Donnerstag, 22. Mai 2008

Die zwei Sterne des Pariser L'Atelier de Joёl Robuchon

Die französische Küche geniesst weltweit einen hervorragenden Ruf. Ob das tatsächlich so gerechtfertigt ist, mag dahinstehen.
Wenn man nach den Michelin-Sternen gehen würde, müsste Paris daher wohl die Gourmet-Stadt schlechthin sein. Immerhin beherbergt im Jahr 2008 die wunderschöne Stadt an der Seine 9 Drei-Sterne-Restaurants, 15 Zwei-Sterne-Restaurants und 38 Ein-Sterne-Restaurants.
Den Sprung von einem Stern zu einem zweiten Michelinstern hat dieses Jahr als einziges Pariser Restaurant das L'Atelier de Joёl Robuchon geschafft.
In einer wunderschönen Gegend gelegen - nicht weit von der Metro-Station Rue du Bac - ist das L'Atelier de Joёl Robuchon ein stylisches und überhaupt nicht typisches Sternerestaurant. Von der schwarz-roten Einrichtung und den Sitzmöglichkeiten erinnert es eher an eine äusserst elegante Sushibar. Die Gäste sitzen nämlich nicht an Tischen, sondern sind zum Teil rund um die "Küche" an Tresen und auf Hockern plaziert. So kann man wunderbar den Köchen und der Bedienung bei den Vorbereitungen zuschauen.
Die Menuekarte ist dann aber überhaupt nicht asiatisch, sondern sehr französisch. Neben dem klassischen Menue, besteht im L'Atelier auch die Möglichkeit, kleinere Degustationsspeisen zu bestellen, um so eine grosse Vielfalt an Kochkünsten geboten zu bekommen.
Zwei bis drei Degustationsgänge entsprechen etwa einem normalen Gang.

1. Degustationsgang
Zum LE FOIE GRAS (frais de canard cuit au torchon) wurde vom Sommelier ein Glas Clos Uroulat empfohlen. Dieser Wein besteht zu 100 % aus der Rebsorte Petit Manseng.
Besonders sympathisch ist, dass die Tochter Marie des Winzers Charles Hours, den blog Le blog de Marie/Uroulat hegt und pflegt.

AOC Jurancon
Charles Hours
Clos Uroulat 2006


Farblich glänzte dieser Dessertwein im Glas kräftig goldfarben.
In der Nase war der Uroulat dann ziemlich komplex. Viel Karamell, Lychee, mit Rohrzucker gesüsste Butter, Mango und Pfirsich spielten geruchstechnisch eine Rolle.
Am Gaumen war der Wein unglaublich rund und geschmeidig und erinnerte ein wenig an einen leichten eleganten Lycheesirup, der durch Säure nicht überladen schwer wirkte.
Im Abgang war der Uroulat dann angenehm lang und hinterließ einen Hauch Zitronengrassäure.
Zu der schweren Gänseleberpastete passte der Wein einfach exzellent, da das Foie Gras durch den Wein am Gaumen einfach nur zerschmolz.
Etwas enttäuschend war allerdings die Dekoration des Tellers. Denn eigentlich erwartet man, dass im L'Atelier alle Sinne angeregt werden, d.h. auch das Sehvermögen. Das flach geschnittene Foie Gras wurde allerdings einfach auf den unteren Teil des Tellers gelegt und oberhalb dessen wurde ein grosses Kreuz aus milden Salzkörnern gestreut. Ein wenig einfallslos, auch wenn die Sinne des Gaumens definitiv befriedigt wurden.

2. Degustationsgang
Als zweiter Gang kam dann das
L’AGNEAU DE LAIT
(en côtelettes à la fleur de thym) mit einem empfohlenen Glas Bergerac. Dieser Wein wird aus 50 % Merlot und 50% Cabernet Sauvignon gemacht.

A
OC Cotes de Bergerac
Château Tour des Gendres
La Gloire de mon Père, 2002

Von der Farbe war der Bergerac schwarzrot mit einem Lilastich.
In der Nase war der Wein dann hart und tanninreich. Herbe Cassistrauben mit einem etwas undefinierbaren Meeresgeruch nach Salz verwirrten ein wenig die Sinne. Später kamen noch Aromen, die an eine noch nicht reife Frucht oder grünes, knackiges Gemüse erinnerten. Eine passende Assoziation fehlte hierzu allerdings.
Am Gaumen fielen dann wieder als erstes die Tannine auf. Obwohl der Wein am Gaumen ziemlich komplex war, erschien er doch eher geschmeidiger und leichter.
Der Abgang war dann überraschend lang und hinterliess ein leichtes harmonisches Sauerkirscharoma am Gaumen.
Der Sommelier erklärte zuvor, dass der Bergerac weniger ein Alleingänger ist, sondern eher zu Speisen getrunken werden sollte.
Damit hatte er vollkommen recht. Denn mit dem Milchlämmchen, das mit einem Bund Thymian und weiteren Kräutern garniert war und dem sehr feinen Kartoffelpüree zeigte sich der Wein von seiner besten Seite. Die Tannine verschwanden vollkommen und der Wein ergänzte sich phänomenal mit dem Thymianlämmchen. Insbesondere die leicht säuerlichen Kräuteraromen gingen eine perfekte Alliance mit dem Bergerac ein.
Ein Genuss erster Klasse, der auch endlich den Augen was zu bieten hatte!

3. Gang
Und nun begann es langweilig zu werden. Der nächste Gang war eine Assiette de fromages de France. Die vier Weichkäsestücke waren simpel auf einem weissen Teller serviert worden. Alleine das dazugereichte pfiffig getoastete Brot war unglaublich lecker. Der empfohlene Cotes de Provence des Chateau Sarrins war für sich zwar in Ordnung, war aber in Ergänzung zu dem Käse nicht die beste Empfehlung.

Cotes de Provence
Château des Sarrins 2003

Der Wein wird aus Grenache, Syrah und Cabernet Sauvignon hergestellt.
Farblich ist er im Glas tief schwarzrot.
In die Nase wehte ein Hauch von dunklen Beeren.
Den Gaumen umspielten harmonische Tannine und beerige Aromen.
Der Abgang ist nicht weiter auffällig gewesen.
Mit dem Käse wurde der Wein allerdings langweilig und die Tannine verstärkten sich. Rätselhaft ist, warum gerade dieser Wein empfohlen wurde. Es gäbe sicherlich auch eine bessere Wahl.

4. Gang

Als krönender Abschluss wurde wärmstens das Dessert du jour (diesmal ein Kirsch-Soufflé) empfohlen.
Serviert wurde das Soufflé mit einem Cafe expresso, der war, wie er sein sollte: klein, schwarz und dickflüssig.
Das Soufflé war vom Geschmack her hervorragend: locker flockig und nicht zu süss. Allerdings störten die zahlreichen Kirschkerne den Genuss - auch wenn man zur Herausnahme der Kerne einen Hornlöffel benutzen konnte, der mit Goldfarbe bestreut war.
Das Auge spielte allerdings auch hier nur beschränkt mit. Die einfache runde Keramikschale stand auf einem goldenen Teller, der mit etwas undefinierbar Rötlichem bestreut war. Keine grossartig umwerfende Designidee.

Im Grossen und Ganzen kann man sagen, dass es ein wunderbarer Abend war, auch wenn das Fooddesign zum grossen Teil nicht betörend genial war. Vom Geschmack her gab's definitv keine Einwände, auch wenn die Weinempfehlung zum Käse nicht die Beste war.
Die Idee der Degustationsgänge ist allerdings mehr als genial. Denn so kann man die Kochkunst des Joёl Robuchon umfassend erfassen und geniessen.

L'Atelier de Joёl Robuchon
5, rue de Montalembert
75007 Paris
http://www.joel-robuchon.com
Open on sunday!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist meine Kantine!

Na ja, um ehrlich zu sein, mir ist Qualität lieber als Fooddesign auf dem Teller!

Iss besser nie in den Sterneläden Käse, den sollte man besser zu Hause essen, seine café-variations et variations de chocolat sind die bessre Wahl!

Swetlana hat gesagt…

Vollkommen d'accord.
Qualität des Essens ist absolut das Wichtigste! Aber nichtsdestotrotz sollte ein Sternerestaurant auch für's Auge was zu bieten haben. Aber vielleicht ist das auch nur so ein "Frauending". ;-)
Und Käse zu Hause essen ... ebenfalls einverstanden, aber es rundet ein Essen eben einfach schön ab. Daher komm' ich nicht drum herum.
Und was das Dessert angeht ... beim nächsten Besuch der Kantine werde ich dem Ratschlag gerne folgen! ;-) Denn es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein. Denn geschmeckt hat's allemal. ;-)