Dienstag, 12. August 2008

Weinrallye # 14 mit Garnelen in Bananenblättern, Federweißer und Weißherbst

Die Weinrallye bringt die Teilnehmer auf einen gesundheitsbewussten Pfad. Das vom SanoViaBlog gestellte Thema zur 14. Weinrallye lautet

wobei auch ein passender Salat zubereitet und vorgestellt werden soll. Auch die eine oder andere Grillabendgeschichte soll aus dem Nähkästchen geholt und publiziert werden.
Ersteres entspricht ganz und gar dem Usus von myexperience4u: Wein und Speisen gehören zusammen!
Zweiteres ist in diesem blog schon weniger von Interesse, weil alte aufgewärmte Geschichten so langweilig sind wie die Zeitung von gestern. Daher kommen nur aktuelle Erfahrungsberichte auf den Tisch bzw. auf den Bildschirm.
Aktuell war dann auch das Grilldinner, das statt rustikal auf offenem Feuer seinen Start und Höhepunkt im heimatlichen Herd und später auf dem Balkon fand.

I. Gegrilltes und der Salat
Statt fetter Steaks und Würstchen soll - eingedenk des gesundheitsbewussten Ausrichterblogs - eine gesündere Alternative auf bzw. in den Grill kommen.
In Bananenblätter gewickelt werden zwei Garnelenspiesse zusammen mit mehreren Scheiben - vorher angebratenen - Auberginen gegrillt.
Dazu wird ein warmer Auberginensalat aus - welch' Überraschung!- Auberginen, Tomaten, Koriander und Ananas zubereitet. Gewürzt mit Kreuzkümmel, Zitronensaft, gemahlenem Koriander, Zwiebeln, Knoblauch, Pfeffer und Salz ergibt dieser Salat mitsamt den Garnelen und den ätherischen Ölen der Bananenblätter ein aromatisches, würziges und leichtes sommerliches Abendessen. Sehr lecker und sehr sättigend.

II. Weine
Eigentlich war vorgesehen, einen Mosel-Riesling zu diesem Abendessen zu öffnen. Stattdessen lachten aber einen eine Flasche italienischer Federweißer im Supermarkt und eine Flasche Pfälzer Spätburgunder Weißherbst im Kühlschrank an.

1. Federweisser
Italien/Deutschland (Nürnberg)
Gerstacker Weinkellerei
Federweisser
9,5 % vol.

Wie nicht anders zu erwarten war der Federweisser im Glas trüb wie ein Apfelsaft.
In die Nase strömten verstärkt die säuerlichen Hefearomen.
Am Gaumen war er dann zunächst recht frisch, verlor aber schnell die angenehme Säure und wurde pappig süss. Beim Abgang war er dann ebenfalls recht süss und erinnerte mehr an Brausetabletten in Sprudelwasser aufgelöst, denn an jungen spritzigen "Wein".
Vollkommen im Unklarem wird man vom Hersteller gelassen (der auch massenhaft im Winter Glühwein vertreibt), aus welchen Trauben dieser Federweisser produziert wurde. Aber das will man vermutlich lieber gar nicht wissen.

2. Pfälzer Weißherbst
Deutschland - Pfalz
Weingut Holstein
Kindenheimer Vogelsang
Spätburgunder Weißherbst 2004
11 % vol.

Der Rosé stand schon ein Weilchen im Kühlschrank und wartete darauf geöffnet zu werden. Für die letzte Rosé-Verkostung im Rahmen der 11. Weinrallye erschien mir die Flasche nicht spannend genug. Für einen Grillabend bot sich aber die "liegengebliebene" Flasche hervorragend an.
Perfekt gekühlt leuchtete der Holsteiner Weißherbst in Apricot-Farben im Glas.
In der Nase waren leichte florale Noten wie ein Hauch von Rosen erahnbar. Ansonsten gab die Nase wenig her.
Am Gaumen war der Weißherbst eher platt und langweilig. Die erwartete mineralische Säure gab's nicht mehr. Der Wein ist wohl einfach zu alt. Zu erahnen war noch ein leichtes Pfirsicharoma, dass sich allerdings mit dem Alter immens verflacht hatte. Leider erinnerte der Wein daher auch eher an einen Schaumwein, der länger offenstand und dessen "Perlen" sich verflüchtigt hatten. Im Abgang spielte sich somit auch nichts Spektakuläres mehr ab. Quasi eine lahme Ente.

III. Federweißer und Weißherbst in Harmonie mit Garnelen
Zusammen mit dem Auberginen-Garnelen-Salat passten unerwarteterweise sowohl der Federweißer als auch der alte Spätburgunder Weißherbst hervorragend.
Und obwohl der Federweißer solo getrunken viel zu süss war, ergänzte er sich mit der Säure der Ananas und der Tomate hervorragend und verlor sogar die Pappsüsse und gewann an ausgewogener Säure. Wie wäre erst das Genusserlebnis mit einem richtig guten Winzer-Federweißer? Wohl unbeschreiblich lecker.
Auch der Spätburgunder Weißherbst harmonierte wider Erwarten angenehm mit der Säure des Auberginen-Salates und den Garnelen. Wahrscheinlich lag es daran, daß der Wein kaum mehr Kraft hatte. Jedenfalls störte er beim Essen ganz und gar nicht, sondern milderte die süsse Säure der aromatischen Ananas ab. Verwunderlich war nur, dass der Wein nicht umgekippt ist, sondern einfach "nur" fad wurde.
Die diesmal "verbratenen" Weine gehören definitiv in die Kategorie Massen- und Partyweine. Am besten sollte man sie aber mit Speisen zu sich nehmen. Solo getrunken machen sie wenig Spass.
Auch sollte das nächste Mal etwas mehr auf das Alter des Weins geachtet werden. Denn dann hat man vielleicht auch mehr Spass am Wein.
Zum Glück gab es ja noch das leckere Abendessen, das den Abend definitiv genusstechnisch rettete und wieder die These bestätigte, dass die billigen Massenproduktionsweine eher weniger dazu taugten, genussreiche Gourmeterlebnisse zu bescheren.
Wen wundert's?!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wer hat Dir diese Horrorflasche in den Kühlschrank geschmuggelt (oder war es ein masoschistischer Selbstversuch:-)?

Das Essen hätte ich aber wieder mal gerne mit Dir geteilt!

Liebe Grüße wieder aus Südfrankreich

Iris

Swetlana hat gesagt…

Derartige masochistische Selbstversuche liegen mir manchmal gar nicht so fern. Aber diesmal war es tatsächlich ein Gastgeschenk und einem geschenkten Gaul schaut man normalerweise nicht ins Maul. Diesmal war aber der Blick inside the present nötig und das hat man dann davon...
Aber wahrscheinlich war ich sogar selber schuld, dass ich die Flasche solange nicht geöffnet hatte..... ;-(