Donnerstag, 27. November 2008

Palazzo - Das Gourmettheater

Man sollte ehrlich sein.
Man tut sich als Berliner schwer mit kommerziellen kulturellen Veranstaltungen. Gerade in Berlin, wo unzählige Amuesementmöglichkeiten existieren. Kommerziell, freischaffend kreativ oder auch nur laienhaft...Soviel gibt es in Berlin, soviel möchte man erleben. Man hat hier eben die Qual der Wahl. Ausserdem ist jeder immer auf der Suche nach dem innovativen, aussergewöhnlichen und ultimativen Event, dass keiner kennt und doch jeder danach davon redet.
Aber das sollte einen nicht davon abhalten an einen Ort zu gehen, der bisher nicht unbedingt durch kulturelle Highlights bekannt war: den stattlichen und modernen Berliner Hauptbahnhof. Nein, nicht direkt in das Gebäude hinein. Blicken Sie ein ein wenig daneben. Da entdecken Sie neben diesem monströsen central station - vis-à-vis zum Bundeskanzleramt - ein kleines Zelt, welches in sein ein wenig burlesquese Innenleben einlädt: das Palazzo.
Im Stil der Zwanziger, gemischt mit der Cabaret- und Varietéatmosphäre der Gegenwart, bietet das Palazzo eine wunderbare Unterhaltungsshow mit Musik, Akrobatik, Komik und singenden Kellnern - und nicht zuletzt mit wunderbarem Dinner an.
Michael Davis nimmt die Zuschauer - Bowlingkugeln schwingend - mit seinem komödiantischen Talent und seinem charmantem breiten amerikanischen Akzent für sich ein.
Die Truppe Hakuna Matata aus Tansania überzeugt nicht nur durch ihre ansteckende Begeisterung, sondern auch durch ihr Können, Stangen quasi hochzulaufen.
Petr Spatina spielt mit Glas, als ob es eine Harfe wäre. Grandios.
Die jungen Mädchen Yulia & Natalia singen zum Glück nicht wie Tatu, sind aber umwerfend biegsam und faszinieren die Gäste mit ihrer erotischen Akrobatik.
Dennis Yo-Yo Schleussner erstaunt nicht nur durch sein studenten- und jungenhaftes flippiges Aussehen, sondern auch durch seine Yo-Yo-Künste.
Aber das ist noch nicht alles: Starkoch Hans-Peter Wodarz, der im Münchener Sternerestaurant Tantris gearbeitet hat und durch sein eigenes Restaurant "Die Ente vom Lehel" bekannt wurde, verführt die Gäste vor, während und nach der Show kulinarisch aufs Feinste. Es wird weder mit den Portionen gegeizt noch mit der Anzahl der Gerichte, die auf dem Tisch aufgefahren werden.
Die Tische biegen sich förmlich vor Essen. Wunderbare Speisen aus Fleisch, Fisch und Gemüse erfreuen nicht nur optisch, sondern füllen auch den Magen - entgegen der gegenteiligen Ansicht über sternenahe Küche.
Wenn das Dessert dann naht, ahnt man, dass der wunderbare Abend bald vorbei ist. Ein letzter süsser und üppiger Gruss begleitet den Gast nach einer fast vierstündigen Show wieder in die Berliner Dunkelheit hinaus.
Au revoir und bis bald!

Palazzo
vom 10.10.2008 bis zum 8.2.2009
Katharina-Paulus-Straße
10557 Berlin

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