Dienstag, 28. Oktober 2008

DREI SEKUNDEN SERBIEN

Noch bevor am 31. Oktober 2008 wieder zahlreiche Galerien einen Exhibition-Opening-Marathon starten und sich feiern werden, hat die Galerie upstairs berlin schon mal eine Woche zuvor mit der Ausstellung DREI SEKUNDEN SERBIEN einen Vorgeschmack auf diese ereignisreiche Woche geliefert.
In den Galerieräumen werden innerhalb einer Gruppenausstellung Werke von vier jungen serbischen Künstlern, die durchschnittlich dreissig Jahre alt sind, ausgestellt.
Marija Stanković überrascht mit grossformatigen Bildern (Öl und Ölkreide), die nicht die zunächst erwartete politische Auseinandersetzung offenbarten. Die zwei Leinwände strahlten eher eine unglaubliche Ruhe aus. In mehrere Farbschichten und unterschiedlichen Weisstönen kristallisierten sich erst Blick für Blick Landschaften und Tiere. Spannend, was man alles mit "Nichtfarben" machen kann.
Ivan Bošković erfüllte dann aber das erwartete Klischee und setzte sich in seiner Videoinstallation und seinen Zeichnungen mit dem eigenen Land, der EU und der politischen Situation auseinander. Leise Kritik wurde in seinen schwarzweissen Bildern deutlich, in denen Zahlen und Symbole, wie die Taube mit dem Olivenzweig oder die EU-Sterne, dominierten.
Ivan Zupanc Fotografien waren im Vergleich zu Ivan Bošković Werken klarer und weniger subtil. Neben Strassenszenen mit Autos und Landschaft fotografierte Zupanc auch den Himmel, wobei in der linken unteren Ecke ein orthodoxes Kreuz einer Kirche hell und golden glänzt. Ob hierbei Kritik ausgeübt wird oder ob die Fotos im Stile einer Reisewerbebroschüre das geheimnisvolle Serbien zeigen sollen, hat der Betrachter für sich selbst zu entscheiden.
Der vierte Künstler in diesem dreisekündigen Bündnis ist Petar Mirković. Seine "Kohle auf Papier"- und "Polyester"-Bilder sind von einem Thema geprägt: Autos. Auch hier wird die erwartete politische Auseinandersetzung nicht geliefert. Aber vielleicht ist gerade das Nichtpolitische das Politische unserer Generation. Eine Generation, die allmählich mehr und mehr müde von der Politik und dem Staat wird und sich zum Individuellen und Heimeligen zurückzieht und für die das eigene Wohlbefinden wichtiger ist, als staatliche Interessen. "Liebe den Nächsten wie Dich selbst" - der Staat kann nur existieren, wenn das auf sich selbst konzentrierende Individuum mit sich selber glücklich ist.
Noch bis zum 6. Dezember 2008 sind die dreisekündigen serbischen Werke der vier durchschnittlich dreissig Jahre alten und in den letzten 30 Jahren vier Mal die Staatsangehörigkeit wechselnden Künstler zu sehen.


DREI SEKUNDEN SERBIEN
24.10.2008 - 6.12.2008
upstairs berlin
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin

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