Samstag, 28. Februar 2009

Gourmetstadt Potsdam

Potsdam mausert sich. Nicht nur als Wohnsitz der Reichen und Schönen glänzt dieses kleine Juwel, sondern auch als eine feine Gourmetstadt.
Ende letzten Jahres öffnete in einem denkmalgeschützten Gebäude im Zentrum der Stadt das Restaurant Uhlmann's in der Jägerstraße. Spezialisiert haben sich die Betreiber auf die regionale brandenburgische Küche.
Dass diese auch leicht und bekömmlich sein kann, beweist das uhlmann's.
Neben Ente, Saibling, Dorade, Wachtelbrust oder Kaninchen, gibt's auch den heimischen Havelzander. Dieser war innen zart und hatte außen eine knusprige Haut. Dazu wurden vor allem deutsche Weine von der Saale-Unstrut oder aus Sachsen angeboten. Sehr lecker.
Der Service ist aufmerksam und zuvorkommend.
So macht ein Essen Spass. Auf ein Wiedersehen.

uhlmann's

Jägerstraße 38
14467 Potsdam

Mittwoch, 25. Februar 2009

Supermarktwein im konkreten Test - Achkarren

Die einen behaupten, daß in Supermärkten toller Wein günstig zu erhalten ist, die anderen würden noch nicht mal einen Wein aus dem Supermarkt zum Kochen verwenden.
Vermutlich liegt wie in vielen Dingen die Wahrheit in der Mitte.
Der No-Name-Lagen Grauburgunder der Achkarrer Winzergenossenschaft ist sicherlich kein "grosser" Wein, aber er kostet ja auch nicht soviel wie ein "Großer".
Gekauft wurde er im Supermarkt um die Ecke für gnadenlose 4,99 €. Ehrlicherweise muss man zugeben, dass man im Fachhandel für knapp 5 € nur selten Wein bekommt. Preislich ist er insofern in Ordnung.
Nun zum Wichtigsten: dem Weinflascheninhalt!
Farblich ist er blassgelb, in der Nase sind kräftige Zitrussäure- und Äpfelaromen mit einem Hauch Birne zu erkennen.
Am Gaumen ist er dann angenehm frisch mit einer leichten Säure, die angenehm ist und an Sommer erinnert. Im Abgang wird er dann etwas stumpf und ausdruckslos. Das stört aber nicht grossartig.
Der Wein ist für seinen Preis ein vernünftiger und sauberer Alltagswein, der als Partywein, Terrassenwein oder auch als unauffälliger, aber angenehmer Essensbegleiter wunderbar taugt.

Baden
Winzergenossenschaft Achkarren

Grauer Burgunder
trocken
2007, 11,5 %

Sonntag, 15. Februar 2009

Macarons by Frédéric Cassel

Macarons in den Galeries Lafayette.
Da war doch was, oder?
Die Pariser Dependance Ladurée hatte bis zum Sommer letzten Jahres diese Köstlichkeiten noch in Berlin angeboten, jetzt hat die Patesserie Frédéric Cassel aus der kleinen Stadt Fontainebleau das Berliner Macarons-Zepter übernommen.
Seit kurzem leuchten also bunt und ansprechend die Himbeer-, Caramel-, Pistazien-, Caffe-, Maracuja-, Vanille-, Citron- und noch viel mehr-Macarons.
Aber schmecken sie auch so gut wie die von Ladurée?Optisch sind die Macarons kaum von den Ladurée-Macarons zu unterscheiden. Vielleicht sind sie ein wenig grösser.
Und tatsächlich, diese kleinen Dinger sind wirklich köstlich. Ein wenig anders und vielleicht sind sie auch ein wenig gehaltvoller, aber wirklich unglaublich lecker und süchtigmachend. Die Cremefüllung zerschmilzt wortwörtlich am Gaumen und hinterlässt unzählige Glückshormone.
Es ist schön, dass Berlin von Frédéric Cassel wieder mit elegant verpackten Macarons versorgt wird.
The next tea-Party ist gerettet!

Frédéric Cassel
Galeries Lafayette
Friedrichtstr. 76 - 78
10117 Berlin

Samstag, 14. Februar 2009

Katalin Varga - die Jeanne d'Arc der Karpaten

Die Wettbewerbssektion überrascht bei der diesjährigen Berlinale durch ein vielfältiges Programm. Von Kommerz bis Phantasy ist alles vertreten.
Zu der letzteren Gruppe gehört der Film des britischen Regisseurs Peter Strickland, der die Geschichte einer jungen Frau in den Karpaten drehte.
Katalin Varga (von Hilda Péter eindrucksvoll gespielt) wurde von ihrem Mann aus dem Haus geworfen, nachdem er durch Dorfklatsch erfuhr, dass Katalins Sohn Orbán nicht auch sein Sohn ist.
Katalin packt daraufhin ihre Sachen und zieht mit ihrem Sohn - zunächst auf einem Pferdekarren, später zu Fuss, aber mit einem Handy ausgerüstet - auf einen Rachefeldzug gegen die zwei Männer, die sie vor Jahren vergewaltigt hatten.
Der eine verliert dabei durch ihre Hand sein Leben. Der zweite ist nahe dran.
Der Film lebt von den märchenhaften und manchmal auch grausamen Landschaftsbildern. Stilleben gleich stehen Sohn und Mutter in den Karpaten und schauen in die Ferne. In eine Ferne, in der blutige Rachefeldzüge und Fehden mitunter das Leben bestimmen können.
Oder Katalin, die zupackende Landfrau in klobigen Schaftstielen, öffnet ihr Haar, strotzt vor Erotik und bezirzt ihren Vergewaltiger in der Landgaststätte.
Erschreckend ist an diesem Film, dass man am Ende eine gewisse Sympathie für den zweiten Vergewaltiger Antal Borlan (von Tibor Pálffy charakterstark gespielt) empfindet, der mit einer Axt - es könnten ja Bären im Wald sein - hinter seinem weggelaufenen Sohn in den Wald rennt, zum dem er eine fast väterliche Liebe entwickelt hat.
Ein seltsamer Film, den man als Westeuropäer nicht ganz durchdringen kann. Jedenfalls ist einem diese Rachegesellschaft höchstens aus Gerichtsprozessen bekannt oder aus journalistischen Reportagen, in denen man von einer europäischen grausamen Welt erfährt, die einen nicht weiter berührt, da sie sich nicht in dem eigenen Bewegungskreis befindet.
Aber gerade deswegen ist der Film auch so grandios. Musik, Landschaft und Geschichte scheinen aus einem bösen Märchen zu stammen. Ein Märchen, dass nicht von einem Happy End lebt. Einen Preis hätte dieser Film verdient - auch wenn der Film bei dieser Berlinale leer ausging.
Aber vielleicht hat man ja das Vergnügen Tibor Pálffy und Hilda Péter bald in einem anderen Film zu sehen?

Katalin Varga
Rumänien, Großbritannien, Ungarn
2008, 84 min
Regie: Peter Strickland

Donnerstag, 12. Februar 2009

Weinrallye # 20 - Wein zum Sushi, aber tiefrot und beerig!

Nichts ist unmöglich.
Diese Weinrallye ist definitiv nach meinem extrovertierten (Wein-Fisch-)Geschmack!
Die Regel, dass Fisch nur mit trockenem Weißwein genossen werden soll, darf getrost aufgehoben werden.
Genauso wie die Regel, dass zu asiatischem Essen nur Riesling wie die Faust aufs Auge passt.

Mit der Weinrallye # 20, die von dem blog Hausmannskost zu dem Thema

Wein zum Fisch, aber nicht weiß und trocken

ausgerufen wurde, will ich mit diesen dämlichen Vorurteilen aufräumen.
Auf den Tisch kommt bei mir nämlich zum japanischen Sushi nur ein tiefroter Cabernet Sauvignon! Und das schon immer!
Bevorzugt Kalifornischer, heute aber auch mal ein Südafrikanischer.
Damit sind dann wohl alle Tabu's gebrochen.

1. USA
Kalifornien, Mendocino County
Bonterra Vineyards
Cabernet Sauvignon
2005, 13,5 % vol.

Auch die USA ist vom Trend des biologischen Weins erfasst worden.
Jedenfalls wirbt Bonterra Vineyards mit "organically grown grapes".Der Cabernet Sauvignon ist von tiefer schwarzroter Färbung.
In der Nase sind reife Waldbeeren, Minze und Jam zu erkennen.
Am Gaumen kommen noch Kirsch- und Veilchenaromen und Blaubeeren mit einer Vanillenote hinzu, die auf einen Barriqueausbau hindeutet. Von den auf dem Etikett angepriesenen Tanninen ist allerdings wenig zu ertasten.
Der Abgang ist angenehm harmonisch, allerdings weniger komplex. Er ist eher wie ein definitiver Schlussstrich unter einen Schluck Cab Sauv. Auch nicht schlecht.

Und nun zum zweiten Wein:

2. Südafrika
Stellenbosch
Muratie Wine estate
Cabernet Sauvignon
2005, 15 % vol.

Dem aufmerksamen blog-Leser wird noch in Erinnerung sein, dass bei einer der zahlreichen Weinrallye's schon mal ein Muratie Wein besprochen wurde. Damals ging es allerdings um Bordeaux Blends outside Bordeaux und den Ansela van de Caab von Muratie Wine estate.
Diesmal geht es um was anderes, nämlich um eine singuläre Traube, nämlich den Cabernet Sauvignon aus dem 2005er Jahrgang.
Auch dieser Wein überzeugt und hat wie sein amerikanischer Kollege eine tiefrotschwarze Färbung, so dass beide gefüllte Gläser farblich kaum zu unterscheiden sind.
In der Nase verströmt er das Beeren-, Minze- und Veilchenaroma wie der kalifornische Cabernet Sauvignon. Die versprochenen Zedernholz- und Zigarrenboxaromen haben sich allerdings wohl verflüchtigt. Jedenfalls sind sie nicht erkennbar.
Am Gaumen ist er dann eine fruchtige Wucht mit Vanille- und Holzaromen. Leichte Säure mildert angenehm die Mächtigkeit der Frucht. Die Tannine sind hier definitiv stärker vertreten als beim kalifornischen Bonterra.
Der Abgang ist geschmeidig, lang und gleitet die Kehle wie Öl herunter. Sehr Schön.


3. Passt das nu' zusammen?
Ja, diese Fruchtbomben passen tatsächlich hervorragend zum kühlen und vornehmen Sushi - garniert mit ganz viel Ingwer und Wasabi.
Gerade diese Kombination von scharfer Wasabi-Soyasauce mit "hineingetunktem" Reis-Rohfisch in Algen umhüllt, ergänzt sich zum Cabernet Sauvignon grandios - egal, ob die Flasche nun aus Südafrika oder den USA kommt. Sämtliche Geschmacksnerven werden angesprochen: süss, sauer, salzig, scharf, mild....und das auch noch alles zusammen - quasi eine Geschmacksexplosion.
Viva la Fisch- und Wein- Revolución!

Dienstag, 10. Februar 2009

The Beast Stalker in Hongkong

Wo, wenn nicht auf der Berlinale kann man sonst noch einen chinesischen Filme auf Kantonesisch und englischen Untertiteln sehen und anschliessend einem chinesischen Comedy-Superstar, der zum Actionstar mutiert ist, beim Podiumsgespräch lauschen?
Zur hellen Begeistererung der Berliner chinesischen community war zum Forum-Film The Beast Stalker der Star des Films, Nicholas Tse, höchstpersönlich angereist und stellte sich den neugierigen Fragen seines Publikums.
Vor diesem Sahnehäubchen kam jedoch der spannende und trickreiche Thriller auf die Leinwand des Delphi Filmpalastes.
Der Film handelt von einem Polizeiserganten in Hongkong, der bei einem Polizeieinsatz fahrlässig ein kleines Mädchen tötet. Seine Verzweiflung über die Tat treibt ihn um. Die Chance, sein Unrecht wiedergutzumachen sieht er, als die Schwester des getöten Mädchens von einem Auftrags-Kidnapper entführt wird.
Die Beziehung zwischen einer Staatsanwältin (gespielt von der attraktiven Zhang Jingchu), die gleichzeitig auch die alleinerziehende Mutter des getöteten Mädchens und der gekidnappten Schwester ist, dem Kidnapper (von Nick Cheung gespielt), der Schritt für Schritt erblindet, der gelähmten Ehefrau des Kidnappers, die ans Bett gefesselt ist, der Triade und dem Polizeiserganten entwickelt sich zu einem blutigen Action-Drama.
Was diese Personen verbindet, wird erst im Laufe des Filmes Schritt für Schritt deutlich und zeigt wie raffiniert das Drehbuch ist.
Die Szenen auf den Strassen Hongkongs wurden hauptsächlich mit zufällig ins Bild gehenden Passanten gedreht. Der Regisseur Dante Lam hat sich den Spass erlaubt, die Schreckensreaktionen der vorbeilaufenden Menschen bei Schießereien, Verfolgungsjagden oder Unfällen zu filmen. So konnte er eine unglaubliche Realitätsnähe erzeugen. Wohl dem, der Dante Lam vor die Kamera läuft!
Ein psychologisch spannender und komplexer Film, der allen Liebhabern von technisch ausgereiften Action-Thrillern gefallen dürfte.... und nicht nur denen, die kantonesisch sprechen.

The Beast Stalker
(Ching Yan)

Regisseur: Dante Lam
Hongkong, China 2008

Montag, 9. Februar 2009

Barolo im The Curtain Club

The place to be vor, während und nach der Berlinale: The Curtain Club im Ritz-Carlton.
Wo kann man sonst so elegant und relaxt zentral und doch fernab von der Berliner Schnauze in riesigen gemütlichen Sesseln sitzen und einen Cocktail oder ein Glas wunderbaren Barolo trinken. Oder vielleicht auch einen Tee von in asiatischer Uniform oder in britischen Knickerbockers gekleideten Damen und Herren serviert bekommen, während das Feuer im Kamin prasselt?
Solche Orte sind in Berlin - trotz des Metropolenanspruchs - immer noch rar gesät und schwer zu finden.
Daher verwundert es nicht, dass diese Bar zu fast jeder Tageszeit immer hervorragend besucht ist.
Die "Bibeln", die man bei der Getränkewahl überreicht bekommt, erinnern an überdimensional dicke lederne Fotoalben. Allerdings sind diese Karten um einiges spannender als eine Ansammlung von Fotos.
Die Weinauswahl ist übersichtlich, bietet aber demjenigen, der nur glasweise ordern möchte, eine wunderbare internationale Auswahl an Weinen.
Vom deutschen Riesling oder Grauburgunder bis zum italienischen Barolo gibt es fast alles.
Passend zur kalten Jahreszeit und zur gediegenen britischen Clubatmosphäre passte ein Barolo hervorragend.

Italien
Piemont
Domini Villa Lanata
Lo Zoccolaio
Barolo, 2003

Dieser Wein hat eine intensive rubinrote Färbung. In der Nase erinnert er an Johannisbeeren und reife Stachelbeeren mit einer rauchigen Note und Leder.
Am Gaumen überzeugt der Barolo mit einer tanninreichen ausgewogenen fruchtigen Säure.
Der Abgang ist komplex und umspielt lange den Gaumen.
Sehr lecker, auch wenn er an einen Pajana von Domenico Clerico oder an Le Vigne von Luciano Sandrone nicht heranreicht.

The Curtain Club
The Ritz-Carlton
Potsdamer Platz 3
10117 Berlin

Sonntag, 8. Februar 2009

Berlinale with Darbareye Elly in competition

Ein iranischer Film in der Sektion Wettbewerb bei der Berlinale. Das ist schon alleine eine Nachricht wert.
In Darbareye Elly (About Elly) wird die Geschichte von einer Gruppe wohlhabender Freunde im Iran erzählt, die zusammen ein Wochenende am Meer verbringen. Zu dem Ausflug wird auch das Kindermädchen Elly (Taraneh Alidousti) eingeladen, allerdings weniger, um auf die Kinder aufzupassen, als um mit dem gerade aus Deutschland zu Besuch kommenden Freund Ahmad (von Shahab Hosseini gespielt) verkuppelt zu werden.
Dieser Verkupplungsversuch geht jedoch mit einem Riesenschuss nach hinten los. Elly verschwindet am zweiten Tag und die Freunde suchen verzweifelt nach ihren Gründen. War es Unfall? Hatte sie ein dunkles Geheimnis? Oder ist sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen?
Der Film des Regisseurs Ashgar Farhadi ist wunderbar und hat wenig mit den politisch belasteten iranischen Filmen zu tun, mit denen man sonst rechnen würde.
Es werden faszinierende Blicke in das iranische Alltagsleben, der wunderbaren Landschaft und das soziale Zusammenleben gezeigt, das sich wenig von dem westeuropäischen Leben unterscheidet. Liebe, Flirten, Musik, Tanz, Essen, Feiern und die Sorge um seine Familie und Freunde prägen auch im Iran das Leben.
Dem Film, der so leicht und unbeschwert anfing, fehlte jedoch eine prägnante Kürze und der letzte Kick, der diesen Streifen zu einem Psychothriller hätte machen können.
Man hatte den Eindruck, als ob zu Beginn eine Spannung aufgebaut wird, die jedoch zum Schluss nicht seine Erfüllung fand. Ein spannender persischer Krimi à la Hitchcock....das wär's eigentlich gewesen.
Und dennoch ist der Film schon dank der hervorragenden Schauspieler sehenswert. Besonders eindrucksvoll wird die Rolle der Sepideh von Golshifteh Farahani gespielt, die sich im Film von der unbeschwerten Mitdreissigerin zu der ergrauten und verzweifelten Ehefrau und Freundin wandelte.
Ob tatsächlich aber auch ein Bär für diesen Film herausspringt....das wird sich noch zeigen.

Darbareye Elly
Regisseur: Ashgar Farhadi
Iran 2009

Samstag, 7. Februar 2009

Italienische Eleganz mit Cotolleta Vitello mit Salbei, Ente in Balsamico oder auch Kaninchen mit Thymian

Die kleine italenische Pizzeria mit den rot-weiss-karierten Tischdecken und dem schmuddeligen Image hat in den deutschen Grossstädten ausgelebt.
Es lebe das Ristorante, das nun seinen ungeliebten und spiessigen Verwandten ablöst, und die italienische Eleganz Mailands oder Roms mitten in die Citys Deutschland bringt.
In Berlin gibt es mittlerweile einiger dieser Plätze, die asiatisch puristisch im Design sind und dennoch wundbare italienische Küche bieten.
Ein solcher Ort ist das Restaurant Malatesta am Gendarmenmarkt.
Hier bekommt man verschiedene leckere Fischgerichte, Ente in Balsamicosauce, Kaninchen mit Thymian, leckere Cotoletta Vitello mit Salbei, Saltimbocca oder wer es unbedingt will, die Pizza, die wohl auch in einem durchgestylten Restaurant nicht fehlen darf.
Zu der Ente passte der auch glasweise ausgeschenkte NEGROAMARO DEL SALENTO "NORIE" aus dem Jahr 2006 von Vigneti Reale (Lecce) aus der apulischen Gegend wunderbar. Er war sanft, rund und fruchtig und passte sich der zarten, medium zubereiteten Ente wunderbar an. Ein schöner einfacher und unkomplizierter Trinkwein.
Auch die Desserts sind überraschend unüberraschend lecker....schön designed wird alt Hergebrachtes serviert: Tiramisu, Cassata Siciliana oder eben auch PannaCotta.
Gerade zu Berlinalezeiten, als kleiner Hotspot des Filmbusiness, ist das Restaurant ausgebucht, so dass eine Reservierung zu empfehlen ist.

Ristorante Malatesta
Charlottenstr. 59
10117 Berlin

Ricky on air

Ricky - so atypisch der Wettbewerbsfilm ein François Ozon-Film ist, so typisch ist er auf der anderen Seite.
Die gestrige Weltpremiere bei der Berlinale löste zwiespältige Gefühle aus: Angst, Depression, Ekel, Mitleid, Ungläubigkeit und die Ahnung, dass alles gut wird.
Zu Beginn erschreckten Szenen von einer alleinerziehenden Mutter, die in einem hässlichen französischen Vorort in einen Hochhaus lebt und mal in einer Fabrik arbeitet.
Katies Gegenwart ist genauso grau und trist wie ihr Job. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als sie den spanischen Arbeitskollegen Paco kennenlernt und sich auf den ersten Blick in ihn verliebt, er unmittelbar zu ihr zieht und sie beide einen Sohn bekommen.
Ab dem Zeitpunkt beginnt das Märchen. Denn der gemeinsame Sohn Ricky (Arthur Peyret) ist ein besonderes Kind. Ein wunderschönes und wundersames Kind, dass das Paar vor eine Krise stellt und zum Schluss jedoch wieder zusammenbringt.
Engelhaft schwebt Ricky zum Schluss über allem und verwandelt diese zusammengewürfelten Personen zu einer Familie, so wie sie es immer sein wollte.
Katie wird von Alexandra Lamy gespielt, die unglaubliches Sexappeal in diesen Film bringt, egal ob sie nun übermüdet aus dem Bett steigt, gelangweilt in der Fabrik arbeitet, in der Pause relaxt raucht oder eben nach einem Quicki in der Fabriktoilette aus der Kabine kommt.
Paco, der von Sergi Lopez den biertrinkenden spanischen Macho treffend darstellt, versprüht seinen animalischen Charme, den er auch beherzt auslebt. Ein Mann wie er leibt und lebt.
Eindeutig die beste Darstellerin in diesem Film ist jedoch Mélusine Mayance, die die Tochter von Katie spielt. Mit ihren grossen und wissenden Augen und ihrem umsichtigen Handeln, ist es eigentlich sie, die die Familie durch die Freuden und Nöten sicher schifft. Ein überaus kluges, hübsches Mädchen, das immer wieder an ihre Grenzen gestossen wird und auf deren Schultern anscheinend die ganze Last ihrer kleinen Familienwelt ruht. Sie zerbricht aber nicht, sondern bekommt schlussendlich das, was sie sich am meisten wünscht: eine Familie.
Ricky ist ein Film, von dem ich immer noch nicht weiss, was ich davon halten soll.
Aber eines ist klar: er wird lange aufgrund seiner Absurdität und gleichzeitig Normalität in Erinnerung bleiben.
Ozon bleibt eben ein Ozon!

Ricky
François Ozon
Frankreich, Italien 2009

Montag, 2. Februar 2009

Himbas im Lafayette

Namibia im französischen Luxuskaufhaus Galeries Lafayette in Berlin.
Seit dem 29. Januar 2009 werden im Rahmen der Ausstellung "Himba" 56 Schwarzweiss-Fotos des italienischen Fotografen Sergio Caminata ausgestellt. Der aus Mailand kommende Fotograf ist durch seine Modefotografien für die Zeitschriften Elle international, Harpers's Bazaar und Madame Figaro berühmt geworden.
In der von Alda von Stauffenberg organisierten Exhibition (gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein "Collection of Hope") zeigt Caminata allerdings seine zweite Leidenschaft: die Faszination für das Leben jenseits der europäischen Zivilisation und Glamourwelt.
Das Himba-Volk, das so ganz anders ist als die Models auf den Laufstegen, faszinieren Caminata offensichtlich.
Auf seiner Reise zum den Himbas, die im Nordosten Namibias im Kaokoveld an der Grenze zu Angola leben, suchte und fand er ein schönes und stolzes Volk, das durch sein Lächeln und seine Körperhaltung eine spontane Eleganz erzeugt (Roberto Mutti, La Repubblica), die er fotografisch einfing und festhielt.
In den 56 Bildern werden junge Frauen, Kinder, Männer im besten Mannesalter, alte Männer, Füsse in Sandalen, Krokodilskelettschädel, Zebras an einer Wasserstelle, Himbas auf Eseln, Himbas - nachdenklich sitzend, rauchend oder stehend -, Giraffen, Elefanten oder auch nur der ausgedörrte Wüstenboden gezeigt.
Es sind 56 Bilder, die schöner nicht sein könnten. Die Kühle der Schwarz-weiss-Fotos steht in einem krassen Kontrast zu der heissen Wüste und den durch das Leben gezeichneten Menschen, deren Gesichter zum Teil mehr Runzeln haben als sie alt sind.
Zwischen Haute Couture, Luxus und Reichtum zeigt diese Ausstellung, dass Kleider vielleicht Leute machen können, aber nicht den Charakter eines Menschen formen können.
Noch bis zum 14. Februar 2009 in der Galeries Lafayette in der zweiten Etage zu bewundern.

Galeries Lafayette
vom 29.1.2009 bis 14.2.2009
Sergio Caminata
Himba
Friedrichstr. 76 -78
10117 Berlin

Sergio Caminata

Corso Magenta 53
20123 Milano

Sonntag, 1. Februar 2009

Verschwiegene Kanäle und wie durch ein dunkles Glas erfreuen nur kulinarisch

Wer kennt Donna Leon nicht? Kaum jemand.
Bekannt geworden ist sie durch ihre anspruchsvollen Krimis.
Die Kriminalgeschichten, die in den Gassen und Kanälen Venedigs spielen, sind mittlerweile auch medial vom ZDF mit Joachim Król verfilmt worden.
Achtzehn Romane wurden bisher von der amerikanischen Schriftstellerin um den sympathischen Commissario Brunetti geschrieben. Achtzehn Romane, die sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen, aber auch die kulinarische Seite Venedigs nicht außer Acht lassen.
Der zwölfte Fall - Verschwiegene Kanäle - führt den Leser in die elitäre Militärakademie von San Martino, in der ein vermeintlicher Selbstmord eines Kadetten den Commissario vor ein Rätsel stellt. Er will einfach nicht glauben, dass sich der junge Sohn des Dottor Moro das Leben genommen hat. Es gab einfach zu wenig Anzeichen, die auf einen Suizid hindeuteten. Viel plausibler ist die These, dass eigentlich der Vater, Dottor Moro, der sich aus der Politik nach seiner Veröffentlichung des "Moro-Reports" ganz plötzlich zurückgezogen hatte, von politischen Feinden mit dem Mord unter Druck gesetzt werden sollte.
Verschwiegene Kanäle ist ein Krimi, der sich mit den politischen Machenschaften Italiens militärischer und politischer Upperclass beschäftigt.
Ein Krimi, der von dem Spannungsgefüge nicht mehr ganz mit dem ersten elf Büchern von Donna Leon mithalten kann. Das Buch hat zwar zum Ende eine überraschende Wendung. Wenig überraschend sind allerdings die stets gleichen Beschreibungen von Brunettis Chef, mit dem er immer wieder seine Auseinandersetzungen hat, Vice-Questore Patta, der überaus findigen, charmanten, aber sonst verschlossenen Signorina Elettra und seiner intellektuellen Ehefrau Paola. Alles bleibt beim alten, nur mit einer neuen Kulisse.
Nur die kulinarischen Köstlichkeiten, mit denen sich Brunetti sowohl zur Mittagszeit, als auch am Abend zusammen mit seiner Familie stärkt und die er über alle Maßen genießt, sind ausgenommen verführerisch. "....bestellte Meeresfrüchte als Vorspeise und danach einen gegrillten Thunfisch, von dem Bruno schwor, daß er fangfrisch sei." (S. 239) Oder "Es gab ravioli di zucca mit kurz in Butter geschwenkten Salbeiblättern und reichlich Parmesan. Danach gebratenes Kalbsfilet mit Fenchel, das Paola letzte Nacht in einer Marinade aus Rosmarin, Knoblauch, Fenchelsamen und kleingehackter pancetta im Kühlschrank hatte durchziehen lassen." (S. 180).

Auch der fünfzehnte Fall des Commissario Brunetti - Wie durch ein dunkles Glas - beschäftigt sich mit einem brisanten gesellschaftspolitischen Thema, der Umweltverschmutzung.
Aber auch wie Verschwiegene Kanäle ist dieser Krimi mehr zäh denn spannend. Erst am Ende entwickelt sich die Geschichte zu einem Krimi, der in der offiziellen Aufklärung des Todes eines Nachtwächters endet, der zu Füßen eines Ofens in einer Glasbläserei entsetzlich starb.
Auch wenn dieser Roman nicht unbedingt ein Highlight unter den Romanen um Commissario Brunetti ist, animiert die Geschichte dazu, in Gedanken durch Venedig zu reisen und sich den Bauch mit leckerer italienischer Küche vollzuschlagen.
"Man einigte sich auf spaghetti vongole als ersten Gang. .... Brunetti, der Leber noch nie besonder gemocht hatte, bestellte als Haupgericht gegrillten rombo, während Vianello und Navarro sich beide für coda die rospo entschieden." (S. 103)
Wenn bei derartig bodenständiger Küche einem nicht sämtliche Flüssigkeiten im Mund zusammenlaufen und man in Gedanken damit spielt, den nächsten Flug nach Venedig zu buchen, dann kann ich leider auch nicht weiterhelfen.
Es wird Zeit, dass das von Donna Leon geplante und geschriebene Kochbuch auf den Markt kommt!

Donna Leon
Verschwiegene Kanäle
Commissario Brunettis zwölfter Fall
Diogenes Verlag, Zürich
Titel der Originalausgabe: Uniform Justice

Donna Leon
Wie durch ein dunkles Glas
Commissario Brunettis fünfzehnter Fall
Diogenes Verlag, Zürich
Titel der Originalausgabe: Through a Glass, Darkly