Montag, 18. Mai 2009

Weinrallye # 23 ..... Wein, Weib und kein Gesang...dafür eine französische Weinrallye!

Die mittlerweile 23. Weinrallye wird von der Winzerin Iris vom blog Weingut Lisson veanstaltet, betreut und ausgewertet. Ihr vorgegebenes Thema ist so simpel wie es auch schwer ist.
Gesucht werden Winzerinnen-Weine.
Weine, die tatsächlich von Frauen gemacht werden. Und das, obwohl auch noch heute die Weinproduktion international meist fest in männlicher Hand liegt.
Die Zeiten ändern sich aber allmählich.
Vor allem wird es für Frauen immer selbstverständlicher, häufig traditionsreiche, alte und familienbetriebene Weingüter von ihren männlichen Vorfahren zu übernehmen.
Da stellt sich wie von selbst die Frage, ob es einen Unterschied zwischen "Winzerinnen-Wein" und althergebrachtem "Winzerwein" gibt. Unsere diesmalige "Wine-Hosterin" und Languedoc Winzerin Iris ist hierbei das beste Beispiel, daß Frauen sich auch in einer Männerbastion behaupten können. Leider war es mir noch nicht vergönnt, Weine vom Weingut Lisson zu trinken. Das wird aber hoffentlich bald nachgeholt.

Das Augenmerk bei dieser Weinrallye soll allerdings anderen Winzerinnen in Frankreich gelten.
Zwei grosse und traditionsreiche Güter werden nämlich von Frauen regiert. Die Rede ist hier von dem Gut Domaine Weinbach aus dem Elsass und dem Château Dalem aus dem Bordeaux.
Auf elegante und unscheinbare Weise produzieren diese Winzerinnen ihre Weine und stehen ihren männlichen Kollegen in nichts nach.

1. Mme Brigitte Rullier-Loussert von Château Dalem
Das Château Dalem ist mir von Anfang an überaus sympathisch. Eine Webseite ist zwar nicht auffindbar, dafür aber ein blog! Mme Rullier-Loussert ist Bloggerin. Die besten Voraussetzungen für diese Rallye sind somit erfüllt.
Das Château Dalem ist ein altes Weingut, das offiziell seit 1610 von der Familie Crabit betrieben wird. Nach dem Tod von Michel Rullier 1955 hat seine Tochter Brigitte Rullier-Loussert das Gut übernommen und führt diese nun mit ihrer weiblichen Hand. Nach aussen ist dies insbesondere durch das Design der Flasche erkennbar. Im Gegenzug zu ihrem Vater hat die Flasche nun einen roten Hals und enthält rote Schriftzüge.
Inwieweit der Wein auch "weiblicher" wurde, lässt sich nicht sagen. Für einen Vergleich fehlt mir einfach ein Michel Rullier Wein von vor 1955.
Aber auch so lässt sich sagen, dass der Fronsac phantastisch ist.

Frankreich
Bordeaux
Fronsac
Château Dalem, 2005
14 % vol.

Dieser Bordeaux, der aus 90% Merlot und 10% Cabernet franc besteht und auf lehm-kalkartigen und kreidehaltigem Boden im Weinanbaugebiet Fronsac gewachsen ist, überzeugt durch eine intensive Fruchtigkeit mit satten Tanninen.
Farblich ist der noch junge Wein dunkelrot und hat noch einem Violettstich.
In der Nase dominieren starke und fruchtige Beeren- und Kräuteraromen gemixt mit einem leichten Bananenaroma.
Die gleichen Bananenaromen spiegeln sich am Gaumen wieder und werden durch pfeffrige Noten ergänzt. Harmonische Tannine geben dem Wein die nötige Spannung.
Der Abgang ist lang, komplex und hat einen leichten säuerlichen, angenehm erheiternden Nachhall.

Hierzu passt sicherlich ein wunderbarer Braten hervorragend oder ein saftig gegrilltes Stück Fleisch. Damit kann ich leider momentan aber nicht dienen.
Dafür kommt eine profane und grundsolide deutsche Wurstplatte mit den verschiedensten Wurst- und Schinkensorten auf den Tisch.
Dazu ein herzhaftes französisches Poilâne Brot und ein Glas fruchtiger Bordeaux...und schon hat man ein phantastisches Abendmahl.


2. Mme Colette Faller et ses filles
Die Internetseite der Domaine Weinbach ist im Gegenzug zum Château Dalem sehr informativ gestaltet. So erfährt man nicht nur etwas über die Geschichte des Guts und die Böden auf denen der Wein wächst, sondern auch über die Weine selber mit recommends, welches Essen zu den Weinen passt.Das Gut selber wurde 1612 von Kapuziner-Mönchen gegründet. Während der Französischen Revolution wurde es verstaatlicht und 1898 von den Faller Brüder erworben. Der Sohn und Neffe Théo Faller führte das Gut dann fort, bis es nach seinem Tod 1979 seine Ehefrau Colette mit ihren Töchtern Catherine und Laurence übernahm.
Der Wein, der hier vorgestellt wird, schlummerte schon länger in meinem Weinreservoir und wartete nur darauf geöffnet zu werden. Und ehrlich gesagt, keine Minute zu früh.

Frankreich Elsass
Domaine Weinbach
Colette Faller et ses filles
Riesling
Cuvée Ste. Catherine, 1996
13 % vol.

Farblich ist der Wein goldgelb mit einer Neigung zur Mattigkeit.
In der Nase ist er schon stark petrolhaltig mit leichten würzigen Kräutern.
Am Gaumen dominieren überreife gelbe Früchte wie zum Beispiel Pfirsiche und Aprikosen. Allerdings neigt der Wein leider schon zum umkippen. Wen wundert es bei dem Alter.
Und dennoch hat auch dieser Riesling noch beim Abgang Kraft und läuft ölig die Kehle herunter.
Hierzu habe ich die typisch elsässische Nationalspeise Choucroute nach einem Rezept von Sarah Wiener aus ihrem letztlich entstandenen Buch "Meine kulinarische Reise durch Frankreich" gekocht.

Sarah Wiener
Meine kulinarische Reise durch Frankreich
Eine Liebeserklärung mit Rezepten
Eichborn Verlag,
Frankfurt am Main,
November 2008

Ein Stück Elsass in meiner Berliner Küche.
So könnte man die Düfte beschreiben, die aus dem Topf mit dem Sauerkraut, Räucherspeck, Schweineschulter und weiteren leckeren Zutaten strömen. Fehlt nur noch der Blick über grüne Weinberge. Damit kann ich zwar momentan nicht dienen, dafür aber mit dem elsässischen Riesling, der sich hervorragend zum Choucroute ergänzt. Und dies, obwohl die Internetseite der Domaine Weinbach zum Choucroute keinen Cuvee Ste. Catherine, sondern einen Grand Cru Schlossberg empfiehlt.
Gerade weil der Wein schon nicht mehr übermässig säurehaltig ist, passt er aber phantastisch zum säuerlichen Sauerkraut, den rattigen Kartöffelchen "La Ratte", und der am Gaumen schmelzenden Schweineschulter. Lecker, lecker, lecker. Essen wie Gott in Frankreich....ausnahmsweise aber ist er diesmal in Berlin zu Gast.

3. Ergebnis
Inwieweit die zwei vorgestellten Weine tatsächlich "weiblich" sind, mag ich nicht zu beurteilen. Klar ist jedoch, dass diese Weine sich von Massenweinen hervorheben. Sie sind komplex und aromatisch und schmecken einfach phantastisch!
Es leben die Frauen, die solche Weine herstellen!

1 Kommentar:

Bianca hat gesagt…

Dass Frauen ganz ohne Zweifel auch hervorragende Weine kreiren, die denen von männlichen Winzern in nichts nachstehen, sollte ja selbstverständlich sein. Da habe ich auch schon viele positive Erfahrungen gemacht. mich würde aber wirklich auch mal interessieren, ob man irgendwie allgemein behaupten könnte, dass Weine von Winzerinnen vielleicht irgendwelche Gemeinsamkeiten haben, die sie grundsätzlich von der männlichen Konkurrenz abheben. Ich glaube kaum, aber vielleicht weiß da jemand mehr darüber, der schon mehr Vergleichsmöglichkeiten hatte als ich.