Mittwoch, 2. Juli 2008

Adamsberg' Pariser blaue Kreise

Jean-Baptiste Adamsberg ist ein schrulliger und seltsamer Polizist, der sich weniger durch herkömmliche Intelligenz, denn durch unübertreffliche Intuition auszeichnet. Er ist gleichzeitig auch die Hauptfigur einer Krimireihe der französischen Krimiautorin Fred Vargas, die durch ihre skurrilen Pariskrimis bekannt geworden ist.
Der erste Krimi der Adamsberg-Reihe ist Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord.
In dieser Geschichte kommt Adamsberg von Basses-Pyrénées nach Paris und wird dort Kommissar im 5. Arrondissement. Zusammen mit seinem Kollegen und Inspektor Danglard registriert er besorgt, dass über einen langen Zeitraum hinweg nachts auf den Strassen von Paris von jemandem blaue Kreise gezeichnet werden, die einen mehr oder weniger banalen Gegenstand umfassen. Die Meisten lachen Adamsberg wegen seine Befürchtung und sich bewahrheitenden Ahnung, dass es sich hierbei um einen gefährlichen Täter handelt, aus.
Wie auch in diesem Krimi, sind Kommissare selten eine Gestalt, die von Anfang an sympathisch erscheinen. Sie werden meist nicht als umwerfend attraktiv beschrieben, haben eigenartige Verhaltensweisen und unterscheiden sich sonst in fast nichts von der Allgemeinheit, ausser durch eine gewisse Intuition, Erfahrung und Hartnäckigkeit.
Vargas treibt es aber auf die Spitze.
Adamsberg wird gleich von Anfang als körperlich unattraktiv beschrieben: "Körper eines Waldkindes", der primitiv und hässlich erscheint. Und genauso unkommunikativ und eigenbrödlerisch ist Adamsberg auch. Auch wenn er sich über weiblichen Zuspruch nicht beklagen kann.
Dass zu dem Krimi noch die seltsame Meeresforscherin Mathilde, die in ihrer Freizeit Menschen folgt, um sich so ein Bild von ihnen zu machen, der garstige Tierforscher Charles Reyer, der beim Sezieren einer Löwin erblindete und die verrückte liebestolle Clémence Valmont mit Spitzmauszähnen hinzukommen, setzt dem Krimi die Krone auf. Alles skurrile Gestalten, mit denen man im Zweifel nicht befreundet sein möchte.
Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord ist insoweit kein platter Krimi, der Klischees bedient. Der Leser wird immer wieder verwundert, teils gespannt, teils auch angewidert eine Seite nach der anderen umblättern und lesen.
Und schlussendlich ist wie bei jedem guten Krimi dann derjenige der Mörder, von dem man es am wenigsten erwartet hat. Wenigstens in dieser Hinsicht werden Klischees wieder bedient.


Fred Vargas
Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord
Titel der Originalausgabe: L'homme aux cercles bleus
Aus dem Französischen von Tobias Scheffel
1996 Éditions Viviane Hamy
1999 Aufbau Taschenbuch Verlag

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