Montag, 24. November 2008

Weinrallye # 17 Der vinologische Beitritt ist ein voller (Teil-)Erfolg

Mittlerweile sind wir schon bei der 17. Weinrallye gelandet.
Das siebzehnte Mal treffen sich virtuell Weinblogger, Weinbegeisterte, Weinprofis, Weinlaien, Weinjournalisten, Weinmacher, Weinverkäufer und Weintrinker, um über eigenst ausgesuchte Weine zu einem monatlich wechselnden und vorgegebenen Thema zu berichten.
Dieses Mal war das Thema:


Ein spannendes Thema, das anscheinend auf grosses Interesse gestossen ist....auch wenn einige Teilnehmer einige Probleme hatten, ensprechende Weine zu erwerben.
Nichtsdestotrotz sind insgesamt 18 Beiträge veröffentlicht worden.
Acht der zwölf beigetretenen Länder waren bei dieser Weinrallye vertreten. Definitiv eine beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, dass Weinbau in Estland, Lettland und Litauen definitiv momentan kaum existent ist und daher auch bei dieser Rallye nicht vertreten war. Allerdings fehlte auch Malta in der Teilnehmerliste, wenn auch sicherlich auf der kleinen Insel Wein angebaut wird.
Insgesamt waren Weine aus Bulgarien und Ungarn jeweils vier mal Thema von Beiträgen. Slowakei, Tschechien und Rumänien wurden jeweils drei Mal besprochen. Artikel zu polnischen und slowenischen Weinen wurden je zweimal veröffentlicht und Zypern wurde einmal mit einem Beitrag bedacht.

Als Resultat kann man festhalten: es gab die eine oder andere Überraschung, sowohl negativer als auch positiver Art. Erfreulicherweise gab es eine Anzahl von osteuropäischen Weinen, die wohl nicht nur trinkbar waren, sondern auch den Anreiz gaben, sich auch in Zukunft vielleicht mehr mit unseren Nachbarländern weinglasweise auseinanderzusetzen.

I. Polen:
Allein, dass es tatsächlich jemand geschafft hat, Wein aus Polen aufzutreiben, bedarf einer Sonderehrung und gehört daher an erster Stelle erwähnt!!!
1. Polnische Weine werde aber wohl definitiv in naher Zukunft noch nicht der Renner sein. Matthias vom Viva-Vino Biowein Blog hat zwar tatsächlich einen polnischen Wein aufgetrieben, war aber nicht begeistert, wohl eher sprachlos.
2. Nicht direkt einen Wein aus Weintrauben, aber polnischen Wein aus Aronia-Trauben hat Bernd vom Biowein-depot angesprochen. Wenn schon kein gescheiter Wein in Polen angebaut wird, dann muss eben ein Aronia-Wein herhalten.

II. Slowakei:
1. Martin von berlinkitchen versprach sich viel von einem slowakischen Wein, der einstmals auf ungarischem Boden wuchs und von deutschen Winzer hergestellt wurde und nun wieder wird. Das Gut hat eine spannende Geschichte, aber der Wein ist wohl nur was für fortgeschrittene Weinliebhaber, die sich gerne mit einem Wein sensorisch auseinandersetzen wollen. "Kein easy-drinking Wein"! Oder vielleicht doch schon zu alt?
2. Matthias vom Viva-Vino Biowein Blog war dagegen von seinem slowakischen Wein sehr angetan. Jedenfalls hat er nun Lust auf mehr slowakische Weine.
3. Mario vom The Drink Tank hat sich ebenfalls für den gleichen Wein wie Martin von berlinkitchen entschieden (jedoch für einen jüngeren Jahrgang!). Allerdings sind die sensorischen Beschreibungen der Weine mehr als unterschiedlich. Nun kann man sich entscheiden....will man Gummi und Teer oder doch lieber Ananas und Aprikose schmecken?

III. Zypern:
1. Lars von Schreiberswein macht nicht nur Iris mehr Lust auf zypriotischen Wein. Auch andere Leser sind von Lars Artikel, Wein und Fischsuppe begeistert. Immerhin ist Zypern eines der "spannendsten Weinquellen für Neuentdeckungen". Zu einem Drei-Gänge-Menü werden Weine aus autochtonen Trauben (Xynisteri, Maratheftiko, Mavro) getrunken! Ein Beitrag ganz in meinem Sinne. Und lecker noch dazu.
Fortsetzung der zypriotioschen Berichterstattung wird in den nächsten Wochen folgen und mit grosser Spannung erwartet!

IV. Slowenien:
1. Die liebe Iris vom Weingut-Lisson: Ein Winzertagebuch hatte im südlichen Frankreich Probleme, entsprechende Weine aufzutreiben. Aus der Not machte sie eine Tugend und engagierte einfach einen Ghostwriter, der eine spannende Abhandlung über slowenische Weine schrieb. Mike Tommasi, der Mitbegründer von Slow Food France ist, berichtete über eine stattliche Anzahl hervorragender slowenischer Weine, die z.T. aus autochtonen Weinsorten gemacht wurden. Dieser Artikel zeigt, wie bedeutend die Weinproduktionen in unseren Nachbarländern sind und wie schade es ist, dass diese Weine nur schwerlich bzw. fast gar nicht in Westeuropa zu erwerben sind. Diese Marktlücke müsste man doch wohl schliessen können!
2. Markus vom weintagebuch ("beta") war leider nicht ganz so begeistert, was die slowenischen Weine anging. Lag's an der Winzergemeinschaft, die den Wein produziert hat? Oder ist der Riesling einfach keine Traube für Slowenien? Jedenfalls fehlte ihm ein wenig die Säure und Schlankheit der deutschen Rieslinge.

V. Bulgarien:
1. Robert von lamiacucina staunte über einen bulgarischen Melnik und will sogar die restlichen Weine bei seinem Händler zum Auslaufpreis erwerben. Auch wenn das dazugegessene Gericht Sarmi aus Weinblättern ihn nicht vollständig überzeugte. Also, am besten beides getrennt geniessen! So ist beides durchaus geschmackvoll - genauso wie beide verfasste Artikel!
2. Wolf von Hausmannskost setzte sich mit dem Zaren und dem Realsozialisten auseinander und ist von beiden nicht vollständig begeistert: dem einen fehlt die Strenge, dem anderen Eleganz und Reinheit. Da muss wohl noch einiges getan und an der Produktion gefeilt werden! Oder sich vielleicht doch mehr am momentanen Regierungssytem orientieren?
3. Thomas vom winzerblog ging in die Weingeschichte Bulgariens und offenbarte die Weinbeziehungen zur DDR. Was so spannend olfaktorisch begann, endete leider mit einer Ernüchterung. Ein zwanzig bis dreissig Jahre alter Wein aus den alten sozialistischen Zeiten konnte den EU-Beitritt nicht überleben. Jedenfalls kam er leider nur noch stumpf aus der Flasche: "Grosse Klappe, nichts dahinter!" Aber die Wein-Erste-Hilfe-Maßnahmen waren mehr als spannend! Hätte man doch immer so ein kleines Köfferchen dabei! ;-)
4. Mario vom Planet Bordeaux tat dagegen ein spannendes Joint-venture in Bulgarien auf, auch wenn der vorgestellte Enira von Bessa Valley Winery mit Bordeaux-Weinen noch nicht konkurrieren kann. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

VI. Ungarn:
1. Mario hat sich natürlich auch mit einem ungarischen Wein, einem Schaumwein auf seinem blog alles Schampus! beschäftigt! Der Tokaji ist demnach nicht nur für den bekannten Wein gut, sondern kann hervorragend auch als Schampus herhalten, auch wenn er vielleicht etwas eigenwillig erscheint. Die beschriebenen Aromanoten wecken aber das Interesse, mal einen Tokaji-Sekt zu probieren. Sylvester ist ja bald. Und wer weiss, vielleicht kann man ja bald auf den Beitritt oder vielleicht auch Austritt eines EU-Landes anstossen?
2. An seinen ungarischen Wein konnte sich Harald von Weingut Steffens-Keß nicht mehr erinnern. Vielleicht ist es auch besser so.
3. Iris vom Weingut-Lisson: ein Winzertagebuch war vom Weinrallye-Thema als überzeugte Europäerin so begeistert, dass sie doch noch mehrere Ungarn auftrieb. Auch wenn es nur Erinnerungen sind, so machen sie dennoch neugierig auf die leckeren Tokajier!
4. Auch vinissimus beschäftigte sich mit dem Tokajier und sprach ihm auch international viel Potential zu.

VII. Rumänien:
1. Thomas von weinverkostungen hatte allerdings mit Rumänien nicht so viel Glück. Der Pinot Grigio aus dem Supermarkt war geschmacklich so schwer verdaulich, dass Döner-Chips und Kaffee herhalten mussten, um das ausgeprägte Aroma zu übertünchen.
2. Bernhard von Bernhard Fiedlers We(in)blog hatte dagegen mit Ovid einen Weinrallye-Volltreffer gelandet. Jedenfalls überzeugte er voll, auch wenn der Wein opulent und exotisch ist.
3. Harald von Weingut Steffens-Keß genoss nach harten interkulturellen Auseinandersetzungen einen rumänischen tropen- und eiswüstengeeigneten Sekt. Und welch' Wunder!....auch dieser überraschte durch seine belebende Art, auch wenn er ein wenig zu süss war. Man sollte sich tatsächlich wohl mehr mit dem rumänischem Weinbau beschäftigen. Es erwarten einen wohl noch einige Überraschungen.

VIII. Tschechien:
1. Von seinem tschechischen Riesling war Harald vom Weingut Steffens-Keß jedoch nicht ganz so begeistert und hüllte sich lieber in den Mantel des Schweigens.
2. Matthias von Viva-Vino Biowein Blog war dagegen von allen drei beschriebenen tschechischen Weinen angetan...nicht mehr und nicht weniger. Sogar einen Biowein aus einer Neuzüchtung hat er auftreiben können. Das zeigt wohl, dass Tschechien allmählich Anschluss an den europäischen Weinmarkt sucht. Jedenfalls wäre es eine Bereicherung und Belebung des westeuropäischen Marktes, wenn auch mal gute tschechische Weine im Supermarktregal stehen würden.
3. Und zu guter Letzt: Auch mein bescheidener Beitrag setzt sich mit böhmischen Weinen auseinander. Ebenso wie Matthias bin ich von den tschechischen Weinen angetan. Potential gibt's. Der Wettbewerb mit dem Ausland muss angetreten werden, damit auch die momentan noch schwierigen Weine sich sensorisch glätten und perfektionieren können.
Mit ein wenig mehr Toleranz der westeuropäischen Weintrinker haben auch die osteuropäischen Kollegen eine gute Chance sich auf dem hart umkämpften Weinmarkt zu positionieren. Wert wären es viele allemal!

Ich danke allen Weinrallye-Teilnehmern für die ausnahmslos interessanten Beiträge und hoffe, dass jeder auf seine Art und Weise etwas von dieser Reise in sein reales Leben mitnehmen konnte.
Auf ein baldiges Wiedersehen bei der nächsten von Nikos Weinwelten ausgerufenen Weinrallye # 18 freue ich mich jedenfalls jetzt schon sehr!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na, das ist ja eine schöne Überraschung am Morgen, wie immer mit Brio geschrieben, macht Deine Zusammenfassung Lust, noch einmal alle Beiträge, die Du ja auch "live" schon so gut begleitet hast, Revue passieren zu lassen!

Und neugierig auf mehr haben ja alle Beiträge gemacht - die, die von guten Entdeckungen schrieben, so wie auch die, die ex negativo zeigten, dass man wohl etwas tiefer in die Materie eindringen muss, um über das "Schnäppchen Niveau" hinaus, die Kleinode zu finden, die in jedem dieser oft ja mit einer Jahrhunderte alten Tradition des Weinbaus ausgestatteten Weinländer existieren.

Und ja, Lars Zypern Bericht hat mich besonders neugierig gemacht - zum Glück gibt er ja seine Bezugsquelle an, Bernhard Furler von www.paphos-weine.ch - und so ist mein Überraschungspaket mit zypriotischen Spezialitäten schon bestellt und die Lieferung von seinem Schweizer Weinhändler schon für vor Weihnachten zugesagt!

Auch die slovenischen Weine werden wohl den Weg in meinen Keller und dann auch ins Glas finden, dank Ghostwriter Mike, der mir eine interessante Bezugsadresse nachlieferte: Gaspar Carman von www.evino.si , dessen internationale Weinliste zeigt, dass es hier nicht um die Vermarktung von Massenprodukten zum Schleuderpreis geht, sondern um Spitzenqualität:-). Also genau die richtige Adresse für den echten Liebhaber und Entdecker.

Wie Du ja schon für Lars vermutest, ist eine Fortsetzung der Berichterstattung in den nächsten Wochen oder Monaten durchaus zu vermuten - ich freu mich schon drauf!

Also nochmals danke für das anregende Thema - hoffentlich werden die nächsten wieder so spannend, dann kann die Weinrallye weiter zeigen, dass es in der deutschsprachigen Weinblogger-Welt eben nicht (nur) um männliche Attribute, sondern in erster Linie um weltoffenen Genuss geht!

Anonym hat gesagt…

Hoch spannende Rallye - tolle Zusammenfassung! Aber ich denke, ein Wechsel aus anspruchsvollen Themen und einfachen Aufgaben ist nicht verkehrt, sonst wird die Weinrallye zu sehr zum geschlossenen Expertenkreis. Die Mischung macht´s!

Swetlana hat gesagt…

Es freut mich sehr, dass die Weinrallye Spass gemacht. Denn darum geht's doch hauptsächlich: Spass am Wein und die Suche nach persönlichen Neuentdeckungen!
Und das hat diese Weinrallye schon erreicht. Manche von uns würden nun auch mal eine Flasche Wein aufmachen, die sie vorher vielleicht links liegen gelassen hätten.
Es hat sehr viel Spass gemacht, Eure Beiträge zu lesen, die auch mir ein wenig die Augen geöffnet haben.