist. In seinem Inneren ist er jedoch von Selbstzweifeln zerfressen. Vor seiner starken Ehefrau erniedrigt er sich und lässt sich von ihr auf extremste Weise verprügeln. Um seine Männlichkeit zu wahren beginnt er eine Affäre mit einer italienischen Studentin.
Als Frau wünscht man sich aber keinen Mann, der masochistische Züge hat, heult und zugleich aber auch fremdgeht. Und als weibliche Leserin hat man dafür erst recht kaum Verständnis.
Auf der anderen Seite faszinieren einen diese so menschlichen Züge und man erkennt sich sowohl in der Person des Protagonisten oder seiner Frauen wieder. Erschreckenderweise.
Ich kann verstehen, dass das Buch auf die Bestsellerlisten gekommen ist, weil es eine neue und unerwartete Sichtweise des männlichen Charakters darstellt. Männer verstehen wird man aber nach dem Lesen des Buches auch weiterhin nicht. Das Geheimnis der männlichen Denkart bleibt für uns Frauen weiterhin verschlossen.....bis das nächste Buch kommt...

Montag, 17. September 2007

Weingut Pointners Frühroter Veltliner 2005

Als Gastgeschenk habe ich letztens einen österreichischen Frühroten Veltliner Kreuzberg 2005 von Pointner mitgebracht bekommen. Zuerst konnte ich mit der Flasche wenig anfangen. Der Hersteller sagte mir wenig. Der trockene Wein der Familie Pointner hat 11,5 % vol. und stammt aus Niederösterreich. Der sehr günstige Preis von 3 € stimmte mich etwas vorsichtig. Diese Bedenken waren aber absolut unbegründet!
Beim Öffnen der Flasche kam dann die Überraschung.
  • Ein Bukett von leichten Aprikosen und Caramel kam mir entgegen.
  • Die Farbe im Glas geht ins helle gelbgold.
  • Beim darauffolgenden tasting war ein voller buttery- und ein erfrischender leichter Kiwi und Grapefruit- Geschmack auf der Zunge. Trotz der leichten Säure - oder vielleicht wegen? - war der Wein rund, elegant und in seiner Komposition äusserst harmonisch.

Sonntag, 16. September 2007

Isabel Allendes deutscher Witz

"Ich verliebe mich nicht in einen Satz, ..... ich lese meine Sätze nicht zwanzigmal, .... ich will nicht, dass jeder Satz barock klingt." Mit diesen Worten distanzierte sich Isabel Allende von den Schwierigkeiten anderer Schriftsteller, ihre Sätze so zu formulieren, dass sie nicht beim zweiten, dritten Lesen todlangweilig werden.
Diese grossartige Schriftstellerin, die heute bei Vorstellung ihres neuen Buches "Inés meines Herzens" beim Internationalen Literaturfestival in Berlin sich selber und die chilenische Nation ununterbrochen auf die Schippe nahm, erzählte in ihrer persönlichen trockenen Art viel aus ihrer Heimat Chile. Ihr Leben mit ihren Verwandten und ihrem Ehemann, der sie selbstverständlich auch zu dieser Lesung begleitete, liess sie dabei gnadenlos nicht aus.
Auf die Frage ob sie eine grauenhafte Journalistin gewesen sei, weil sie immer bei Geschichten, die ihr nicht gefielen, etwas dazu erfunden habe, kam nur ein trockenes "claro" mit einem zwinkernden Lächeln von ihr.
Auch vermisse sie in ihrer neuen Heimat Californien den grausamen und bösartigen chilenischen Humor, der im übrigen aus Deutschland komme. Der Begriff der "political correctness" vernichte jeglichen Humor, da man nicht über Schwarze, Kleine, Weisse, etc. Witze machen dürfe. Der einzige, über den man lachen dürfe, sei Bush.
Ihre Familie muss sie allerdings noch von ihrem chilenischen Witz überzeugen. Letzte Woche kam ihr neuestes Buch, eine Art Fortsetzung von "Paula", in Spanien heraus. Bei der Erarbeitung des Buches habe sie mit ihrer Familie viel gesprochen und festgestellt, dass jeder seine eigene Sicht habe, die mit ihrer nicht übereinstimme. Bisher habe noch niemand aus ihrer Familie ihr Buch gelesen. Inwieweit nun ihre Memoiren wie ihre journalistischen Artikel verziehrt werden, kann man dann wohl nächstes Jahr auch in Deutschland lesen.
Sie befände sich gerade in einer kreativen Welle, daher kommen auch jedes Jahr neue Bücher von ihr heraus. Bei einem Surfkurs habe sie gelernt, dass man die Welle, auf der man reite, ausnutzen müsse, weil man sonst kippt. Daher werden, solange sie diese Welle reiten könne, weiterhin jedes Jahr neue Bücher entstehen, die sie dann jeweils ab dem 8. Januar beginne zu schreiben. Bis sie das Manuskript beendet habe, erlaube ihr Ehemann ihr hin und wieder das kleine Haus im Hof kurz zu verlassen...aber auch nur, um kurz mit dem Hund eine Runde zu drehen.....Diese eheliche Fürsorglichkeit wird den Lesern hoffentlich noch ganz viele weitere Allende-Bücher bescheren!

Anna Genger upstairs

Gestern abend hat die Galerie Upstairs Berlin die neuesten Werke von Anna Genger vorgestellt. Es war ein wunderbarer Abend, dem nicht nur Anna Genger mit ihrer "family", sondern auch mit ihrem Charme eine besondere persönliche Note gab. In einzelnen Gesprächen wurde man ihren phantastischen vielschichtigen und dennoch detailreichen grossformatigen Bildern nahegebracht.
Gerade, weil bei einigen Bildern vermeintliche Ungenauigkeiten den perfekten Eindruck aus der Balance bringen, bleiben die Werke für jeden Betrachter auf verschiedene Art und Weise spannend. Die unterschiedlichsten - auch kulturellen - Einflüsse explodieren förmlich in ihren Bildern.
Ich freue mich jedenfalls schon unglaublich darauf, den weiteren künstlerischen Lebensweg von Anna Genger zu verfolgen. Er verspricht in jedem Fall ein äusserst interessanter zu werden.
Ich werde daher fleissig weiter Groschen in meinen Sparstrumpf stecken und hoffen, dass ich dann eines Tages eines dieser Bilder erwerben kann....

Samstag, 15. September 2007

Flanieren durch die Westcity

Mit offenen Augen bin ich durch die Gegend um den Kurfürstendamm gelaufen und staunte nicht schlecht, wie schnell und wieviel sich geändert hat.
Seit eine vermeintliche Religionsgemeinschaft in die Meineckestraße gezogen ist, ziehen offensichtlich immer mehr Gewerbetreibende weg. Die einst so schöne Strasse mit den eleganten Häusern verkommt, ähnlich wie die nahegelegene Fasanenstraße. Kaum ein Laden ist noch vermietet. Wenn das wunderschöne Literaturhaus mit dem traumhaften Café nicht wäre, sähe es auch um diese Strasse mehr als düster aus. Ein wenig gelassener sieht es in der Gegend um das Festspielhaus in der Schaperstrasse aus. Insbesondere, wenn mal wieder das Internationale Literaturfestival mit den hochkarätigen Schriftstellern ein starker Magnet ist.
Eigentlich grenzt es an einen Suizidversuch, sich am Samstag ins KaDeWe zu begeben, da man den Eindruck hat, dass jeden Moment das Kaufhaus wegen Überfüllung geschlossen werden müsste. Auf der anderen Seite, wo sieht man sonst noch japanische Touristengruppen, spanische, italienische, skandinavische, amerikanische Berlinbesucher neben alteingesessenen Westberlinern, die begeistert zwischen Lenôtre, Veuve Clicquot und der imposanter Käsetheke flanieren?

Freitag, 14. September 2007

Namibia und die Slowakei in Berlin

Ein herrlicher Abend!
Ich war bei einer Vernissage eingeladen und bin bei einer zweiten gelandet.
Die Galerie anyway in der Boxhagener Str. 35 in Berlin lud heute zur Vernissage ein. Ausgestellt wurden Drucke des namibischen Künstlers Alpheus MVULA. Ein kleines, hartnäckiges Grüppchen fand sich ein, um sich afrikanische farbenfrohe Kunst anzuschauen. Etwas schade fand ich, dass die Werke einfach so an die Wand gepappt wurden. Die Drucke waren zwar sehr ansprechend, allerdings fand ich schlussendlich den Preis für an die Wand gesteckte Drucke etwas happig. Man konnte für bescheidene 350 € eine Werk erwerben, die meisten Preise bewegten sich dann doch zwischen 850 und 1.000 €. Da dann auch noch die Getränke - wie mittlerweile bei vielen Vernissagen üblich - nur gegen Bares zu haben waren, bin ich schnell weitergezogen.
Auf dem Weg nach Hause kam ich dann bei dem Slowakischen Institut in der Zimmerstraße 27 vorbei. Eine grosse Menschenansammlung machte mich neugierig.
Das gesamte Institut quoll von Besuchern über, die den Worten des Botschafter der Slowakischen Republik Ivan Korčok, lauschten, der die Ausstellung "Die Stadt namens Brezalauspurc" eröffnete. Ausgestellt werden bis zum 16. November 2007 alte Kupferstiche, die die Stadt Pressburg zu allen möglichen Ereignissen zeigen.
Nach einer spannenden multimedialenen Präsentation der Stadt Bratislava durch den Oberbürgermeister der Stadt Andrej Ďurkovský, brachte die Jazzband Traditional Club Bratislava dann den Saal zum Beben. Das flotte Sextett, dass hauptsächlich aus älteren Herren bestand, die grandios klassischen Jazz à la Dean Martin und Louis Armstrong spielten, begeisterte das Publikum. Nicht nur die vom nahegelegenen regionalen CDU-Parteitag dazugestossenen Besucher, sondern auch anderweitige lokale Prominenz wippte mal mit den Füßen, mal mit den Händen und Hüften fleissig zu der mitreissenden Musik mit.
Einen herrlichen Abschluss fand die Veranstaltung dann im Hof des Slowakischen Instituts, wo neben heissen Suppen, einer Art warmen Nudelsalat und Törtchen auch slowakischer Wein angeboten wurde.
Ausgeschenkt wurde als Rotwein der typische Frankovka modrá aus dem "Malokarpatská vinohradnícka oblasť" aus dem Jahr 2006 (habe leider nicht herausfinden können, wer der Produzent war): knochentrocken, aber nichtsdestotrotz mit einer sehr fruchtigen Note. Unerwarteterweise auch ein sehr langer Abgang. Obwohl die vorhandene Säure die geschmackliche Harmonie ein wenig aus der Balance brachte, war es ein annehmbarer Wein, der seinen Zweck erfüllte und die zahlreichen Gäste dazu brachte, in vertieften Gesprächen den Spätsommerabend zu geniessen.

Donnerstag, 13. September 2007

Die Reise geht los!...auf zur Vierten Weinrallye!

So, nun bin ich also auch in die Weinblogger-Szene geraten und werde wohl bei der vierten Weinrallye mitmachen. Was ist eine Weinrallye, werden die etwas Unerfahreneren fragen?!.....Fährt man da mit Gleichgesinnten durch die Gegend und schlürft Wein?
So ähnlich kann man sich das wohl vorstellen, nur passiert das alles in den eigenen vier Wänden und vor dem Computer-Bildschirm. Zu den näheren Spielregeln verweise ich mit dem grössten Vergnügen auf die Spielregeln und Erklärungen im Winzerblog.
Diesmal ist der Veranstalter und mittelbar Verursachende Mario Scheuermann vom drinktank.
Am Mittwoch, den 10. Oktober 2007 findet der Spass statt und Thema dieser Rallye werden Vulkanweine sein.
Das ist doch mal eine gute Gelegenheit herauszufinden, was Vulkanweine sind, wo sie zu finden sind (naheliegenderweise wohl bei Vulkanen!) und wie sich diese Weine von "normalen Weinen unterscheiden, die auf sonst uns bekanntem Terroir gewachsen sind. Oder?!

Dienstag, 11. September 2007

Isabel Allende: Der Unendliche Plan

Es gibt kaum eine Schriftstellerin, die mich so begeistert wie Isabel Allende. Sie ist nicht nur als Person ein kleiner Zwerg-Wirbelwind, sondern tobt sich auch in ihren Büchern in literarischen Stürmen aus.
Gerade jetzt ist wieder ein neues Buch von ihr unter dem Titel Inés meines Herzens erschienen. Noch hatte ich aber leider keine Gelegenheit es zu lesen. Am Sonntag den 16. September 2007 wird Isabel Allende im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals in Berlin aus dem Buch persönlich lesen.
Aber dafür habe ich gerade eines ihrer frühere Werke verschlungen. Ihr 1991 erschienenes Buch El Plan Infinito, das ein Jahr später in Deutschland unter dem Titel Der Unendliche Plan erschien, ist spannend und zeitgemäss wie nie zuvor.
Die ersten 50 Seiten des Buches irritieren und täuschen den Leser. Man vermutet, die Geschichte spielt in einer Art amerikanisch-mexikanischen Wildwest-Romantik. Plötzlich wird man in die Gegenwart von Los Angeles und San Francisco versetzt und setzt sich mit den Problemen eines jungen Mannes auseinander, der als "Weisser" ärmlich in einem spanischen Barrio aufgewachsen ist, sich durchboxt, nach dem Jurastudium in Berkeley in den Vietnamkrieg eingezogen wird, ein Kriegstrauma davonträgt, nach dem Krieg ein erfolgreicher Anwalt wird, bankrott geht und zum Schluss vor den Scherben seines Lebens steht und frei ist, um das Leben befreit von bösen vergangenen Geistern glücklich neu zu beginnen.
Ich weiss, das war ein sehr langer Satz. Aber dieser eine Satz gibt in etwa das gesamte Buch von 460 Seiten wieder und diese 460 Seiten sind von vorn bis hinten spannend und lesenswert!

Sonntag, 9. September 2007

Seneca - Non vitae, sed scolae discimus!

Letztens hat mir meine Buchhändlerin als Aufmerksamkeit ein kleines Reclambüchlein geschenkt. Normalerweise sind das so Bücher, die man sich ins Regal stellt oder die man dann schuldbewusst weiterverschenkt.
In diesem Fall verhielt es sich anders. Das Buch "Das Leben ist kurz!" von Seneca (Für diejenigen, die es im Lateinunterricht fragmentweise übersetzen mussten heisst es im Original "De brevitate vitae") interessierte mich plötzlich. Das konnte ich zu Schulzeiten allerdings nicht behaupten. Wahrscheinlich wird man mit dem Alter doch klüger oder wissbegieriger.
Die neue Übersetzung von Marion Giebel ermöglicht es, die 20 kurzen Kapitel Senecas Abhandlung über die Verschwendung der Zeit schnell mal so zwischendurch zu lesen.
Lucius Annaeus Seneca ist wohl im 4 Jh. v. Chr. im spanischen Córdoba geboren. Schon seine Mutter hatte philosophische Neigungen, die sie auf ihren Sohn übertrug. Früh ist Seneca dann nach Rom gekommen, wo er u.a. Unterricht in Rhetorik erhielt.
Obwohl Seneca in seiner Abhandlung (wohl im Jahre 49 n.Chr. erschienen), die er an seinen Schwiegervater Paulinus richtete, das falsche Nutzen der Lebenszeit anprangerte und u.a. den Rednern, Rechtsanwälten und Richtern vorwarf, sich tagtäglich nur unter Beweis stellen zu wollen, ohne Zeit für sich selber zu haben, schlug er selber dennoch den "klassischen Karriereweg" ein, in dem er bei der Quaestur einstieg und schlussendlich Ratgeber und Lehrer von Kaiser Nero wurde.
Die Vorwürfe Senecas scheinen aktuell zu sein wie nie zuvor. Die "rastlose Begierde, Geschäfte zu machen, durch alle Länder, über alle Meere, in der Hoffnung auf Profit", zu reisen, scheint uns im Zeitalter des Meilensammelns und des Booms bzw. Falls der Aktienmärkte nur zu bekannt zu sein.
Ich vermisse allerdings eine conclusio Senecas. Es fehlt ein brauchbarer Hinweis, wie man sein Leben besser nutzen sollte. Denn Seneca sagen auch nicht die in seiner Zeit üblichen Freizeit- und Unterhaltungsangebote oder gar das ehrgeizige und besessene Studieren der Wissenschaften zu.
Was soll man also machen? Seiner Meinung nach nutzt man das Leben am besten, wenn man sich mit der Philosophie beschäftigt.
Leicht ist es allerdings von demjenigen gesagt, der nicht für sein finanzielles Auskommen sorgen musste, sondern sich nach seinem Rückzug aus der Politik auf seinen Landgütern der Philosophie widmen konnte.

Samstag, 8. September 2007

Exbundeskanzlers Auszug in die weite Welt.

Heute hat Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder persönlich seine Memoiren "Entscheidungen. Mein Leben in der Politik" in Moskau präsentiert. Herr Schröder erklärte, dass er sehr glücklich sei, dass sein Buch nun in russischer Sprache, der Sprache einer Nation, welches eine so große Rolle in dem kulturellen Erbe der Welt darstelle, erscheine. Betont habe er auch, dass seine Freundschaft zum russischen Präsidenten auch nach seinem politischen Abschied weiter bestehe.
Interessant war aber auch, dass laut den Nachrichten des "Radio Russkij Berlin" entsprechenden statistischen Erhebungen zur Folge, die Deutschen immer mehr Furcht vor Russen und den russischen Gasexpansionsplänen haben.

Freitag, 7. September 2007

Taurus Roble 2004 aus dem Do Toro

Bei meinem spanischen Großhändler "Mitte Meer" vis-a-vis zum neuen Berliner Hauptbahnhof in der Invalidenstraße habe ich neben meiner obligatorischen "Großpackung" Olivenöl und einem Familienglas Kapernäpfel nicht widerstehen können, auch eine Flasche Wein mitzunehmen. Mitte Meer bietet eine kaum zu überblickende Vielzahl von spanischen Weinen der verschiedensten Preisklassen und Mengen an. Ohne mich groß in spanischen Weinen auszukennen, lachte mich der "Taurus Roble" 2004 aus dem Do Toro für 5,91 € an.
Zu Hause angekommen, habe ich schnell in meinen Guía Penín geschaut, ob was zu meiner Erwerbung vermerkt ist. Da ich leider nur eine Ausgabe des letzten Jahres zur Hand hatte, ist zu dem 2004er nichts zu lesen gewesen.
Der 2003er wurde aber immerhin mit 85 Punkten bewertet. Der Taurus besteht aus 100% der Rebsorte "Tinta de Toro" und wird von dem Unternehmen Familia Belasco der Gruppe Navarra in Pedrosa del Rey hergestellt.
Die Bewertung des 2003er Jahrgangs gab mir Hoffnung, dass vielleicht auch der 2004er entsprechend gut ist.
Der Wein wird in Barrique ausgebaut und hat voluminöse 14% Vol.
  • Im Glas hat der Wein einen rubinroten Farbton, der leicht ins Viollette übergeht.
  • In der Nase dominiert Pflaume und ein leichter moosiger Geruch, der jedoch nicht muffig ist, sondern an frisches, feuchtes Moos erinnert.
  • Am Gaumen enttäuscht dann der Wein, da er nicht wie versprochen einen langen und intensiven Abgang hat, sondern eher -trotz des hohen Alkoholgehalts- kurz und wässrig ist. Momentan übertrumpfen die Tannine das Brombeer- und Fruchtaroma. Mit der Zeit kann der Wein jedoch an intensiverem Aroma gewinnen und eine ausgleichende Balance finden.

Dienstag, 4. September 2007

The foodhunter Mr. Brownstein

Der deutsch-französische Fernsehkanal Arte zeigt seit gestern Abend eine amüsante 5teilige Reportage über den "Foodhunter" Mark Brownstein.
Da fragt man sich, was ist denn ein Foodhunter und was macht er? Kann man diesen Beruf erlernen? Wie jagt er Essen? Geht er auf Streifzüge wie vormals die Neanderthaler?
So ähnlich kann man sich das wohl auch vorstellen. Allerdings jagt er Essen nicht hinterher, um später dann seine Familie damit zu ernähren. Nein, Mr. Brownstein sucht in den entlegensten und verrücktesten Gegenden nach vergessenen und unbekannten Speisen und Zutaten, um so der Gourmetküche auf der ganzen Welt wieder einen neuen exotischen Kick zu verpassen.
In der gestrigen Folge reiste der Foodhunter nach Nordindien und insbesondere in die Kashmirgegend auf der Suche nach dem Ker-Busch. In Udaipur fand er köstliche Elefantenäpfel und pflückte im Kashmir das teuerste und seltenste Gewürz der Welt, den Kashmir-Safran und trank mit Rajas selbstgebrannten Kräuterschnaps.
In den nächsten vier Folgen, die diese Woche ausgestrahlt werden, gehts nach Südindien, Thailand, Laos, Nordvietnam und Südvietnam. Bin gespannt, welche exotischen Lebensmittel dieser verrückte Amerikaner für die Haute Cuisine noch ausgräbt.

Montag, 3. September 2007

Die Behörde und der staatliche Wein

Letztens schlug ich die monatlich erscheinende Zeitung "Behörden Spiegel", Ausgabe August, auf und staunte nicht schlecht, als ich auf einen Artikel über Rebzucht und den Kampf bzw. das Leben mit der Reblaus stiess. Was hat nun das offizielle Blatt aller Bundesbehörden mit dem Weinbau zu tun? Jedenfalls mehr als man auf den ersten Blick vermuten könnte.
In Siebeldingen, im Landkreis Südliche Weinstrasse, ist das Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof idyllisch gelegen zu Hause.
Dieses Institut gehört zur Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen. Der Leiter des Instituts, Prof. Dr. Töpfer, forscht hier mit sieben weiteren Wissenschaftlern im Auftrag der Bundesrepublik. Schwerpunkt ist der Kampf gegen die drei Rebfeinde des europäischen Weines: Die Reblaus sowie die beiden Pilzkrankheiten Echter Mehltau und Falscher Mehltau, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt wurden. Im Laufe der Zeit hat man allerdings erkannt, dass eine Ausrottung wohl nicht möglich sei und sich daher mit den Krankheiten arrangiert. Die besten Ergebnisse habe man durch das Schlüssel-Schloss-Pfopf-Prinzip und Resistenzzüchtungen erzielen können.
Bestandteil der Forschung auf dem Geilweilerhof ist aber auch die Gentechnik, wobei die Forschung in Frankreich und Italien Vorreiter seien. Dies mag wohl auch daran liegen, dass die deutsche Behörde nicht über ausreichende finanziellen Möglichkeiten verfüge. In den letzten 10 Jahren sei die Anzahl des Instituspersonals von 91,5 auf 55 Stellen geschrumpft. Gleichzeitig wächst aber die Anzahl der Reben Jahr für Jahr. Laut Töpfer läge eine Abbau- und Mangelverwaltung vor.
Zu Forschungszwecken werden aber weiterhin verschiedene Rebsorten angebaut. Auf einer Parzelle finden sich rund 150 seltene alte Rebsorten.
Für die Forschung und das Labor wird jedoch nicht der gesamte produzierte Wein benötigt, so dass auch der Interessierte staatlich hergestellten Wein mit dem Bundesadlerwappen günstig auf dem Geilweilerhof erwerben kann.

Samstag, 1. September 2007

"Nacht der offenen Tür" bei der "Staatsoper Unter den Linden"

Kaum sind die grossen Sommerferien vorbei, heisst es auch für die Künstler der "Staatsoper Unter den Linden" proben, proben, proben!
Heute wurde das Singen auf die Strasse verlegt, da die Staatsoper der breiten Öffentlichkeit Gelegenheit geben wollte hinter die Kulissen zu schauen. Die "Nacht der offenen Tür" zeigte dem interessierten Besucher, wie Kulissen und Kostüme hergestellt werden, was die Künstler im Kasino zu essen und zu trinken bekommen, wie die Garderoben aussehen, etc.
Kurzerhand wurde auch der Kinderchor der Staatsoper Berlin zusammengetrommelt. Unter der Leitung des Chordirektors Eberhard Friedrich sang eine kleine Besetzung aus demRepertoire: La Bohème, Turandot, etc...
Als Krönung hat dann der Solist Hanno Müller-Brachmann zusammen mit dem Chor und den Zuschauern Kanonen gesungen, die über den ganzen Platz vor dem Staatsoperngebäude schallten. Eine bessere Werbung als mit Kinderstimmen konnte die Staatsoper für sich wirklich nicht machen!