Sonntag, 8. Februar 2009

Berlinale with Darbareye Elly in competition

Ein iranischer Film in der Sektion Wettbewerb bei der Berlinale. Das ist schon alleine eine Nachricht wert.
In Darbareye Elly (About Elly) wird die Geschichte von einer Gruppe wohlhabender Freunde im Iran erzählt, die zusammen ein Wochenende am Meer verbringen. Zu dem Ausflug wird auch das Kindermädchen Elly (Taraneh Alidousti) eingeladen, allerdings weniger, um auf die Kinder aufzupassen, als um mit dem gerade aus Deutschland zu Besuch kommenden Freund Ahmad (von Shahab Hosseini gespielt) verkuppelt zu werden.
Dieser Verkupplungsversuch geht jedoch mit einem Riesenschuss nach hinten los. Elly verschwindet am zweiten Tag und die Freunde suchen verzweifelt nach ihren Gründen. War es Unfall? Hatte sie ein dunkles Geheimnis? Oder ist sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen?
Der Film des Regisseurs Ashgar Farhadi ist wunderbar und hat wenig mit den politisch belasteten iranischen Filmen zu tun, mit denen man sonst rechnen würde.
Es werden faszinierende Blicke in das iranische Alltagsleben, der wunderbaren Landschaft und das soziale Zusammenleben gezeigt, das sich wenig von dem westeuropäischen Leben unterscheidet. Liebe, Flirten, Musik, Tanz, Essen, Feiern und die Sorge um seine Familie und Freunde prägen auch im Iran das Leben.
Dem Film, der so leicht und unbeschwert anfing, fehlte jedoch eine prägnante Kürze und der letzte Kick, der diesen Streifen zu einem Psychothriller hätte machen können.
Man hatte den Eindruck, als ob zu Beginn eine Spannung aufgebaut wird, die jedoch zum Schluss nicht seine Erfüllung fand. Ein spannender persischer Krimi à la Hitchcock....das wär's eigentlich gewesen.
Und dennoch ist der Film schon dank der hervorragenden Schauspieler sehenswert. Besonders eindrucksvoll wird die Rolle der Sepideh von Golshifteh Farahani gespielt, die sich im Film von der unbeschwerten Mitdreissigerin zu der ergrauten und verzweifelten Ehefrau und Freundin wandelte.
Ob tatsächlich aber auch ein Bär für diesen Film herausspringt....das wird sich noch zeigen.

Darbareye Elly
Regisseur: Ashgar Farhadi
Iran 2009

Samstag, 7. Februar 2009

Italienische Eleganz mit Cotolleta Vitello mit Salbei, Ente in Balsamico oder auch Kaninchen mit Thymian

Die kleine italenische Pizzeria mit den rot-weiss-karierten Tischdecken und dem schmuddeligen Image hat in den deutschen Grossstädten ausgelebt.
Es lebe das Ristorante, das nun seinen ungeliebten und spiessigen Verwandten ablöst, und die italienische Eleganz Mailands oder Roms mitten in die Citys Deutschland bringt.
In Berlin gibt es mittlerweile einiger dieser Plätze, die asiatisch puristisch im Design sind und dennoch wundbare italienische Küche bieten.
Ein solcher Ort ist das Restaurant Malatesta am Gendarmenmarkt.
Hier bekommt man verschiedene leckere Fischgerichte, Ente in Balsamicosauce, Kaninchen mit Thymian, leckere Cotoletta Vitello mit Salbei, Saltimbocca oder wer es unbedingt will, die Pizza, die wohl auch in einem durchgestylten Restaurant nicht fehlen darf.
Zu der Ente passte der auch glasweise ausgeschenkte NEGROAMARO DEL SALENTO "NORIE" aus dem Jahr 2006 von Vigneti Reale (Lecce) aus der apulischen Gegend wunderbar. Er war sanft, rund und fruchtig und passte sich der zarten, medium zubereiteten Ente wunderbar an. Ein schöner einfacher und unkomplizierter Trinkwein.
Auch die Desserts sind überraschend unüberraschend lecker....schön designed wird alt Hergebrachtes serviert: Tiramisu, Cassata Siciliana oder eben auch PannaCotta.
Gerade zu Berlinalezeiten, als kleiner Hotspot des Filmbusiness, ist das Restaurant ausgebucht, so dass eine Reservierung zu empfehlen ist.

Ristorante Malatesta
Charlottenstr. 59
10117 Berlin

Ricky on air

Ricky - so atypisch der Wettbewerbsfilm ein François Ozon-Film ist, so typisch ist er auf der anderen Seite.
Die gestrige Weltpremiere bei der Berlinale löste zwiespältige Gefühle aus: Angst, Depression, Ekel, Mitleid, Ungläubigkeit und die Ahnung, dass alles gut wird.
Zu Beginn erschreckten Szenen von einer alleinerziehenden Mutter, die in einem hässlichen französischen Vorort in einen Hochhaus lebt und mal in einer Fabrik arbeitet.
Katies Gegenwart ist genauso grau und trist wie ihr Job. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als sie den spanischen Arbeitskollegen Paco kennenlernt und sich auf den ersten Blick in ihn verliebt, er unmittelbar zu ihr zieht und sie beide einen Sohn bekommen.
Ab dem Zeitpunkt beginnt das Märchen. Denn der gemeinsame Sohn Ricky (Arthur Peyret) ist ein besonderes Kind. Ein wunderschönes und wundersames Kind, dass das Paar vor eine Krise stellt und zum Schluss jedoch wieder zusammenbringt.
Engelhaft schwebt Ricky zum Schluss über allem und verwandelt diese zusammengewürfelten Personen zu einer Familie, so wie sie es immer sein wollte.
Katie wird von Alexandra Lamy gespielt, die unglaubliches Sexappeal in diesen Film bringt, egal ob sie nun übermüdet aus dem Bett steigt, gelangweilt in der Fabrik arbeitet, in der Pause relaxt raucht oder eben nach einem Quicki in der Fabriktoilette aus der Kabine kommt.
Paco, der von Sergi Lopez den biertrinkenden spanischen Macho treffend darstellt, versprüht seinen animalischen Charme, den er auch beherzt auslebt. Ein Mann wie er leibt und lebt.
Eindeutig die beste Darstellerin in diesem Film ist jedoch Mélusine Mayance, die die Tochter von Katie spielt. Mit ihren grossen und wissenden Augen und ihrem umsichtigen Handeln, ist es eigentlich sie, die die Familie durch die Freuden und Nöten sicher schifft. Ein überaus kluges, hübsches Mädchen, das immer wieder an ihre Grenzen gestossen wird und auf deren Schultern anscheinend die ganze Last ihrer kleinen Familienwelt ruht. Sie zerbricht aber nicht, sondern bekommt schlussendlich das, was sie sich am meisten wünscht: eine Familie.
Ricky ist ein Film, von dem ich immer noch nicht weiss, was ich davon halten soll.
Aber eines ist klar: er wird lange aufgrund seiner Absurdität und gleichzeitig Normalität in Erinnerung bleiben.
Ozon bleibt eben ein Ozon!

Ricky
François Ozon
Frankreich, Italien 2009

Montag, 2. Februar 2009

Himbas im Lafayette

Namibia im französischen Luxuskaufhaus Galeries Lafayette in Berlin.
Seit dem 29. Januar 2009 werden im Rahmen der Ausstellung "Himba" 56 Schwarzweiss-Fotos des italienischen Fotografen Sergio Caminata ausgestellt. Der aus Mailand kommende Fotograf ist durch seine Modefotografien für die Zeitschriften Elle international, Harpers's Bazaar und Madame Figaro berühmt geworden.
In der von Alda von Stauffenberg organisierten Exhibition (gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein "Collection of Hope") zeigt Caminata allerdings seine zweite Leidenschaft: die Faszination für das Leben jenseits der europäischen Zivilisation und Glamourwelt.
Das Himba-Volk, das so ganz anders ist als die Models auf den Laufstegen, faszinieren Caminata offensichtlich.
Auf seiner Reise zum den Himbas, die im Nordosten Namibias im Kaokoveld an der Grenze zu Angola leben, suchte und fand er ein schönes und stolzes Volk, das durch sein Lächeln und seine Körperhaltung eine spontane Eleganz erzeugt (Roberto Mutti, La Repubblica), die er fotografisch einfing und festhielt.
In den 56 Bildern werden junge Frauen, Kinder, Männer im besten Mannesalter, alte Männer, Füsse in Sandalen, Krokodilskelettschädel, Zebras an einer Wasserstelle, Himbas auf Eseln, Himbas - nachdenklich sitzend, rauchend oder stehend -, Giraffen, Elefanten oder auch nur der ausgedörrte Wüstenboden gezeigt.
Es sind 56 Bilder, die schöner nicht sein könnten. Die Kühle der Schwarz-weiss-Fotos steht in einem krassen Kontrast zu der heissen Wüste und den durch das Leben gezeichneten Menschen, deren Gesichter zum Teil mehr Runzeln haben als sie alt sind.
Zwischen Haute Couture, Luxus und Reichtum zeigt diese Ausstellung, dass Kleider vielleicht Leute machen können, aber nicht den Charakter eines Menschen formen können.
Noch bis zum 14. Februar 2009 in der Galeries Lafayette in der zweiten Etage zu bewundern.

Galeries Lafayette
vom 29.1.2009 bis 14.2.2009
Sergio Caminata
Himba
Friedrichstr. 76 -78
10117 Berlin

Sergio Caminata

Corso Magenta 53
20123 Milano

Sonntag, 1. Februar 2009

Verschwiegene Kanäle und wie durch ein dunkles Glas erfreuen nur kulinarisch

Wer kennt Donna Leon nicht? Kaum jemand.
Bekannt geworden ist sie durch ihre anspruchsvollen Krimis.
Die Kriminalgeschichten, die in den Gassen und Kanälen Venedigs spielen, sind mittlerweile auch medial vom ZDF mit Joachim Król verfilmt worden.
Achtzehn Romane wurden bisher von der amerikanischen Schriftstellerin um den sympathischen Commissario Brunetti geschrieben. Achtzehn Romane, die sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen, aber auch die kulinarische Seite Venedigs nicht außer Acht lassen.
Der zwölfte Fall - Verschwiegene Kanäle - führt den Leser in die elitäre Militärakademie von San Martino, in der ein vermeintlicher Selbstmord eines Kadetten den Commissario vor ein Rätsel stellt. Er will einfach nicht glauben, dass sich der junge Sohn des Dottor Moro das Leben genommen hat. Es gab einfach zu wenig Anzeichen, die auf einen Suizid hindeuteten. Viel plausibler ist die These, dass eigentlich der Vater, Dottor Moro, der sich aus der Politik nach seiner Veröffentlichung des "Moro-Reports" ganz plötzlich zurückgezogen hatte, von politischen Feinden mit dem Mord unter Druck gesetzt werden sollte.
Verschwiegene Kanäle ist ein Krimi, der sich mit den politischen Machenschaften Italiens militärischer und politischer Upperclass beschäftigt.
Ein Krimi, der von dem Spannungsgefüge nicht mehr ganz mit dem ersten elf Büchern von Donna Leon mithalten kann. Das Buch hat zwar zum Ende eine überraschende Wendung. Wenig überraschend sind allerdings die stets gleichen Beschreibungen von Brunettis Chef, mit dem er immer wieder seine Auseinandersetzungen hat, Vice-Questore Patta, der überaus findigen, charmanten, aber sonst verschlossenen Signorina Elettra und seiner intellektuellen Ehefrau Paola. Alles bleibt beim alten, nur mit einer neuen Kulisse.
Nur die kulinarischen Köstlichkeiten, mit denen sich Brunetti sowohl zur Mittagszeit, als auch am Abend zusammen mit seiner Familie stärkt und die er über alle Maßen genießt, sind ausgenommen verführerisch. "....bestellte Meeresfrüchte als Vorspeise und danach einen gegrillten Thunfisch, von dem Bruno schwor, daß er fangfrisch sei." (S. 239) Oder "Es gab ravioli di zucca mit kurz in Butter geschwenkten Salbeiblättern und reichlich Parmesan. Danach gebratenes Kalbsfilet mit Fenchel, das Paola letzte Nacht in einer Marinade aus Rosmarin, Knoblauch, Fenchelsamen und kleingehackter pancetta im Kühlschrank hatte durchziehen lassen." (S. 180).

Auch der fünfzehnte Fall des Commissario Brunetti - Wie durch ein dunkles Glas - beschäftigt sich mit einem brisanten gesellschaftspolitischen Thema, der Umweltverschmutzung.
Aber auch wie Verschwiegene Kanäle ist dieser Krimi mehr zäh denn spannend. Erst am Ende entwickelt sich die Geschichte zu einem Krimi, der in der offiziellen Aufklärung des Todes eines Nachtwächters endet, der zu Füßen eines Ofens in einer Glasbläserei entsetzlich starb.
Auch wenn dieser Roman nicht unbedingt ein Highlight unter den Romanen um Commissario Brunetti ist, animiert die Geschichte dazu, in Gedanken durch Venedig zu reisen und sich den Bauch mit leckerer italienischer Küche vollzuschlagen.
"Man einigte sich auf spaghetti vongole als ersten Gang. .... Brunetti, der Leber noch nie besonder gemocht hatte, bestellte als Haupgericht gegrillten rombo, während Vianello und Navarro sich beide für coda die rospo entschieden." (S. 103)
Wenn bei derartig bodenständiger Küche einem nicht sämtliche Flüssigkeiten im Mund zusammenlaufen und man in Gedanken damit spielt, den nächsten Flug nach Venedig zu buchen, dann kann ich leider auch nicht weiterhelfen.
Es wird Zeit, dass das von Donna Leon geplante und geschriebene Kochbuch auf den Markt kommt!

Donna Leon
Verschwiegene Kanäle
Commissario Brunettis zwölfter Fall
Diogenes Verlag, Zürich
Titel der Originalausgabe: Uniform Justice

Donna Leon
Wie durch ein dunkles Glas
Commissario Brunettis fünfzehnter Fall
Diogenes Verlag, Zürich
Titel der Originalausgabe: Through a Glass, Darkly

Sonntag, 25. Januar 2009

NAMIBIA³

Das Rathaus Reinickendorf macht in Sachen Kunst wieder Schlagzeilen.
In den frei und öffentlich zugänglichen Räumen des Rathauses in Berlin, werden Bilder von Kleopas Kondjela Nghikefelwa, Kaleb Haipinge und Jost Kirsten im Rahmen der Ausstellung "NAMIBIA³" präsentiert.
Die drei namibischen, namhaften Künstler, die Stipendiaten von p.art.ners berlin-windhoek sind, zeigen mit ihren Bildern, dass auch in dem weit entfernten Namibia nicht nur "Ethno-Kunst" hergestellt wird, sondern, dass auch die moderne Kunst im südlichen Afrika angekommen ist.
Kaleb Haipinge, der erst kürzlich in Berlin angekommen ist, präsentiert sich hauptsächlich mit Lithografien, die die Gesichter Namibias wiederspiegeln.
Kleopas Kondjela Nghikefelwa, der auch Theologe ist, war zwar zur Ausstellungseröffnung nicht mehr anwesend. Durch seine Bilder hat man aber den Einfluss seines Aufenthaltes in Berlin merklich gespürt. In seinen z.T. grossformatigen Collagen hat er den Gegensatz Afrika - Europa verarbeitet. Viele Bilder setzten sich auch mit seiner Vergangenheit und Religion auseinander.
Jost Kirsten, der eigentlich in Swakopmund lebt, ist nun schon seit einiger Zeit in Berlin. Er ist von den drei Künstlern derjenige, der sich am meisten mit der Natur seines Landes auseinandersetzte. So entstanden durch verschiedene Brenntechniken und das Verwischen und Verwässern spannende abstrakte Kunstwerke, die so einfache Namen wie Leaf, Moon, Snow, Drops oder Fire print haben. Eine besondere Wirkung hat Kirsten's Kunst allerdings in der Natur. Seine "Ausstellungen" in der Wüste Namibias verdeutlichen, wie wichtig das Zusammenleben mit der Natur in Namibia ist.
Nicht im Freien, dafür in Berlin kann man die Bilder noch bis zum 2. April 2009 sehen und erwerben.

NAMIBIA³
Nghikefelwa - Haipinge - Kirsten

Bezirksamt Reinickendorf von Berlin

Eichborndamm 215-239
13437 Berlin

vom 23.1.2009 - 2.4.2009

Miyamo for kids!

Letztens lag eine email in meinem Postfach, über die ich mich sehr gefreut habe.
Schon seit längerem wurde leidenschaftlich getüftelt, geplant und organisiert.....und nun ist es soweit.
Das Unternehmen Miyamo ist auf die Beine gestellt worden.
Nicht nur Eltern werden begeistert sein. Auch Freunde, Verwandte und Bekannte von Kindern finden in diesem Shop wunderbare Geschenke, die nicht nur den Kindern Spass machen, sondern auch den Ansprüchen Erwachsener genügen.
Neben Rücksäcken, Taschen, Softspielzeug und Badezimmerbedarf, findet man auch eine andere ausserwöhnliche Idee: nämlich kindgerechte und in jedes Auto passende Kinder-Autositztaschen.
Und das beste ist. Alle Waren werden nicht irgendwo im asiatischen oder afrikanischen Raum produziert. Sie stammen direkt aus dem Herzen Berlins, von wo sie dann in die ganze Welt verschickt werden. Das nennt man einfach good local business worldwide!
Jedenfalls habe ich jetzt immer eine tolle Adresse, bei der ich für die immer grösser werdende Kinderschar in meiner Generation, tolle und individuelle Geschenke erwerben kann.
Danke, Miyamo!

Samstag, 24. Januar 2009

Die Frau des Zeitreisenden

Das Thema Zeitreise bzw. die Anachronie des Lebensalters ist in Literatur und Film eine beliebtes Thema. Nicht zuletzt in dem neuen Film "Der seltsame Fall des Benjamin Button" mit Brad Pitt, der am 29. Januar 2009 in die deutschen Kinos kommt.
Aber hiervon soll jetzt nicht die Rede sein. Vielmehr ist Thema der erste grosse Roman der amerikanischen Künstlerin und Autorin Audrey Niffenegger, die ursprünglich auch als Buchillustratorin arbeitete.
In ihrem Roman "Die Frau des Zeitreisenden" begegnet die Künstlerin Clare ihrem Traummann und zukünftigem Mann im zarten Alter von 6 Jahren und weiss von Anfang an, daß Henry de Tamble der Mann ihres Lebens ist.
Einen Haken hat allerdings die Sache; ihr Mann springt ungewollt in der Zeit herum. Mal kommt er als Zweiunddreißigjähriger zur ihr, mal als Achtundzwanzigjähriger. Aber eins ist immer klar, er ist ihr Henry, egal ob er nun lange, kurze oder auch mal schon graue Haare hat.
Dass diese Liebe irgendwann ihre eigenen besonderen Probleme hat, liegt auf der Hand. Denn wie kann man eine Liebe hegen und pflegen, wenn der Mann immer wieder plötzlich entweder für ein paar Minuten oder auch für ein paar Tage verschwindet und nackt wieder auftaucht?! Das wäre wohl auch für die grösste Liebe ein Problem.
Aber dies ist nichts gegen den gemeinsamen Kampf, den Traum von einem gemeinsamen Kind zu verwirklichen.
Die Frau des Zeitreisenden ist eine ergreifende Liebesgeschichte, die gleichzeitig so absurd wie realistisch ist.
Niffenegger meistert perfekt die schwierige Aufgabe, die Geschichte so zu schreiben, dass der Erzählstrang trotz der Zeitsprünge lesbar, verständlich und spannend bleibt.
Ein wunderbares Buch, dass nicht kitschig ist und dennoch auf eine intellektuelle Weise die zwischenmenschlichen Liebesbeziehungen beleuchtet und sogar zu Tränen rühren kann.
Das ideale Buch für die nächsten Ferien. Aber Taschentücher mitnehmen, das Buch geht einem sehr zu Herzen bzw. an die Seele.
Und wer keine Lust auf Lesen hat: das Buch soll in naher Zukunft verfilmt werden!

Audrey Niffenegger
Die Frau des Zeitreisenden
Titel der Originalausgabe: The Time Traveler's Wife
in USA erschienen: Verlag MacAdam/Cage, San Francisco 2003
in Deutschland erschienen: S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a.M., 2003
aus dem Amerikanischen von Brigitte Jakobeit

Sonntag, 18. Januar 2009

Hoch über und auf Kitzbühel!

Kitzbühel hat viele Facetten.
Bekannt ist der Tiroler Alpenort in jedem Fall aufgrund seiner prominenten Klientel, die sich Jahr für Jahr im Winter zum Après-Ski einstellt. Dann reihen sich die Luxuskarosserien aneinander, die Pelze leuchten in der winterlichen Sonne und fröhliches Champagnerlachen klingt durch die Gassen.
Die meisten kommen aber wohl hierher, um sich auf den fast 170 km langen Skipisten auszutoben. Und das kann man hier wunderbar.
Dem Ortszentrum am nähesten ist die Bergbahn, mit der man auf den Hahnenkamm gefahren wird.
Oben angekommen hat man erstmal einen traumhaften Blick auf Kitzbühel - auch im Schneesturm.
Und dann schaut man vorwärts - und sieht erst mal nichts ausser weiss. Jedenfalls gings mir so. Im zweiten Schritt stellt man fest, dass man am liebsten das Ganze aus einer warmen gemütlichen Stube heraus betrachten möchte, da der dichte Schnee sportliche Aktivitäten unmöglich macht, ausser vielleicht den Wettkampf im Iglu-Bauen oder Einseifen. Zweiteres wird sofort in Angriff genommen, um dann den Blick zu heben und das Dach einer vollkommen eingeschneiten Hütte zu sehen: die Hocheckhütte.
Knarrend geht die eine Tür auf und man steht im Vorraum. Eine Tür weiter steht man dann in einer urgemütlichen Hütte, in der man sich von der Kälte erschöpft auf der Bauernbank niederlässt - während über einem an der Decke alte Skier hängen.
Neben der Stärkung mit heissen und kalten alkoholischen und nicht-alkoholischen Getränken, kann man hier auch aufs deftigste lecker verköstigt werde, während sich die Hauskatze neben einen setzt. Die Spätzle, die in der heissen Pfanne serviert werden, sind auf so einer Hütte genau das Richtige, genauso wie der Krug Glühwein, der dann am Tisch herumgereicht wird.
Und wer sich gar nicht mehr von der warmen und gemütlichen Stube trennen mag, der bleibt gleich da und übernachtet entweder in einem der Zimmer oder im Matrazenlager. Ein wunderbarer Ort, an dem man nach dem Motto - Jeder Tag ein Feiertag! - mit Freunden relaxen und feiern kann.
Ein Hoch auf die Hocheckhütte!

Hocheckhütte
Am Hahnenkamm
6370 Kitzbühel
Österreich

Richard Avedon's letzte Stunden....& Lebeck forever

I. Richard Avedon
Die letzten Stunden brechen an, in denen man im Martin-Gropius-Bau die Fotos von Richard Avedon sehen kann. Bis zum 19. Januar 2009 sind die beeindruckenden Schwarzweiss-Fotos des als Modefotografen bekannt gewordenen und 2004 verstorbenen Avedon ausgestellt. Neben den frühen Arbeiten für Harper's Bazaar oder Vogue, porträtiert Avedon Schauspieler, Politiker oder andere berühmte Persönlichkeiten. Aber auch unbekannte Menschen, die sich als Grubenarbeiter oder Landstreicher durch das Leben schlagen müssen sind sein Thema.
Face to Face steht man da und blickt in die Gesichter und glasklare, stechenden Augen von Kellnerinnen, jungen waffenfanatischen Jungen, Mördern oder von Wind und Wetter gegerbten Landstreichern oder einer einfach nur vollkommen erschöpften und ausgezehrten Marilyn Monroe.
Manche Augen sind einfach stupide, gefährlich oder getrübt und manche strahlen eine unglaubliche Intelligenz und Wachheit aus.
Wunderschön und zugleich erschreckend.


Richard Avedon
Fotografien 1946 - 2004

Martin-Gropius-Bau
19. Oktober 2008 bis 19. Januar 2009
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin



II. Robert Lebeck
Im gleichen Gebäude, zwei Stockwerke höher, werden Bilder des deutschen, in Berlin lebenden, Fotoreporters Robert Lebeck ausgestellt, der für den Stern die Welt bereiste und sie aus seiner Sicht fotografierte. Neben dem Vatikan hat Lebeck in Ostberlin SED-Parteiparaden, einen Einkaufsunterhosenrausch bei Bilka oder einen napoleonischen Bundeskanzler Kohl abgelichtet.
Ähnlich wie Avedon ist Lebeck durch seine Fotografien von berühmten Persönlichkeiten berühmt geworden. Insbesondere Willy Brandt und Romy Schneider liessen sich von ihm auf eine sehr persönliche Art verewigen. Aber auch Elvis Presley, Jacky Kennedy, Eartha Kitt, Muammar al-Gaddafi, Alfred Hitchcock, Jayne Mansfield oder Joseph Beuys samt Familie kamen ihm vor die Linse.
2007 wurde Lebeck als erster Fotograf mit dem Henri-Nannen-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Hoffentlich kann dieses Lebenswerk jedoch noch durch zahlreiche weitere wunderbare und erstaunende Momentaufnahmen ergänzt werden.
Noch bis zum 23. März 2009 kann man Lebeck's Fotografien aus den Jahren 1966 bis 2005 im Martin-Gropius-Bau sehen.


Robert Lebeck
Fotografien 1966 - 2005
Martin-Gropius-Bau
28. November 2008 bis 23. März 2009
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin

Samstag, 17. Januar 2009

Qualvolle Spannung auf dem Völkerschauplatz des Papailiakis

Erstaunlich! Genau in dem Moment, in dem man die Bilder von Ilias Papailiakis gesehen hat, stellt man fest, dass es genau die Art von Kunst ist, nach der man sich die ganze Zeit gesehnt hat. Fernab vom Abstrakten, Modernen, Surrealistischem, Kubistischem, etc. Keine Recycling-Dosen-Kunst oder Videoinstallationen.
Nein, hier sind Figuren und Ereignisse aus der griechischen Antike mit Öl auf Holz gemalt, die eher an Velázquez oder Rubens erinnern. Mal sind die Gesichter pausbäckig wie die von Rubens Engeln, dann wieder sind sie kantig und charakterstark und scheinen von Velázquez zu stammen. Die Szenen könnten aus Rubens Perseus und Andromeda herausgeschnitten worden sein oder von einer Freske von Goya.
Und doch sind die Bilder des 1970 geborenen griechischen Künstlers wieder ganz anders. Nicht verstaubt oder altbacken. Nein. Sie sind modern, elegant, düster und fast qualvoll spannend. Ausschnitte aus Szenen, die am Rande abgeschnitten sind und deren Fortsetzung sich nur im Kopf fortsetzt. Ein alter Meister ganz neu, der seine Schwerpunkte modern umgesetzt hat.
Noch bis zum 7. März 2009 kann man Survivor, Show off, Voelkerschauplatz I, Hostile horizon, Chillout, Snake, Innocent, Enemies, Where is our head, Voelkerschauplatz II, Apple, Grandson, Promising face und Personal monument bei upstairs berlin in Berlin -Mitte sehen.

Ilias Papailiakis

Völkerschauplatz
vom 17.1.2009 - 7.3.2009
upstairs berlin
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin

Freitag, 16. Januar 2009

Weinrallye # 19 Spriten, Gespriten, Aufspriten

Aber was sind Gespritete Weine? Wein mit Sprite?! Sowas wie eine Weinschorle? Oder Wein mit Sprit?!
Letzteres hört sich gefährlich an, kommt aber der Wahrheit am nächsten.
Unter dem Spriten von Weinen versteht man die Zugabe von Alkohol zum Most oder Wein, was dazu führt, dass ein relativ hoher Restzucker bleibt und der Alkohlgehalt ziemlich hoch ist.
Drei davon stehen heute auf der Tagesordnungsliste. Zwei aus der Ukraine und einer aus Portugal.


A. Die Weine

1. Ukraine
Krim
Magarach
Madera Al'mins'ka (Мадера Альмiнська)
1992
Restzucker 4 %, Alkoholgehalt 19,5 % vol.

Dieser Wein besteht aus der Weissweintraube Rkaziteli. Der Name des Weins "Madera" deutet schon darauf hin, dass es sich hierbei um einen dem portugiesischen Madeira ähnelnden Wein handeln soll.
Und tatsächlich, in gewisser Weise erinnert er daran.Farblich ist er goldgelb bis bernsteingelb.
In der Nase dominieren eher starke Petrolnoten.
Am Gaumen ist er dann cognagartig samtig und erinnert an Quitten und Mandeln. Interessante starke Mischung.
Der Abgang ist dann allerdings leider nichtssagend.


2. Ukraine
Krim
Inkerman
Mystery of Chersonesus
1998
16 % Restzucker, 16 % vol. Alkoholgehalt

Ein kräftiger und typischer Wein der Krim, dessen Produzent Inkerman zu Zeiten der Sowjetunion 1961 gegründet wurde. Dieser mysthische Wein ist eine Cuvee aus den Trauben Bastardo Magarach, Merlot, Cabernet-Sauvignon und Saveravi.Farblich zeigt der Wein einen leicht bräunlichen granatfarbenen Ton. Von allen drei Weinen weist er farblich noch die stärksten Rottöne auf.
Olfaktorisch dominieren fruchtsirupartige Töne.
Am Gaumen ist er zunächst marmeladig süss. Dieser erste Eindruck wandelt sich jedoch und der Wein findet zu einer angenehmen süssen beerigen Säure, die auch Kakaotöne aufweist.
Der Abgang ist lang, aber nicht komplex.
Ein rundum angenehmer Wein, der als Aperitif oder Dessertwein formvollendet tauglich ist.


3. Portugal
Madeira
Flagman's
Medium Sweet
Madeira
19 % vol.


Zum Vergleich mit dem ukrainischen Madera wird das portugiesische Original herangezogen.
Der Wein wird bei mir hauptsächlich beim Kochen eingesetzt.
Farblich hebt er sich von den ukrainischen Kollegen dahingehend ab, dass er eine klare dunkle Bernsteinfarbe hat.
In der Nase ist der Madeira leicht muffig und erinnert im Geruch ein wenig an Wandfarbe. Also, nichts zum Schnüffeln.
Am Gaumen ist er dann gefälliger und umspielt sanft die Mundhöhle. Das Bouquet ist leicht kräuterig und würzig gepaart mit beerigem Aroma.
Der Abgang ist relativ lang, aber ohne komplex zu sein.


4. Vergleich
Im direkten Vergleich Madera./.Madeira kann man festhalten, dass die Weine sehr unterschiedlich sind. Während der Madera trotz der vorhandenen Süsse stärker an einen Cognac erinnerte, ist der Portugiese ein Dessertwein par excellence, der allerdings nicht unbedingt die beste Qualität aufweist. Spannender ist der ukrainische Mystery of Chersonesus allemal!



B. Feste Nahrung

1. Apfel-Walnuss-Salat mit Blauschimmelkäse
Mit dem leichten Salat ergänzte sich der ukrainische Madera sehr gut, auch wenn die Zitronensäure der Sauce etwas störte. Die Süsse der Äpfel und der würzige Roquefort boten einen schönen Kontrast zu dem samtigen, aber herben Madera.
Dagegen ist der Mystery of Chersonesus eine schlechte Wahl zu dem Salat, da sowohl die Wein- als auch Salataromen verloren gingen.


2. Warme karamelisierte Silberzwiebeln mit Toastbrot
Die mit Kräutern der Provence, Chili, Lorbeer, Nelken, Maderawein und Honig in der Pfanne karamelisierten Zwiebelchen waren göttlich. Zum Hineinlegen.
Zusammen mit dem ukrainischen Madera ergaben die Silberzwiebeln eine tolle Mischung. Allerdings passte der Mystery-Wein noch besser dazu. Die Schärfe der Zwiebeln mit der Süsse des Weins sind eine unschlagbare Kombination.


3. Mousse au Chocolat
Wie erwartet ist ein Mousse au Chocolat ein schwieriges Dessert, das sich meist mit Wein nicht gut verträgt.Daher war es nicht erstaunlich, dass der ukrainische Madera aufgrund seines geringen Restzuckergehaltes am problematischsten von den drei Weinen war. Am harmonischsten war das Dessert definitv mit dem mysthischen Chersonesus. Die Süsse sowohl vom Mousse als auch vom Chersonesus ergänzten sich harmonisch. Aber auch der portugiesische Madeira passte sehr gut zum Dessert.

Mit einem letzten genussvollen Löffel Mousse au Chocolat und letzten Schluck Chersonesus endet die Weinrallye # 19 und verabschiedet sich bis zur Weinrallye # 20! Au revoir und Auf Wiedersehen!

Samstag, 10. Januar 2009

Munich Must Go -Talamonti

Vielleicht ist die Verhaltensweise dem geneigten Leser nicht fremd: Man reist in eine einem bekannte Stadt und muss - koste es was es wolle - die Orte aufsuchen, an denen mal schon mal war und an die man besondere Erinnerungen hat.
So kann es einem vor allem mit heissgeliebten Restaurants gehen. Man geht meist dahin, wo man sich wohl fühlt und was man schon kennt.
Einer meiner Wege führt daher in München immer wieder zum Restaurant Talamonti.
Das Restaurant ist nicht nur aufgrund seiner wunderbar zentralen Lage (zwischen Marienplatz und dem Hofbräuhaus gelegen) und der guten italienischen Küche ein Must-Go. Kult ist dieser Ort schon deshalb, weil sein Betreiber in den 70er Jahren weniger aufgrund seiner Kochkunst, denn wegen seiner zahlreichen Darstellungen des Latinlovers in den deutschen Sexfilmen berühmt geworden ist. Viele dieser Filme laufen zum Teil immer noch im Fernsehen bzw. gelten heute als Klassiker der Sexfilme.
Diese Zeit ist aber längst Vergangenheit.
Seine Anhänger hat Rinaldo Talamonti mittlerweile aufgrund seiner herzlichen und präsenten Art, mit der er sein kleines, aber sehr feines Restaurant führt, gefunden. Es wäre wohl nicht untertrieben, wenn man behaupten würde, dass die gesamte Münchener Schickeria und die restliche halbe VIP-Welt bei Talamonti schon zu Besuch waren und sich von ihm verwöhnen liessen. Jedenfalls zeugen hiervon unzählige Fotos an des Wänden des Lokals.
Insbesondere zu Wiesn-Zeiten wird das Talamonti von den angereisten und in München lebenden Italienern gerne in Beschlag genommen. Dann kann es auch mal vorkommen, dass ausgelassen und fröhlich auf den Tischen getanzt wird.
Aber auch an normalen Tagen ist das Talamonti immer gut besucht, so dass eine Reservierung meist sehr sinnvoll ist. Das überaus freundliche Personal nimmt sich dann die Zeit, seinen Gästen den Abend so schön und lecker wie möglich zu gestalten. Wer dabei auch noch dem Küchenchef beim Kochen zuschauen möchte, der braucht sich nur in den "Bistro-Bereich" setzen und kann vielleicht so den einen oder anderen Trick abschauen. Aber, ob man dann die leckeren Gerichte auch nachkochen kann, steht in den Sternen geschrieben.
Ich für meinen Teil lasse dann doch lieber kochen und geniesse das hervorragende dreigängige Pastamenue mit Trüffeln und freue mich auf einen baldigen Besuch!
Grazie, Signore Talamonti!

buon gusto Talamonti
Hochbrückenstr. 3,
80331 München

Dienstag, 6. Januar 2009

Winter, Merlot und Miles hat doch Unrecht!

Es war einer dieser kalten Wintertage. Kalt und unbarmherzig. Ein Tag, an dem man keinen Schritt vor die Haustür macht und sich am liebsten ins Bett verkriechen würde. In Gedanken an wärmere Tage oder wahlweise an einen feurigen Kamin, öffnet man dann aber mit Freunden eine Rotweinflasche und lässt den kalten Tag im Geiste hinter sich.
Die Wahl fiel, in Gedanken an die wunderbaren Berichte von Iris vom Weingut - Lisson: Ein Winzertagebuch, auf einen Merlot aus dem Languedoc.
Genau das Richtige für einen Tag, an dem der Kultweinfilm "Sideways" (2004) im TV lief. Auch wenn Miles im Film partout Merlot verabscheute:

"Wenn jemand Merlot bestellt, werde ich gehen! Ich werde nicht einen Tropfen von diesem verdammten Merlot trinken!"

Und gerade dewegen wurde es erst recht ein Merlot:

Frankreich
Languedoc Domaine Puech Cocut
Vin de Pays d'Oc
Merlot 2005
13,4 % vol.

Zum Glück hat Miles vollkommen Unrecht. Der Merlot ist eine wunderbare Traube, die tolle Weine hervorbringt. Das beweist die geöffnete Flasche Wein.

Farblich ist der Merlot im Glas tiefrubinrot. In der Nase sind Aromen zu erkennen, die an reife dunkelrote Beeren und an Moos mit Pfeffernoten erinnern. Die typische Pflaumenassoziation ist allerdings weniger ausgeprägt.
Am Gaumen ist der Wein dann überaus rund und sanft und präsentiert nochmals seine prägnanten Fruchtaromen. Im Abgang ist der Wein dann erwartungsgemäss harmonisch, weist jedoch keine besondere Länge auf.

Ein wunderbarer Wein, der nicht nur in einer geselligen "Kino-Runde" ein Erfolg ist, sondern auch zu unkomplizierten Pasta- und Pizzagerichten passt.

Montag, 5. Januar 2009

Winterzauber in Salzburgs Goldenem Hirschen

Salzburg, die Stadt der Klassik, der Mozartkugeln und des Gaumenschmausses.
Von der Gourmetkunst einer Johanna Maier im Hubertus bei Salzburg hat mittlerweile fast jeder gehört.
Es gibt aber auch im Zentrum dieser wunderbaren märchenhaften Stadt hervorragende Restaurants, in denen man sich kulinarisch verwöhnen lassen kann. Dazu muss man nicht unbedingt aus der Stadt herausfahren.
Dazu zählt wohl seit langem das Restaurant "Goldener Hirsch" im gleichnamigen Hotel in der Getreidegasse. Das Hotel wurde von dem Magazin Travel + Leisure im Jahr 2008 mit Platz 65 zu einem der "100 Best Hotels In The World" gekürt. Seit 1564 existiert dieses Hotel zunächst als Gasthaus in dem historischen Gebäude. Einige Umbauten und Modernisierungen hat es schon hinter sich und präsentiert sich dem Gast heute trotz - oder gerade wegen - seiner Historie als topmodern.
Wenn man in der Weihnachtszeit aus der Kälte kommend in diese elegante Hotelwelt eintaucht, in der die Damen festlich ihre traumhaften Trachten gekonnt ausführen und die Herren ebenso österreichisch feierlich ausstaffiert die Damen hofieren, fühlt man sich vom Zauber dieses kleinen, edlen Hotels über alle Maßen angezogen.
Der freundliche Service, der höflich und zuvorkommend auf die Wünsche seiner Gäste eingeht, ist aber nicht überheblich, sondern bleibt bodenständig und sehr rücksichtsvoll.
Genauso ist auch die Küche unter der Leitung des Küchenchefs Gernot Hicka.
Bodenständig, geschmackvoll und frei von Exkursionen in cross-over Experimente.
Und gerade dies wird auch von den alteingesessenen Stammgästen und den Besuchern Salzburgs erwartet: Österreichische Küche auf höchstem Niveau.
Insbesondere die Pastinakensuppe mit Trüffelöl und Sesamstangerl und das Hirschkalbsrückensteak mit Morchelrahmsauce, Apfelrotkraut, Maroni und Serviettenknödel mundeten vorzüglich. Beide Gerichte wärmten Geist und Körper und liessen einen glücklich und entspannt im Stuhl zurücksinken. Die Wahl eines entsprechenden Weines taten für die Glückshormone ihr übriges. Der österreichische Zweigelt war zum Hirschen die perfekte Wahl und überzeugte durch seine Tannine und die prägnante Frucht am Gaumen.

Österreich
Apleton - Neusiedlersee
Sepp Moser
Zweigelt Reserve 2005
13,5 % vol.

Alleine das Dessert blieb nicht in ewiger Erinnerung, obwohl es ebenfalls hervorragend war. Das Eis mit dem Lebkuchengewürz und vielen Beeren war eine wunderbare weihnachtliche kulinarische Idee, kam aber nach dem mächtigen ersten und zweiten Gang nicht mehr richtig zur Geltung.
Aber auch so war der Abend ein voller Erfolg und lässt sich - auch dank des charmanten und aufmerksamen Services - jedem kulinarisch Interessierten empfehlen.
Auf ein Wiedersehen in Salzburg!

Goldener Hirsch
Getreidegasse 37,
5020 SALZBURG
Österreich