Im Mai herrlichstes Sommerwetter in Berlin. Und man wird zu einer Verkostung von Weinen ins Borchardt's eingeladen. Also gleich zwei gute Dinge auf einmal.
Freundlichst wird man von den Gastgebern mit einem Rieslingsekt in Empfang genommen und dann ging es schon nach kurzem smalltalk zum harten businesstalk mit leckeren Borchardt-Degustationsmenue-Häppchen und zahlreichen Weinverkostungsmöglichkeiten in den Keller.
Einer, der schon gross war und nun dem 25 ha grossen Weingut der Familie an der Nahe neues Leben einhauchen will, ist der promovierte Jurist Dr. Johannes Pieroth. Die charmante Fernsehmoderatorin Frauke Ludowig war bisher primär weniger im winebusiness auffällig als im charmanten, aber knallharten talk mit unzähligen Promis. In einem kleinen, aber feinen Podiumsgespräch mit Herrn Dr. Pieroth gab sie jedoch professionell die Stichwörter, die er benötigte, um sein Unternehmen und seine Weine im besten Licht darstellen zu können.
Mit seinen Weißweinen will er in guter, über 300 jähriger Familientradition, Deutschland und der restlichen Welt zeigen, wie gut seine Pieroth-Weine sind. Da passt es wie die Faust aufs Auge, dass die Familie Pieroth nach dem Motto lebt: Winzer aus Tradition, Weinhändler aus Leidenschaft. Kommerz und Handwerk wird da gleich mal zu einer perfekten Symbiose verbunden und unter einen Hut gesteckt.
Einen Vergleich mit der internationalen Konkurrenz scheut das Pieroth-Unternehmen daher selbstbewusst nicht, sondern verkauft Weine befreundeter Winzer trickreich auf seiner Internetseite. Unter dem Stichwort Pieroth Weinentdeckungen werden Weine von Elena Walch aus dem Südtirol, von der Domaine Thomas von der Loire, von Bouchard Père & Fils (Beaune du Château) aus dem Burgund, Castello di Meleto aus der Toskana oder von der Bodegas Ondarre Rivallana aus dem Rioja angeboten.
Die neueste Entdeckung sucht man allerdings bisher vergeblich auf der Internetseite. Das wird sich wohl bald ändern. Denn bei der Auswahl der Weine für dieses exklusive Sortiment fiel auch das Augenmerk auf die Weine von Gérard Depardieu und seinem Partner Bernard Magrez.
Da passte es eigentlich hervorragend, dass Frau Ludowig bei der Weinvorstellung die Moderation führte. Allein Monsieur Depardieu liess sich aufgrund von aktuellen Filmarbeiten entschuldigen. Das war zwar bedauerlich, aber der anwesende attraktive Bernard Magrez präsentierte drei Depardieu-Weine auf eine sehr charmante und zurückhaltende französische Art.
All dieses schmückende Beiwerk darf jedoch nicht vom Wesentlichen dieses come together ablenken: DEN WEINEN von Pieroth und Depardieu/Magrez!
Und nun kommt der etwas zwiespältige Teil der Veranstaltung.
Während die Nahe-Weine (Riesling, Weissburgunder, Grauburgunder, Rivaner und Scheurebe) von Herrn Pieroth typisch deutsch lecker, leicht mit einer angenehmen und gut eingebundenen Säure sehr bodenständig waren, präsentierten sich Magrez / Depardieu Weine - jedenfalls im Verhältnis zum Preis - nicht im besten Licht. Und das lag nicht am matten Gewölbelicht des Restaurants Borchardt.
Schon der erste eingeschenkte Merlot
La Croix de Peyrolie, 2002
Gérard Depardieu
Lussac Saint-Emilion
duftete in der Nase vielversprechend nach Beeren und Schokolade. Am Gaumen war der Wein aber sehr verwunderlich. Er war zwar rund, im Abgang hatte er gar light buttery und karamellige Noten zu bieten. Aber das täuschte nicht darüber hinweg, dass der Wein für den Preis zu flach war. Es fehlte ihm leider jeglicher Charme, sondern erinnerte sogar teilweise geschmacklich an Taubheitsgefühle. Derartige Assoziationen waren - jedenfalls mir - bisher unbekannt. Pardon, Monsieur Magrez et Monsieur Depardieu!
Aber vielleicht macht das ja gerade den Reiz des Weines aus?!
Auch der
Référence, 2002
Gérard Depardieu
Vin de Pays D'OC
60 % Merlot, 40 % Cabernet Sauvignon
und
Ma Vérité, 2002
Gérard Depardieu
Haut Médoc
40 % Merlot, 50 % Cabernet Sauvignon, 5% Cabernet Franc und 5 % Petit Verdot
überzeugten nicht vollständig. Zwar waren Référence und Ma Vérité definitv gefälliger, harmonischer am Gaumen und liessen nicht die Assoziationen von Taubheit zu. Aber leider werden diese Weine es wohl auf dem deutschen Markt aufgrund des exorbitant hohen Preises schwer haben. Aber vielleicht ist es dem einen oder anderen Wert, einen Wein zu trinken, der nach dem Geschmack von Gérard ist und vielleicht gar im Schweisse seines Angesichts produziert wurde?
Im Vergleich dazu waren die Pieroth-Weine einfach klassisch sauber und schön - sowohl die Qualitätsweine als auch die Prädikatsweine.
Insbesondere der
Weißburgunder 2007
Qualitätswein trocken
Weingut Pieroth, Nahe
fiel trotz bzw. gerade wegen des hohen Alkoholgehaltes von 14 % vol positiv auf.
Zwar stachen sämtliche Pieroth-Weine nicht durch eine starkes Aroma-Bouquet in der Nase hervor, aber am Gaumen waren sie mehr als gefällig und aromatisch.
Beim Weißburgunder fiel die angenehme zitrusartige Säure auf, die jedoch sehr harmonisch war und an Melone erinnerte.
Die
Scheurebe 2007
Qualitätswein feinherb
Weingut Pieroth, Nahe
war ebenfalls in positiver Erinnerung geblieben. Die typische Kräuteraromatik war dezent in die Säure eingebunden, so dass dies sicherlich ein angenehmer Sommerwein wird, der bei geselligen Abenden schlürfend genossen werden kann.
Allein die Riesling Auslesen aus dem Jahr 2007 von der Lage Dorsheimer Pittermännchen, dem Bingerbrücker Römerberg und dem Dorsheimer Goldloch überzeugten nicht in der erwarteten Weise. Es fehlte ihnen am Gaumen die Komplexität seiner Kollegen von der Mosel. Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch diese Weine - auch wieder im Hinblick auf den Preis - einfach glockenklar, lecker, erfrischend und sommerlich sind.
Fazit ist, dass sich zwei unterschiedliche Weinproduzenten gefunden haben, die verschiedener in den Weinen und der Qualität der Weine mit den dazugehörenden Verkaufspreisen nicht sein können.
Bleibt Herrn Dr. Pieroth zu wünschen, dass seine Weine unter der Vermarktungsstrategie der Depardieu-Weine nicht leiden werden, denn in jedem Fall sind sie schnörkellos eines Applauses wert!
Einer, der schon gross war und nun dem 25 ha grossen Weingut der Familie an der Nahe neues Leben einhauchen will, ist der promovierte Jurist Dr. Johannes Pieroth. Die charmante Fernsehmoderatorin Frauke Ludowig war bisher primär weniger im winebusiness auffällig als im charmanten, aber knallharten talk mit unzähligen Promis. In einem kleinen, aber feinen Podiumsgespräch mit Herrn Dr. Pieroth gab sie jedoch professionell die Stichwörter, die er benötigte, um sein Unternehmen und seine Weine im besten Licht darstellen zu können.
Mit seinen Weißweinen will er in guter, über 300 jähriger Familientradition, Deutschland und der restlichen Welt zeigen, wie gut seine Pieroth-Weine sind. Da passt es wie die Faust aufs Auge, dass die Familie Pieroth nach dem Motto lebt: Winzer aus Tradition, Weinhändler aus Leidenschaft. Kommerz und Handwerk wird da gleich mal zu einer perfekten Symbiose verbunden und unter einen Hut gesteckt.
Einen Vergleich mit der internationalen Konkurrenz scheut das Pieroth-Unternehmen daher selbstbewusst nicht, sondern verkauft Weine befreundeter Winzer trickreich auf seiner Internetseite. Unter dem Stichwort Pieroth Weinentdeckungen werden Weine von Elena Walch aus dem Südtirol, von der Domaine Thomas von der Loire, von Bouchard Père & Fils (Beaune du Château) aus dem Burgund, Castello di Meleto aus der Toskana oder von der Bodegas Ondarre Rivallana aus dem Rioja angeboten.
Die neueste Entdeckung sucht man allerdings bisher vergeblich auf der Internetseite. Das wird sich wohl bald ändern. Denn bei der Auswahl der Weine für dieses exklusive Sortiment fiel auch das Augenmerk auf die Weine von Gérard Depardieu und seinem Partner Bernard Magrez.
Da passte es eigentlich hervorragend, dass Frau Ludowig bei der Weinvorstellung die Moderation führte. Allein Monsieur Depardieu liess sich aufgrund von aktuellen Filmarbeiten entschuldigen. Das war zwar bedauerlich, aber der anwesende attraktive Bernard Magrez präsentierte drei Depardieu-Weine auf eine sehr charmante und zurückhaltende französische Art.
All dieses schmückende Beiwerk darf jedoch nicht vom Wesentlichen dieses come together ablenken: DEN WEINEN von Pieroth und Depardieu/Magrez!
Und nun kommt der etwas zwiespältige Teil der Veranstaltung.
Während die Nahe-Weine (Riesling, Weissburgunder, Grauburgunder, Rivaner und Scheurebe) von Herrn Pieroth typisch deutsch lecker, leicht mit einer angenehmen und gut eingebundenen Säure sehr bodenständig waren, präsentierten sich Magrez / Depardieu Weine - jedenfalls im Verhältnis zum Preis - nicht im besten Licht. Und das lag nicht am matten Gewölbelicht des Restaurants Borchardt.
Schon der erste eingeschenkte Merlot
La Croix de Peyrolie, 2002
Gérard Depardieu
Lussac Saint-Emilion
duftete in der Nase vielversprechend nach Beeren und Schokolade. Am Gaumen war der Wein aber sehr verwunderlich. Er war zwar rund, im Abgang hatte er gar light buttery und karamellige Noten zu bieten. Aber das täuschte nicht darüber hinweg, dass der Wein für den Preis zu flach war. Es fehlte ihm leider jeglicher Charme, sondern erinnerte sogar teilweise geschmacklich an Taubheitsgefühle. Derartige Assoziationen waren - jedenfalls mir - bisher unbekannt. Pardon, Monsieur Magrez et Monsieur Depardieu!
Aber vielleicht macht das ja gerade den Reiz des Weines aus?!
Auch der
Référence, 2002
Gérard Depardieu
Vin de Pays D'OC
60 % Merlot, 40 % Cabernet Sauvignon
und
Ma Vérité, 2002
Gérard Depardieu
Haut Médoc
40 % Merlot, 50 % Cabernet Sauvignon, 5% Cabernet Franc und 5 % Petit Verdot
überzeugten nicht vollständig. Zwar waren Référence und Ma Vérité definitv gefälliger, harmonischer am Gaumen und liessen nicht die Assoziationen von Taubheit zu. Aber leider werden diese Weine es wohl auf dem deutschen Markt aufgrund des exorbitant hohen Preises schwer haben. Aber vielleicht ist es dem einen oder anderen Wert, einen Wein zu trinken, der nach dem Geschmack von Gérard ist und vielleicht gar im Schweisse seines Angesichts produziert wurde?
Im Vergleich dazu waren die Pieroth-Weine einfach klassisch sauber und schön - sowohl die Qualitätsweine als auch die Prädikatsweine.
Insbesondere der
Weißburgunder 2007
Qualitätswein trocken
Weingut Pieroth, Nahe
fiel trotz bzw. gerade wegen des hohen Alkoholgehaltes von 14 % vol positiv auf.
Zwar stachen sämtliche Pieroth-Weine nicht durch eine starkes Aroma-Bouquet in der Nase hervor, aber am Gaumen waren sie mehr als gefällig und aromatisch.
Beim Weißburgunder fiel die angenehme zitrusartige Säure auf, die jedoch sehr harmonisch war und an Melone erinnerte.
Die
Scheurebe 2007
Qualitätswein feinherb
Weingut Pieroth, Nahe
war ebenfalls in positiver Erinnerung geblieben. Die typische Kräuteraromatik war dezent in die Säure eingebunden, so dass dies sicherlich ein angenehmer Sommerwein wird, der bei geselligen Abenden schlürfend genossen werden kann.
Allein die Riesling Auslesen aus dem Jahr 2007 von der Lage Dorsheimer Pittermännchen, dem Bingerbrücker Römerberg und dem Dorsheimer Goldloch überzeugten nicht in der erwarteten Weise. Es fehlte ihnen am Gaumen die Komplexität seiner Kollegen von der Mosel. Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch diese Weine - auch wieder im Hinblick auf den Preis - einfach glockenklar, lecker, erfrischend und sommerlich sind.
Fazit ist, dass sich zwei unterschiedliche Weinproduzenten gefunden haben, die verschiedener in den Weinen und der Qualität der Weine mit den dazugehörenden Verkaufspreisen nicht sein können.
Bleibt Herrn Dr. Pieroth zu wünschen, dass seine Weine unter der Vermarktungsstrategie der Depardieu-Weine nicht leiden werden, denn in jedem Fall sind sie schnörkellos eines Applauses wert!
2 Kommentare:
Schau mal da rein:
http://www.wiv-ag.com/de/index.html
Ein Winzer aus Tradition ist für mich was ganz anderes.
Gruß
Der Satz waren seine Worte... ;-)
Beste Grüsse aus dem sommerlichen Berlin!
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