Dienstag, 10. Juni 2008

Weinrallye # 12 In Gottes Namen - Weinweit!

I. Einleitung
Derjenige, der den Weinrallye-Stein ins Rollen gebracht hatte, führt nun die 12. Weinrallye an. Thomas vom Winzerblog ist der Wegbereiter für eine immer grösser werdende Anzahl an Bloggern und Emailern, die sich monatlich in Rahmen einer Internet-Weinrallye mit einer thematisch vorgegebenen Weinart auseinandersetzen. Und dies mit einer immer grösser werdenden Begeisterung. Mittlerweile machen mehr oder weniger professionelle Weinblogger aus der ganzen Welt bei diesem Ereignis mit.
Für den Monat Juni hat sich der Winzerblog ein ganz besonderes Thema ausgedacht.

Der Wein spielt schon seit Jahrtausenden eine erhebliche Rolle in den unterschiedlichen Religionen. Die christliche und jüdische Religion zelebriert gar den Wein in der Messe oder beim Shabbat. Die moslemische Religion setzt sich ebenfalls mit dem Wein auseinander, betrachtet ihn aber als ein Werk Satans (Koran, Sure 5, 90). In Sure 2, 219 des Korans wird allerdings auch der Nutzen des Weins hervorgehoben.
Da wird die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und um der Spannung Willen sowohl ein israelischer kosherer Cabernet Sauvignon mit einem deutschen Riesling Kabinett eines ehemaligen Klosters verglichen. Gegensätzlicher können Weine wohl kaum sein.



II. Shabbes mit einem israelischen Cabernet Sauvignon
Es gibt drei Dinge, die man nach der Binyamina Winery beachten soll, wenn man den maximalen Trinkgenuss erhalten möchte:
- einen gescheiten Korkenzieher benutzen,
- den Wein nicht mit Eis verdünnen, so heiss es auch sein mag und
- den Wein nicht in der Mikrowelle erhitzen, so kalt er auch sein mag.
Well, das ist schon mal einfach und es stellt auch kein gravierendes Problem dar, die Voraussetzungen zu erfüllen. Dem optimalen Weingenuss sind somit keine Grenzen gesetzt.
Die Binyamina winery ist ein israelischer Weinproduzent, der in ganz Israel, von den Golanhöhen bis zum Ramat Hanegev im Süden, Weinberge besitzt.
1952 wurden die Binyamina Wine Cellars in der Stadt Binyamina gegründet. Baron de Rothschild hatte seine Finger hier schon vorher im Spiel, und errichtete schon 1925 das Hauptgebäude, das mittlerweile das Besucherzentrum ist. Wein wurde zu Rothschildes Zeiten allerdings nicht hergestellt. Das Gebäude diente wohl zunächst als Parfümfabrik.
1992 wurde die Produktion von einer Gruppe privater Investoren gekauft.
Etwa 2 Millionen Flaschen Wein (Rot- und Weißweine als auch trocken, halbtrocken und süss) werden jährlich unter drei verschiedenen Labels produziert.
Cabernet Sauvignon, Merlot, Shiraz, Tempranillo, Cabernet Franc, Zinfandel, Malbec, Pinot Noir, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Viognier, Emerald Riesling, Sémillon, Muscat und Gewürztraminer sind im Sortiment dieser riesigen Weinfabrik.
In einem kleinen deutsch-israelischen Laden namens "Plätzl" konnte man einen dieser Weine, einen kosheren Cabernet Sauvignon des Labels TEVA aus dem Jahre 2007, erwerben.
Was ist eigentlich koscherer Wein? Das wichtigste ist wohl, dass ein Rabbiner den Entstehungsprozess beobachtet hat, der Wein nur in speziell gereinigten Tanks abgefüllt worden ist, wenn vorher nicht kosherer Wein 'drin war und jedes siebente Jahr dem Rebstock ein Ruhejahr - ein Shabbatjahr- gegönnt wurde. Und schlussendlich durften dem Wein keine Zusätze im Keller hinzugefügt werden.
Weinrallyetauglich ist der Wein entsprechend Punkt 5 der vom winzerblog vorgegebenen Kriterien, da er kosher ist, und daher von orthodoxen Juden sowohl zum Shabbat als auch sonst getrunken werden darf.


1. Der Wein

Israel
Unteres Galiläa

Binyamina Winery
Cabernet Sauvignon, 2007
95 % Cabernet Sauvignon, 5 % Merlot,
12 % vol.

Im Glas ist der junge Wein farblich tiefrot mit einem leichten Violettstich.
In die Nase steigen Aromen von Plaumen, reifen Kirschen, etwas Eukalyptus, Leder und Erde.
Am Gaumen sind dann erstaunlich wenig Tannine zu ertasten. Vermutlich ist der Wein nicht dazu gedacht, lange im Keller zu liegen. Er ist ein schnell gereifter Wein, der viel marmeladige Frucht und Würze, insbesondere Pfeffer am Gaumen und beim Abgang hinterlässt. Der Wein ist angenehm fruchtig, ohne penetrant zu sein. Man merkt ihm definitiv die israelische Sonne an, unter der er reifte. Und obwohl er so kräftig im Aroma ist, hat er erstaunlich wenig Prozente!
Im Grossen und Ganzen ist der Cabernet Sauvignon ein ordentlich gemachter Wein, der sowohl wunderbar alleine als auch in Kombination mit Essen getrunken werden kann. Er ist sicherlich kein komplexer und feingliedrieger Wein. Aber das muss er ja auch nicht sein, da seine angenehme Frucht den Wein einfach nur lecker macht und Freude bereitet.


2. Shabbes-Essen
Der Shabbat beginnt am Freitag abend mit der Segnung, dem Kiddusch, bei dem ein "Becher" Wein gesegnet und getrunken und das Brot Challah gebrochen wird und jeder ein Stückchen davon isst.
Das Brot, aus Mehl, Wasser, Hefe, Zimt, Ei und Zucker frisch gebacken, duftet und schmeckt intensiv und lecker.
Zu einem Cab. Sauv. gibt es m.E. allerdings nichts leckereres als eingelegten Ingwer. Eines der typischen Shabbatessen ist Hühnchen in allen Variationen. Daher kommt eine marrokkanisch-jüdische Variante des Hühnchen zum Shabbatessen auf den Tisch. Ein kosheres Hühnchen mit Zitronen, Ingwer, Knoblauch und Oliven, garniert mit Safranbasmatireis und einem israelischen Salat mundete zu dem Cab. Sauv. hervorragend. Die Säure des im Ofen gegarten Hühnchen ergänzte sich perfekt zu dem vollen und fruchtigen israelischen Wein und verursachte am Gaumen eine angenehme süsse Säure, die lautstark nach MEHR, MEHR, MEHR! schrie.
Der Reis, der mit Safran und Berberitzen gewürzt war, brachte die nötige Balance und Verbindung zwischen dem Wein und dem Hühnchen.
Allein der israelische Salat, der hauptsächlich aus Tomate, Gurke, Paprika, Frühlingszwiebeln bestand, schadete noch förderte das Aroma des Weines. Er ergänzte sich einfach wunderbar und erfrischend vitaminreich zum Fleisch.
Mit so einem Essen und so einem Wein kann man in den Shabbat hervorragend starten und dabei Gott für seine wunderbaren Gaben danken. Religionsübergreifend.



III. Deutscher Klosterwein
Als Kontrapunkt - in farblicher, geographischer und religiöser Hinsicht - wurde ein deutscher "Klosterwein" betrachtet, geöffnet, eingegossen, gerochen und verkostet. Wir befinden uns wieder auf dem Weg vom heissen Israel zurück ins heisse Deutschland, besser gesagt ins flüssige Hessen und ins süsse Bayern.


1. Der Wein

Deutschland
Rheingau
Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach
Steinberger
Riesling Kabinett 2007
8,0 % vol.

Das Kloster Eberbach ist zwar kein aktives Kloster mehr, die Weinproduktion befindet sich in der Hand der Hessische Staatsweingüter GmbH Kloster Eberbach und der Gebäudekomplex wird u.a. seit 1998 von der Stiftung Kloster Eberbach genutzt.
Ursprünglich war das Kloster seit dem 12. Jahrhundert von Zisterziensern betrieben, die die Weinproduktion des "Goldes" zu einem Exportschlager machten. 1803 endete das Klosterleben. Die Weinproduktion fiel u.a. in die Hand des Herzogs von Nassau, ab 1866 dem Königreich Preußen und seit 1945 dem Land Hessen.
Der vorliegende Riesling Kabinett stammt von Trauben, die auf dem "Hausberg" der Zisterzienser, dem Steinberg gewachsen sind. Er gehört mit seinen 33 ha wohl zu den ältesten und ersten Lagen der Hessischen Staatsweingüter.
Farblich ist der Steinberger Riesling Kabinett im Glas schwach goldgelb mit grünlichen Reflexen.
In der Nase ist er blumig und versprüht einen Duft nach grünen, säuerlichen Äpfeln mit einem Hauch Honig.
Gut gekühlt ist der Steinberger am Gaumen erfrischend mineralisch ohne unangenehm säuerlich zu sein. Die elegante Frucht ermöglicht es dem Wein sowohl alleine als auch mit Essen getrunken zu werden.


2. Das Essen
Der Shabbat ist vorbei. Zum Mittagessen zu Wochenbeginn kommt ein leichter Rucolasalat mit Bananen, Ingwer und Chili, garniert mit kurz angebratenen Shrimps auf den Tisch.
Zum Shrimpssalat passte der Riesling Kabinett hervorragend. Die leichte Säure und elegante Frucht ergänzte sich hervorragend zu den leicht angebratenen Shrimps und der Schärfe der Chili. Am Gaumen hinterliess der Wein zusammen mit dem Essen eine wunderbare harmonische und erfrischende Säure.
Eine Bayerische Creme, die ähnlich wie der italienische Bruder Panna Cotta, hauptsächlich aus gesüsster Milch/Schlagsahne besteht, sollte als krönender Mittagessen-Abschluss zu einem Kabinett Riesling passen. Jedenfalls, wenn man sich an den Rat auf der Internetseite der Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach für den Steinberger Riesling Kabinett 2006 hält.
Wir haben hier allerdings einen 2007er. Aber auch für diesen jungen Jahrgang erweist sich der Rat als ein guter Tip.
Die angenehme Säure des Weins hamoniert angenehm mit der vanilligen Süsse der Creme. Sehr lecker und sehr gehaltvoll. Ein Spaziergang ist nach dem Dessert definitiv von Nöten.



IV. Vergleichsergebnis
Wie könnte es anders sein. Das Ergebnis war schon von Anfang an klar. Beide Weine kann man eigentlich gar nicht vergleichen.
Und dennoch haben sie einiges gemeinsam.
Der Riesling ist auf einem ehemaligen Klostergut gewachsen, der schon zu Klosterzeiten zu einem hervorragenden und prämierten Wein gekeltert wurde. Nicht nur die Mönche haben diesen Wein getrunken, auch wenn Kloster Eberbach-Wein ursprünglich als Messwein gedacht war.
Der koshere Cabernet Sauvignon ist zwar nicht von Rabbinern hergestellt, aber immerhin wohl unter deren Beobachtung und nach religiösen Vorschriften. Und getrunken wird er wohl gern sowohl zum Shabbat als auch so mal zwischendurch.
Beide Weine kann man hervorragend solo oder auch mit einer passenden Speise trinken.
Beide Weine sind für sich gesehen sehr fruchtig und aromatisch.
Und schlussendlich: beide Weine sind einfach nur lecker!
Gott sei dank!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

wow.. auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: das ist mal wieder ein super Beitrag, bei dem mir das Wasser im Mund zusammenläuft, dank der kulinarischen Ideen und der gelungenen Fotos.

Statt "essen, wie Gott in Frankreich" sollte es ab jetzt "verkosten, wie Svetlana in Berlin" heißen.

Wirklich was anderes, als meine Weinrallyebeiträge, die vor dem Komputer stattfinden, eher mit fingerfood und erheblichen Gefahren für meine Tastatur (links die Fettbemme).

Meine Maus weiss übrigens zu schätzen, dass ich in ihrer Hand nur das Glas halte...