Sonntag, 1. Juni 2008

Franziska Holstein's PMFH

Die Kochstraße in Berlin, die in einem stadtbewegenden - zumindest bezirksbewegenden - Umbenennungsverfahren zur Rudi-Dutschke-Straße mutierte, lässt sich von dem 68er-Studentenführer nicht beirren, sondern schreitet mutigen Schrittes weiter seine Kunstrichtung. In die bisher am Abend und am Wochenende leeren Straßenzüge kommt Leben, wenn eine der zahlreichen Galerien ein Opening feiert.
Gestern abend war die Spesshardt & Klein Galerie 'dran.
Noch bevor man in die Galerieräume hineingehen konnte, standen schon zahlreiche Gäste - gut bewaffnet mit Getränken - smalltalkend vor der Tür. Durch die Menge kämpfend, eröffneten sich dem Besucher in dem hohen Galerieraum zwanzig auf Leinwand oder Papier gemalte Bilder der Künstlerin Franziska Holstein.
Holstein ist eine junge 1978 in Leipzig geborene Künstlerin, die für ihr post-graduate degree als Meisterschülerin bei Prof. Neo Rauch in die "Lehre ging". Aus der neuen deutschen künstlerischen Hochburg Leipzig ist sie daher auch nicht wegzukriegen. In Einzelausstellungen und Gruppenausstellungen konnte man aber bisher sowohl in Leipzig, Berlin als auch New York ihren grossformatigen Bildern begegnen.
Auffällig ist, dass bei fast allen Kunstwerken der Eindruck entsteht, dass sie unfertig sind, oder dicke Spachtelmasse partiell herausgerissen wurde. In einem Teil des Bildes ist oft ein Gebrauchsgegenstand wie ein Fernseher, ein Diaprojektor, Blumentöpfe abgebildet. Diese sehr realistische Darstellung bzw. Fotografien werden aber gleich wieder durch verschiedenfarbige Übermalungen durchbrochen. Es entsteht eine Ähnlichkeit mit Wänden, von denen verschiedene einfarbige Tapeten herabgerissen wurden. Oder die Wand wurde einfach mehrmals übermalt, aber die Farbe reichte nicht aus, um alles eintönig zu gestalten.
Im Stil vollkommen anders sind dann aber Holstein's Bilder "Selbstgemacht", "Fachkunde für Maler" und "Unser Kind", die wie überdimensionale alte DDR-Buchumschläge aussehen. Gerade an diesen Bildern erkennt man aber auch, dass Holstein ihre Kinder- und Jugendzeit in der DDR aufarbeitet. Zumindest wird beim Betrachten der Bilder klar, dass nicht nur Neo Rauch einen unübersehbaren bleibenden Eindruck bei Franziska Holstein hinterlassen hat, sondern auch die DDR einen nicht zu negierenden Part ihres jungen Lebens darstellt. Mit und ohne Brüche, übermalt und untermalt.
Noch bis zum 6. Juli 2008 bei Spesshardt & Klein anzuschauen, zu erwerben oder einfach auch nur kontrovers zu diskutieren.

Franziska Holstein
PMFH
Galerie Spesshardt & Klein
Kochstraße (Rudi-Dutschke-Str.) 55-58
10969 Berlin

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