Dieses Wochenende bietet sowohl dem Berliner als auch dem Besucher, dem Jungen als auch Alten, dem Alternativen oder auch Traditionellen Veranstaltungen je nach Geschmack. Wer sich akustisch beschallen lassen möchte, ist auf der Fete de la Musique, die in der ganzen Stadt auf verschiedene Openair- und Indoor-Stätten verteilt ist, richtig.
Wer sich eher beschaulich literarisch mit Gleichgesinnten unterhalten möchte, ist auf dem Berliner Bücherfest auf dem Bebelplatz zwischen der Staatsoper und der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität gut aufgehoben.
Die Fussball-EM-Spiele "Russland-Niederlande" und "Spanien-Italien" des Wochenendes sind sowieso Pflichtprogramm und allgegenwärtig.
Und wer sich eher mit den künstlerischen neueren Strömungen beschäftigen möchte, der sollte den Weg nach Neukölln nicht scheuen. Das Kunst- und Kulturfestival "48 Stunden Neukölln", das nun schon zum 10. Mal stattfindet, ist eine gute Möglichkeit Neukölln mal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Der leicht verrufene und problematische Bezirk, ist ein sehr lebhafter Stadtteil, der von den vielen Kulturen, die hier leben, partizipiert und auch profitiert. Er ist zum Kreuzberg der 80er/90er Jahre geworden. Während Kreuzberg allmählich gutbürgerlich und ruhig wird, pulsiert allerdings das Leben in Neukölln - im postiven und negativen Sinne.
Während der 48 Stunden Neukölln kann man sich von Aktion zu Aktion spaziergehend oder shuttlebusnutzend hangeln. Insgesamt ist der Bezirk in sechs Quartale von den Organisatoren aufgeteilt worden: Reuterkiez, Flughafenstraße, Schillerpromenade, Körnerkiez, Passage und Richardplatz.
Neben den vielen kleinen Galerien, die durch das Festival die Möglichkeit haben, ein wenig auf sich aufmerksam zu machen, sind insbesondere die Installationen an öffentlich begehbaren Plätzen sehenswert.
So sind auf dem 6. und offenen Parkdeck der Neukölln Arkaden verschiedene Kunstinstallationen zu sehen.
Eine Holzbox, genannt "Die Hütte #3" lädt zum Besuch ein und erwartet einen mit einer Performance unter Scherenschnitten. Eine alte Schreibmaschine sendet Bit für Bit seine Signale über den Neuköllner Himmel und ein Retro-Pärchen sitzt im Oldtimer-Cabrio und unterhält sich banal vor einer Landschaftskulisse.
Den Konsum hinter sich lassend, blickt man dann mitten im Samstagnachmittageinkaufskampf durch eine gelbe Blase auf die Karl-Marx-Straße und seine Nebenstrassen. Dass diese Installation "Karl Marx Park - Der Blumentopf" einen überdimenisonalen Blumentopf darstellen soll, aus dem der sich innerhalb der Blase befindende Baum herauswächst, wird einem erst nach Erklärungen klar. Eine witzige Idee, die allerdings erst aus der Vogelperspektive Sinn macht.
Weniger exquisit war dann das Neukölln Exquisit in der Alten Post. Das Gebäude verspricht von aussen eine sowohl innenarchitektonisch interessante Ausgestaltung als auch künstlerisch bereichernde Werke. Immerhin präsentieren auf 1000 qm ausgewählte Künstler ihre Werke.
Enttäuschend war dann der Blick in das Gebäude. Innen erwartete einen der Mief der 80er Jahre mit Röhrendecke und heruntergekommenen, dreckig wirkenden Räumen. Auch die Kunst kam dadurch überhaupt nicht zur richtigen Geltung, da die Räume die Wirkung drückten. Auch war die Zusammenstellung der Werke verwirrend und lieblos überladen. Vieles sah nach einer Schülerausstellung aus. Auch wenn man zugestehen muss, dass manche Kunstwerke gar nicht so schlecht waren, wie zum Beispiel der gesellschaftskritische und nicht verkäufliche Stuhl.
Aus den dunklen Räumen will man sich allerdings dann schnell verabschieden und ist positiv überrascht, wenn man den Hof der Alten Post betritt und einen eine sterbende Tier-Glasskulptur "Die Eselei" erwartet.
Der Glasesel von Erik Tannhäuser will seine negativen "Eselsattribute" loswerden, schüttelt sich und verliert somit Glasscherbe für Glasscherbe. Ob der Esel allerdings dadurch klüger wird, indem er seine Extremitäten verliert, bleibt dem Zuschauer verborgen.
Nicht verborgen sollte allerdings bei dem Neuköllner Spaziergang der Innenhof der Neuköllner Oper, genannt die Passage, bleiben. Über dem Jobpoint, Lernladen, Brot und Brötchen und der Passage schwebt ein überdimensionales Windspiel. Die Künstlerinnen Jacqueline Pehlemann und Tanja Meyle von JAC & Meylenstein vermitteln durch das Windspiel /I/I eine Utopie des schützenden Daches. Angenehm geschützt kann man sich unter diesem fiktiven Dach im Cafe ausruhen und stärken, um sich für das ruhigere und alte Neukölln-Rixdorf zu rüsten.
Bevor man sich jedoch auf dem sonst idyllischen und historischen Richardplatz in das laute und bunte Treiben mit Stepptanznummern, indischem Tanz und 20er Jahre- Rixdorfer Polka stürzt, ist ein Blick in die aktive katholische St. Clara Kirche in der Briesestr. empfehlenswert. Dort erwarten einen neben einer Pflanzen-Glas-Klanginstallation auch Holzschnitzereien von Mira Bergmüller, die einen aufstutzen lassen. Mitten im Kirchraum ist eine Gruppe von 35 Holzfiguren auf Holzstehlen platziert. Obwohl man von fern religiöse Motive erwartet, ist von Nahem klar, dass die Figuren die Vielfalt der menschlichen Gesellschaft darstellen. Auch ihre Holzkinder, mal wie Putten oder wie neuzeitliche Babys aussehend und ihr Gewand-Anzug aus Holz beeindrucken und regen zum Nachdenken gerade in Bezug auf den kirchlichen Ausstellungsort an.
Geistig gestärkt kann man sich so die historischen und ruhigen Seiten Neuköllns rund um die Richardstrasse und Kirchgasse zu Gemüte führen.
Hier ist auch das Böhmische Dorf gelegen, welches 1737 von protestantischen Flüchtlingen aus Böhmen gegründet wurde. Neben den vielen alten kleinen Häuschen, zeugt noch das älteste Schulgebäude Rixdorfs von dieser Zeit. Das Gebäude in der Kirchgasse 5 wurde 1753/54 gebaut und beherbergt heute das Museum im Böhmischen Dorf. Es ist ein sehr kleines, aber feines Museum, in dem gezeigt wird, wie die Böhmer Rixdorfer früher lebten, spielten und wie sie sich anzogen.....ein kleines idyllisches Kleinod, in dem sonst so lauten Neukölln.
Auf dem Richardplatz werden dann weitere Zeugen dieser Zeit sichtbar. In der alten Rixdorfer Schmiede wird noch geschmiedet und man riecht den Mix zwischen offenem Feuer und dem Holz, aus dem das Gebäude errichtet wurde. Man fühlt sich gleich um hundert Jahre in dem dunklen und kleinen Gebäude zurückversetzt.
Historisch spannend ist dann auch der Blick in den Hof des traditionellen Fuhrunternehmens Gustav Schöne auf dem Richardplatz. Dort kann man neben dem alten Pferdestall mit Pferden auch alte Kutschen begutachten, die sowohl zu Hochzeiten, Trauerzügen und anderen Anlässen herausgeholt werden.
Gerade dieser Gegensatz zwischen der Historie Neuköllns und der zeitgenössischen Kunst im urbanen Teil des Bezirks, macht dieses Festival zu einer sehenswerten Einrichtung für Berliner und Touristen.
Denn Berlin ist eben nicht nur Gendarmenmarkt, Unter den Linden, Schloss Charlottenburg oder Gedächtniskirche, sondern eben auch Rixdorf mit Karl-Marx-Strasse...und das nicht nur für 48 Stunden.
Die Fussball-EM-Spiele "Russland-Niederlande" und "Spanien-Italien" des Wochenendes sind sowieso Pflichtprogramm und allgegenwärtig.
Und wer sich eher mit den künstlerischen neueren Strömungen beschäftigen möchte, der sollte den Weg nach Neukölln nicht scheuen. Das Kunst- und Kulturfestival "48 Stunden Neukölln", das nun schon zum 10. Mal stattfindet, ist eine gute Möglichkeit Neukölln mal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Der leicht verrufene und problematische Bezirk, ist ein sehr lebhafter Stadtteil, der von den vielen Kulturen, die hier leben, partizipiert und auch profitiert. Er ist zum Kreuzberg der 80er/90er Jahre geworden. Während Kreuzberg allmählich gutbürgerlich und ruhig wird, pulsiert allerdings das Leben in Neukölln - im postiven und negativen Sinne.
Während der 48 Stunden Neukölln kann man sich von Aktion zu Aktion spaziergehend oder shuttlebusnutzend hangeln. Insgesamt ist der Bezirk in sechs Quartale von den Organisatoren aufgeteilt worden: Reuterkiez, Flughafenstraße, Schillerpromenade, Körnerkiez, Passage und Richardplatz.
Neben den vielen kleinen Galerien, die durch das Festival die Möglichkeit haben, ein wenig auf sich aufmerksam zu machen, sind insbesondere die Installationen an öffentlich begehbaren Plätzen sehenswert.
So sind auf dem 6. und offenen Parkdeck der Neukölln Arkaden verschiedene Kunstinstallationen zu sehen.
Eine Holzbox, genannt "Die Hütte #3" lädt zum Besuch ein und erwartet einen mit einer Performance unter Scherenschnitten. Eine alte Schreibmaschine sendet Bit für Bit seine Signale über den Neuköllner Himmel und ein Retro-Pärchen sitzt im Oldtimer-Cabrio und unterhält sich banal vor einer Landschaftskulisse.
Den Konsum hinter sich lassend, blickt man dann mitten im Samstagnachmittageinkaufskampf durch eine gelbe Blase auf die Karl-Marx-Straße und seine Nebenstrassen. Dass diese Installation "Karl Marx Park - Der Blumentopf" einen überdimenisonalen Blumentopf darstellen soll, aus dem der sich innerhalb der Blase befindende Baum herauswächst, wird einem erst nach Erklärungen klar. Eine witzige Idee, die allerdings erst aus der Vogelperspektive Sinn macht.
Weniger exquisit war dann das Neukölln Exquisit in der Alten Post. Das Gebäude verspricht von aussen eine sowohl innenarchitektonisch interessante Ausgestaltung als auch künstlerisch bereichernde Werke. Immerhin präsentieren auf 1000 qm ausgewählte Künstler ihre Werke.
Enttäuschend war dann der Blick in das Gebäude. Innen erwartete einen der Mief der 80er Jahre mit Röhrendecke und heruntergekommenen, dreckig wirkenden Räumen. Auch die Kunst kam dadurch überhaupt nicht zur richtigen Geltung, da die Räume die Wirkung drückten. Auch war die Zusammenstellung der Werke verwirrend und lieblos überladen. Vieles sah nach einer Schülerausstellung aus. Auch wenn man zugestehen muss, dass manche Kunstwerke gar nicht so schlecht waren, wie zum Beispiel der gesellschaftskritische und nicht verkäufliche Stuhl.
Aus den dunklen Räumen will man sich allerdings dann schnell verabschieden und ist positiv überrascht, wenn man den Hof der Alten Post betritt und einen eine sterbende Tier-Glasskulptur "Die Eselei" erwartet.
Der Glasesel von Erik Tannhäuser will seine negativen "Eselsattribute" loswerden, schüttelt sich und verliert somit Glasscherbe für Glasscherbe. Ob der Esel allerdings dadurch klüger wird, indem er seine Extremitäten verliert, bleibt dem Zuschauer verborgen.
Nicht verborgen sollte allerdings bei dem Neuköllner Spaziergang der Innenhof der Neuköllner Oper, genannt die Passage, bleiben. Über dem Jobpoint, Lernladen, Brot und Brötchen und der Passage schwebt ein überdimensionales Windspiel. Die Künstlerinnen Jacqueline Pehlemann und Tanja Meyle von JAC & Meylenstein vermitteln durch das Windspiel /I/I eine Utopie des schützenden Daches. Angenehm geschützt kann man sich unter diesem fiktiven Dach im Cafe ausruhen und stärken, um sich für das ruhigere und alte Neukölln-Rixdorf zu rüsten.
Bevor man sich jedoch auf dem sonst idyllischen und historischen Richardplatz in das laute und bunte Treiben mit Stepptanznummern, indischem Tanz und 20er Jahre- Rixdorfer Polka stürzt, ist ein Blick in die aktive katholische St. Clara Kirche in der Briesestr. empfehlenswert. Dort erwarten einen neben einer Pflanzen-Glas-Klanginstallation auch Holzschnitzereien von Mira Bergmüller, die einen aufstutzen lassen. Mitten im Kirchraum ist eine Gruppe von 35 Holzfiguren auf Holzstehlen platziert. Obwohl man von fern religiöse Motive erwartet, ist von Nahem klar, dass die Figuren die Vielfalt der menschlichen Gesellschaft darstellen. Auch ihre Holzkinder, mal wie Putten oder wie neuzeitliche Babys aussehend und ihr Gewand-Anzug aus Holz beeindrucken und regen zum Nachdenken gerade in Bezug auf den kirchlichen Ausstellungsort an.
Geistig gestärkt kann man sich so die historischen und ruhigen Seiten Neuköllns rund um die Richardstrasse und Kirchgasse zu Gemüte führen.
Hier ist auch das Böhmische Dorf gelegen, welches 1737 von protestantischen Flüchtlingen aus Böhmen gegründet wurde. Neben den vielen alten kleinen Häuschen, zeugt noch das älteste Schulgebäude Rixdorfs von dieser Zeit. Das Gebäude in der Kirchgasse 5 wurde 1753/54 gebaut und beherbergt heute das Museum im Böhmischen Dorf. Es ist ein sehr kleines, aber feines Museum, in dem gezeigt wird, wie die Böhmer Rixdorfer früher lebten, spielten und wie sie sich anzogen.....ein kleines idyllisches Kleinod, in dem sonst so lauten Neukölln.
Auf dem Richardplatz werden dann weitere Zeugen dieser Zeit sichtbar. In der alten Rixdorfer Schmiede wird noch geschmiedet und man riecht den Mix zwischen offenem Feuer und dem Holz, aus dem das Gebäude errichtet wurde. Man fühlt sich gleich um hundert Jahre in dem dunklen und kleinen Gebäude zurückversetzt.
Historisch spannend ist dann auch der Blick in den Hof des traditionellen Fuhrunternehmens Gustav Schöne auf dem Richardplatz. Dort kann man neben dem alten Pferdestall mit Pferden auch alte Kutschen begutachten, die sowohl zu Hochzeiten, Trauerzügen und anderen Anlässen herausgeholt werden.
Gerade dieser Gegensatz zwischen der Historie Neuköllns und der zeitgenössischen Kunst im urbanen Teil des Bezirks, macht dieses Festival zu einer sehenswerten Einrichtung für Berliner und Touristen.
Denn Berlin ist eben nicht nur Gendarmenmarkt, Unter den Linden, Schloss Charlottenburg oder Gedächtniskirche, sondern eben auch Rixdorf mit Karl-Marx-Strasse...und das nicht nur für 48 Stunden.
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