Sonntag, 14. September 2008

New York, Venedig, 5-World models und ein Hauch Asien mit einem touch Sowjetunion

Sommerferienende, die Stadt füllt sich wieder mit Menschen und eine neue künstlerisch spannende Saison hat in Berlin begonnen.
Mit einem Schlag fanden letztes Wochenende nach einer sich zäh hinziehenden kulturellen Trockenphase unzählige Galerie-Openings statt. Insbesondere am Freitag, den 6. September 2008, tummelten sich ausgehungerte Kunstinteressierte in grösseren und kleineren Galerien Berlins.

1. upstairs berlin
Upstairs berlin präsentierte am 6. September 2008 John Finneran's erste Solo exhibition mit dem Titel Night Fence. John Finneran wurde 1979 in New York geboren. Seine ausgestellten Werke sind u.a. großformatige Öl- und Lackbilder auf Aluminium, die sowohl Gegenstände als auch Körperteile darstellen, die John im nächtlichen New York inspiriert haben. So stehen einzelne, verlorene Socken in Kontrast zu Ohren, Mündern und Nasen. Dunkle, nächtliche Farben leuchten vordergründlich auf metallischem Hintergrund - so als ob Schatten und nächtliche Beleuchtung mit den Gegenständen und den Extremitäten spielen. Noch bis zum 25. Oktober zieht upstairs Berlin seine Besucher in das mysteriöse, dunkle New York mit seinen verloren gegangenen Dingen.

John Finneran Night Fence
6.9.2008 - 25.10.2008
upstairs berlin
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


2. Max Hetzler
Bei Max Hetzler kann man momentan ganz im Bohemian-Style in die schwarz-weisse Welt Venedigs eintauchen.
Elegant und auf Hochglanz strahlen den Betrachter die verträumten, stillen Photographien von der deutschen Künstlerin Vera Lutter an. Wohltuend klar und schön begeistern die Photos, die verführen und eine vollkommen entfernte und doch so nahe Kultur zeigen. Der antike Charme der Photos rührt daher, weil Lutter die Bilder mit einer der ältesten photographischen Apparaturen, der Camera obscura, erzeugte. Der Blick aus der Zukunft in die Vergangenheit.

Vera Lutter
6.9.2008 - 18.10.2008
Max Hetzler
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


3. Klosterfelde
Die Hinterhof-Galerie Klosterfelde überrascht mit der Subject Driven Ausstellung des amerikanischen Künstlers Matt Mullican, der 1951 geboren wurde und momentan in Berlin lebt.
In seinen überdimensional grossen Werken, die aus den verschiedensten Materialien und in den unterschiedlichsten Formen bestehen, dominieren in erster Linie die Farben: rot, grün, blau und gelb. Die gesamte mit Werken von Mullican ausgefüllten Galerieräumen ähneln einer grossen bunten Kindergartenspielwerkstatt. Überall Bastelarbeiten, Bilder, Installationen, aber auch wissenschaftlich Angehauchtes wie ein Kasten mit einer Sammlung von Schmetterlingen. Man geht aus einem Gang in den anderen und staunt jedes mal wieder, wenn man um eine Ecke blickt. Wie bei einem grossen Überraschungsei weiß man nicht, was einen erwartet.
Insofern verwundert es nicht, wenn Mullican seine neuen Installationen auf seiner 5 "Worlds" theory basieren lässt. Die fünf Welten sind die elementare Welt (Material/physische Elemente), World Unframed (tagtägliche Beziehung zu unserer physischen Umgebung), World Framed (das künstlerische und symbolische Bewusstsein), die Sprachwelt (Zeichen, Code's) und die subjektive Welt (psychologische Beziehung zur unframed und framed Welt).
Zwischen diesen Welten kann man noch bis zum 25. Oktober 2008 spazieren und subjektiv die unterschiedlichen Objekte wie Videos, Photographien, Skulpturen, Flaggen, Zeichnungen, etc. im Geiste in sich aufnehmen.

Matt Mullican Subject Driven
6.8.2008 - 25.10.2008
Klosterfelde
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


4. MKGalerie
Die MK-Galerie im "Kochstr. 60-Gebäude", ist über das Hinterhaus zu erreichen und wird gern von jungen und innovativen Künstlern aufgesucht. Beim regelmässigen G2G-Treffen und unzähligen Gläsern Wein oder Bier wird die Kunst von Kollegen begutachtet und wertgeschätzt. Diesmal überzeugen, erstaunen und erfreuen die Installationen von Ming Wong in der Ausstellung "mononoaware". In seiner ersten Soloausstellung thematisiert der aus Singapur stammende Wong DAS PATHOS DER DINGE und versucht sich so fremde Sprachen, Kulturen und Identitäten anzueignen und sich mit ihnen - auch parallel - auseinanderzusetzen. Das dabei der Humor nicht zu kurz kommt und die weltverbindene Sprache der Komik auch akustisch amüsiert, macht die Ausstellung und den Künstler um so sympathischer.

Ming Wong Mononoaware
5.9.2008 - 18.10.2008
MKGalerie
Rudi-Dutschke Str. 26
10969 Berlin


5. Crone
Die Crone Galerie präsentiert dagegen grossformatige und fröhlich- bis grellfarbene Bilder des 1970 in Leipzig geborenen Künstlers Norbert Bisky.
Sich anknurrende Wölfe und wohlgeformte - mal an-, mal ausgezogene - Männer bestimmen die Werke und zeugen von der ausschweifenden und dennoch sehr präzisen Phantasie Bisky's. Auffällig ist, dass sich Bisky vieler Popart- , Manga- und sozialistischer Realismus-Elemente bedient, um diese in phantasievolle Männer- und Jünglingsbilder umzusetzen. Spannende und Lebenslust ausstrahlende Kunst, die sich immer wieder an der Grenze zum Grausamen bewegt, zieht den Besucher bis zum 31. Oktober 2008 in seinen Bann.

Norbert Bisky
privat
6.9.2008 - 31.10.2008
Crone Galerie
Rudi-Dutschke Straße 26
10969 Berlin


6. DAAD-Galerie
Ganz asiatisch geht's momentan in der DAAD-Galerie zu, die Installationen von Shimabuku in seiner Erstausstellung "Sea, Sky, Language and so on" präsentiert.
Shimabuku wurde 1969 in Kobe (Japan) geboren und ist ein "nomadic action artist", der oft von Institutionen eingeladen wird, um auch Kunst an öffentlichen Plätzen zu praktizieren. Seine momentane Ausstellung widmet sich ganz und gar der See, den Fischen und dem Fischfang. Anhand verschiedener Installationen visualisiert er den Fisch und die Jagd auf ihn.

Shimabuku
Sea, Sky, Language and so on
6.9.2008 - 11.10.2008
DAAD-Galerie
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin


7. Arndt & Partner Berlin
Eigentlich gibt's diese Ausstellung noch gar nicht, und doch öffneten sich letztes Wochenende die Türen, um den Besuchern einen Blick in die erst am 23.9.2008 öffnende Ausstellung von Ilya & Emilia Kabakov zu gewähren. Was für ein Glück! Denn diese Ausstellung ist es wert, gesehen zu werden! Beide aus Dnepropetrovsk stammende ehemals sowjetische Künstler begeistern durch klare Installationen und rokoko-ähnliche Wandteppiche Farben. Der Aufstieg auf das weisse Treppchen eröffnet dem aktiven und aufgeschlossenen Besucher einen Blick in die Jugend.

Ilya & Emilia Kabakov
23.9.2008 - 23.10.2008
Arndt & Partner Berlin
Zimmerstr. 90/91
10117 Berlin

Keine Kommentare: