Sonntag, 3. August 2008

Tvischi mit Baklava und Pelamuschi

I. Einige neue Trends hat das Jahr 2008 für den Weinliebhaber parat. Dass ein Rosé-Wein in diesem Jahr unbedingt auf den Tisch muss, ist wohl mittlerweile den Meisten bekannt.
Aber es gibt noch einen weiteren Trend auf dem Weinmarkt. Neuerdings kommen gehäuft auch georgische Weine nach Deutschland.
Nachdem Russland 2006 einen Einfuhrstop georgischer Weine verhängt hat, sind die georgischen Produzenten auf der Suche nach neuen Absatzmärkten. Zwar hat Russland im April diesen Jahres erwogen das Embargo aufzuheben, aber das Interesse Georgiens Abnehmer auch fernab von Russland zu finden, bleibt ungebrochen.
Mittlerweile bekommt man in Deutschland nicht nur in russischen Supermärkten georgischen Wein zu kaufen. Das junge Unternehmen Phiala (www.phiala.de) mit Sitz in Niedersachsen hat sich auf den Online-Vertrieb georgischer Weine spezialisiert und will dem deutschen Weinliebhaber - jenseits von Riesling, Cabernet Sauvignon, Chardonnay oder Merlot - das Weinland Georgien nahe bringen.
Georgische Weine zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie aus Trauben bestehen, die in der "westlichen" Welt nicht übermässig bekannt sind und ein besonderes würziges Aroma haben.
Dabei hat die Herstellung von Weinen in Georgien eine mehr als zweitausendjährige Tradition. Daher sollte man auch in dem im Vergleich zu Georgien jungen Weinland Deutschland ein interessiertes Augenmerk auf die exotischen Weine werfen.

II. Zur Verkostung steht ein Tvischi bereit, der von dem Unternehmen Askaneli brothers hergestellt wurde, das schon im 19. Jahrhundert Weine produzierte.
Die georgische Traubensorte Tsolikauri wird hauptsächlich zur Herstellung von qualitativ hochwertigen Tafelweinen und Sekt verwendet und ist eine spät heranreifende Sorte.

Georgien
Tsageri und Tskaltubo (Gegend)
Askaneli brothers
Tvischi (Tsolikauri)
2005, 11,5% vol.
halbtrocken


Farblich ist der Wein hellgelb mit grünlichen Reflexen.
In die Nase weht ein Duft von Honig, Apfelkompott und getrockneten Früchten wie Aprikose. Leicht florale Akzente ergänzen das Bouquet.
Am Gaumen ist der Wein rund und überrascht durch eine sehr dezente, aber frische Säure, die sich insbesondere im Abgang positiv bemerkbar macht. Der Abgang ist elegant, aber nicht überaus komplex, sondern eher einfach, aber klar.

III. Zu dem halbtrockenen Wein wird empfohlen, ein Dessert oder süsse Früchte zu essen.
Dieser Vorschlag wird aufgenommen und zum Anlass genommen, die georgische Süssspeise Pelamuschi aus Traubensaft vorzubereiten und aus der nächsten türkischen Bäckerei Baklava zu holen. Beides extrem süsse Speisen, die man normalerweise eher mit einem Kaffee zu sich nehmen würde als mit einem Glas Weisswein.
Wider Erwarten passen jedoch sowohl das Baklava als auch Pelamuschi perfekt zum Wein.
Während der Wein die extreme Süsse des Baklavas harmonisch reduzierte, fand der Tvischi zusammen mit Pelamuschi zu einer angenehmen und anregenden Säure.

IV. Der Wein überrascht.
Er ist nicht der erwartete plumpe sirupartige Saft, der oftmals zu sowjetischen und postsowjetischen Zeiten hergestellt wurde. Die Konkurrenz zu den westlichen Weinen hat wohl auch den einen oder anderen Produzenten animiert, elegantere Weine herzustellen. Zwar sollte auch die Produktion von eleganten trockenen Weinen gesteigert werden, aber die Produktion von halbtrockenen Weinen ist schon mal auf einem vernünftigen Weg. In jedem Fall ist der verkostete Wein eine exotische Alternative zu den deutschen halbtrockenen Tisch-Weissweinen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich sehe, du bist auch zwischen den Weinrallyes auf gewohnt perfekte Art verkosterisch tätig:-)

Es ist erfreulich zu hören, dass der Stil der georgischen Weine sich langsam anpasst - auch ich habe Erinnerungen an arg süsse Begräue, die den Hals verklebten...

Aber noch mehr reizt mich mal wieder de Gedanke an die Beilagen - und vielleicht habe ich ja Ende der Woche bei meinr Düsseldorftour Gelegenheit, mir ein paar der kleinen türkischen Sünden einzuverleiben - hmmm, mir als unverbesserlichem Süßmaul (außer bei Wein), läuft da schon das Wasser im Mund zusammen - schade, dass mein Aufenthalt mit 6 Tagen wieder zu kurz für einen Abstecher nach Berlin sein wird...

Swetlana hat gesagt…

Ja, diesmal konnte ich den nächsten Weinrallyestop nicht abwarten... ;-)
Schade, dass ein Abstecher nach Berlin auch diesmal nicht möglich ist. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben!
Beste Grüsse auch Berlin nach Düsseldorf!