Mittwoch, 9. April 2008

Die fantastischen Vier aus dem Aigner

Auf den Spuren der Tour de Gourmet '08 führte der kulinarische Weg ins mittlerweile etablierte Restaurant Aigner am Gendarmenmarkt vis-à-vis zum Fischers Fritz im Regent.
Im Vorfeld dieses Gourmetfestivals bestach das Aigner durch ein 4-Gänge-Menu-Angebot mit korrespondierenden Weinen vom pfälzischen Weingut Horcher zu dem akzeptablen Preis von 44,44 €.
Der Titel des Menus "Die fantastischen Vier" klang zunächst ziemlich ausgeflippt und hip-hoppig. Auf den zweiten Blick war das Menu dann grundsolide. Im übrigen genauso solide wie das Publikum, welches das Restaurant frequentierte: Geschäftsleute, Beamte, Botschaftsangehörige und ältere Ehepaare, die auf Reisen in Berlin waren. Frauen sind hier definitiv in der Minderheit, was jedoch in keinster Weise wertend zu vermerken sei.
Bevor die vier Gänge starteten, gab's den obligatorischen Gruss aus der Küche, der diesmal aus kleinen Schinkenhäppchen und einer Kürbiscreme bestand. Einfach, aber lecker.

1. Starter
Der eigentliche Start erfolgte dann durch ein Gericht das weniger in einem Restaurant als erster Gang denn in der Kater-Küche bekannt ist: Der gute alte Rollmops - festgezurrt durch einen Holzpommesstäbchen!
Der kam hier als Rollmops von der Bachforelle mit original Frankfurter Grüner Sauce und kleinem Salat verfeinert und leicht auf erhöhte Zimmertemperatur gebracht mit einem Assortiment an Blattsalaten, Radieschen und Tomaten daher. Ein bodenständiges Essen, das an Grossmutters Küche erinnert und in Kombination mit dem weißen Horcher popt 2007, der hauptsächlich aus Weissburgunder, Grauburgunder, Silvaner und Riesling besteht, unerwartet einfach, aber gut und harmonisch war.
Der Horcher popt 2007, der mit einem Schraubverschluss verschlossen war, ging eine sympathische Symbiose mit Salat und Möpschen ein. Keiner übertrumpfte den anderen, aber keiner gewann dadurch auch an Kraft.
Der Horcher popt ist von der Farbe klar und hell gelb mit grünlichen Reflexen.
In die Nase wehte dezent ein exotischer Duft von Papaya und Apfel.
Am Gaumen ist der Wein dann sehr mineralisch und angenehm frisch jung. Der Abgang ist relativ unauffällig.

2. Und der zweite Streich folgte dann sogleich
Kaum war der erste Gang abgeräumt und kaum hatte man den Rollmops sowohl in Gedanken als auch im Magen verdaut, da kam schon der zweite Gang: Ein leichtes Meerrettichsüppchen mit roter Beete.
Das Süppchen war tatsächlich leicht, aber auch hier geizte man nicht, sondern präsentierte einen vollen Suppenteller. Die Rote Beete-Würfelchen waren zunächst von dem geschäumten Meerrettichsüppchen verdeckt, tauchten dann Löffel für Löffel in einem aparten mit dem restlichen Weiss und dem klein geschnibbelten grünen Schnittlauch allmählich vermischenden Rot auf.
Zu dieser milden und doch durch die rote Beete würzigen Suppe passte der Cuvée Horcher weiß 2007 (Riesling, Kerner und Silvaner) gut.
Auch diese Cuvee war von der Farbe blässlich mit grünlichen Reflexen.
Allerdings dominierte der Riesling extrem mit einer frischen Apfelsäure in der Nase. Am Gaumen war der Wein mineralisch säuerlich und erinnerte ein wenig an Limette.
Im Abgang war er - wie bei einer Pomelo - zunächst leicht süsslich und ging dann in eine chininähnliche Bitterkeit über. Als Alleingänger wäre der Wein wohl zu extrem, aber in Kombination mit der Roten Beete und dem Meerrettichschaum war der Wein angenehm.

3. Das Schweinchen im Hauptgang
Auch beim dritten Gang sparte die Küche nicht an Zutaten, sondern präsentierte eine sättigende Portion Schweinsbratl vom Saalower Kräuterschwein mit gelben Rübchen und geschmelzten Kartoffel-Blutwurstknödel.
Das Kräuterschweinchen, das etwas für meinen Geschmack zu trocken war, die Rübchen und das Klöschen waren sonst von guter und bodenständiger Qualität. Alleine die "braune" Sauce, die die Verbindung zwischen den einzelnen Zutaten schaffte und den Teller garnierte, war nicht näher definierbar und stach nicht gerade geschmacklich besonders hervor.
Dazugereicht wurde ein roter Horcher popt 2007, ebenfalls ein Cuvée aus Cabernet Cubin, Portugieser und Dornfelder.
Farblich erschien der Wein im ziemlich dunklen Restaurant mit Kerzenschein blutrot.
In der Nase war der rote Wein dann etwas erdrückend süsslich fruchtig. Beim zweiten Riechen erinnerte der Wein dann an Granatapfelsirup.
Am Gaumen war er dann entgegen der Nase bitter-süsslich und hinterliess einen Hauch von Johannisbeere auf der Zunge. Der Abgang war dann wieder recht unspektakulär.
Zusammen mit dem Schweinerl passte der Wein aber passabel, ist aber als Solist nicht mein Favorit.

4. Und zu guter Letzt
Das Dessert Cappucchino - Tonkabohnenmousse mit eingeweckten Himbeeren wurde dann mit einem Winzersekt gereicht.
Sowohl das Mousse, das mit viel Sahne in einer Cappucchino-Tasse gebracht wurde als auch die Himbeeren waren ein sympathischer Abschluss des Menus. Der Winzersekt passte zum süssen Abschluss, obwohl ein kleiner schwarzer Kaffee vielleicht dem Dessert noch einen besseren Kick verpasst hätte.

5. Conclusio
Das Menu war gut und grosszügig bemessen. Die dazugereichten Weine waren ok, aber nicht herausragend. Alleine der weisse Horcher popt 2007 war am Überzeugendsten.
Besonders hervorzuheben ist die sehr angenehme Atmosphäre im Restaurant und die äusserst zuvorkommende und - wenn nötig - unauffällige Bedienung. Es wurde alles getan, damit sich der Gast wohl fühlt.
Ohne Zweifel kann man einen sehr angenehmen Abend im Aigner verbringen....mit oder auch ohne der Gesellschaft der fantastischen Vier!

Aigner Gendarmenmarkt
Französische Straße 25
10117 Berlin
Tel. 030.203751850 /51

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