Samstag, 7. Februar 2009

Ricky on air

Ricky - so atypisch der Wettbewerbsfilm ein François Ozon-Film ist, so typisch ist er auf der anderen Seite.
Die gestrige Weltpremiere bei der Berlinale löste zwiespältige Gefühle aus: Angst, Depression, Ekel, Mitleid, Ungläubigkeit und die Ahnung, dass alles gut wird.
Zu Beginn erschreckten Szenen von einer alleinerziehenden Mutter, die in einem hässlichen französischen Vorort in einen Hochhaus lebt und mal in einer Fabrik arbeitet.
Katies Gegenwart ist genauso grau und trist wie ihr Job. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als sie den spanischen Arbeitskollegen Paco kennenlernt und sich auf den ersten Blick in ihn verliebt, er unmittelbar zu ihr zieht und sie beide einen Sohn bekommen.
Ab dem Zeitpunkt beginnt das Märchen. Denn der gemeinsame Sohn Ricky (Arthur Peyret) ist ein besonderes Kind. Ein wunderschönes und wundersames Kind, dass das Paar vor eine Krise stellt und zum Schluss jedoch wieder zusammenbringt.
Engelhaft schwebt Ricky zum Schluss über allem und verwandelt diese zusammengewürfelten Personen zu einer Familie, so wie sie es immer sein wollte.
Katie wird von Alexandra Lamy gespielt, die unglaubliches Sexappeal in diesen Film bringt, egal ob sie nun übermüdet aus dem Bett steigt, gelangweilt in der Fabrik arbeitet, in der Pause relaxt raucht oder eben nach einem Quicki in der Fabriktoilette aus der Kabine kommt.
Paco, der von Sergi Lopez den biertrinkenden spanischen Macho treffend darstellt, versprüht seinen animalischen Charme, den er auch beherzt auslebt. Ein Mann wie er leibt und lebt.
Eindeutig die beste Darstellerin in diesem Film ist jedoch Mélusine Mayance, die die Tochter von Katie spielt. Mit ihren grossen und wissenden Augen und ihrem umsichtigen Handeln, ist es eigentlich sie, die die Familie durch die Freuden und Nöten sicher schifft. Ein überaus kluges, hübsches Mädchen, das immer wieder an ihre Grenzen gestossen wird und auf deren Schultern anscheinend die ganze Last ihrer kleinen Familienwelt ruht. Sie zerbricht aber nicht, sondern bekommt schlussendlich das, was sie sich am meisten wünscht: eine Familie.
Ricky ist ein Film, von dem ich immer noch nicht weiss, was ich davon halten soll.
Aber eines ist klar: er wird lange aufgrund seiner Absurdität und gleichzeitig Normalität in Erinnerung bleiben.
Ozon bleibt eben ein Ozon!

Ricky
François Ozon
Frankreich, Italien 2009

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